Melitta Avanza im Test: Ein Kaffeevollautomat, der Rätsel aufgibt
Wenn ich den Namen Melitta höre, denke ich an soliden Kaffee ohne Schnickschnack. Diese Einfachheit zeichnet die Melitta Kaffeevollautomaten aus, von denen ich für unseren Kaffeevollautomaten Test 2024 schon einige getestet habe.
Den Melitta Avanza Series 600 habe ich natürlich auch unter die Lupe genommen. Der kompakte Automat richtet sich an diejenigen, die Lust auf Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato haben – sich aber nicht in kleinteiligen Einstellungen verlieren möchten.
Damit bietet er einen größeren Funktionsumfang als der Melitta Purista. Denn dieser fokussiert sich als Nachfolger des Melitta Caffeo Solo voll und ganz auf die Zubereitung von gutem Espresso.
Während der Purista mich mit seiner klaren Ausrichtung absolut überzeugt hat, frage ich mich beim Melitta Avanza, was ihn auszeichnet. Auf den ersten Blick wirkt er auf mich wie das ideale Einsteigermodell für eine ältere – und finanzkräftige – Zielgruppe.
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Der kommt mir irgendwie bekannt vor!
Der Melitta Avanza Serie 600 kann seine Verwandtschaft mit dem Purista nicht leugnen: Nicht nur optisch ähneln sich die beiden Automaten, auch in der Bedienung sind sie nahezu identisch. Beim Funktionsumfang offenbart sich der (einzige) Unterschied: Anders als der Purista verfügt der Avanza über ein Milchschaumsystem.
VORTEILE
- Kompakte Maße
- Überschaubarer Funktionsumfang und unkomplizierte Handhabung
- Leises Mahlwerk
- Ordentlicher Espresso und Milchschaum
NACHTEILE
- Separater Auslauf für Milchschaum
Durch den Milchschaum-Schlauch an der Front, den etwas größeren Wassertank und den ausladenden Bohnenbehälter wirkt der Avanza weniger elegant als sein minimalistischer Bruder – obwohl auch seine Maße küchenfreundlich kompakt sind.
Purista F230 - 101 | Avanza F270 - 100 | |
---|---|---|
Mahlwerk | Kegelmahlwerk aus Edelstahl | Kegelmahlwerk aus Edelstahl |
Mahlgradeinstellungen | 5 | 5 |
Voreingestellte Getränke | 2 | 2 |
Individuelle Getränkeprofile | 1 | - |
Wassertank | 1,2 l | 1,5 l |
Bohnenbehälter | 125 g | 250 g |
Display / Steuerung | LED-Display, One-Touch-Tasten | LED-Display, One-Touch-Tasten |
Kaffeestärke einstellbar | Ja (3 Stufen) | Ja (3 Stufen) |
Temperatur einstellbar | - | Ja |
Füllmenge einstellbar | Ja | Ja |
2-Tassen-Funktion | Ja | Ja |
Milchschaumsystem | - | Cappuccinatore |
Der Funktionsumfang ist für einen Melitta Kaffeevollautomat standesgemäß reduziert und deshalb zielgruppengerecht überschaubar:
- Unmissverständliche Leuchtsymbole sowie große Tasten (kein Touchscreen) und Drehknöpfe
- Zwei vorprogrammierte Kaffeevariationen: Espresso und Café Crème
- Lediglich fünf Mahlstufen
- Unkomplizierter Cappuccinatore mit robustem Hebel
Melitta setzt auf einfaches und reduziertes Handling. Die Behälter für Wasser und Kaffeebohnen hingegen haben XL-Format.
Umso interessanter finde ich, dass ausgerechnet ein Melitta Kaffeevollautomat das sonst so beliebte Kaffeepulverfach weglässt. Erziehungsauftrag bei der Mutter der Fertig-Kaffeepulver-Manie? Ich bin Fan!
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Intuitiv auf leisen Sohlen
Auch beim Handling erinnert der Melitta Avanza 600 an den Purista: Wer schon einmal einen Kaffeevollautomaten bedient hat, weiß sofort, was er zu tun hat.
Nach Empfehlung des Herstellers habe ich erst einmal die Finger vom Mahlwerk gelassen und einen Espresso mit den voreingestellten Werten bezogen. Und der lief erstaunlich überzeugend in die Tassen.
Besonders blutige Anfänger dürften sich darüber freuen, dass der Avanza Series 600 auch komplett ohne Ahnung seinen Job erledigt.
Anders als beim Melitta Caffeo Barista, der euch bis zu acht individuelle Profile bietet, wird beim Avanza immer nur die letzte Einstellung gespeichert. Verändert ihr beim Bezug eures Espressos Füllmenge oder Kaffeestärke, werden diese Werte auch beim nächsten Bezug genutzt.
Menge und Wumms eures Espressos könnt ihr über das Bedienfeld an der Gehäusefront variieren. Die zentrale Taste mit der Bohne ist für die Intensität zuständig: mild, medium oder stark. Mit dem Drehrad auf der linken Seite variiert ihr die Kaffeemenge zwischen 25 und 220 Millilitern.
