Der Saeco PicoBaristo im Test und Vergleich 2019
Ein bisschen frech ist das ja schon: Da kommt der Saeco PicoBaristo für aktuell nur 549,00 € bei Amazon daher und behauptet, er könne für den Preis ähnlich viel leisten wie seine Kollegen aus der Oberklasse (siehe unseren Siemens EQ9 Test 2019).
Dieses Video wurde uns freundlicherweise von coffeeness.de zur Verfügung gestellt.
Wer hier aggressives Preismarketing vermutet, liegt durchaus richtig. Allerdings hält der Saeco PicoBaristo aus dem Hause Philips dieses Versprechen wirklich ein – zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Viel Edelstahl, eine tolle Funktionalität und brauchbare Ergebnisse in der Tasse sind genauso überzeugend, wie das integrierte Milchsystem und die leichte Reinigung.
Warum sollte also irgendjemand noch mehr Geld für einen Kaffeevollautomaten ausgeben? Der Testbericht liefert die Antwort.
Saeco PicoBaristo Kaffeevollautomat im Überblick
Saeco war einmal eine eigenständige Marke, wurde aber 2009 von Philips geschluckt. Seitdem gibt es sowohl Saeco-, als auch Philips-Maschinen aus denselben Fabriken. Philips konzentriert sich eher auf den Einsteigermarkt, Saeco soll Kunden mit mehr Budget ansprechen.
Mit dem Saeco PicoBaristo Kaffeevollautomaten soll der Spagat zwischen beiden Zielgruppen gelingen: Saeco-Qualität (und Image) zum Philips-Preis. Und das gelingt dem Gerät ziemlich gut. Außerdem verdient dieser Vollautomat das Prädikat „durchdacht“:
- viel Edelstahl statt Kunststoff
- trotz integrierten Milchsystems mit 500-Milliliter-Karaffe überaus platzsparend
- großes Display mit hoher Benutzerfreundlichkeit
- feine Einstellungsmöglichkeiten für Vollautomaten-Espresso
- Wasserfilter AquaClean
- maximaler Pumpendruck von 15 bar
- ausbaubare Brühgruppe
- brauchbarer Milchschaum
- leiser Betrieb
- verstellbarer Auslass für alle gängigen Glas- und Tassenhöhen
Klingt so ein perfekter Kaffeevollautomat? Vergleicht man die Vorteile des Saeco PicoBaristo mit den Kriterien aus dem Überblicksartikel zu Kaffeevollautomaten, kommen sich beide Listen schon recht nah.
Allerdings fehlen dem Saeco PicoBaristo dann doch ab und zu an ein paar Faktoren, die er für die Perfektion bräuchte. Sei es beim Geschmack, sei es bei der Reinigung einzelner Komponenten, sei es bei der variablen Leistungsfähigkeit. Aber was will man für 549,00 € schon mehr verlangen?
Übrigens besteht die Saeco-PicoBaristo Familie aus mehreren Maschinen, die sich nur im Detail unterscheiden:
- In diesem Test geht es um den Saeco PicoBaristo HD8927/01 mit integrierter Milchkaraffe.
- Außerdem gibt es den Saeco PicoBaristo HD8925/01 mit Cappucinatore, also einem Milchschlauch zum Einhängen in die Milchtüte oder einen anderen Behälter. Der kostet knapp 100 Euro weniger.
Der erste Eindruck
Edelstahl, so weit das Auge blickt: Optisch lässt der Saeco PicoBaristo praktisch jedes Gerät seiner Preisklasse hinter sich. Edelstahl ist geschmacksneutraler, robuster, hochwertiger und damit langlebiger als Plastik jemals sein könnte.

Der PicoBaristo von Saeco kommt im hochwertigen Edelstahl-Look daher.
Metall sorgt natürlich auch dafür, dass der Kaffeevollautomat anständig steht und nicht bei jeder kleinen Erschütterung hin und her wackelt. Sollte eure Küche eher die Größe einer Abstellkammer besitzen, stehen die Chancen dennoch hervorragend, dass ihr den PicoBaristo unterkriegt:
Denn trotz des integrierten Milchsystems des HD 8917, das auf die Vorderseite montiert wurde, ist die Maschine überaus kompakt und findet auch in der kleinsten Ecke Platz.
Das Bedienpanel mit mehreren Getränk-Knöpfen und dem LCD-Display überzeugt durch seine eindeutige Beschriftung, mit der auch Laien keine Probleme haben dürften.

