Google Drive Cloud-Speicher Test und Vergleich 2023
Google Drive ist der Cloud-Speicher- und Online-Backup-Service des Unternehmens Google. Bis zu 15 Gigabyte Daten kann jeder kostenlos in Google Drive speichern, der ein Google-Nutzerkonto besitzt. Dieses kann zugleich zur Anmeldung bei YouTube, Gmail und anderen Google-Produkten dienen.
Inhaltsverzeichnis
Google Drive Kosten
15 Gigabyte sind vergleichsweise großzügig, aber die kostenpflichtigen Abos sind nicht die günstigsten. 2 Terabyte kosten zum Beispiel 19,99 Euro im Monat. So viel bekommt ihr bei Sync.com für ab 7,10 Euro pro Monat (für 2 TB). Dort sind eure Daten zugleich deutlich sicherer verwahrt – zugegebenermaßen ist aber auch der Funktionsumfang kleiner. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Sync Test.
Schon im Jahr 2006 stellte Google unter dem Namen „Google Text & Tabellen“ ein Paket kostenloser webbasierter Office-Anwendungen nach dem Vorbild von Microsoft Word und Excel vor. Diese boten nicht nur eine kostenlose Alternative zum Office-Paket von Microsoft, sondern ermöglichten darüber hinaus eine gemeinsame Bearbeitung erstellter Dokumente durch eine beliebige Anzahl von Nutzern.
Da dieses Angebot notwendigerweise die Speicherung der erstellten Dokumente in der Cloud beinhalten musste und Cloud-Speicher-Dienste wie Dropbox sich bleibender Beliebtheit erfreuten, war es für Google naheliegend, ebenfalls einen Cloud-Speicher dieser Art anzubieten. Zum Vergleich hier unser Dropbox Test.
Das geschah im Jahr 2012 unter dem Namen Google Drive. Ungefähr zur gleichen Zeit benannte Google seine Office-Anwendungen in „Google Docs“ um, die inzwischen um eine Software zur Bearbeitung von Präsentationen erweitert worden war.
Die Kombination von Google Docs und Drive ist vor allem für die Zusammenarbeit sinnvoll. Damit können Teams bequem gemeinsam an Google-Dokumenten arbeiten und zugleich auch andere Arten von Dateien für alle Beteiligten verfügbar machen.
Da dies für bis zu 15 Gigabyte Daten pro Person nichts kostet und die meisten Internetnutzer sowieso über ein Google-Konto verfügen, ist dies ein überaus praktisches und leistungsstarkes Angebot.
Dabei kann man sich natürlich fragen, ob es gut ist, wenn ein Monopolist wie Google mit seiner historisch beispiellosen Macht über die weltweiten Informationsflüsse auch noch in großem Umfang nicht öffentliche Daten unzähliger Privatpersonen und Unternehmen durch einen Dienst dieser Art praktisch frei Haus geliefert bekommt.
Ohne Google fragwürdige Praktiken zu unterstellen, ist es sicher nicht ideal, einen Großteil der digitalen Daten und Informationen dieser Welt in die Hände eines einzigen Unternehmens zu legen.
Wenn euch das nicht abschreckt, lest weiter – Google Drive hat viel zu bieten. In unserem Überblicksartikel Die besten Cloud-Speicher: Test und Vergleich 2023 findet ihr sonst zahlreiche Alternativen.
Einrichtung
Die Einrichtung beginnt mit der Erstellung eines Google-Accounts. Wenn ihr schon einen habt, könnt ihr einfach die Seite drive.google.com besuchen und euch dort einloggen. Ihr gelangt sofort in die Innenansicht eures Cloud-Speichers.
Zum Testen habe ich einen neuen Google-Account unter meinem Alias Jean-Cloud angelegt.
Nach der Account-Erstellung
Die Icons unten zeigen, welche Google-Services ihr mit dem Account nutzen könnt. Auf dem Button steht „Weiter zu Google Docs“, obwohl ich über die oben verlinkte Google-Drive-Seite gekommen bin. Das ist nicht unbedingt ein Fehler, denn die Benutzeroberfläche für Docs und Drive ist dieselbe.
Unten links erschien beim ersten Einloggen eine Schaltfläche zum Herunterladen der Software, die „Backup & Sync“ heißt. Die verschwindet, wenn ihr das einmal gemacht habt. Der Download steht aber jederzeit oben rechts im Schräubchen-Menü zur Verfügung.
