Meine Erfahrung mit dem Philips 5000 LatteGo: Vor allem der Preis wurde überarbeitet
Philips Series 5000 EP5335/10 LatteGo, oder kurz: Philips LatteGo.Ein Kaffeevollautomat mit einem Latte to go. So jedenfalls verstehe ich den Namen des Gerätes. „LatteGo“ bezieht sich in diesem Fall auf die Einfachheit im Gebrauch des Milchaufschäumers. Quasi im Vorbeigehen soll dieser funktionieren. Da bin ich mal gespannt, wie viel Technik und wie viel Marketing dahinterstecken.
Inhaltsverzeichnis
- Philips 5000 LatteGo: Erster Eindruck
- Benutzerfreundlichkeit Bedienung und EinstellungenAuslaufhöheBrühgruppeWasserfilter ist inklusiveMahlwerk: Die teurere Variante
- Lautstärke: Einmal Ohrstöpsel bitte
- Espresso-Geschmack
- Milchschaum-Qualität
- Reinigung
- Wie habe ich den LatteGo bewertet?
- Fazit zum Philips Series 5000 LatteGo Kaffeevollautomat
VORTEILE
- Geschmackvoller Espresso
- Einfache Reinigung
- Viele Möglichkeiten zur Einstellung
- Keine Schläuche am Milchbehälter
NACHTEILE
- Lauter Milchbezug
- Kopie des Saeco Incanto
Mit freundlicher Genehmigung von coffeeness.de
Erster Eindruck: Den kenn ich irgendwoher
Vor mir steht ein bunter Kaffeevollautomat. Das liegt vor allem an den Werbeaufklebern, die links und rechts an der Front befestigt sind. Ich habe das Gerät doch schon gekauft, ihr braucht es mir nicht nochmal anzupreisen. Also ab damit.
Jetzt gefällt mir der Philips LatteGo schon viel besser. Ich blicke auf eine Front aus gebürstetem Alu, zumindest sieht es so aus. Dahinter versteckt sich üblicher Edelstahl, wobei Edelstahl bei Philips eine positive Ausnahme ist. Normalerweise wird dieses hochwertige Material den Saeco-Maschinen (die auch zu Philips gehören) vorbehalten.
Die Front ist von Chrom-Elementen eingefasst, was zu dem hochwertigen Erscheinungsbild beiträgt.
Die Auslaufdüse ist nach vorne abgesetzt. Bei ihr fallen mir zwei Dinge direkt ins Auge: das Display und der Start-Knopf.
Philips hat das Display mitten auf die Auslaufdüse platziert. Dort könnt ihr es nicht übersehen. Darunter ist der Knopf, mit dem ihr die Maschine anschaltet. Beim Melitta CI Touch habe ich diesen länger gesucht, hier springt er mir direkt ins Auge.
Rechts und links des Auslaufs sind sechs Tasten angebracht. Ja, ihr habt richtig gelesen: Es sind echte Tasten, kein Touch-Display. Vier dieser Tasten haben Kaffeespezialitäten für euch vorprogrammiert.
Das Bohnenfach ist von oben erreichbar und fasst 250 Gramm Bohnen. Direkt im Fach könnt ihr zudem den Mahlgrad verstellen. Hinter der Abdeckung auf der rechten Seite kommt ihr zur Brühgruppe, die entnehmbar ist.
Ich habe die ganze Zeit schon das Gefühl, in der Maschine einen alten Bekannten zu sehen. Dann wird mir klar, woher dieses Gefühl kommt: Die Maschine ist ein alter Bekannter, nur in neuen Kleidern.
Der Philips LatteGo ist eine exakte Nachbildung des Saeco Incanto. Den Incanto habe ich bei einem Test für das Portal Coffeeness kennengelernt, er stammt ebenfalls aus dem Hause Philips.
Saeco ist dabei die Marke für die Mittel- und Oberklasse, Philips richtet sich mehr an die Einsteiger. Wenn ich mir den Preis des LatteGo ansehe, wurde hier mit diesem Prinzip gebrochen.
Einen maßgeblichen Unterschied zwischen den beiden Maschinen gibt es dann doch. Er befindet sich an der Front des Gerätes auf der linken Seite. Es ist der Milchaufschäumer. Dieser wurde mir als DIE Innovation von Philips angepriesen. Neuartig ist bei ihm der Verzicht auf sämtliche Schläuche. Jedenfalls außen, im Innern sieht alles aus wie beim Saeco Incanto.
Weniger Schläuche bedeuten weniger Platz für Verunreinigungen und weniger Aufwand beim Reinigen. Ob das alles wirklich so toll ist, sehe ich mir im Punkt Milchschaum genauer an.
