Meine Erfahrung mit der Fujifilm X-T20 Systemkamera: Das beste Gesamtpaket in unserem Test
Der eine Ring, der heilige Gral – allmächtige Einzelstücke sind beliebt. Doch gibt es auch die eine Systemkamera, die für jeden Fotografen die perfekte Wahl ist?
Ich betone immer wieder, dass auf dem Systemkamera-Markt keine eierlegende Wollmilchsäue existieren. Trotzdem gibt es Geräte, die alle anderen in den Schatten stellen und bei Fotografen das reinste Blitzlichtgewitter im Herzen auslösen.
Hier ist die Fujifilm X-T20 – The stage is yours.
Die im Februar 2017 vorgestellte Systemkamera schafft es nicht nur aufs Podium, sondern auf das oberste Siegertreppchen. In unserem großen Sonntagmorgen Systemkamera Test 2024 ließ sie sämtliche Herausforderungen wie ein Kinderspiel aussehen.
In diesem Artikel schauen wir uns an, ob die X-T20 zumindest eine Spur von Schwäche offenbart. Außerdem vergleichen wir sie mit dem aktuellen Top-Modell von Fujifilm, der preisintensiveren X-T3, und schauen, welche Abstriche ihr in Kauf nehmen müsst.
Handhabung: Moderne High-End-Technik im antiken Retro-Look
Das Design der Fujifilm X-T-Serie erzeugt bei mir immer wieder aufs Neue ein Funkeln in den Augen. Der Hersteller schafft es, den Retro-Look mit einem Hauch von futuristischem Design zu kombinieren.
Dies lässt bereits erahnen, dass bei der Kamera so einiges unter der Haube steckt. Ihr könnt auf das nächste Kapitel zur Bildqualität gespannt sein.
Die Kamera sieht allerdings nicht nur edel, stylisch und sexy aus – sie fühlt sich auch genauso an. Ich kann mich nicht entscheiden, welches Wort die Kamera am besten beschreibt. Auf jeden Fall ist sie ein absoluter Hingucker.
Wie auch bei der hochpreisigeren Fujifilm X-T3 ist der Body aus Magnesium gefertigt. Alle Einstellräder und Knöpfe sind erstklassig verarbeitet – nichts knarzt oder wackelt. Jetzt ist sie ein qualitativ absolut hochwertiger Hingucker.
Jedes dieser liebevollen Details verleiht dem Fotoapparat eine extrem solide Ausstrahlung. Bereits als ich die Fujifilm X-T20 das erste Mal in den Händen hielt, verliebte ich mich bis über beide Ohren in das exquisite Gehäuse.
Passend zum beeindruckenden Design bietet euch Fujifilm die Kamera in zwei unterschiedlichen Farben an. So ist auch für verschiedene Geschmäcker der richtige Look dabei.
Doch wir lassen uns in unserem Test nicht von der äußeren Erscheinung blenden, setzen unsere Sonnenbrille auf und bleiben objektiv. Daher kann ich euch versichern: Auch wenn ihr die Kamera einschaltet, setzt sich der positive Eindruck fort.
Das gesamte Bedienkonzept der Mittel- und Oberklasse-Modelle von Fujifilm gefällt mir sehr gut. Fujifilm-Neulinge benötigen jedoch etwas Einarbeitungszeit, da der Hersteller bei der Aufteilung der Einstellräder auf ein abgewandeltes Bedienkonzept setzt – anders als alle sonstigen Kamera-Produzenten.
Im Gegensatz zu den Geräten von Sony, Olympus, Canon und Co. verbirgt die X-T20 essenzielle Einstellungen nicht hinter unbeschrifteten Rädchen, sondern platziert alle wichtigen Funktionen auf der Oberseite der Kamera.
Seid ihr verwirrt und sucht immer noch den Automatikmodus? Dann lest lieber weiter, ich verrate euch, ob es einen gibt und wo ihr ihn findet. Auch ich habe eine Weile gebraucht, bis ich den blinden Passagier gefunden habe – doch er ist tatsächlich mit an Bord.