Der Einrichtungsdialog führt euch nach der Anmeldung mit euren Account-Daten durch zwei weitere Schritte – einen fürs Backup und einen für die Synchronisierung.
Was ist der Unterschied?
Backup dient zur Online-Sicherung der Daten auf eurem Rechner, so dass ihr sie bei Datenverlust aus der Cloud wiederherstellen könnt. In einem Backup sollten daher alle persönlichen Dateien enthalten sein.
Zur Synchronisierung ausgewählte Dateien beinhalten in der Regel nicht alle eure persönlichen Dateien, sondern nur solche, die ihr regelmäßig von verschiedenen Rechnern aus bearbeiten wollt. Die Software sorgt dafür, dass diese Daten auf allen mit dem Account verbundenen Rechnern in ihrer aktuellen Version vorhanden sind.
Backup und Synchronisierung sind also zwei verschiedene Anwendungen. Viele Anbieter beschränken sich auf eine von beiden. Dropbox bietet zum Beispiel nur Synchronisierung an, Backblaze nur Backup. Eine gelungene Kombination von beiden bekommt ihr bei SpiderOak. Hier könnt ihr euch über die Details informieren:
Während die meisten Cloud-Dienste (zur Synchronisierung) für kleinere Datenmengen kostenlose Accounts anbieten, ist das bei Backup-Lösungen eher nicht der Fall. Das ist kein Wunder, denn ein Backup umfasst typischerweise größere Datenmengen. Ein vollständiges Rechner-Backup ist dementsprechend auch bei Google nicht kostenlos, da es in den meisten Fällen größer wäre als 15 Gigabyte.
Im zweiten Schritt (nach der Anmeldung) wählt ihr die Verzeichnisse aus, von denen Google Drive ein Backup anlegen soll:
Was soll zum Backup gehören?
Vorausgewählt sind die Verzeichnisse Bilder, Desktop und Dokumente. Ihr könnt diese auch abwählen und über „Ordner auswählen“ eine beliebige andere Zusammenstellung hinzufügen. Wie ihr seht, habe ich einen 5 Gigabyte großen Testordner ausgewählt.
Unterhalb der Backup-Auswahl seht ihr eine Besonderheit bei der Speicherung von Fotos. Wenn ihr Google erlaubt, eure Fotos zu komprimieren, werden diese nicht auf den Speicherplatz angerechnet und ihr könnt unbegrenzt Fotos speichern.
Google Fotos ist eine Bildverwaltung, die auf Grundlage von Bilderkennung und Maschinenlernen Fotos sortieren und über Stichwortsuche auffindbar machen kann, ohne dass diese Stichworte zuvor manuell vergeben wurden. Google Fotos ist ursprünglich ein von Google Drive unabhängiger Dienst, ist aber dort integriert und hat in Google Drive seinen eigenen Menüpunkt.
Wenn ihr hier kein Häkchen setzt, behandelt Google Drive eure Fotos wie gewöhnliche Dateien.
Im nächsten Schritt wählt ihr Ordner für die Synchronisierung aus:
Die “Ablage” ist das synchronisierte Verzeichnis
Das Hauptverzeichnis in eurem Google-Cloud-Speicher heißt „Meine Ablage“. Wenn hier das Häkchen gesetzt ist, synchronisiert Google alle Inhalte dieses Verzeichnisses mit dem lokalen Ordner „Google Drive“ auf eurer Festplatte. Hier könnt ihr festlegen, wo dieses Verzeichnis auf der Festplatte erstellt werden soll.
Die untere Auswahl dient zur selektiven Synchronisierung. Damit könnt ihr bei Bedarf nur Teile der Inhalte von „Meine Ablage“ synchronisieren und andere auslassen. Das kann in verschiedenen Fällen sinnvoll sein:
- Wenn euch für manche Dateien der Online-Zugriff über den Browser reicht und ihr diese nicht auf dem Rechner benötigt. Die Arbeit mit Google Docs findet sowieso im Browser statt. Ihr könnt zwar auch Google Docs synchronisieren, aber deren Einträge auf der lokalen Festplatte sind im Grunde nur Links auf die Online-Ansicht der Dateien.