Benutzerfreundlichkeit: Solide umgesetzt
Philips ist bei seinen Kaffeevollautomaten bisher vor allem dem Prinzip der Einfachheit gefolgt. Die Maschinen sind für Einsteiger konzipiert und sollen auch Ungeübte nicht überfordern.
Bedienung und Einstellungsmöglichkeiten
Der Philips LatteGo hat für euch sechs Getränke vorgespeichert, vier erreicht ihr direkt über die Schnellwahltasten an der Front. Alle Getränke können individualisiert werden, leider ohne entsprechende Benutzerprofile. Das ist ein klarer Nachteil, denn allein bei den fünf Leuten hier im Büro haben wir schon sieben unterschiedliche Geschmäcker.
Davon abgesehen, bietet der LatteGo viele Einstellungen für euren favorisierten Geschmack. Über das Rad im Bohnenfach könnt ihr den Mahlgrad bestimmen. Mit dem Menü stellt ihr dann zusätzlich die Kaffee-Intensität (5 Stufen), die Brühtemperatur und die Bezugsmenge ein.
Dabei freut mich besonders, dass ich den Espresso auch schon in einer Größe von 25 Millilitern erhalte. Viele andere Maschinen fangen erst bei 30 Millilitern an, was für einen guten Espresso zu viel ist.
Insgesamt ist die Menüführung in Ordnung, an einigen Stellen könnte sie aber noch intuitiver programmiert sein.
Auslaufhöhe
Habt ihr euch schon mal einen Latte Macchiato gemacht und auf einmal verschwand die Düse im Milchschaum? Das ist eine Sauerei.
Oder das Einfüllen klappt gut, ihr bekommt das Glas aber nicht mehr unter der Maschine hervor, weil es am Auslauf festhängt?!
Ich habe viele solcher Erfahrungen hinter mir, weswegen ich immer auf die Auslaufhöhe achte. Vor allem die maximale Auslaufhöhe ist für mich interessant. Sie zeigt mir, ob ich mein IKEA-Standard-Latte-Macchiato-Glas unter den Auslauf stellen kann.
Der Philips LatteGo bietet da sehr viel Platz: bis zu 15,2 Zentimeter könnt ihr den Auslauf nach oben schieben. Genug Raum für mein Glas also.
Brühgruppe
Die Brühgruppe ist entnehmbar. Diesen Standard haben bis auf Jura und Krups alle Hersteller übernommen. Eine herausnehmbare Brühgruppe ist deutlich einfacher zu reinigen. Außerdem könnt ihr sie selber austauschen, falls sie mal defekt sein sollte. Damit spart ihr euch Geld für den Techniker.
Wasserfilter ist hier inklusive
Es gibt nur sehr wenige Regionen in Deutschland, in denen fast kalkfreies Wasser aus dem Hahn kommt. In allen anderen Gegenden empfiehlt sich ein Wasserfilter. Dieser siebt Fremdstoffe heraus und sorgt damit für einen besseren Geschmack und eine längere Haltbarkeit eurer Kaffeemaschine.
Mahlwerk: Philips wählt die teurere Variante
Das Mahlwerk ist untypisch für eine Einsteigermaschine, denn es besteht aus Keramik. Keramik ist teurer als die Alternative aus Edelstahl und kommt daher oft nur bei Geräten der Oberklasse zum Einsatz.
Die Keramik ist in einem Scheibenmahlwerk verarbeitet. Diese sind meistens leiser als die Alternative in Kegelform. Dafür werden sie auch etwas wärmer.
Lautstärke: Einmal Ohrstöpsel bitte
Meine Beobachtung zur Lautstärke des Philips LatteGo teilt sich in zwei Bereiche: Kaffee und Milch. Der Unterschied zwischen diesen beiden Aktionen ist mir schon beim Saeco Incanto aufgefallen, die der Vorgänger des LatteGo ist (auch wenn Philips das nie bestätigen würde).
Das Mahlen der Bohnen und die Ausgabe des Kaffees haben eine vernünftige Lautstärke. Ihr könnt euch noch neben der Maschine unterhalten, ohne schreien zu müssen.
Beim Milchbezug ist das anders. Da kann es schon mal sein, dass euch der Bauarbeiter von der Straße fragt, ob ihr vielleicht leiser sein könnt; er hört seinen Presslufthammer nicht mehr.
Okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Der Milchbezug ist aber wirklich zu laut. Cappuccino am frühen Morgen? Nur, wenn alle in der Wohnung wach sein sollen.
