Meine Erfahrung mit dem DeLonghi Dinamica Kaffeevollautomaten 2024: Der neue Primus in der Mittelklasse
DeLonghi kämpft immer noch mit dem Image der Einsteigermarke. Die Italiener haben viel dafür getan, um in diesem Segment die Vorreiterrolle zu erobern. Jetzt wollen sie mehr und nehmen sich die anderen Preisklassen vor. In der Oberklasse haben sie bereits mit der PrimaDonna Fuß gefasst. Im mittleren Segment soll das jetzt mit der DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B genauso klappen.
Inhaltsverzeichnis
- DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B: Erster Eindruck Die unterschiedlichen Dinamica-Modelle in der Übersicht
- Benutzerfreundlichkeit Bedienung und EinstellungsmöglichkeitenAuslaufhöheBrühgruppeWasserfilterMahlwerk
- Lautstärke
- Espresso-Geschmack
- Milchschaum-Qualität
- Reinigung
- Wertung
- Fazit zum DeLonghi Dinamica Kaffeevollautomat
Erster Eindruck: Viel Plastik und ein unangenehmer Geruch
Mein erster Eindruck der DeLonghi Dinamica geht ausnahmsweise nicht über die Augen, sondern durch die Nase. Und das nicht zum Guten für die Maschine.
Das Gerät stinkt nach Plastik, jede andere Beschreibung wäre eine Beschönigung. Nach dem Öffnen der Verpackung strömt mir ein penetranter Geruch entgegen. Ich fühle mich wie am Ende der Produktionsstraße, bevor die Maschinen zum Lüften ausgestellt werden.
Deshalb wiederhole ich hier gerne meinen allzeit gültigen Hinweis: Reinigt alle Bestandteile der Maschine, bevor ihr sie zum ersten Mal nutzt. Das gilt für alle Geräte, besonders aber für Maschinen, die Lebensmittel verarbeiten. Ich empfehle euch zudem fünf Kaffeebezüge so durchzulassen, bevor ihr das erste Getränk für euch selber zubereitet.
Nach diesem ersten olfaktorischen Eindruck sehe ich mir die Dinamica genauer an. Vor mir steht ein hauptsächlich schwarzer Kaffeevollautomat, bei dem viel Kunststoff verbaut wurde. Irgendwoher muss der Geruch ja kommen.
Die Auslaufdüse ist nach vorne abgesetzt und mit Chrom umrahmt. Das hebt sie optisch hervor und sorgt für einen schönen Kontrast. Auch die Abtropfschale und die Tassen-Abstellfläche sind verchromt.
Die Front der DeLonghi ist in Hochglanz-Schwarz lackiert, der Rest in Matt-Schwarz. Der viele Kunststoff wirkt einfallslos. Die Oberklasse, wie die DeLonghi PrimaDonna, punktet an dieser Stelle mit Edelstahl und einer damit höheren Qualität. Dafür kostet sie auch rund 400 Euro mehr.
Ihr könnt die Dinamica über das Bedienfeld steuern, das auf der Auslaufdüse angebracht ist. Dort seht ihr auch das LCD-Display, welches euch das Menü anzeigt. Die Maschine verfügt über 12 Tasten, vier davon für eine direkte Getränkewahl.
Der Wassertank der Dinamica befindet sich auf der rechten Seite und kann nach vorne entnommen werden. Das erleichtert das Befüllen, weil ihr nicht viel Platz oberhalb der Maschine einplanen müsst.
Das Bohnenfach am hinteren Ende der Maschine fasst 300 Gramm Bohnen. Das ist fast schon zu viel. Je größer das Bohnenfach, desto eher neigt man dazu, Bohnen auf Vorrat einzufüllen. Das ist nicht gut für deren Aroma.
Der Tassenwärmer ist, wie üblich, oben vor dem Bohnenfach platziert. Passt hier bloß auf, denn die Tassen werden richtig heiß, was mir gut gefällt.
Insgesamt hatte ich schon deutlich schönere Maschinen im Test. Aber Optik ist bekanntlich nicht alles und oftmals versteckt sich hinter der Plastik-Fassade ein fähiger Kern. Den will ich jetzt erforschen.