- Wenn ihr mehrere Rechner synchronisiert und nicht alle Daten auf allen Rechnern braucht. Vielleicht benutzt ihr Google Drive zum Beispiel für berufliche und private Zwecke. Dann braucht ihr eure privaten Dateien nicht auf einem reinen Arbeitsrechner und könnt die betreffenden Verzeichnisse in der Software auf dem Arbeitsrechner von der Synchronisierung ausschließen.
Das war es schon mit der Einrichtung. Jetzt klickt ihr auf „Starten“ und Google beginnt, die für Backup und Synchronisierung ausgewählten Verzeichnisse hochzuladen.
Benutzeroberfläche
Ebenso wie andere Cloud-Dienste setzt sich Google Drive mit einem kleinen Wolken-Icon in die Systemleiste eures Betriebssystems.
Wenn ihr den Mauszeiger über dieses Icon bewegt, zeigt ein kleines Tooltip-Fenster Informationen über aktuelle Aktivitäten der Software an. Durch einen Klick öffnet sich die Benutzeroberfläche mit weiteren Details und Optionen.
Hier ist Google gerade mit dem Upload der Daten meines Testordners beschäftigt, den ich fürs Backup ausgewählt hatte.
Über die Icons oben rechts gelangt ihr zum lokalen Google-Drive-Ordner, zu “Meine Ablage” im Browser, zu Google Fotos im Browser sowie zu diesem kleinen Menü:
Überschaubares Kontextmenü
„Info“ zeigt ein kleines Fenster mit Versionsinformationen der installierten Software, „Hilfe“ ist ein Link auf die Online-Hilfe zu Google Drive, über „Feedback“ könnt ihr eine Nachricht an Google schicken.
Außerdem könnt ihr die Anwendung und damit aktuelle Übertragungen pausieren, die Einstellungen aufrufen und die Software beenden.
Der Menüpunkt „Einstellungen“ öffnet dieselben Optionen für Backup und Synchronisierung, die ihr schon bei der Einrichtung durchlaufen habt. Darüber hinaus bieten sich diese Grundeinstellungen:
Auch die Einstellungen sind leicht zu überblicken
Unter „Netzwerkeinstellungen“ könnt ihr die Upload- und Download-Raten begrenzen, um Bandbreite für andere Anwendungen freizuhalten.
Google ist bekanntlich bestrebt, möglichst viel Computerarbeit online stattfinden zu lassen, um Nutzer an sich zu binden. Andere Branchen-Giganten wie Microsoft und Apple haben ja eine starke Präsenz direkt auf den Rechnern ihrer Kunden. Als Suchmaschine hat Google die zunächst nicht.
Hier seht ihr noch einmal das oben schon gezeigte Web-Interface, nun aber mit Inhalt und dem Kontextmenü eines Ordners.
Browser-Ansicht mit geöffnetem Kontextmenü
Unter dem Hauptmenüpunkt „Computer“ sind alle Rechner aufgelistet, für die ihr Backups angelegt habt. Hier befinde ich mich in so einem Backup.
In der Ablage sind die meisten Bearbeitungsoptionen dieselben. Ordner zwischen Backup und Ablage zu verschieben geht allerdings nur in dieser Richtung – vom Backup in die Ablage.
Über den Button „Neu“ oben links könnt ihr neue Google-Docs-Dokumente anlegen und Dateien oder Ordner in die Ablage hochladen.
Nach einem Upload in die Ablage werden die betreffenden Dateien über die Software auf die verbundenen Rechner heruntergeladen, sofern die gesamte Ablage oder das betreffende Unterverzeichnis für die Synchronisierung ausgewählt ist.
Ihr könnt über den Browser auch Dateien ins Backup hochladen. Auch die lädt die Software in das entsprechende lokale Verzeichnis herunter. Für dort erstellte Google-Dokumente gilt das gleiche.
Daten speichern
Fürs Backup könnt ihr Daten von jedem beliebigen Ort auf eurer Festplatte auswählen. Die liegen dann unter „Computer“ in der Cloud, wo ihr online auf sie zugreifen und sie bei Bedarf auf dem lokalen Rechner wiederherstellen könnt.
