Meine Erfahrung mit der Fujifilm X-T100 Systemkamera: Stylishes Premium-Modell zum Einstiegspreis?
Akzeptable Fotos schießen kann mittlerweile jedes Smartphone.
Doch die richtigen Knipsen aus unserem Systemkamera Test haben immer noch eine deutlich bessere Bildqualität. Außerdem entwickeln sich die modernen Modelle zunehmend zu kleinen Schmuckstücken, bei denen ein schickes Design im Vordergrund steht. So auch die Fujifilm X-T100.
Genau in dieser Disziplin ist Fujifilm der Platzhirsch auf dem Markt: Die Systemkameras des japanischen Herstellers sind vor allem für ihre hochwertige Verarbeitung und ihren schicken Retro-Look bekannt. Bisher musstet ihr dafür allerdings mindestens 1.000 Euro auf den Tisch blättern.
Bei der X-T100 verspricht Fujifilm das gleiche Design für einen Bruchteil des Preises. Mit erschwinglichen Euro ist sie eindeutig eine Einsteiger-Systemkamera. Trotzdem hat sie das Design der Euro schweren X-T20 geerbt, die um einiges mehr kostet. Außerdem teilt sie sich die technische Ausstattung mit der X-A5, die es auf rund 450 Euro schafft. Klingt nach einer guten Mischung!
Als schicke Systemkamera zum Ablichten von Portraits und Landschaften konnte mich das Modell durchaus überzeugen. Sowohl die Handhabung als auch die Bildqualität gefallen mir sehr gut. Warum ich jedoch von der Geschwindigkeit und Videofunktionalität enttäuscht bin, erfahrt ihr in diesem Systemkamera Test.
Handhabung: Beste Einsteiger-Systemkamera
Fujifilm ist für eine besonders hochwertige Verarbeitung und eine intuitive Bedienung seiner Kameras bekannt. Bei der X-T100 macht der japanische Hersteller keine Ausnahme.
Wie seine höherpreisigen Geschwister kommt auch Fujis Einsteiger-DSLM in einem sehr stylishen und hochwertigen Retro-Look daher. Bei der Farbe des Gehäuses lässt euch der Hersteller aus einer dieser drei Möglichkeiten auswählen:
So schön das Gehäuse auch sein mag, leider ist es nicht gegen Staub oder Spritzwasser geschützt. Das hat mich allerdings nicht überrascht, da alle bekannten Systemkamera-Hersteller nur bei ihren Premium-Kameras die Garantie geben, dass sie auch nach einem ordentlichen Regenschauer noch funktionieren.
Beispielsweise müsst ihr bei Fujifilm mindestens rund 1.500 Euro für die X-T1 auf den Tisch legen, um ein Modell mit Staub- und Spritzwasserschutz zu erhalten.
Für mich persönlich sieht die Kamera extrem schick aus und auch haptisch wirkt das Modell sehr hochwertig zwischen meinen Fingern. Allerdings gehört die X-T100 nicht zu den kompaktesten Modellen auf dem Markt.
Wie ihr auf dem folgenden Vergleichsbild erkennt, ist sie zum Beispiel etwas größer als die X-A5, obwohl beide Kameras technisch gesehen fast die gleiche Ausstattung aufweisen.
Das mitgelieferte Kit-Objektiv hat mich bei der Bildqualität positiv überrascht. Dafür ist es ziemlich klobig und verpasst der Systemkamera nahezu das Ausmaß einer Spiegelreflexkamera: Das Objektiv ragt rund sechs Zentimeter heraus.
Wobei das nicht bedeutet, dass ihr die X-T100 nicht auf eine Reise mitnehmen könnt. Sie ist immer noch um einiges kleiner als eine durchschnittliche Spiegelreflexkamera und verschwindet locker in jeden Rucksack. Außerdem könnt ihr sie mit einem Pancake-Objektiv, wie dem FUJINON 27 mm F2.8, zu einem jackentaschen-freundlichen Fotoapparat umbauen.
Neben der sehr hochwertigen Verarbeitung überzeugt mich zusätzlich die Anzahl der Einstellräder. Normalerweise besitzen Kameras in diesem Preissegment davon ein bis maximal zwei, mit denen ihr Belichtungszeit, ISO und andere Werte einstellt.