Die unterschiedlichen Dinamica-Modelle in der Übersicht
Bevor ich zu den Fähigkeiten der DeLonghi Dinamica komme, sehe ich mir die unterschiedlichen Varianten dieser Maschine an. Zur besseren Übersicht habe ich alle wichtigen Werte für euch in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
DeLonghi Dinamica Modellname | ECAM 350.55.B | ECAM 350.75.S | ECAM 350.35.SB | ECAM 350.15.B |
---|---|---|---|---|
Gerundeter Preis zum Testzeitpunkt (Stand Jan 2021) | 650 € | 755 € | 470 € | 400 € |
Farbe | Schwarz | Silber | Schwarz/Silber | Schwarz |
Display | LCD | LCD | LCD | Ohne |
Bedienung | Sensortasten | Sensortasten | Sensortasten | Sensortasten |
Mahlwerk | Kegelmahlwerk aus Edelstahl | Kegelmahlwerk aus Edelstahl | Kegelmahlwerk aus Edelstahl | Kegelmahlwerk aus Edelstahl |
Mahlstufen | 13 | 13 | 13 | 13 |
Anzahl Getränke Direktwahl | 4 | 6 | 4 | 4 |
Individuelle Benutzerprofile | Ja | Ja | Ja | Nein |
Anzahl Stufen Kaffeestärke | 5 | 5 | 5 | 5 |
2-Tassen-Funktion | Ja | Ja | Ja | Ja |
Milchschaum-System | Integriert mit LatteCrema | Integriert mit LatteCrema | Dampflanze | Dampflanze |
Maximaler Pumpendruck | 15 bar | 15 bar | 15 bar | 15 bar |
Besonderheiten | Long-Coffee-Funktion, Tassen-Abstellfläche mit Passivheizung | Long-Coffee-Funktion, Tassen-Abstellfläche mit Passivheizung | Long-Coffee-Funktion | Long-Coffee-Funktion |
Um einen wesentlichen Unterschied zu finden, muss ich dabei schon genau hinsehen. Hauptsächlich unterscheiden sich die Modelle bei den Punkten Display, Milchaufschäumer und Möglichkeiten zur Programmierung.
Das rechtfertigt allerdings keinen Preisunterschied von bis zu rund 350 Euro.
- Ich habe die DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B (1. Spalte) bei mir im Test.
VORTEILE
- Herausragender Espresso
- Perfekter Milchschaum
- Schnelle Reinigung
- Individuelle Profile
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
NACHTEILE
- Gestank beim ersten Auspacken
- Viel Plastik verbaut
Benutzerfreundlichkeit: Handbuch notwendig
Die DeLonghi PrimaDonna hat den Standard für Benutzerfreundlichkeit sehr hoch gelegt. Ich bin gespannt, ob auch die deutlich günstigere Dinamica da mithalten kann.
Bedienung und Einstellungsmöglichkeiten
DeLonghi hat für die Dinamica nicht nur ein Handbuch, sondern gleich auch noch How-to-Videos erstellt. Ihr findet alles auf der Support-Seite der Maschine. Die Videos sind allesamt nur auf Englisch verfügbar – daher empfehle ich euch lieber mein DeLonghi Dinamica Video auf Deutsch.
Mit freundlicher Genehmigung von Coffeeness.de
Die Idee von DeLonghi mit den Videos erweist sich auf jeden Fall als sinnvoll – Englisch hin oder her – denn die Menüführung ist nicht intuitiv. Wenn ihr euch mit Hilfe des Handbuchs zurechtgefunden habt, stehen euch aber alle Türen der Individualisierung offen.
Bei der Dinamica bedeutet das konkret, dass ihr Kaffeemenge, Milchmenge, Milchschaumkonsistenz, Temperatur, Pulverstärke und Mahlgrad für euch selber wählen könnt. Letzteren stellt ihr nicht über das Menü, sondern direkt am Bohnenfach ein.
Wenn ihr eure bevorzugte Kombination gefunden habt, könnt ihr sie als individuelles Profil abspeichern.
Auslaufhöhe
In mein Latte-Macchiato-Glas gehören Milch und Espresso. Die Auslaufdüse hat dort nichts zu suchen. Leider gibt es immer noch Hersteller, die den Auslauf fest montieren und das auf einer Höhe, wo kein Glas darunter passt.
DeLonghi gehört zum Glück nicht dazu. Der Auslauf ist von 8,4 bis 13,5 Zentimeter in der Höhe verstellbar.
Damit passt auch mein Lieblings-IKEA-Latte-Macchiato-Glas darunter – ohne, dass die Düse in der Milch hängt.
Brühgruppe
Die Brühgruppe befindet sich im Inneren der Maschine, hinter dem Wassertank. Wenn ihr sie gefunden habt, ist sie einfach zu entnehmen. Ein paar Schalter und schon habt ihr das Herzstück eurer Dinamica in der Hand. Da die Brühgruppe entnehmbar ist, könnt ihr sie einfach reinigen. Zudem ist der Austausch einfacher, sollte sie einmal kaputtgehen.