Die Synchronisierung ist auf den lokalen Ordner „Google Drive“ beschränkt. In der Voreinstellung ist dessen Inhalt eine exakte Kopie der Daten unter „Meine Ablage“ im Web-Interface. Wie unter „Einrichtung“ beschrieben, könnt ihr die Desktop-Software aber auch so einstellen, dass sie nur bestimmte Ordner aus der Ablage synchronisiert und nicht alle.
Die Software aktualisiert in Echtzeit die Daten in eurem Backup, wenn ihr auf eurem Rechner daran etwas ändert oder weitere Dateien in Verzeichnissen ablegt, die Teil des Backups sind. Diese Daten werden also auch synchronisiert.
Wenn ihr Google Drive auf weiteren Rechnern eingerichtet habt, laden diese die Daten unter „Meine Ablage“ herunter, sobald sie das nächste Mal verbunden sind. Ebenfalls laden alle verbundenen Rechner Dateien herunter, die ihr über den Browser hochgeladen oder mit Google Docs in der Ablage erstellt habt.
Daten synchronisieren und teilen
In der Voreinstellung lädt Google Drive den gesamten Inhalt des lokalen Verzeichnisses „Google Drive“ in die Ablage hoch. Optional könnt ihr die Synchronisierung auf ausgewählte Unterverzeichnisse des lokalen Google-Drive-Ordners beschränken.
Mit der Backup-Funktion könnt ihr beliebige Verzeichnisse synchronisieren, die sich außerhalb des Google-Drive-Ordners irgendwo auf eurer Festplatte befinden. Das funktioniert dann aber nur mit dem Rechner, zu dessen Backup diese Dateien gehören. Wenn ihr weitere Computer mit eurem Account verbindet, stehen auf diesen nur die Dateien in der Ablage zur Synchronisierung zur Verfügung, nicht die im Backup des ersten oder eines anderen Rechners.
Wollt ihr also bestimmte Daten über mehrere Rechner synchronisieren, müsst ihr dazu das lokale Verzeichnis „Google Drive“ verwenden.
Ich will nur eine Auswahl der Ablage-Verzeichnisse synchronisieren
Wie wir oben gesehen haben, könnt ihr aber jederzeit Dateien und Ordner aus einem Backup in die Ablage verschieben. Ihr müsst sie also nicht noch einmal hochladen, wenn ihr euch später entscheiden solltet, Dateien aus dem Backup zu synchronisieren.
Etwas seltsam: Verzeichnisse auf der obersten Ebene des Backups lassen sich nicht in die Ablage verschieben. Das geht erst ab der nächstniedrigeren Ebene im Verzeichnisbaum.
Zum Freigeben von Dateien und Ordnern für andere Nutzer gibt es zwei Wege: mit öffentlichem Link oder mit E-Mail-Einladung.
Ein öffentlicher Link hat keinen bestimmten Adressaten. So einen Freigabelink könnt ihr zum Beispiel auf einer Website oder in einem sozialen Netzwerk posten, um allen, die ihn sehen, die Bearbeitung oder das Herunterladen der verlinkten Datei zu ermöglichen.
Hier habe ich im Kontextmenü eines Ordners die Option „Link zum Freigeben abrufen“ ausgewählt und das Menü mit den Freigabeoptionen ausgeklappt:
Einstellungen für einen Freigabe-Link
Die Funktion „bearbeiten“ ist vor allem für Google Docs gedacht. Ich habe zu Testzwecken einen Link auf einen Ordner mit Fotos mit Freigabe zum Bearbeiten generiert und diesen in einem nicht eingeloggten Browser aufgerufen.
Wie erwartet gab es dort nichts zu bearbeiten. Ich konnte die Fotos nur ansehen und herunterladen.
Der wesentliche Unterschied ist, dass die Empfänger bei dieser Variante ebenfalls ein Google-Konto haben und sich einloggen müssen, um Zugriff auf die verlinkten Dateien zu bekommen. Der Freigabe-Dialog sieht dann so aus:
E-Mail-Einladung mit Berechtigungsoptionen
Die Eingabe eines Namens kann reichen, wenn euer Account bereits mit dem des Empfängers verknüpft ist oder er in eurem Gmail-Adressbuch steht.
Die Freigabe-Optionen sind damit genauso gelöst wie bei Dropbox. Aufgrund der Integration mit Docs ist Google Drive aber eine erheblich leistungsstärkere Anwendung für die Zusammenarbeit.