Bei der X-T100 setzt Fujifilm jedoch noch eins obendrauf und verbaut gleich drei Rädchen. Dadurch könnt ihr sehr schnell viele unterschiedliche Einstellungen verändern. Dies kann äußerst hilfreich sein, wenn ihr euch aus dem Automatikmodus hinauswagt und eure Fotos beispielsweise im manuellen Modus knipst.
Ebenso begeistert mich der anschraubbare Grip, den Fujifilm standardmäßig mitliefert. Das Retro-Design der Kamera sieht zwar schick aus, ist allerdings nicht besonders griffig.
Mit diesem Grip könnt ihr das ganz einfach ändern. Bei solchen Details merke ich, dass Fujifilm mitdenkt und sich genau überlegt, worauf wir als Hobby-Fotografen Wert legen. Gut gemacht – jetzt kann ich auch einhändig schöne Bilder schießen!
Das Modell beeindruckte mich bereits bei der Haptik, dem Gehäuse und den Bedienelementen. Doch Fujifilm setzt seinen Lauf einfach fort. Das hochauflösende Display und der digitale Sucher überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie – beinahe hätte ich vergessen, dass es sich immer noch um eine Einsteiger-Kamera handelt.
Mit 2,36 Millionen Pixeln hat er eine hohe Auflösung. Außerdem bietet er eine schnelle Wiederholungsrate von rund 55 Bildern pro Sekunde (Quelle).
Zusätzlich gefällt mir, dass Fujifilm (wie mittlerweile fast alle Systemkamera-Hersteller) seine Modelle mit einem Touchscreen ausstattet. Für das Anschauen eurer Bildern oder Auswählen eines Fokus-Punkts ist dieser zwar nicht zwingend erforderlich, aber ein schönes „Nice-to-have“.
Dadurch wird der Umgang mit der Kamera für euch noch intuitiver und das Fotografieren macht mehr Spaß. Schade finde ich jedoch, dass ich das Menü nicht über den Touchscreen bedienen kann.
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist die Konstruktion des Bildschirms. Im Gegensatz zu den höherpreisigen Geschwistern der Fujifilm X-T-Reihe könnt ihr diesen nicht nur hoch- und runterklappen, sondern ebenfalls als Selfie-Display benutzen.
Außerdem beeindruckt mich die Akkulaufzeit der Fujifilm X-T100. Laut dem CIPA-Standard könnt ihr mit einer Akkuladung bis zu 430 Bildern knipsen (Quelle). Die exakte Laufzeit hängt allerdings immer von eurem individuellen Nutzungsverhalten ab. Einen Tag voller ausgiebigem Fotos-Schießen sollte der Akku aber locker durchhalten.
Die Kamera lässt sich ganz einfach per Micro-USB laden. Sollte euch also unterwegs doch einmal der Saft ausgehen, braucht es keinen MacGyver, um die X-T100 wieder zum Laufen zu bringen. Euer Handy-Ladegerät im Zigarettenanzünder vom Auto oder eine herkömmliche Powerbank geben euch wieder Tinte auf dem Füller.
Per Bluetooth und WLAN könnt ihr die X-T100 über die Fujifilm Camera Remote App mit eurem Smartphone verbinden. Theoretisch ladet ihr damit Fotos direkt auf das Smartphone herunter oder lasst die GPS-Koordinaten automatisch in eure Bilddateien schreiben.
Außerdem verspricht euch die App, alle Funktionen der Kamera fernzusteuern. Ihr müsst euer Gerät also nur am richtigen Ort platzieren und könnt aus sicherer Entfernung auf eurem Smartphone-Display sehen, was gerade so vor der Linse abgeht. Von dort aus könnt ihr dann auf den Auslöser drücken, ein Video aufnehmen oder sämtliche Einstellungen verändern – fast schon ein bisschen creepy.
Anscheinend bin ich nicht der einzige mit solchen Problemen: Die App ist im Google Play Store mit 3,1 und im Apple App Store sogar nur mit 2,0 Sternen bewertet (Stand: Dezember 2018).
Zukünftig verzichte ich auf den Schnickschnack und übertrage meine Bilder lieber ganz klassisch per Computer auf mein Smartphone. Und wer eine Kamera zum Beobachten sucht, sollte lieber auf eine dedizierte Wild- oder Überwachungskamera zurückgreifen.