Sobald ihr euch eingefuchst habt, wisst ihr das Bedienkonzept zu schätzen. Bereits nach kurzer Zeit erscheint es logisch und durchdacht. Wenn ihr Euro für eure favorisierte Kamera ausgebt, spielt ihr automatisch intensiv mit ihr herum. So findet ihr schnell selbst heraus, von welchen Vorzügen ihr mit der X-T20 profitiert.
Bei den weiteren Bedienelementen überlässt euch Fujifilm die volle Freiheit: Neben den drei beschrifteten Einstellrädern besitzt die Kamera zwei weitere, die frei programmierbar sind. Darüber hinaus hat die X-T20 unglaubliche sechs individuell belegbare Buttons, die ihr frei nach eurem Belieben mit den wichtigsten Funktionen versehen könnt.
Zwei der wichtigsten Bauteile einer Kamera betrachten wir jetzt gemeinsam unter dem Mikroskop: Den Bildschirm und den digitalen Sucher.
Letzterer ist mit 2,36 Millionen Bildpunkten ausgestattet. Diese Auflösung gehört in der Preisklasse der X-T20 zum Standard. So ist garantiert, dass ihr kaum bemerkt, ob ihr mit eurem biologischen Auge oder durch den digitalen Sucher in die reale Welt blickt.
Zusätzlich ist der Sucher mit einer angenehm sanften Gummierung umrandet. Dadurch könnt ihr das Umgebungslicht noch besser von eurem Auge abschirmen. Außerdem erkennt ihr auch bei starker Sonneneinstrahlung noch, was eigentlich vor eurer Linse alles abgeht.
Die X-T20 verfügt über ein klappbares Display. Dadurch müsst ihr euch in keiner Situation verrenken, sondern könnt aus jeder Position ganz bequem das Display betrachten. Da ich gerne aus ungewöhnlichen Perspektiven fotografiere, hinterlässt der Bildschirm bei mir aus allen Blickwinkeln einen positiven Eindruck.
Wenn ihr beispielsweise wenige Zentimeter über dem Boden ein Foto aufnehmen wollt, müsst ihr euch nicht in den Dreck legen. Stattdessen könnt ihr ganz simpel das Display um 90 Grad nach oben neigen und im Stehen oder der Hocke draufschauen. Außer, ihr liegt lieber im Schlamm. Bei 28 Grad am Strand verzichte ich auch gerne auf die Vorteile des drehbaren Bildschirms und fläze mich in den Sand.
Doch Achtung, dass die kleinen Körner nicht eure Kamera beschädigen: Das Gehäuse ist nicht vor Staub oder Spritzwasser geschützt.
Fujifilm stattet den Monitor außerdem mit einem Touchscreen aus. Im Jahr 2024 ist das zwar keine Raketenwissenschaft, trotzdem ist es immer wieder ein willkommenes Feature. Es erleichtert die Bedienung und das Fotografen-Leben erheblich.
So könnt ihr zum Beispiel mit nur einer Berührung auf einen bestimmten Bereich scharfstellen, ein Bild schießen oder zwischen geschossenen Fotos hin und her wischen. Oder für alle Freunde der modernen Fachausdrücke: „swipen“.
Leider könnt ihr nicht überall auf eure gewünschte Einstellung „touchen“. Beispielsweise müsst ihr durch das, allerdings sehr strukturierte, Menü mit den Tasten navigieren und könnt nicht einfach jede beliebige Option mit einem Wisch verändern.
Mich persönlich stört das nicht im Geringsten. Doch ich bin mir sicher, dass sich viele von euch da draußen gerne selbst und mit Freunden ablichten. Umso besser wäre es, wenn ihr vorher schon seht, ob der Fokus eurer Kamera die Fotomodels noch schärfer als in der Realität darstellt.
Zum anderen ist die Kamera nicht gegen Staub oder Spritzwasser geschützt. Wenn ihr euch in das schicke Design und das Bedienkonzept verliebt habt, jedoch ein wetterfestes Gehäuse sucht, müsst ihr bei Fujifilm mindestens rund 1.500 Euro für die X-T1 auf den Tisch legen.
Panasonic und Sony zeigen mit der G81 und der Alpha 6300, dass es möglich ist, auch im Mittelklasse-Segment wetterfeste Geräte herzustellen.