Aber Vorsicht: Schaltet den Automaten aus, bevor ihr die Brühgruppe entfernt! Werdet ihr vorher aktiv, kann sie sich verhaken und kaputt gehen.
Bei der Dinamica ist es notwendig, die Maschine komplett vom Strom zu nehmen, bevor die Brühgruppe in ihre Parkposition fährt. Das Ausschalten am Hauptschalter reicht nicht!
Wasserfilter
Die DeLonghi Dinamica kommt inklusive Wasserfilter zu euch. Das gefällt mir sehr gut. Ein Wasserfilter bringt Vorteile für den Geschmack und für die Langlebigkeit eurer Maschine. Er säubert das Wasser von Fremd- und Schadstoffen, so dass der Kaffee besser schmeckt, nicht nach Kalk, Eisen oder sonstigem.
Da der Filter das Wasser reinigt, bevor es in den Kreislauf der Maschine kommt, bleibt die Maschine von diesen befreit. Das sorgt für eine längere Lebensspanne.
Den Filter müsst ihr regelmäßig wechseln, im Schnitt alle 5.000 Bezüge.
Mahlwerk
DeLonghi hat ein Kegelmahlwerk aus Edelstahl in der Dinamica verbaut. Bei dieser Maschinengröße werden von fast allen Herstellern Kegelmahlwerke eingesetzt, da sie kompakter sind als Scheibenmahlwerke.
Zudem erhitzen Kegelmahlwerke die Bohnen nicht so stark, was positiv für das Aroma ist. So konnte sich die Schoko-Note von meinem fair gehandelten Coffeeness-Kaffee optimal in der Maschine entfalten.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Bester Kaffee für den DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B
Für Latte Macchiato
Espresso, schwarzer Kaffee
Schokoladig
Frisch geröstet
Edelstahl ist zudem ein robustes Material, das kleine Verunreinigungen im Kaffee besser übersteht als Keramik.
Ihr könnt das Mahlwerk in der Dinamica auf 13 Stufen verstellen. Besonders positiv fällt mir dabei auf, dass auch die kleinste Stufe funktioniert. Viele Kaffeevollautomaten schaffen es nicht, auf der kleinsten Stufe zu mahlen und stellen dann ihre Arbeit ein. Diese kleinste Stufe ist aber die beste Einstellung für einen gelungenen Espresso.
Lautstärke: Gehobenes Mittelmaß
Die Küche wackelt, das Bett vibriert, der Nachbar greift zu den Kopfhörern: Ihr habt euch einen Kaffee gemacht.
Es kommt immer noch vor, dass Hersteller ihre Geräte anscheinend nur mit Ohropax in den Gehörgängen testen. Anders lassen sich bestimmte Klangmuster nicht erklären.
DeLonghi hat seine Ingenieure nicht mit einem Ohrenschutz ausgestattet, denn der Klang der Dinamica ist angenehm. Nicht so flüsterleise wie bei der Siemens EQ-Reihe, aber schon gut.
Die Lautstärke entsteht dabei hauptsächlich beim Kaffeekochen, der Milchschaumbezug ist so geräuscharm wie das Schnurren einer schlafenden Katze.
Espresso: Ein besonderes Geschmackserlebnis
Für den Espresso wähle ich meine Standard-Einstellungen. Ich korrigiere die Wassermenge auf ein Minimum, stelle den kleinsten Mahlgrad ein und drehe die Kaffeestärke hoch. Das Ergebnis ist überdurchschnittlich gut. Ich war von dem Espresso des Melitta CI Touch schon angetan, aber dieser hier ist nochmal eine Spur besser.
Milchschaum: Besser geht's nicht
Ihr könnt die Konsistenz des Milchschaums direkt am Gefäß verstellen. Ich wähle die mittlere Einstellung. Was dann in mein Glas fließt, ist ein Milchschaum wie aus dem Barista-Lehrbuch. In Kombination mit der minimalen Lautstärke werde ich zum ersten Mal im Test die volle Punktzahl für Milchschaum vergeben.
Reinigung: Schnell und einfach
Bei der Reinigung nimmt euch die Dinamica einen Großteil der Arbeit ab. Ihr könnt sie vollautomatisch spülen und entkalken. Auch die Reinigung am Ende des Tages ist einfach.
Alle relevanten Teile – Wassertank, Brühgruppe, Trester, Abtropfschale und Milchgefäß – sind abnehmbar und lassen sich per Hand waschen. Die Abtropfschale könnt ihr auch in die Spülmaschine geben.
Wenn ihr per Hand reinigt, verwendet am besten nur warmes Wasser. Ein Reiniger greift auf Dauer nicht nur den Kunststoff an, er kann auch geschmacklich hängenbleiben.