Der PicoBaristo ist wegen seines durchdachten Bedienfelds leicht zu bedienen.
Der Saeco PicoBaristo im Einsatz
Die Maschine arbeitet mit einem Kegelmahlwerk aus Keramik. Das ist ein Grund dafür, warum das Gerät so leise ist, denn Keramik scheppert weit weniger als Stahl.

Allerdings ist ein Kegelmahlwerk meist ein Zugeständnis an die kompakten Maße. Dennn höherwertige Geräte setzen doch lieber auf größere Scheiben, die schonender zum Kaffeearoma und meist besser für die Mahlergebnisse sind. Näheres verrät der Ratgeber: Kaffeevollautomaten Test 2019.
Bevor es mit dem Kaffeemachen losgeht, verlangt die Maschine, dass sie erst einmal gründlich durchgespült wird – und das ist aus hygienischer Sicht natürlich tiptop. Auch zeigt das Display sofort, wenn der Tresterbehälter nicht richtig sitzt oder die Auffangschale fehlt.
Überhaupt macht es Spaß, am Saeco zunächst einmal alle Einstellungen auszuprobieren und die beste Kombination zu finden. So könnt (und müsst) ihr die Wasserhärte einstellen und hier lohnt es sich, ein wenig strenger ans Werk zu gehen. Auch dazu gibt’s mehr im Ratgeber.
Um die Kaffeeintensität (also die Pulvermenge) zu erhöhen, müsst ihr nur die Anzahl in der „Bohnen-Skala“ nach oben treiben. Das ist für gelungenen Automaten-Espresso genauso unerlässlich wie ein fein eingestellter Mahlgrad und die entsprechend kalibrierte Wassermenge.
Um es kurz zu machen: Das kriegt mit der Saeco PicoBaristo auch ein blutiger Anfänger hin und er sollte nach einigen Versuchen die perfekte Kombi gefunden haben. Das verstellen des Mahlgrads ist dank einem neuen Stellrades sehr einfach.
Wer damit nichts am Hut hat und die Werkseinstellungen nutzt, kriegt recht brauchbare, aber eben nicht die idealen Ergebnisse.
Noch ein Wort zum heißen Wasser. Wer dieses aus dem Automaten beziehen möchte, muss einfach das Milchsystem ab- und die Heißwasserdüse anstecken.
Das finde ich ein wenig umständlich, liegt aber in der Kompaktbauweise-Natur der Maschine. Hier sind (günstige) Dampfdüsen-Maschinen wie die DeLonghi ECAM 22.110 ausnahmsweise einmal die bessere Wahl, verlangen aber auch hygienische Umsicht.
Der Geschmackstest
Beim Milchschaum zeigt der Saeco PicoBaristo Kaffeevollautomat kleine Schwächen. Blasen an der Oberfläche bei Latte und Co. sind zwar kein Beinbruch, aber hier haben andere Geräte wie der Siemens EQ9 eher die Nase vorn.

Die Espressoqualität dieses Kaffeevollautomaten kann überzeugen.
Wer sich die Mühe macht, und die Maschine nachkalibriert, erhält einen Espresso aus dem Automaten, der geschmacklich in dieser Kategorie fast nicht zu übertreffen ist. Die Maschine kriegt sogar die Tiger-Tupfen auf der leckeren, stabilen Crema hin. Dafür ein Bravo.
Nur beim simplen schwarzen Kaffee ist die Saeco PicoBaristo genauso mittelmäßig wie jeder andere Vollautomat auch. Die Ergebnisse sind in Sachen Aromenfülle und Balance einfach immer (!) schlechter als aus Handfilter, French Press oder anderen manuellen Zubereitungsmethoden.
Die Reinigung
Brühgruppe, Auffangbehälter, Wassertank und Tresterbehälter könnt ihr einfach herausnehmen und so am besten täglich problemlos unter fließendem Wasser abspülen und reinigen. Am Anfang ist es recht schwierig, die Brühgruppe anschließend wieder richtig einzusetzen, aber das lernt ihr auch.

Die entnehmbare Brühgruppe des Saeco kann leicht entnommen und gereinigt werden.
Das Milchsystem ist ein bisschen tricky und aufwendiger zu reinigen. Ihr könnt es zwar vollständig auseinanderbauen und unter fließendem Wasser abspülen, aber all die Windungen und Schläuche sind echte Tummelplätze für Keime, wenn ihr mal nicht so gründlich ans Werk geht.