VORTEILE
- Exzellente Bildqualität
- Nochmals verbesserter Autofokus
- Super Videoqualität
- Kompaktes Gehäuse mit super Sucher
- Audioeingang
NACHTEILE
- Kein Touchscreen
- Kein Bildstabilisator
Produkteigenschaften
Diese zwei Faktoren verringern mein positives Gesamtbild der Kamera jedoch kaum, da mich sowohl die erstklassige Verarbeitung als auch das intuitive Bedienkonzept auf ganzer Linie überzeugen.
Wenn für euch jedoch ein wetterfestes Gehäuse oder ein Selfie-Display im Fokus stehen, solltet ihr euch bei den empfohlenen Konkurrenten umsehen. Das ist jedoch eher das „i-Tüpfelchen“, das ihr in der Regel nur beim Water-Rafting oder ähnlichen Späßen benötigt.
Unterm Strich kommt es also auf eure persönlichen Prioritäten an. Die anderen Faktoren sind jedoch die wesentlichen und aus meiner Erfahrung viel wichtiger für den Alltag.
Deshalb erhält die Fujifilm X-T20 von mir 95 Prozent für ihre erstklassige Handhabung. Den höchsten Wert aller bei Sonntagmorgen getesteten Systemkameras!
Bildqualität: Außen hui, innen hui
Der Sensor ist für eine Kamera das, was der Prozessor für einen Computer ist. Ohne ihn geht nichts!
Er ist dafür verantwortlich, das einfallende Licht in ein digitales Bild umzuwandeln. Deshalb ist der Sensor zusammen mit dem Objektiv der wichtigste Faktor für eine gute Bildqualität.
Fujifilm stattet die X-T20 mit dem gleichen 24,3 Megapixel APS-C X-Trans CMOS III Sensor aus, der auch in der größeren Schwester – der X-T2 – verbaut ist. Keine Angst, ihr müsst nicht wissen, was dieser Name bedeutet.
Lediglich die höherpreisigen Premium-Modelle mit größerem Vollformat-Sensor leisten eine noch bessere Performance.
Das folgende Beispielbild habe ich nachts bei sehr wenig Licht geschossen. Trotz der hohen Lichtempfindlichkeit von ISO 3.200, ist auf dem Bild nur wenig Bildrauschen zu erkennen. Hier könnt ihr euch das Foto in voller Auflösung ansehen.
Ebenfalls überdurchschnittlich gut ist das mitgelieferte Kit-Objektiv. Das XF18-55 mm besitzt eine sehr große Offenblende von F2.8 bis F4.0. Deshalb lässt es doppelt so viel Licht durch wie herkömmliche Kit-Objektive, die in der Regel nur eine Blende von F3.5 bis F5.6 besitzen.
Für euch hat eine große Offenblende zwei Vorteile:
- Weniger Bildrauschen
- Mehr Hintergrundunschärfe
Mit einer offenen Blende rauschen die Bilder der X-T20 noch weniger, da sie einen niedrigeren ISO-Wert benutzen kann.
Außerdem ist ein kleinerer „F-Wert“ für eine größere Hintergrundunschärfe verantwortlich. Wie ihr auf dem folgenden Beispielbild seht, könnt ihr mit der X-T20 bei Portrait-Fotos den Hintergrund verschwimmen lassen – genauso, wie ihr es von professionellen Fotografen gewohnt seid.
Das hat jedoch auch seinen Preis. Die Variante mit der erschwinglicheren Optik (XC15-45mm) ist mit rund 800 Euro deutlich weniger kostenintensiv als unser Testgerät. Aus meiner Sicht lohnt sich der Aufpreis aber auf jeden Fall!
Zusätzlich zu der größeren Offenblende hat das Objektiv eine bessere optische Leistung, die sich in verschiedenen Metriken äußert. Zum Beispiel sind die Bilder schärfer und haben bessere Kontraste.
Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine hervorragende Bildqualität ist außerdem die Verarbeitung der JPG-Bilder. Profi-Fotografen nehmen ihre Bilder ausschließlich im RAW-Format auf, um anschließend mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung zu haben.
Und hier ist auf Fujifilm Verlass. Die Entwicklung der Bilder gefällt mir äußerst gut, da die X-T20 Farben, Kontraste und die Dynamik der Bilder realitätsgetreu wiedergibt.