Von der App einmal abgesehen, überzeugt mich die Handhabung der X-T100 voll und ganz. Hier nochmal eine kleine Zusammenfassung aller Eigenschaften, die mir gut gefallen:
- Schickes Aussehen
- Solide Verarbeitung
- Intuitive Bedienung
- Viele Einstellräder
- Mitgelieferter Grip
- Super Selfie-Display
Deshalb gebe ich ihr 90 Prozent für die Handhabung, was der höchste Wert aller Einsteiger-Systemkameras in unserem Test ist.
Bildqualität: Beeindruckt mit jedem Pixel
Wie ihr vielleicht wisst, ist der Bildsensor das Herz jeder Kamera, da er das optische Licht in ein digitales Bild umwandelt.
Die X-T100 ist – wie fast alle Modelle von Fujifilm – mit einem Sensor im sogenannten APS-C Format ausgestattet. Dieser ist für seinen Preis extrem gut. Bei der Bildqualität hält er fast mit den Sensoren von doppelt so preisintensiven Kameras des Herstellers mit, wie beispielsweise der X-T3.
Aus meiner Sicht bietet der Sensor von sämtlichen Einsteiger-Systemkameras die beste Performance bei wenig Licht. Selbst bei einer hohen Lichtempfindlichkeit, wie zum Beispiel ISO 3.200, sind die Bilder noch sehr ansehnlich und auch die standardmäßige Rauschreduzierung des JPG-Formats gefällt mir sehr gut. Hier könnt ihr euch das Beispielbild in voller Auflösung ansehen.
Der Dynamikumfang der X-T100 überzeugt mich für den Preis der Kamera ebenfalls auf ganzer Linie. Dieser ist besonders dann für euch nützlich, wenn ihr in Zukunft Fotos im RAW-Format aufnehmen wollt.
Mit RAW-Bildern habt ihr bei der Nachbearbeitung einen größeren Freiraum und könnt deutlich mehr aus euren Fotos herausholen. Das ist zum Beispiel hilfreich, wenn ihr im Nachhinein die Helligkeit, die Kontraste oder die Farben eurer Fotos anpasst.
Wenn ihr nicht erst jedes Bild aufwendig nachbearbeiten möchtet, bevor ihr es auf Instagram teilt oder Freunden und Verwandten bei einer Diashow zeigt, ist die Bildqualität im JPG-Format äußerst wichtig für euch. Daher habe ich sie mir beim Test besonders genau angesehen.
Im Großen und Ganzen gefallen mir die JPG-Fotos ausgesprochen gut. Sie geben die Farben sehr natürlich wieder und auch die Bildschärfe stimmt.
Hier ein paar Beispielbilder mit der Fujifilm X-T100. Alle Fotos habe ich im Automatikmodus aufgenommen und keinerlei Nachbearbeitung unterzogen. Hier könnt ihr sie euch in voller Auflösung ansehen.
Der Automatikmodus begeistert mich ebenfalls.
Bevor ich aufs Knöpfchen drückte, habe ich keinerlei Einstellungen vorgenommen. Doch wie von Geisterhand sahen die Bilder trotzdem genau so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe.
Vielleicht wollt ihr aber gar nicht, dass eure Fotos zu 100 Prozent der Realität entsprechen. Auch dann hat die X-T100 für euch eine Lösung: Fujifilm ist dafür bekannt, seine Kameras mit sogenannten Filmsimulationen auszustatten.
Das sind Modi, die verschiedene Filme simulieren – dabei handelt es sich nicht etwa um Blockbuster-Movies, sondern um das lichtempfindliche Aufnahmemedium aus einer vergangenen Zeit, als Fotos noch analog geknipst wurden.
Diese Filmsimulationen könnt ihr euch wie Filter auf Instagram vorstellen. Mir persönlich gefällt das extrem gut. Wie ihr auf den Beispielbildern unten erkennt, könnt ihr dadurch eine sehr interessante Bildwirkung erzeugen, die einen starken Einfluss auf den Charakter des Fotos ausübt.
Aus meiner Sicht ist das vor allem für Hobby-Fotografen interessant, die ihren Fotos „on-the-go“ einen ganz speziellen Look verleihen wollen. So müssen sie die Bilder nicht aufwendig mit Photoshop oder Lightroom bearbeiten. Chapeau Fujifilm!
Egal, ob ihr die Bilder direkt aus der Kamera benutzt oder sie mühevoll nachbearbeitet: Sowohl die Qualität der JPG-Bilder als auch die der RAW-Fotos begeistern mich völlig – von der Möglichkeit der verschiedenen Filmsimulationen ganz zu schweigen.