Die Freigabe bestimmter Ordner oder Dateien für bestimmte Personen gibt diesen die Möglichkeit, diese Ordner oder Dateien ihrer eigenen Ablage in Google Drive hinzuzufügen und sie dementsprechend auch mit ihrem Rechner zu synchronisieren. Das ist bei Dropbox genauso.
Darüber hinaus gibt es hier aber eben auch die Möglichkeit zur Zusammenarbeit an Docs-Dateien – direkt im Browser kann eine beliebige Anzahl von Personen gleichzeitig ein Dokument bearbeiten. Versuchte man das beispielsweise mit einem bei mehreren Teilnehmern synchronisierten Word-Dokument, würde bald ein Chaos aus zahlreichen Versionskonflikten ausbrechen.
Die Kombination aus Google Drive und Docs ist somit eine gute Lösung für Teams, die oft unter Zeitdruck arbeiten müssen.
Nicht zuletzt deshalb bietet Dropbox unter dem Namen „Dropbox Paper“ inzwischen auch eine Lösung zur gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten im Browser an. Die ist durchaus schick, aber weiter von einer vollständigen Office-Anwendung entfernt.
Eher konkurrenzfähig ist in diesem Punkt Microsofts OneDrive. Dort findet ihr ebenfalls browserbasierte Textverarbeitung, Präsentationserstellung und Tabellenkalkulation in Verbindung mit einem Cloud-Speicher.
Nutzer von Microsoft Office haben hier den Vorteil, dass die Kompatibilität dieser Anwendung mit herkömmlichen Office-Dateien besser ist. Google Docs beherrscht zwar die Konvertierung von Dokumenten in Microsoft-Office-Formate und zurück, doch dabei bleiben aufwändigere Formatierungen meist auf der Strecke.
Daten wiederherstellen
Mit Google Drive könnt ihr gelöschte Dateien und frühere Versionen geänderter Dateien wiederherstellen.
Wenn ihr Dateien im Web-Interface löscht (Menüoption „entfernen“), werden diese in den Papierkorb verschoben. Dort bleiben sie erhalten, bis ihr sie wiederherstellt oder manuell endgültig löscht.
Wiederherstellen oder endgültig löschen: Papierkorb
Dies gilt gleichermaßen für Dateien aus dem Backup und aus der Ablage. Den Papierkorb gibt es nur in der Online-Ansicht.
Wenn ihr Dateien lokal aus einem synchronisierten Verzeichnis oder einem Backup-Verzeichnis löscht, erscheinen diese allerdings nicht im Papierkorb. Die Software zeigt eine Warnung an und lässt sich die Löschung bestätigen. Danach aber ist die Datei endgültig weg.
Das ist für einen Cloud- und umso mehr für einen Backup-Service ungewöhnlich, schade und inkonsequent. Warum landet ein und dieselbe Datei im Papierkorb, wenn ich sie online lösche, aber nicht, wenn ich sie lokal lösche?
Frühere Dateiversionen bleiben 30 Tage lang gespeichert. Ihr findet sie über den Punkt „Versionen verwalten“ im Kontextmenü der betreffenden Datei:
Ein Klick öffnet die Liste gespeicherter Versionen, jeweils mit Datum und Uhrzeit des Speicherstandes. Ihr könnt jede Version herunterladen, löschen oder durch die Aktivierung der Option „Niemals löschen“ langfristig speichern:
Immerhin könnt ihr so zumindest ausgewählte Speicherstände vor dem automatischen Verschwinden bewahren. Noch interessanter wäre das Feature, wenn man allgemein für eine Datei einstellen könnte, dass alle ihre Versionen unbegrenzt erhalten bleiben sollen. Das wäre deutlich bequemer und würde immer noch verhindern, dass Unmengen von Dateiversionen den Speicher füllen, die nie wieder jemand braucht.
Eine 30-Tage-Regel wie bei Google Drive ist üblich, aber unbefriedigend. Kurzfristig entstehen durch regelmäßiges Zwischenspeichern massenhaft Dateiversionen, die Speicherplatz belegen. Lasst ihr ein Projekt aber für ein paar Wochen liegen und wollt dann weiterarbeiten, sind überhaupt keine Zwischenstände mehr gespeichert.