Auch die Brühtemperatur lässt sich einstellen – allerdings ist diese Funktion im Untermenü versteckt. Den schnellsten Weg dorthin findet ihr in der Bedienungsanleitung. Einmal gefunden, gibt es drei Temperaturstufen ohne genaue Angaben. Aber mit ein wenig Ausprobieren findet ihr euren Favoriten auch so.
Das Keramikmahlwerk ist im Betrieb angenehm leise. Der Cappuccinatore hingegen stößt unangenehm hohe Töne aus, die gerade wegen des leisen Mahlwerks negativ auffallen.
Espresso & Getränkevielfalt: Keine besonderen Vorkommnisse
Die Einfachheit des Series 600 ist bemerkenswert. Auch wenn ihr euch komplett auf die Voreinstellungen verlasst, läuft ein solider Espresso in eure Tasse. Ich raste zwar nicht vor Begeisterung aus – aber für einen KVA-Espresso ohne jeden Aufwand ist er sehr gut trinkbar.
Damit hat er dem Café Crème etwas voraus. Denn dieser wirkt – wie bei Vollautomaten üblich – wässriger als der Kaffee aus einer Kaffeemaschine. Ich empfehle euch daher auch hier einen Americano, wenn ihr Lust auf einen „normalen“ Kaffee habt.
Bezieht einen oder mehrere Espressos und verlängert diese dann mit heißem Wasser. Ordentlich extrahierte Espressos sind selbst nach dem Strecken aromatischer als der Café Crème, der gleich mit einer größeren Menge Wasser zubereitet wird.
Milchschaum-Qualität: Ein bisschen speziell
Der kleine Melitta Kaffeevollautomat verfügt über einen Cappuccinatore mit einem Kunststoffschlauch, den ihr einfach in euer Milchkännchen hängen könnt. Den Rest erledigt der Automat für euch. Anders als eine Schaumlanze erfordert diese Variante keine besondere Übung.
Dafür macht sie etwas mehr Aufwand als das integrierte Milchschaumsystem unseres Favoriten im Preissegment bis 500 Euro: Der DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B lässt auf Knopfdruck feinsten Schaum direkt in eure Tasse fließen.
Beim Melitta Avanza müsst ihr hier noch einmal selbst Hand anlegen. Denn da sich der Auslass für den Milchschaum deutlich neben dem Kaffeeauslauf befindet, müsst ihr eure Tasse in die richtige Position bringen.
Was dann in eure Tasse fließt, ist ein cremiger Schaum, der sich wunderbar mit dem Kaffee verbindet. Ich mag das sehr, kann mir aber auch vorstellen, dass so mancher Latte-Macchiato-Fan festeren Schaum bevorzugt, der stabilere Schichten ermöglicht.
Reinigung: Strukturiert & gründlich
Der Melitta Kaffeevollautomat macht euch auch bei der Gerätepflege das Leben einfach. Das gilt zum einen für die Programme zum Entkalken und Reinigen, zum anderen für das Säubern von Hand.
Die Programme „clean“ und „decalc“ findet ihr über die Service-Taste an der Bedienfront. Wählt ihr eines der Programme aus, führt euch der Automat durch die nächsten Schritte. Dabei teilt er euch über entsprechende Symbole in der Anzeige mit, wann ihr Tropfschale oder Kaffeesatzbehälter leeren müsst.
Für den ersten Durchgang empfehle ich euch, einen Blick in die Bedienungsanleitung zu werfen. Hier findet ihr auch eine detaillierte Abbildung des Cappuccinatore, die euch beim Zerlegen und vor allem dem anschließenden Wieder-Zusammensetzen hilft.
Einen Pluspunkt streicht der Melitta Kaffeevollautomat für seine herausnehmbare Brühgruppe ein. Denn ich bin überzeugt, dass ihr eure Maschine nur dann richtig sauber bekommt, wenn ihr das Teil entnehmen könnt. Auch wenn sogar renommierte Hersteller wie Jura bei ihren Oberklasse-Automaten auf die fest verbaute Variante setzen.
Fazit: Kleiner Einsteiger-Vollautomat mit großem Preisschild
So richtig weiß ich nicht, was ich mit dem Melitta Avanza Series 600 anfangen soll. Einerseits finde ich seine Einfachheit und seinen Funktionsumfang überzeugend. Andererseits frage ich mich, ob es diesen Automaten unbedingt braucht, der am Ende nicht mehr ist als ein Melitta Purista mit Milchaufschäumer.
420,29 Euro
Als Einsteigermodell kann er in meinen Augen allein wegen seines hohen Preises nicht punkten. Hier hat eindeutig der DeLonghi ECAM 22.110.B die Nase vorn. Nicht umsonst führt er noch immer als bester Einsteiger-Automat unseren Kaffeevollautomaten Test 2024 an.
Eine weitere lohnenswerte Alternative ist der Philips 2220/10 SensorTouch, der ebenfalls mit einfacher Bedienung, guten Ergebnissen und einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt. Er segelte in unserem Test nur knapp am Testsieg in der Einsteiger-Klasse vorbei.
Wie wichtig ist euch die einfache Bedienung eines Vollautomaten? Auf welche Einstellungsmöglichkeiten könnt ihr auf keinen Fall verzichten? Schreibt mir eure Meinung in den Kommentaren!
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