Der Krups EA8918 im Test: Der ideale Kaffeevollautomat für Freunde der Einfachheit?
Es ist schon ein Weilchen her, dass ich einen Krups-Kaffeevollautomat getestet habe. Und ich kann mich daran erinnern, dass der Krups EA8108 keine Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Das lag nicht zuletzt an der fest verbauten Brühgruppe und dem eher mittelmäßigen Kaffee.
Trotz einiger Vorbehalte gegen die Marke Krups hat der Evidence EA8918 ein Ticket für unseren Kaffeevollautomaten-Test 2024 gelöst. Und das nicht nur für die Holzklasse! Denn hier ist die so oft versprochene Einfachheit wirklich Trumpf.
Eine „Bedienung ohne Untermenüs“ (O-Ton Krups) begeistert jeden, der Espresso und Latte Macchiato zubereiten möchte, aber keine Lust auf umständliche Knöpfe und komplexe Feineinstellungen hat. Außerdem ist das kompakte Modell einer der besten kleinen Kaffeevollautomaten für Singles.
Mit einem Preis von unter 500 Euro (Feb. 2021) zählt der Krups Evidence allerdings kaum zur Einsteigerklasse, sondern muss sich mit dem Mittelklasse-Könner DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B messen lassen. Ob das funktioniert? Wir werden sehen.
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Simplify the Zubereitung, simplify your Kaffeevollautomat!
Beim Evidence fokussiert sich Krups auf einfachste Bedienbarkeit und übersichtliche Einstellungsmöglichkeiten. Es wäre super, wenn sie sich diese Maxime auch beim Sortiment an sich auf die Fahnen schreiben würden.
VORTEILE
- Sehr unkomplizierte Handhabung
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Überzeugende Getränkequalität
- Leises Milchschaumsystem
NACHTEILE
- Kein Espresso unter 40 ml
- Brühgruppe nicht herausnehmbar
Denn der Hersteller verwirrt uns Kunden gleich mit vier Evidence-Varianten, bei denen es nur minimale Abweichungen in der Ausstattung von Maschine A und Maschine B gibt.
Am deutlichsten hebt sich der Evidence Plus EA894T Kaffeeautomat von seinen kleineren Geschwistern ab: Er hat ein schickes Edelstahl-Gehäuse, 16 voreingestellte Getränke und ein buntes OLED-Bedienfeld. Dafür kostet er gleich 150 Euro mehr als der Rest der Bande.
Der „bescheidenere“ Evidence EA8918 bringt jedoch auch schon alles Wichtige mit:
- Übersichtliches OLED-Bedienfeld
- 12 voreingestellte Kaffeevariationen und 3 Teewasser-Stufen
- 3-stufiges Kegelmahlwerk aus Edelstahl
- Brühgruppe aus Edelstahl (fest verbaut)
- Unkompliziertes Einstellen von Temperatur und Kaffeestärke
- Edelstahlbecher für das Milchsystem
Dass Krups seiner Maschine nur drei Mahlgrade spendiert, wirkt vor allem in diesem Preissegment etwas gewagt. Zumindest, wenn wir auf die DeLonghi-Konkurrenz schauen:
Nicht nur High-End-Automaten wie der DeLonghi PrimaDonna, sondern auch unser Einsteiger-Favorit DeLonghi ECAM 22.110.B warten mit ganzen 13 Mahlstufen auf. Beim PrimaDonna sind es inklusive der Halbstufen sogar 26 Stufen.
Das liegt zwar weit über dem sonstigen Durchschnitt, zeigt aber, was ein Vollautomat zum vernünftigen Preis mitbringen kann.
Wie das Mahlwerk besteht auch die Brühgruppe des Krups Evidence aus Edelstahl. So sind eine hohe Temperatur und ein kräftiger Pressdruck möglich. Sagt zumindest Krups. In jedem Fall hält Stahl einiges mehr aus als Kunststoff.
Das einzige Manko dieser Idee: Ihr könnt sie ausschließlich über die Programme des Automaten reinigen. Krups ist überzeugt, dass ihr dennoch jeden Fitzel Kaffeepulver aus allen Ecken spült.
Auch wenn sogar High-End-Automaten wie der Jura Z8 auf fest verbaute Brühgruppen setzen, bleibe ich bei einer Überzeugung: Auch der automatischste Automat ist nie selbstreinigend. Wollt ihr eure Brühgruppe reinigen, sodass am Ende wirklich keine Reste mehr vorhanden sind, müsst ihr sie ausbauen können.
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Vollautomat ohne verwirrendes Geschwurbel
In Sachen Bedienung macht Krups praktisch niemand etwas vor. Einfacher ist wohl nur eine herkömmliche Kaffeemaschine. Alle wichtigen Funktionen und Einstellungen sind über eine Menü-Ebene erreichbar und einfach identifizierbar.
Die Stärke eures Getränks variiert ihr über die „Dark“-Funktion. Reicht euch das nicht aus, gibt es mit dem „Extra Shot“ einen Schuss Espresso obendrauf. Auch Temperatur und Milchmenge lassen sich für jede Zubereitung ohne Probleme einstellen.