Die Möglichkeit, selektiv eine unbegrenzte Historie für einzelne Dateien oder Ordner pflegen zu lassen, fände ich dafür eine gute Lösung. Wenn diese Versionen auf den verbrauchten Speicherplatz angerechnet werden, würde das den Anbieter auch nichts zusätzlich kosten.
Im Idealfall speichert ein Backup-Dienst alle Dateiversionen innerhalb des Backups unbegrenzt. Das ist beispielsweise bei SpiderOak und iDrive der Fall, die ich ebenfalls getestet habe:
Bei Cloud-Diensten ist eine unbegrenzte Speicherung weniger üblich. Hier ist Google mit der automatischen Löschung nach 30 Tagen keine Ausnahme.
Mobil
Google Drive gibt es auch als App für Android und iOS. Mit der App habt ihr mobil Zugriff auf eure Cloud- und Backup-Daten, könnt Dateien hoch- und herunterladen, verschicken, teilen und löschen. Im Wesentlichen stehen also alle Funktionen zur Verfügung, die es auch im Web-Browser gibt.
Ihr könnt sogar Google Docs (Textdateien, Tabellen und Präsentationen) auf dem Mobilgerät erstellen und bearbeiten, braucht dazu aber zusätzliche Apps.
Die Ansicht „Meine Ablage“ der App hat mir auf Anhieb gut gefallen. In der oberen Hälfte zeigt die App zuletzt geänderte Dateien mit Vorschaubild an. In dieser Reihe könnt ihr euch horizontal nach links und rechts bewegen. Längeres Tippen auf die Vorschaubilder öffnet das Kontextmenü zum Herunterladen, Versenden, Teilen etc. Darunter erscheinen die Ordner und Dateien in der Ablage in einer gewöhnlichen Listenansicht.
Im Hauptmenü werdet ihr das Web-Interface von Google Drive wiedererkennen. Hinzu kommt der Menüpunkt „Offline“. Der zeigt die Dateien an, die ihr bereits mit der App aufs Mobilgerät heruntergeladen habt:
Die App lädt eure Cloud-Inhalte nämlich nicht pauschal herunter, sondern zeigt die Ordner und Dateien nur an. Downloads passieren nur auf Befehl. Das ist bei Cloud-Speicher-Apps üblich.
Wie ihr im oberen Bereich seht, könnt ihr Google Drive bequem mit mehreren Google-Accounts nutzen und über den kleinen Pfeil zwischen ihnen umschalten.
Folgender Screenshot zeigt das Kontextmenü einer gespeicherten Datei. Die Optionen passen gar nicht alle auf einen Bildschirm:
„Online verfügbar“ heißt soviel wie herunterladen. Darunter kommen noch die Optionen zum Markieren, Umbenennen und Löschen. Das Markieren mit einem Sternchen macht die Datei über den Punkt „Markiert“ im Hauptmenü verfügbar.
Ihr könnt nur einzelne Dateien herunterladen, nicht ganze Ordner. Deshalb ist das Kontextmenü bei Ordnern etwas kleiner:
Oben rechts könnt ihr zwischen einer Kachel- und einer Listenansicht umschalten. In der Kachelansicht zeigt die Apps alle gängigen Dateitypen mit Vorschaubildern an. Am sinnvollsten ist das bei Fotos.
Es geht aber zum Beispiel auch mit Word-Dokumenten.
Zu guter Letzt könnt ihr auch Dateien vom Apple- oder Android-Gerät aus in einen beliebigen Cloud-Ordner hochladen. Dazu dient der blaue Button mit dem Pluszeichen unten rechts. Er führt zu diesen Optionen:
Die Funktion „Scannen“ aktiviert die Kamera des Mobilgeräts und speichert die Aufnahme als PDF-Datei in dem Cloud-Ordner, in dem ihr euch gerade befindet. Um Google-Dokumente zu erstellen, braucht ihr wie gesagt jeweils eine gesonderte App.
Das gleiche gilt für die Funktion, mobil aufgenommene Fotos automatisch in Google Drive zu speichern. Das können die meisten Cloud-Apps der Konkurrenz auch. In diesem Fall müsst ihr dafür zusätzlich eine aktuelle Version der Google-Fotos-App installieren.