Doch macht euch selbst ein Bild: Die folgenden Beispielfotos habe ich im Automatikmodus im JPG-Format geschossen und anschließend nicht nachbearbeitet. Hier könnt ihr euch alle Aufnahmen in bester Qualität ansehen.
Doch was ist, wenn ihr in bestimmten Situationen gar nicht wollt, dass eure Bilder möglichst natürlich aussehen?
In Zeiten von sechsjährigen Instagram-Stars hat sich fast jedes Kleinkind daran gewöhnt, Bilder mit Filtern zu versehen. Fujifilm hat eine ganz eigene Version, die mir von allen Herstellern am besten gefällt: die sogenannten Filmsimulationen.
Diese sind nicht nur für Oldschool-Fotografen interessant, die noch vor Jahrzehnten ihre Bilder auf einem analogen Film – diesen braunen, halbdurchsichtigen Rollen – und nicht auf einer SD-Karte speicherten. Nein, sie sind ebenfalls etwas für jeden zeitgemäßen Knipser.
Ich habe ein paar Beispielbilder mit den folgenden Filmsimulationen für euch aufgenommen. Hier könnt ihr sie euch in voller Auflösung ansehen. Die Namen habe ich nach der Reihenfolge im Kamera-Menü geordnet.
- PROVIA / Standard
- Velvia / Vivid
- ASTIA / Soft
- CLASSIC CHROME
- PRO Neg. Hi
- MONOCHROME
- SEPIA
Von 100 möglichen Punkten erhält die Fujifilm X-T20 von mir 90 für ihre Bildqualität. Einsteiger profitieren sowohl von den beeindruckenden JPG-Aufnahmen als auch den kreativen Filmmodi. Profi-Fotografen von dem hochwertigen Sensor, der RAW-Bilder in Premium-Qualität liefert.
Objektivauswahl: Qualität vor Quantität
Die meisten Einsteiger und auch viele fortgeschrittene Fotografen unterschätzen, wie wichtig das Glas vor dem Sensor tatsächlich ist. Das ist auch der Grund, weshalb die Objektive von Berufsfotografen im Vergleich zu deren Kameras für gewöhnlich das zwei- oder dreifache wert sind.
Doch kommen wir wieder zurück zu unserer Test-Kamera: Wie alle Modelle von Fujifilm, setzt auch die X-T20 auf den Fuji X Objektivanschluss – abgesehen von den GFX-Modellen, die mehr als 5.000 Euro kosten.
Sie ist zwar nicht die Größte auf dem Systemkamera-Markt – beispielsweise existieren deutlich mehr Objektive für MFT-Kameras – jedoch glänzen die Optiken dafür mit einer besonders hochwertigen Verarbeitung und einer ausgezeichneten optischen Leistung.
In meinem Guide zu den besten Fujifilm-Objektiven zeige ich euch jedes einzelne Modell und gehe detailliert auf meine Favoriten ein. Außerdem haben wir Artikel zu den besten Objektiven für die Sony Alpha 6300, den besten Sony Alpha 7 III Objektiven , den besten Canon Objektiven und den besten Olympus und Panasonic Lumix Objektiven (auch Micro Four Thirds genannt).
Wenn es euch jetzt schon unter den Nägeln brennt, könnt ihr hier meine vier Lieblingsoptiken sehen:
- Das beste Tele-Objektiv: FUJINON XC 50-230 mm F4.5-6.7 OIS II
- Die beste Festbrennweite: FUJINON XF 35 mm F2 R WR
- Das beste Weitwinkel-Objektiv: FUJINON XF 23 mm F2 R WR
- Das beste Allrounder-Objektiv: FUJINON XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR
Aus meiner Sicht lässt die Auswahl an Objektiven selbst für professionelle Fotografen kaum Wünsche offen. Auch qualitativ sind die Optiken auf einem sehr hohen Niveau. Diese gibt es jedoch nicht hinterhergeschmissen wie USB-Sticks auf Firmenveranstaltungen. Wie in den meisten Bereichen des Lebens gilt auch hier: Qualität hat seinen Preis.
Einsteiger-Fotografen, die gerne herumexperimentieren, und nicht gleich ein halbes Vermögen ausgeben möchten, finden bei Fujifilm unter 500 Euro leider nur eine Handvoll verschiedener Objektive.