In den Wassertank kann noch ein Wasserfilter eingesetzt werden, um nicht so oft entkalken zu müssen.
Darum solltet ihr zusätzlich immer ein entsprechendes Reinigungsprogramm für das Milchsystem durchführen – wenigstens einmal wöchentlich. Die Handreinigung ist eine tägliche Aufgabe.
Ansonsten sagt euch der Saeco PicoBaristo von allein, wenn es Zeit für ein Reinigungsprogramm oder eine Runde Entkalken ist. Dafür solltet ihr immer die passenden Reiniger verwenden und das Reinigungsintervall nicht künstlich verlängern.
Das Fazit: Was taugt ein Saeco PicoBaristo Kaffeevollautomat?
Selten fällt es mir so einfach, eine fast uneingeschränkte Kaufempfehlung für einen Kaffeevollautomaten auszusprechen. Denn 549,00 € könnt ihr wirklich nicht mehr verlangen und kriegt beim Saeco PicoBaristo auch noch mehr, als das Preisschild eigentlich verspricht.
VORTEILE
- viel Edelstahl statt Kunststoff
- platzsparend
- großes Display mit hoher Benutzerfreundlichkeit
- feine Einstellungsmöglichkeiten für Vollautomaten-Espresso
- ausbaubare Brühgruppe
- leiser Betrieb
NACHTEILE
- Milchbezug etwas laut
- Mahlgradverstellung könnte besser sein
Nur bei der Milchsystem-Reinigung und beim Milchschaum macht dieses Gerät ein paar Abstriche. Das ist jedoch Geschmackssache und etwa der Melitta Caffeo CI als direkter Konkurrent kann diese Mängel ausgleichen, bringt jedoch selbst wiederum Mängel mit.
Alles in allem ist der Saeco PicoBaristo eine Kaufempfehlung für normalgroße Haushalte mit Anspruch und kleinere Bürogemeinschaften in denen klar sein muss, dass irgendjemand das Gerät am Ende des Tages saubermachen wird. Denn hygienisch kann er ein bisschen heikel werden.
Produktdaten
Brühgruppe | herausnehmbar |
Material | Edelstahl |
Milchschaumsystem | Automatisch |
LCD | |
Touch Display | |
Profile | |
Geeignet für | 2 - 4 Personen |
Wassertank | 1.8L |
Auslaufhöhe (min) | 5cm |
Auslaufhöhe (max) | 16.3cm |
Mahlwerk | Keramik |
Bohnenfach | 250 g |
8 Kommentare
Maham 21. September 2017 at 08:40
Hallo Arne,
kann es sein das du dich bei der Modellbezeichnung oben vertan hast?
Der PicoBaristoSaeco hat die Modenummer HD8927/01 wenn ich danach suche.
lg
Mauricio 21. September 2017 at 15:44
Hallo Maham,
danke für dein Feedback. In der Tat, wir haben uns bei der Modellnummer vertan. Beim getesteten Gerät handelt es sich um die Modellnummer HD8927/01. Der HD8917/01 ist der sehr ähnliche Saeco Incanto. Ich habe es im Arikel korrigiert.
Viele Grüße,
Mauricio
Atilla Özdemir 21. January 2018 at 11:38
Ich möchte mir eine kaffevollautomat zulegen kann mich nicht entscheiden preis liegt so ca 450 was ich zahlen kann habe überlegt ne siemens eq3 s300 zu kaufen aber bin mir nicht sicher können sie mich da etwas beraten
Krauß 30. March 2018 at 08:22
Hallo, ich bin auf der Suche nach einem Vollautomaten, bei dem man die Heiztemperatur einstellen kann. Welchen Automaten können Sie mir empfehlen?
Vielen Dank
Markus
Arne Preuß 11. February 2019 at 09:39
Hallo Krauß, was genau meist du mit “Heiztemperatur”? Beste Grüße, Arne
Michael 6. June 2018 at 09:51
Hallo,
wo genau liegen die Unterschiede zwischen dem hier getesteten: Saeco HD8927/01 PicoBaristo und dem sehr ähnlichen: Saeco SM5473/10 PicoBaristo. Erster kostet momentan 625 Euro und letzterer nur 525 Euro. Danke für die Info im Voraus!
Grüße,
Michael
André 14. June 2018 at 10:29
Hallo Zusammen,
stehe kurz vor dem Kauf der angesprochenen VA. Würde mich auch brennend interessieren, wo der Unterschied bei den Varianten SM 5473/10 und HD 8927/01 liegt.
Grüße,
André
Arne Preuß 14. June 2018 at 14:38
Hallo André, das ist eine gute Frage. Der HD 8927/01 scheint auf jeden fall das “aktuellere” Modell zu sein. Erfahrungsgemäß gibt es aber bis auf die neue Seriennummer keine großen Unterschiede. Beste Grüße, Arne