Was mich besonders stört: Das war auch schon beim Saeco Incanto so und Philips hat nichts daran geändert. Egal, ob mit oder ohne Schlauch: Die Milchfunktion ist zu laut.
Espresso: Volles Aroma
Noch eine Sache hat Philips unverändert gelassen: den Espresso.
In diesem Fall ist das eine gute Sache, denn der war schon beim Incanto ein Genuss. Die Maschine arbeitet die Feinheiten des Aromas gut heraus, der Geschmack wird dadurch heterogen. Er ist noch nicht so gut wie aus einem Siebträger, kommt aber schon nah dran.
Der LatteGo hat für eure Espresso-Tasse eine Treppenstufe mitgeliefert. Auf dieses kleine Podest könnt ihr ihn stellen, damit der Weg vom Auslauf bis zur Tasse nicht zu weit ist. Geschmacklich macht es keinen Unterschied, wie tief der Espresso fällt. Weniger Fallhöhe bedeutet aber weniger Spritzer. Das ist wiederum ein Vorteil.
Die Bohnen machen hingegen schon einen geschmacklichen Unterschied aus. Vor allem in Vollautomaten funktionieren nicht alle Röstungen. Darum habe ich meinen eigenen Coffeeness-Kaffee entwickelt. Sein Aroma mit Schoko-Note entfaltet sich sehr gut in den Maschinen.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Der Coffeeness Kaffee ist endlich erhältlich.
Für Latte Macchiato
Espresso, schwarzer Kaffee
Schokoladig
Frisch geröstet
Milchschaum: Einfallslos
Nachdem sich meine Ohren erholt haben, kann ich mich dem Milchschaum an sich widmen. Mein Urteil soll unabhängig der Lautstärke fallen, denn die ist ein eigenes Testkriterium.
Der Schaum überzeugt mich nicht; er ist okay. „Okay“ ist so ähnlich wie nett; die beschönigende Beschreibung eines mittelmäßigen Zustands. Beim Testen des Milchschaums fühle ich mich um einige Jahre zurückversetzt. In eine Zeit, als die Leute noch keine genaue Vorstellung von einem guten Milchschaum hatten. Konsistenz und Optik sind nett (da ist es wieder), aber nicht gut. Irgendwie eine Mischpoke ohne echten Charakter. Es fehlt Festigkeit und eine optisch stabile Schicht.
Reinigung: Geht schnell und einfach
Die Reinigung gefällt mir gut. Alle wichtigen Teile können einzeln abgebaut werden. Das gilt für die Brühgruppe, den Wassertank, den Trester und die Abtropfschale. Die ist übrigens ziemlich lang geraten.
Die einzelnen Teile könnt ihr unter laufendem Wasser abwaschen. Verzichtet bei Brühgruppe und Wassertank bitte auf einen Reiniger. Der kann geschmackliche Spuren in eurem nächsten Kaffee hinterlassen. Glaubt mir, das ist nicht schön.
Die Reinigung des Milchsystems ist im Vergleich zum Incanto eine wahre Freude. Keine Schläuche, die ewig durchgespült werden müssen, nur der Behälter und die Milch-Rutsche. Beides könnt ihr ebenfalls unter lauwarmem Wasser abspülen.
Wertung
Ich bewerte die Kaffeevollautomaten in meinem Test auf zwei Arten. Zuerst beschreibe ich mit einer Prozentzahl, wie zufrieden ich mit der getesteten Eigenschaft bin. Dann vergebe ich eine Note zu dieser Zahl.
- Reinigung
Alle Teile können einzeln gereinigt werden, das Säubern des Milchsystems geht ohne die Schläuche sehr schnell. Alles zusammen ist das „Exzellent“ (95 Prozent). - Lautstärke
Mit einem Piepen in den Ohren ist es schwer, ein neutrales Urteil zu fällen. Bis auf den Milchbezug ist die Lautstärke gut. Dieser verhindert allerdings ein besseres Ergebnis als „Ausreichend“ mit 60 Prozent. - Benutzerfreundlichkeit
Der LatteGo verzichtet auf Schnickschnack, sogar auf ein Touch-Display. Das Menü ist übersichtlich, mit nur kleinen Schwächen. Das bedeutet 85 Prozent Zufriedenheit und ein „Sehr Gut“. - Preis-Leistungs-Verhältnis
Mit rund 660 Euro ist der Philips LatteGo eine Maschine der Mittelklasse. Dafür ist die Leistung „Gut“. Ich bin aber nur zu 75 Prozent zufrieden, weil er eigentlich nur ein teuer verpackter Saeco Incanto ist. - Espresso-Geschmack
Der Espresso hat ein volles, differenziertes Aroma. Dafür gibt es ein „Sehr Gut“ mit 90 Prozent. - Milchschaum-Qualität
Weiter oben habe ich den Milchschaum ausführlich als durchschnittlich beschrieben. Daher gibt es ein „Befriedigend“ (70 Prozent).