Besonders einfach ist der Bezug von Kaffee über die One Touch-Variante. Hierbei übernimmt der Vollautomat die Einstellungen des letzten Getränks der Kategorie.
Leider könnt ihr jedoch keinen Espresso unter 40 Millilitern beziehen. Einen optimal extrahierten Espresso mit 25 Millilitern bekommt ihr also nur, wenn ihr den Evidence auf einen doppelten Espresso (50 ml) kalibriert und entsprechend die Kaffeestärke anpasst.
Je nach Kaffeebohnen und eurem Geschmack solltet ihr Wasser, Kaffeepulver und Durchlaufzeit ein paar Mal verändern, bis ihr das optimale Getränk erhaltet. Der Aufwand lohnt sich jedoch!
Die Lautstärke bei der Zubereitung liegt leicht über dem Durchschnitt, ist aber leiser als ich es von der Kombination aus Edelstahl-Mahlwerk und Edelstahl-Brühgruppe erwartet hätte. Empfindliche Ohren haben sicher mehr Spaß am flüsterleisen Siemens EQ.9 – doch dieser spielt in einer anderen Preis-Liga.
Espresso & Getränkevielfalt: Ein guter Kompromiss
Sauber extrahiert, schwarz und mit anständigem Körper: Der Espresso aus dem Krups Evidence EA8918 überzeugt. Die Crema ist für einen Automaten absolut in Ordnung, der Geschmack schön rund und voll.
Doch wie immer gilt: Wer perfekten Espresso erwartet oder am liebsten einen „normalen“ Kaffee genießt, der ist mit einem Siebträger oder einer Kaffeemaschine mit Mahlwerk besser bedient.
Wer aber Cappuccino oder Latte Macchiato bevorzugt, der wird am Krups Evidence seine Freude haben. Denn in Sachen Milchschaum orientiert sich die Maschine deutlich an den Anforderungen dieser Getränkegruppe.
Milchschaum-Qualität: Schöner schichten
Während der Barista nach einem seidig glänzenden, cremig-fließfreudigen Milchschaum strebt, wollen die meisten Kaffeevollautomaten-Nutzer eher möglichst festen Schaum für stabile Latte-Schichten.
Diesem Wunsch kommt der Milchaufschäumer des Evidence nur allzu gern nach. Der Milchschaum ist sehr fest, trotzdem feinporig und hat eine angenehme Trinktemperatur. Hier meckern also nur Leute, die in der Bar einen Flat White bestellen oder von Beruf Kaffeemaschinen-Tester sind.
Reinigung: Großer Wassertank für Kaffee und Spülerei
Der Krups ist ein sehr spülfreudiger Kaffeevollautomat, der regelmäßig sein Innenleben säubert. Deshalb ist der ultrageräumige Wassertank mit einem Fassungsvermögen 2,3 Litern in diesem Fall auch ein echter Vorteil.
Schließlich braucht ihr das Wasser nicht nur zum Reinigen, sondern auch für Schaum, den Espresso, Cappuccino etc. Bei all der Spülerei kämt ihr aus dem Nachfüllen gar nicht mehr raus.
So einfach, wie ihr den Krups Evidence bedient, könnt ihr ihn auch reinigen und entkalken. Der Automat macht mit klaren Hinweisen auf sich aufmerksam, wenn etwas zu erledigen ist.
Solltet ihr doch noch etwas mehr Führung brauchen, gibt es ja auch noch die Bedienungsanleitung.
Fazit: Für alle, die es einfach haben möchten
Nachdem Krups in unserem Kaffeevollautomat Test zuletzt eher enttäuschend abgeschnitten hatte, muss ich meine Meinung inzwischen revidieren. Zumindest der Evidence EA8918 überzeugt mit gutem Espresso, feinporigen Milchschaum und einfacher Handhabung.
514,96 Euro
Vor allem der letzte Punkt ist ein überaus schlagendes Argument, auch wenn ihr für so viel easy-peasy Anwenderfreundlichkeit auf ein paar Feinheiten und Funktionen verzichten müsst. Ein integrierter Milchbehälter ist hier genauso wenig am Start wie ein ultrapräzises Mahlwerk.
Stört das? Nein. Aber den Testsieger bis 500 Euro, den DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B, stößt Krups damit nicht vom Thron. Denn das DeLonghi-Modell bietet noch mehr Bedienkomfort, punktet mit etwas mehr Edelstahl (am Gehäuse) und einem integrierten Milchschaumsystem.
Für einen Preis von sichtbar unter 500 Euro (September 2020) macht ihr mit dem Krups Evidence EA8918 dennoch absolut nichts falsch. Vor allem dann nicht, wenn ihr gerne Latte Macchiato ins Glas schichtet und keine Lust auf lange Einstell-Zeremonien habt.
Was ist euch wichtig bei einem Kaffeevollautomaten: schneller Genuss ohne viele Umstände oder haarkleine Justierung aller Faktoren? Ich freue mich auf eure Meinung in den Kommentaren!
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