Gaggia Anima Prestige Test 2024: Kaffeevollautomat im Anima-Vintage-Style oder einfach nur altbacken?
Wir haben in unserem Kaffeevollautomat Test 2024 schon rund 100 Geräte für euch ausprobiert und bewertet – da erinnern wir uns selbstverständlich nicht mehr an jeden Kandidaten. Anders sieht es jedoch aus, wenn das gleiche Modell zum dritten Mal in unserer Küche aufschlägt.
Obwohl sich der Gaggia Anima Prestige als neuer Vollautomat in unserem Vergleich präsentiert, kommen Design und Handhabung uns auffällig bekannt vor – vor sieben Jahren stellte uns der Saeco Incanto und vor fünf Jahren der Philips 5000 LatteGo das gleiche Konzept vor.
569,00 Euro
Oldie but Goldie? Nur weil die Features eines Kaffeevollautomaten schon ein paar Jahre alt sind, heißt das nicht, dass das Gerät deswegen schlecht ist. Im Gegenteil! Bei all den Super-Automatic-Machines der neuen Generation fanden wir es erfrischend, mal wieder Knöpfe zu drücken, statt über einen Touchscreen zu swipen.
Trotzdem muss Gaggia uns die Frage beantworten, warum wir bzw. ihr als Kunden in diese Kaffeemaschine investieren solltet. Ob wir eine Antwort gefunden haben und alle Details zu unserer Bewertung findet ihr in diesem Review.
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Solide Funktionen & Bedienung zum gehobenen Preis
Edelstahl so weit das Auge reicht – materialtechnisch begrüßt uns der Mittelklasse-Vollautomat Gaggia Anima Prestige mit einer echten Ansage. Auch wenn das silberfarbene Design nicht mehr unbedingt zeitgemäß ist, bieten z.B. Jura Kaffeevollautomaten der Mittelklasse oft nur (wenn auch hochwertige) Gehäuse aus Plastik.
Genauso solide geht es mit dem Bedienfeld weiter. Rund um einen LCD-Screen sind sechs Buttons angeordnet, die euch genau verraten, wohin euch ein Knopfdruck führt:
- Ins Menü
- Zu den vier One-Touch-Getränken
- Oder zur Einstellung der Kaffeestärke (Aroma Strength)
Einen Touchsreen sucht ihr bei diesem Modell zwar vergeblich, dafür braucht ihr euer Lieblingsgetränk aber auch nicht in endlosen Untermenüs zu suchen.
Wir zeigen euch die wichtigsten Funktionen des Gaggia Anima Prestige im Überblick:
- LCD-Display & One-Touch-Buttons
- Keramikmahlwerk mit 5 Mahlgrad-Stufen
- Optiaroma für 5 Aroma-Einstellungen & Wassertemperatur in 3 Stufen
- Automatisches & integriertes Milchsystem inkl. Milchkaraffe
- 4 Kaffeegetränke auf Knopfdruck (Espresso, Espresso Lungo, Cappuccino, Latte Macchiato)
- Milchschaum- & Heißwasser-Funktion
- Bohnenbehälter für 250 Gramm inkl. Schutzdeckel
- Wasserbehälter mit Kapazität für 1,8 Liter
- Kompakt Dimensionen von 22 x 34 x 43 cm (Länge / Höhe / Tiefe)
- Gewicht 8,7 Kilogramm
Der Anima Prestige bietet euch für fast 700 Euro grundsätzlich alle Features, die wir sonst eher in der Einsteigerklasse und zu einem günstigeren Preis erwarten würden. Modelle wie den Siemens EQ.500 integral oder den DeLonghi Dinamica Plus bekommt ihr in der gleichen Preisklasse, aber mit modernerer Technologie.
Unser Testgerät kann da höchstens mit einem einfachen Bedienkonzept, einer guten Verarbeitung und einem vernünftigen Espresso aus unseren Coffeeness-Kaffeebohnen für Vollautomaten punkten. Schauen wir uns also mal an, wie es mit dem direkten Vergleich innerhalb der Anima-Linie, im Hause Gaggia und mit seinen Doppelgänger-Konkurrenten von Saeco und Philips aussieht.