Die Bildqualität kann nicht ganz mit unserem Oberklasse-Testsieger mithalten, der Sony Alpha 7 Mark III. Trotzdem legt die Fujifilm X-T100 für ihr Preissegment eine überdurchschnittlich gute Performance an den Tag und hebt die Messlatte. Deshalb bekommt sie von mir 85 von 100 Prozent in dieser Kategorie.
Objektivauswahl: Hochwertiges Glas von Fujifilm
Auf die Gefahr hin, dass ihr es schon wisst: Ich werde nämlich nie müde, diesen wichtigen Fakt zu erwähnen:
Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch vorher anschaut, wie vielfältig die Auswahl an Wechselobjektiven für die Kamera eurer Begierde ist. Bevor ich euch erkläre, warum meine Meinung zu der Objektivauswahl von Fujifilm zwiegespalten ist, möchte ich jedoch erst kurz auf das mitgelieferte Kit-Objektiv eingehen.
Kit-Objektive sind in der Regel nicht für die beste Bildqualität bekannt. Auch das FUJINON XC15-45 mm F3.5-5.6 setzt hinsichtlich Schärfe, Vignettierung und Verzeichnungen keine Maßstäbe. Aus meiner Sicht ist die Bildqualität trotzdem besser als bei den mitgelieferten Optiken von Olympus, Panasonic und Sony.
Als Zoom-Objektiv für den Alltag wird es euch nicht enttäuschen. Ich rate euch aufgrund des geringen Preisunterschiedes außerdem davon ab, zu einer Version ohne Kit-Objektiv zu greifen.
Mit einem Brennweitenumfang von 15 mm bis 45 mm bietet es etwas mehr Weitwinkel als ein klassisches Standardzoom-Objektiv. Um euch zu verdeutlichen, wie groß der Zoomumfang des Kit-Objektivs ist, habe ich zwei Beispiel-Portraits unseres Sonntagmorgen-Models aufgenommen. Einmal mit der minimalen und einmal mit der maximalen Brennweite.
Doch wann solltet ihr das mitgelieferte Kit-Objektiv gegen eine andere Optik austauschen? Ganz einfach: Wenn ihr eure Kamera an unterschiedliche Anforderungen anpassen wollt!
Im Vergleich zum Kit-Objektiv bieten euch verschiedene Arten von Objektiven die folgenden Vorteile:
- Tele-Objektive: Eine größere Reichweite
- Festbrennweiten: Mehr Hintergrundunschärfe (dank größerer Offenblende)
- Weitwinkel-Objektive: Größeres Sichtfeld (da geringere Brennweite)
- Allrounder-Objektive / Reisezoom-Objektive: Größerer Zoom-Umfang
Für die gerade aufgezählten Kategorien habe ich jeweils einen Favoriten. Mehr Informationen zu den besten Optiken findet ihr in meinem ausführlichen Fujifilm Objektiv-Guide. Wenn ihr wissen wollt, wie sich die Konkurrenz schlägt, könnt ihr euch ansehen, welches die besten Sony Alpha Objektive, die besten Objektive für die Sony Alpha 7, die besten Olympus und Panasonic Objektive oder die besten Canon Objektive sind.
Aus meiner Sicht haben diese vier Fujifilm-Objektive das beste Preis-Leistungs-Verhältnis:
- Das beste Teleobjektiv: FUJINON XC 50-230 mm F4.5-6.7 OIS II
- Die beste Festbrennweite: FUJINON XF 35 mm F2 R WR
- Das beste Weitwinkelobjektiv: FUJINON XF 23 mm F2 R WR
- Das beste Allrounder-Objektiv: FUJINON XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR
Für Fujifilm-Kameras gibt es zwar nicht besonders viele Wechselobjektive, dafür sind diese sehr hochwertig. Vor allem die große Auswahl an sehr guten Festbrennweiten findet ihr in dieser Form bei keinem anderen Hersteller.
Das hat allerdings auch seinen Preis: Selbst die erschwinglichen Optiken von Fujifilm kosten mindestens 400 Euro. Lohnenswerte Modelle von Drittanbieter gibt es zwar einige, jedoch stattet lediglich Zeiss seine Modelle mit einem Autofokus aus. Alle anderen Objektive der Fremdhersteller müsst ihr komplett manuell bedienen.