VORTEILE
- Geschmackvoller Espresso
- Einfache Reinigung
- Viele Möglichkeiten zur Einstellung
- Keine Schläuche am Milchbehälter
NACHTEILE
- Lauter Milchbezug
- Kopie des Saeco Incanto
Fazit: Die zwei Seiten der LatteGo
Mein Fazit zum Philips 5000 LatteGo Kaffeevollautomat teile ich in zwei Bereiche. Im ersten bewerte ich die Maschine an sich. Im zweiten ziehe ich zusätzlich in Betracht, dass sie nur eine umgemodelte Saeco Incanto ist.
589,00 Euro
Der Philips LatteGo ist ein guter Kaffeevollautomat. Er bietet alles, was ich mir als Nutzer wünsche, auch wenn einige Funktionen verbessert werden müssen. Ich kann alle Getränke anpassen und damit genau auf meine Wünsche hin gestalten. Der Espresso gefällt mir sehr gut, der normale Kaffee auch.
Abzüge gibt es für den Milchschaum, der einfallslos ist.
Die Reinigung kann kaum einfacher sein, damit sammelt der LatteGo Pluspunkte. Die hat er auch nötig, denn für die Lautstärke beim Milchbezug gibt es große Abzüge.
Ihr macht mit einem Kauf des LatteGo nichts falsch. Ich ziehe in dieser Preisklasse allerdings den Melitta Caffeo CI vor.
Wenn ich in Betracht ziehe, dass der LatteGo einfach ein neuer Saeco Incanto ist, fällt mein Urteil anders aus. Diese Schummelei ist einfach nur eine Frechheit von Philips. Leider wird sie kaum jemandem auffallen.
Zwischen den beiden Maschinen gibt es genau einen Unterschied: den Milchaufschäumer. Ansonsten erhaltet ihr hier einen Kaffeevollautomaten auf dem Stand von 2016, bei dem das Markenschild ausgetauscht wurde. Ihr sollt also für eine alte Technik deutlich mehr zahlen, als wenn ihr das Originalgerät kaufen würdet.
Unter diesen Umständen rate ich vom Kauf ab und empfehle noch einmal den Melitta Caffeo CI oder gleich den Saeco Incanto.
Kommentare
gerd czernetzki 14. Oktober 2019 um 07:14
mit unseren neu gekauften ep 5335/10 (latte go) sind wir zufrieden! Was uns allerdings stört, sind regelrechte knallgeräusche bei automatischen schaltungen (zB wenn die maschine in den „standby“ modus schaltet.
es gelingt uns einfach nicht in erfahrung zu bringen, ob dies normal oder ein fehler ist. beim verkäufer wurde die brühgruppe schon mal ausgetauscht (ohne erfolg). ansonsten ahnungslos.
eine nachfrage bei der hotline ebenfalls ahnungslosigkeit!
Arne Preuß 15. Oktober 2019 um 11:56
Hallo Gerd,
danke für deinen Kommentar! Knallgeräusche sind nie gut bei einem KVA (würde ich jetzt mal sagen)! Vielleicht mal in eine andere Werkstatt bringen und überprüfen lassen?
Grüße Arne
Alex 22. Februar 2020 um 20:22
Melitta Caffeo Solo Perfect Milk or Philips 5310/10 for the same price?
Arne Preuß 10. März 2020 um 14:20
Hello Alex,
thanks for your comment. Depends ;). Have in mind that the Philips is basically just an updated version of the old Saeco Incanto. In general is the Melitta Caffeo more puristic and more quiet (especially the milksystem). Emotionally I would recommend the Melitta Caffeo Solo Perfect Milk or the Melitta Avanza. Greetings Arne
Achim 14. Mai 2020 um 08:51
Hallo Arne.
Danke für deine tollen Testberichte. Allerdings habe ich was zu meckern. Philips gibt nicht an, das der Filter für 5000 Bezüge reicht, sondern das die Maschine da erst entkalkt werden muss. Es werden bis zu 625 Tassen pro Filter angegeben. Aus praktischer Erfahrung sind es 250-300. Wahrscheinlich werden bei Philips die Spülvorgange nicht berücksichtigt.
Viele Grüsse
Achim