Gaggia Anima Barista Plus, Anima Class & Co
Die meisten Kaffeevollautomatem im Gaggia-Sortiment bilden eine Produktlinie aus verschiedenen Modellen, die sich vor allem im Hinblick auf den Milchaufschäumer unterscheiden. In der Anima-Reihe findet ihr diese Vertreter:
- Gaggia Anima Prestige (unser Testmodell)
- Gaggia Anima Class (Prestige-Modell ohne Edelstahl-Gehäuse)
- Gaggia Anima inkl. Dampflanze & Plastik-Gehäuse
- Gaggia Anima Barista Plus inkl. Profi-Dampflanze
- Gaggia Anima Deluxe inkl. Cappuccinatore
Gaggia Kaffeevollautomaten im direkten Vergleich
Von einer einfachen „Espresso Machine“ wie dem Gaggia Brera bis zum Alleskönner Accademia hat Gaggia verschiedenste Optionen im Sortiment. Obwohl die Italiener mit ihren Kaffeevollautomaten schon lange auf dem Markt vertreten sind, haben sie sich jahrelang nur in Richtung USA orientiert. In Europa sind die Modelle erst seit Kurzem erhältlich.
Für unseren Test hat der Hersteller uns jedoch einige Modelle zur Verfügung gestellt, sodass wir die verschiedenen Gaggia Kaffeevollautomaten direkt für euch vergleichen können:
Genau wie der Anima setzt auch der Gaggia Anima Prestige auf ein LCD-Display mit Knöpfen und – wie der Zusatz „Prestige“ uns verrät – auf ein integriertes Milchsystem. Er hat auch sechs Getränke im Menü, statt einem Latte Macchiato jedoch einen „Baby Cappuccino“.
Der Gaggia Cadorna Prestige gehört optisch zwar ebenfalls zur „Oldschool-Riege“ der Gaggia Geräte, kann aber deutlich mehr als der Anima. Dazu gehören z.B. 14 Getränke oder Details wie ein ausziehbarer Espresso-Tray.
Der Gaggia Babila erinnert uns optisch eher an den Cadorna als an den Anima, besitzt aber wiederum Milchsystem und Dampflanze, ähnlich wie der Accademia. Dabei kann er elf Getränke zubereiten, darunter auch moderne Kaffeevarianten wie einen Flat White.
Der Gaggia Accademia ist der leistungsstärkste und modernste Vertreter unter den Gaggia Automaten. Genau wie der Magenta Plus oder der Magenta Milk hat er bereits ein Design-Update auf eine rot-schwarze Optik bekommen und ist mit zahlreichen individuellen Features ausgestattet – ein fairer Vergleich zum Anima Prestige ist uns da gar nicht möglich.
Gaggia Anima Prestige vs Saeco & Philips
Gaggia, Saeco und Philips – schon optisch lässt sich die Verwandtschaft der drei Marken nicht von der Hand weisen. Schließlich gehört Gaggia aber auch zu Saeco und Saeco wiederum zu Philips. Den Anima Prestige als Kopie des Saeco Incanto oder Philips 5000 LatteGo zu bezeichnen, ist ebenfalls nicht unbegründet.
Interessant ist hingegen, dass beide Doppelgänger-Modelle inzwischen schon ein Update bekommen haben. Vergleichen wir den (aktuellen) Anima Prestige also mit den aktuelleren Geräten, die von Saeco und Philips derzeit auf dem Markt erhältlich sind:
Obwohl auch der Saeco PicoBaristo wahrlich kein neues Modell ist, versprüht er als Incanto-Nachfolger doch einen Hauch mehr Modernität als der Anima. Beide Maschinen sind auf Langlebigkeit produziert und spielen in der gleichen Preisklasse – den direkten Vergleich gewinnt mit einem hauchdünnen Vorsprung dennoch der PicoBaristo.