Sicherheit
Wenn ihr großen Wert auf Privatsphäre und Sicherheit legt, ist Google Drive nicht die erste Wahl. Googles Geschäftsmodell besteht darin, Nutzerdaten zu sammeln und für personalisierte Werbung zu verwenden. Eine so leistungsstarke Lösung wie Google Drive kostenlos anzubieten ist keine Wohltätigkeit.
Eine Hilfeseite zum Thema „Ist Google Drive sicher?“ enthält nur die spärliche Auskunft, Daten in Google Drive würden „in sicheren Datenzentren gespeichert“. Aha.
In den Nutzungsbedingungen von Google heißt es:
„Wenn Sie Inhalte in oder über unsere Dienste hochladen oder einstellen oder in unseren Diensten oder über unsere Dienste speichern, senden oder empfangen, räumen Sie Google (und denen, mit denen wir zusammenarbeiten) das Recht ein, diese Inhalte weltweit zu verwenden, zu hosten, zu speichern, zu vervielfältigen, zu verändern, abgeleitete Werke daraus zu erstellen (einschließlich solcher, die aus Übersetzungen, Anpassungen oder anderen Änderungen resultieren, die wir vornehmen, damit Ihre Inhalte besser in unseren Diensten funktionieren), zu kommunizieren, zu veröffentlichen, öffentlich aufzuführen, öffentlich anzuzeigen und zu verteilen.“
Das heißt, im Zweifel kann Google alles mit euren Daten machen, was Google irgendwie nützt und nicht illegal ist. (Besonders schön finde ich die Idee einer „öffentlichen Aufführung“ meiner Dateien.) Ihr könnt davon ausgehen, dass Google eure Cloud-Daten ausliest und auswertet.
In den Datenschutzbestimmungen ist noch zu erfahren, dass Google die Daten mit SSL verschlüsselt überträgt. Gemeint ist wohl eher TLS. Das bietet einen gewissen Schutz davor, dass jemand eure Daten während der Übertragung abfängt.
Auf den Servern von Google liegen sie dann aber höchstwahrscheinlich unverschlüsselt. Darauf deutet Verschiedenes hin:
- Die Tatsache, dass Google keine Verschlüsselung erwähnt
- Die Schnelligkeit der Übertragung und der Arbeit mit dem Web-Interface
- Das großzügige Angebot von Vorschaubildern (das voraussetzt, dass der Dateiinhalt für den Anbieter lesbar ist)
- Die automatische Sortierung von Bildern in Google Fotos
Google gehört zu den führenden IT-Unternehmen der Welt und ich gehe davon aus, dass sich Google effektiv gegen Hacker und technische Pannen schützt. Was aber das Unternehmen selbst mit euren Daten anstellt, steht in den Sternen.
Geschwindigkeit
Die rohe Rechenpower war schon immer eine wesentliche Stärke von Google. Schließlich sorgte die von Anfang an dafür, dass die Suchmaschine so schnell ist. Das macht sich auch bei Google Drive bemerkbar. Die Arbeit mit dem Web-Interface läuft nahezu ohne Verzögerung und auch die Datenübertragung mit der Desktop-Software geht sehr schnell.
Ich habe zum Testen verschiedene Ordner zusammengestellt, die jeweils 5 Gigabyte groß sind und eine gesunde Mischung aus verschiedenen Dateien enthalten: ein paar große Videos von teilweise mehr als 1 Gigabyte Größe sowie ein paar Hundert Word- und PDF-Dokumente, MP3-Songs und Fotos.
Ich habe die Upload- und Downloadzeit für zwei solche Ordner getestet. Im Durchschnitt brauchte Google Drive für den Upload anderthalb Stunden und für den Download 21 Minuten.
5-GB-Testordner | 1. Versuch | 2. Versuch | Durchschnitt |
---|---|---|---|
Upload (Stunden:Minuten) | 01:20 | 01:40 | 01:30 |
Download (Stunden:Minuten) | 00:19 | 00:23 | 00:21 |
Solche Übertragungsraten habe ich bisher nur bei den größten Anbietern gesehen, etwa bei Dropbox, OneDrive von Microsoft oder Amazon Drive. Die kleineren brauchen meist länger. Das liegt zum Teil aber auch daran, dass diese mit Verschlüsselung arbeiten. Hier findet ihr meine Berichte über die schnellen Konkurrenten:
Sollte die Geschwindigkeit jedenfalls euer Hauptkriterium sein, ist Google Drive eine gute Wahl.