Wertung
Ich bewerte die Kaffeevollautomaten in meinem Test auf zwei Arten. Zuerst beschreibe ich mit einer Prozentzahl, wie zufrieden ich mit der getesteten Eigenschaft bin. Dann vergebe ich eine Note zu dieser Zahl.
- Reinigung
Die Reinigung geht einfach und schnell. Dasselbe gilt für das Entkalken und Spülen zwischendurch. So viel Einfachheit belohne ich mit 95 Prozent Zufriedenheit und einem „Exzellent“. - Lautstärke
Die Dinamica ist angenehm leise, kommt aber noch nicht an die Großen in dieser Kategorie heran. Es reicht trotzdem für 85 Prozent und ein „Sehr Gut“. - Benutzerfreundlichkeit
Ich habe bei der Einstellung das Handbuch benutzt; das passiert nur selten in meinem Test. Die meisten Maschinen sind intuitiver, deshalb bin ich nur zu 80 Prozent zufrieden, was einem „Gut“ entspricht. - Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Dinamica kostet gut 500 Euro. Dafür bekommt ihr ein tolles Gesamtpaket mit vielen Funktionen und herausragendem Kaffee. Bedeutet für mich ein „Exzellent“ (92 Prozent). - Espresso-Geschmack
Der Espresso der Melitta CI Touch hat von mir 92 Prozent erhalten. Der Espresso der Dinamica ist noch besser, entsprechend gibt es auch mehr Punkte: 95 Prozent und ein „Exzellent“. - Milchschaum-Qualität
Ich hatte es eben schon angekündigt und ich halte mein Wort. Der Milchschaum der DeLonghi Dinamica ist „Exzellent“ und ich bin zu 100 Prozent mit ihm zufrieden.
VORTEILE
- Herausragender Espresso
- Perfekter Milchschaum
- Schnelle Reinigung
- Individuelle Profile
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
NACHTEILE
- Gestank beim ersten Auspacken
- Viel Plastik verbaut
Fazit: Testsieger der Maschinen um 500 Euro
DeLonghi hat einen sehr gelungenen Dreiklang bei den Kaffeevollautomaten geschaffen. Im Einsteigersegment werdet ihr mit der Magnifica ECAM 22.110.B für unter 300 Euro glücklich. In der Oberklasse etabliert sich die PrimaDonna mit einem Preis von über 1.000 Euro.
425,84 Euro
Mit der Dinamica ECAM 350.55.B hat DeLonghi eine Maschine dazwischen geschaffen. Für rund 500 Euro erhaltet ihr hier ein großartiges Gesamtpaket. Der erste Eindruck war negat3iv, das lag aber vor allem an den Ausdünstungen der Produktion. Auch die Plastik-Optik hat mich nicht überzeugt.
Dann aber hat die Dinamica ihre Stärken voll ausgespielt:
- Sie überzeugt mit individuell einstellbaren Getränken und einer angenehmen Lautstärke.
- Der Espresso ist geschmacklich rund und voller Aroma, der Schaum ein Gedicht aus Milch.
- Die Reinigung geht schnell und erfordert kaum Zeit.
Dank all dieser Stärken ist die DeLonghi Dinamica ein herausragendes Gesamtpaket, das ich zu meinem Testsieger in der Kategorie um 500 Euro küre.
Natürlich empfehle ich sie damit auch zum Kauf.
Kommentare
Bärbel Weisheit 9. Februar 2020 um 20:18
Hallo Arne,
vielen Dank für den interessanten Bericht.
Was ist der Unterschied zum Modell 352.55, die über Media und Saturn angeboten werden? Aktuell bei Media für 499 Euro.
Arne Preuß 10. Februar 2020 um 08:25
Hallo Bärbel,
vielen Dank für deinen Kommentar. Der Unterschied kann die Farbe sein. Das kommt dann auf das Kürzel hinter „55“ an. Entweder B für Schwarz oder SB für Silber. Der 352.55 ist außerdem die rein deutsche Version, spielt aber nicht wirklich eine Rolle. Also greif ruhig zu ;). Beste Grüße Arne
Bernd Strobel 20. September 2022 um 17:39
hallo
ich habe die 370.70 seit heute.
wieso hat die billigere 350.xx einen tassenwärmer, die 370 aber nicht?
Team Sonntagmorgen 29. September 2022 um 19:45
Hallo Bernd,
vielen Dank für deinen Kommentar! Beide Maschinen haben lediglich einen passiven Tassenwärmer. Das heißt, dass die Wärme, welche im Inneren durch den Brühvorgang entsteht die Platte oben etwas heizt.
Viele Grüße
– Team Sonntagmorgen