Während der ältere Philips 5000 LatteGo optisch dem Anima Prestige noch deutlich nahekommt, erinnert das Design des moderneren Philips 3200 LatteGo nicht mehr im Entferntesten an den altbackenen Cousin. Ihr bekommt ebenfalls sechs Getränke und eine einfache Bedienung – allerdings zu einem günstigeren Preis von rund 530 Euro*.
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Selbsterklärend, ohne Schnickschnack
Zur Benutzerfreundlichkeit des Gaggia Anima Prestige lohnt es sich kaum, viele Worte zu verlieren. Die Kombination aus Display und Tasten ist sogar so benutzerfreundlich, dass jede Anleitung überflüssig wäre.
Für die Kaffeestärke gibt es einen eigenen Button, die Mahlgradeinstellungen nehmt ihr wie immer (bei laufendem Mahlwerk!) am Bohnenbehälter vor. Zur Bedienung der Tasten solltet ihr folgendes beachten:
- Drückt ihr kurz auf einen Button, bereitet euch die Maschine das Getränk gemäß der gespeicherten Einstellungen zu
- Drückt ihr lange auf einen der Buttons, könnt ihr die Füllmenge selbst bestimmen & mit einem erneuten kurzen Drücken speichern
Ob beim Mahlen, Brühen oder Milch aufschäumen – der Anima Prestige ist kein Schreihals. Mit 69,5 Dezibel liegt er auch im Vergleich zu anderen Gaggia Kaffeevollautomaten in unserem Test im Mittelfeld.
Espresso & Getränkevielfalt: Italienische Kaffeequalität der alten Schule
Was sein Getränkemenü angeht, ist der Gaggia Anima Prestige ziemlich gerade heraus unterwegs. Für alle vier Kaffeespezialitäten, welche die Maschine zubereiten kann, findet ihr einen Knopf seitlich des Displays. Dazu gehören:
- Espresso
- Espresso Lungo
- Cappuccino
- Latte Macchiato
Über das Menü, welches ihr ebenfalls auf Knopfdruck aufruft, findet ihr außerdem Milchschaum und Heißwasser. Für unseren Test-Espresso haben wir wie immer die Bohnen von Coffeeness eingesetzt, die speziell als Kaffee für Kaffeevollautomaten entwickelt wurden.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Coffeeness Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Das war unser optimales Setting für Espresso und Kaffee, bzw. Espresso Lungo im Falle des Anima Prestige:
- Espresso mit 40 ml & Espresso Lungo mit 120 ml Füllmenge (speichern über langes Drücken der jeweiligen Taste)
- Mahlgrad 2 von 5 für feines Kaffeepulver & Kaffeestärke 5 von 5 (reduziert auf 4 von 5, falls euch das zu kräftig ist)
- Keine Änderungen an den Temperatureinstellungen (3 Stufen sind theoretisch möglich), weil unsere Getränke wunderbar heiß waren
Das Ergebnis nach dem Druck auf den Espresso-Button wird euch als Kaffeeliebhaber vermutlich in zwei Lager spalten. Mögt ihr kräftigen, zartbitteren, klassisch italienischen Espresso, seid ihr beim Anima Prestige genau an der richtigen Adresse. Geht es euch wie uns, wünscht ihr euch eventuell etwas mehr Aroma-Vielfalt.
Ein kleines Detail zeigt uns, dass auch eine Marke wie Gaggia, welche die moderne Espressomaschine erfunden hat, noch dazulernt. Denn der Kaffeeauslauf der Anima Prestige lässt sich nur bis auf 11 Zentimeter hinunterschieben – viel zu hoch für eure Espressotassen!
Fällt der Espresso von dieser Höhe nach unten, wirkt sich das sowohl negativ auf die Crema als auch die Temperatur aus. Bei aktuelleren Modellen wie dem Cadorna Prestige hat Gaggia das Problem mit einem herausziehbaren Espresso-Tray gelöst. Beim Anima Prestige könnt ihr trotzdem selbst helfen, indem ihr mit einer umgedrehten Tasse ein Podest bastelt.