Was bedeutet das für euch? Wenn ihr bereit seid, etwas Geld in die Hand zu nehmen, erhaltet ihr sehr gute Objektive für die X-T100. Solltet ihr nach einer Objektivauswahl mit einem möglichst guten Preis-Leistungs-Verhältnis suchen, schaut euch lieber Sony, Olympus oder Panasonic Systemkameras an. Alternativ könnt ihr auch über eine Spiegelreflexkamera von Canon oder Nikon nachdenken.
Aufgrund der guten Auswahl an hochwertigen, aber preisintensiven, Wechselobjektiven erhält die Fujifilm X-T100 von mir 85 Prozent in dieser Kategorie.
Geschwindigkeit: Auch Schnecken kommen ans Ziel
Eure Kamera benötigt eine hohe Geschwindigkeit, wenn ihr Motive fotografieren wollt, die sich schnell bewegen. Zum Beispiel spielende Kinder, Tiere oder bei Sportveranstaltungen. Dafür ist ein schneller Autofokus der mit Abstand wichtigste Faktor.
Die Fujifilm X-T100 ist mit dem gleichen Hybrid-Autofokus ausgestattet, wie die etwas preiswertere Fujifilm X-A5. Dieser hat insgesamt 91 Punkte, von denen 35 Phasen-Autofokus-Punkte sind. Das ist schon seit einigen Jahren für ein Einstiegsmodell ziemlich wenig. Beispielsweise hat die Sony Alpha 6000 stramme 179 Phasen-Autofokus-Punkte und das, obwohl sie bereits seit 2014 in den Regalen steht.
Ebenfalls enttäuschend ist außerdem, dass diese Autofokus-Punkte nur circa 40 Prozent des Sensors abdecken. Das bedeutet, dass ihr ein Motiv nicht mehr scharf stellen könnt, sobald es sich nicht mittig im Bildausschnitt befindet.
Bemerkbar ist das beispielsweise, wenn ihr einen Fahrradfahrer fotografieren wollt, der auf euch zufährt. In solchen Situationen könnt ihr euch nicht auf die Kamera verlassen, da sie fast ausschließlich unscharfe Bilder liefert. Beim Ablichten von statischen Motiven funktioniert der Autofokus hingegen verlässlich.
Serienaufnahmen schießt die X-T100 mit 6 Bildern pro Sekunde, was ich als durchschnittlich für diese Preisklasse ansehe. Mit maximal 26 JPG-Aufnahmen fällt der Puffer der Kamera leider ziemlich klein aus. Das nächst-bessere Fujifilm-Modell, die X-T20, zeigt, wie es richtig geht: Sie schafft 8 Bilder pro Sekunde und kann ganze 62 Fotos im Puffer speichern.
Anschließend werden die Bilder vom Puffer auf die Speicherkarte geschrieben. Wenn ihr wissen wollt welches Kärtchen sich dafür am besten eignet, könnt ihr euch unseren SD-Karten Test genauer ansehen.
Bei der Geschwindigkeit liefert die X-T100 in allen Bereichen eine unterdurchschnittliche Performance ab. Sowohl den Autofokus als auch die Serienaufnahmen muss ich als mangelhaft einstufen.
Der relativ niedrige Preis entschuldigt das nicht. Andere Einsteiger-Modelle, wie die Sony Alpha 6000 oder die Canon M50, machen es vor. Für einen ähnlichen Preis bieten sie einen flotten Autofokus und einen größeren Puffer. Deshalb erhält die X-T100 von mir lediglich 30 Prozent für ihre Geschwindigkeit.
Videofunktionalität: Der Schockmoment
Der Videomodus der X-T100 löste einen kalten Schauer bei mir aus. Auf dem Papier protzt Fujifilm stolz mit hochauflösenden Videos im 4K-Format. Doch setzt mal die rosarote Brille ab und schaut genauer hin: Der Videomodus arbeitet mit extrem lahmen 15 Bildern pro Sekunde.
Diese Framerate gleicht eher einem alten Daumenkino als einem brauchbaren Video im 21. Jahrhundert. Ihr versteht nicht genau was ich meine? Überzeugt euch gerne einfach selbst: Weiter unten findet ihr ein kurzes Beispielvideo.
Ihr werdet feststellen, dass das Video sehr stark stottert. Das liegt nicht an eurem überlasteten WLAN, sondern an den 15 Bildern pro Sekunde, mit denen die X-T100 in 4K aufzeichnet. Aus diesem Grund sind die Videos in dieser Auflösung in keinster Weise alltagstauglich.