Zuverlässigkeit
Im Allgemeinen lief beim Testen alles rund. Mit einer Ausnahme: Die Integration mit Google Fotos hat nicht richtig funktioniert.
Theoretisch sollte es möglich sein, die in Backup oder Ablage gespeicherten Fotos automatisch zu Google Fotos hinzuzufügen. Hier ist eine Anleitung dafür. Damit ließen sich Fotos über den Menüpunkt „Google Fotos“ im Hauptmenü von Google Drive aus den übrigen Daten sozusagen herausfiltern, automatisch sortieren und nach Stichworten durchsuchen.
Ich bin der Anleitung gefolgt, aber unter Google Fotos tauchten keine Fotos auf. Immer nur diese Bitte um Geduld:
Beim Googeln des Problems stieß ich auf diesen Support-Thread, in dem es heißt, der Vorgang könne Wochen dauern. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber nach ein paar Stunden war noch kein Foto unter “Google Fotos“ aufgetaucht.
Nur in umgekehrter Richtung funktionierte es. Ich loggte mich direkt bei Google Fotos ein und lud dort meine Fotos hoch. Die waren dann sofort auch über Google Drive abrufbar.
Support
Google bietet umfangreiche Hilfe-Seiten in deutscher Sprache. Das ist ein Plus, da viele Cloud- und Backup-Anbieter damit nicht dienen können.
Eine persönliche Betreuung bei Fragen und Problemen ist aber nicht vorgesehen. Der Hilfe-Link in Google Drive bietet nur die vorbereiteten Hilfen und das Supportforum an.
Das ist nicht ideal, aber im Vergleich zum Feld der Konkurrenten auch nicht schlecht. Letztlich ist es ja auch für Anwender bequemer, eine vorbereitete Antwort vorzufinden, als aktiv den Support kontaktieren zu müssen. Nur wenn es mal ernsthafte Probleme geben sollte, kann es unangenehm werden, niemanden an die Strippe zu bekommen.
Fazit
Google Drive ist ein schneller Cloud-Service mit großem Funktionsumfang und relativ großzügigem Gratis-Angebot. Die Hauptvorteile gegenüber dem Klassiker Dropbox sind die Integration mit den browserbasierten Office-Anwendungen unter Google Docs und die Backup-Funktion, die bei Dropbox fehlt.
VORTEILE
- Schnell
- 15 Gigabyte kostenlos
- Backup und Synchronisierung in einem
- Bildverwaltung mit Google Fotos
- Integration mit Google Docs
- Gute Arbeitsumgebung für Teams
NACHTEILE
- Fragezeichen beim Datenschutz
- Kein persönlicher Support
- Begrenzte Wiederherstellungsoptionen
Wer beim Backup wirklich auf Nummer Sicher gehen will, ist allerdings mit einem spezialisierten Anbieter wie SpiderOak oder Backblaze besser beraten. Zum einen nehmen die im Unterschied zu Google auch Privatsphäre und Datenschutz ernst, zum zweiten bewahren sie gelöschte oder geänderte Dateien länger auf.
Das Schöne an einem Backup ist doch das sichere Gefühl, dass sich im Notfall alle Dateien wiederherstellen lassen, die ihr mal dem Backup hinzugefügt habt. Bei Google Drive ist es zu leicht, Dateien auf Nimmerwiedersehen zu löschen.
Als Cloud-Speicher mit integrierten Office-Anwendungen und umfassenden Kooperationsfunktionen ist Google Drive aber sehr praktisch und fast konkurrenzlos. Einen vergleichbaren Funktionsumfang findet ihr in meinem Microsoft OneDrive Test, doch da sieht es mit dem Datenschutz kaum besser aus.
Alle Anbieter haben Vor- und Nachteile. Wenn euch Datensicherheit und Privatsphäre wichtig sind, seht euch lieber die kleineren Konkurrenten wie Luckycloud oder Sync an – hier mein Luckycloud Test. Wenn wir diesen Punkt aber ausklammern, ist Google Drive mit seiner Benutzerfreundlichkeit und dem großen Funktionsumfang ein hervorragender Cloud-Service.
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