Milchschaum-Qualität: Oldschool Vollautomat mit modernen Schaum-Ambitionen
Automatischer Milchschaum ist ein Feature, das wir bei einem Kaffeevollautomaten mit dem Preisschild des Gaggia Anima Prestige definitiv erwarten. Besonders gespannt sind wir jedoch auf das Ergebnis – schließlich sind die Milchsysteme der verwandten Philips-Modelle dafür bekannt, nicht zu unserer Top-Milchschaum-Auswahl zu gehören.
Umso mehr spricht es für den Anima Prestige, dass wir von unseren Schaum-Getränken regelrecht begeistert sind. Im Gegensatz zum Oldschool-Espresso wirkt unser Cappuccino modern, mit einer cremig-sämigen Haube. Vielleicht hat Gaggia dem schlauchlosen Milchbehälter heimlich ein neues Ventil verpasst?
Ein kleines Manko bei der Milchzubereitung können wir dennoch ausmachen. Bevor die Milch aus dem Container in unser Glas läuft, spritzt eine Portion Wasser aus dem Auslauf. Dieses Problem haben viele Kaffeevollautomaten und wurde bei neueren Modellen in der Regel vom Hersteller behoben.
Reinigung: Auch ohne Erfahrungen mit dem Modell eine saubere Sache
Neben der einfachen Bedienung haben ältere Kaffeevollautomaten auch noch einen anderen entscheidenden Vorteil: In der Regel könnt ihr sie easy in alle Einzelteile zerlegen und so auch noch die kleinsten Kaffeepulver-Reste aus dem Innenleben der Maschine entfernen. Ähnlich erging es uns mit dem Gaggia Anima Prestige.
Neben dem obligatorischen Reinigungsprogramm konnten wir das Modell vom Drip Tray bzw. der Abtropfschale bis zur Brühgruppe auseinandernehmen und reinigen.
Fazit: Guter Review bei eingeschränkter Empfehlung für den Anima Prestige im Test
Kann ein Gerät in unserem Kaffeevollautomat Test 2024 eigentlich alles richtig machen, aber doch keine uneingeschränkte Empfehlung bekommen? Dem Gaggia Anima Prestige ist dieses Kunststück auf jeden Fall gelungen.
Ihr könnt den Kaffeevollautomat intuitiv bedienen, sein Edelstahl-Design ist auf Langlebigkeit ausgelegt und er zaubert aus unseren Kaffeebohnen einen anständigen Espresso. Die Getränke aus dem Anima Prestige werden euch als Nutzer begeistern, wenn ihr echt italienischen Caffé und sämigen Milchschaum liebt.
Aber – wir können nicht darüber hinwegsehen, wenn uns das gleiche, seit Jahren ausgediente Maschinenkonzept zum dritten Mal unter einem neuen Label verkauft wird.
Obwohl der Anima Prestige uns in vielen Punkten überzeugt, ist das Modell im Hinblick auf Technologie und Design nicht mehr zeitgemäß. Selbst in den eigenen Reihen hat Gaggia mit dem Accademia und dem Magenta Milk mittlerweile top-aktuelle Modelle auf dem Markt. Das spiegelt sich auch in seinem nicht zu rechtfertigenden Preis-Leistungs-Verhältnis wider.
Für knapp 700 Euro* bekommt ihr z.B. Vollautomaten von Siemens oder DeLonghi Kaffeevollautomaten, die in der gleichen Preisklasse allerdings technisch auf dem neuesten Stand sind. Ein echter Unterschied wäre ein Kostenpunkt von etwa 400 Euro – solltet ihr einen Gaggia Anima Prestige zu diesem Preis bekommen, kann es sich lohnen, den Oldie zu kaufen.
VORTEILE
- Hochwertige Edelstahl-Verarbeitung
- Intuitive Bedienung
- Schöner Espresso & Milchschaum
- Besonders heiße Getränke
NACHTEILE
- Unstimmigkeiten in vielen Details
- Schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis
Produkteigenschaften
*Preise Stand März 2023
Worauf legt ihr bei einem Kaffeevollautomaten wert? Soll das Modell eurer Wahl unbedingt modern sein oder würdet ihr auch auf ein bewährtes Oldschool-Gerät wie den Anima Prestige setzen? Erzählt uns mehr in den Kommentaren!
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