4K-Beispielvideo
Wie sieht es mit Full HD Aufnahmen aus?
Die Videos sind an sich brauchbar. In Full HD zeichnet die Kamera mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf. Jedoch bleibt sie hinsichtlich der Qualität hinter der Konkurrenz im gleichen Preissegment zurück. Hier könnt ihr euch ein Beispielvideo in Full HD ansehen.
Mit der ungefähr 350 Euro höherpreisigen Fujifilm X-T20 zeigt der Hersteller, dass sie Kameras mit brauchbaren 4K-Videos bauen können. Die Canon EOS M50 oder die Panasonic Lumix G70 kosten ungefähr so viel wie die X-T100, bieten euch jedoch eine deutlich bessere Video-Performance.
Da der 4K-Modus nur unbrauchbare Filme erzeugt und die Videoqualität in Full HD unterdurchschnittlich ist, kann ich der X-T100 leider nur 40 Prozent in dieser Kategorie geben.
Fazit: Ich bin zwiegespalten
Abschließend muss ich sagen, dass die Fujifilm X-T100 einen zwiegespaltenen Eindruck bei mir hinterlässt. Auf der einen Seite bin ich ein großer Fan vom Design und dem Bedienkonzept der X-T-Modelle.
Mit der X-T100 hat Fujifilm diese Vorzüge endlich auch in ein Einsteiger-Modell integriert. Die Kamera fühlt sich hochwertig an, sieht schick aus und lässt sich intuitiv bedienen.
Auch die Bildqualität ist für das Preissegment überdurchschnittlich gut und das Herumspielen mit den verschiedenen Filmsimulationen hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Preis nicht verfügbar
Auf der anderen Seite ist der langsame Autofokus sehr limitierend. Leider eignet sich die X-T100 auch nur beschränkt zum Aufnehmen von Videos. Alle angehenden Spielbergs sollten für ihre Filme daher ein alternatives Modell verwenden.
Hier habe ich nochmal alle Vor- und Nachteile für euch zusammengefasst:
VORTEILE
- Hochwertig verarbeitet
- Intuitive Bedienung
- Ausklappbares Selfie-Display
- Sehr gute Bildqualität (in JPG & RAW)
- Filmsimulationen
NACHTEILE
- Sehr langsamer Autofokus
- Schlechte Videoqualität (trotz 4K)
- Kein brauchbarer 4K-Modus
- Kleiner Puffer
Habt ihr euch hingegen in den stylishen Retro-Look und in die intuitive Bedienung der Kamera verliebt und möchtet weder auf einen flotten Autofokus noch auf gute 4K-Videos verzichten? Dann solltet ihr euch die Fujifilm X-T20 ansehen, auch wenn sie etwas mehr ins Geld geht.
Ansonsten kann ich euch im Preissegment unter 650 Euro die Canon EOS M50, die Panasonic Lumix G70 oder die Sony Alpha 6000 empfehlen. Aus meiner Sicht sind diese zwar nicht ganz so schick, liefern jedoch ein besseres Gesamtpaket.
Die Fujifilm X-T100 bietet euch für Euro ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn ihr auf einen guten Videomodus und einen schnellen Autofokus verzichten könnt. Deshalb kann ich dieses Modell aus unserem Systemkamera Test guten Herzens für Natur-, Landschafts- und Portrait-Fotografen empfehlen.
Jetzt interessiert mich eure Meinung! Was denkt ihr über die Fujifilm X-T100? Gerne könnt ihr mir eure Eindrücke in den Kommentaren hinterlassen.
Wenn ihr eine persönliche Kaufberatung benötigt, könnt ihr eure Frage ebenfalls in den Kommentaren stellen. Ich werde versuchen, euch so schnell wie möglich weiterzuhelfen.
Kommentare
Jens 14. Dezember 2021 um 14:35
Hallo, Sehr langsamer Autofokus.
Was ist ihre Meinung zum: Einzel AF?
Ich nehme Autofokus immer mittig und drücke den Ausslöser halb durch.
Schnelle Objekte verfolge ich mit der Kamera. So habe ich brauchbare Fotos.
Mit Kont.AF und Fujifilm 50-230 mm/F 4.5-6.7 XC OIS 50 mm-230 mm bekomme ich nur schlecht Ergebnisse
bei Beweglichen Objekten. Mit dieser Einstellung bin ich mit der Kamera sehr zufrieden. Grüssle Jens.