Deshalb erhält die X-T20 von mir 85 Prozent für die Objektivauswahl – genau wie alle anderen Fujifilm-Modelle.
Geschwindigkeit: Rasant, verlässlich und exakt
Wann braucht ihr eine Kamera, die eine schnelle Geschwindigkeit hat? Wenn ihr euch in die Action-Fotografie stürzt. So erwischt ihr beispielsweise den Latten-Kracher beim Freistoß eures Kindes oder den Luftsprung eures Hundes beim Stöckchenholen im perfekten Moment.
In der Fotografie-Welt zählen zu einer soliden Geschwindigkeit die folgenden drei Punkte:
- Schneller & verlässlicher Autofokus
- Ordentliche Serienbildrate
- Großer Puffer
In allen drei Bereichen liefert die X-T20 eine tadellose Performance ab. Bevor wir uns ins nächste Kapitel stürzen, will ich mir mit euch trotzdem jeden einzelnen Punkt ansehen.
Lasst uns mit dem Autofokus beginnen. Und Action:
Mit 49 Phasen-Autofokus-Sensoren und 77 Kontrast-Messfeldern ist die Kamera nicht am oberen Ende der Liste. Zum Beispiel hat die Alpha 6300 stolze 594 Phasen-Autofokus-Sensoren und 169 Kontrast-Messfelder. Wie sie sich genau schlägt, erfahrt ihr unserem Sony Alpha 6300 Test. Doch lasst euch von den Zahlen nicht beirren! Letztendlich zählt die Leistung im Alltag.
Hier muss sich die Fujifilm X-T20 in keinster Weise vor der Alpha 6300 verstecken. Egal, ob ihr euch auf die Tier-, Landschafts- oder Sport-Fotografie fokussieren wollt: Der Autofokus der Kamera enttäuscht euch nicht und stellt jedes Motiv und jeden Moment scharf, bevor er wieder verschwindet.
Und Action – Klappe, die Zweite:
Wenn es erst einmal rasant hergeht, ist ebenfalls die Serienbildrate ausschlaggebend. Die X-T20 schießt mit maximal 8 Bildern pro Sekunde, was aus meiner Sicht für sämtliche Situationen mehr als ausreichend ist und zum aktuellen Standard auf dem Kamera-Markt gehört. Mit dem elektronischen Verschluss schafft sie sogar stolze 15 Bilder pro Sekunde.
Etwas schade finde ich hingegen, dass sich die Serienbildrate auf 5 Bilder pro Sekunde verringert, wenn ihr gleichzeitig den Live-View benutzt. Die Alpha 6300 von Sony macht da mehr Action und schafft 8 Bilder pro Sekunde.
Apropos Action – Klappe, die Dritte:
Mindestens genauso wichtig wie ein flottes Tempo ist ein entsprechendes Durchhaltevermögen. Deshalb lege ich ebenfalls einen großen Wert auf die Größe des Puffers, der die aufgenommenen Fotos zwischenspeichert.
Die maximale Bildrate von 8 Aufnahmen pro Sekunde hält die Kamera folgendermaßen durch:
- 7,75 Sekunden bei JPG-Bildern (62 Aufnahmen)
- 2,88 Sekunden bei RAW-Bildern (23 Aufnahmen)
Auch dieser Wert muss sich nicht vor anderen Mittelklasse-Modellen verstecken: Die Olympus OM-D E-M5 II und die Sony Alpha 6300 halten bei der gleichen Serienbildrate ungefähr 2,25 Sekunden (18 Bilder) bzw. 2,6 Sekunden (21 Bilder) durch.
Überrascht und gleichzeitig beeindruckt hat mich die minimale Verschlusszeit von 1/32.000 Sekunde. Normalerweise gehe ich in meinen Systemkamera-Tests nicht auf diese Eigenschaft ein, da es meistens keine großen Unterschiede bei den Herstellern gibt. Doch bei der X-T20 ist dieser Wert acht Mal niedriger als von vergleichbaren Modellen.
Das ist hilfreich, da ihr beispielsweise bei grellem Sonnenlicht ebenfalls mit einer großen Offenblende fotografieren könnt, ohne dass euer Foto überbelichtet wird. Doch um ganz ehrlich zu sein: Das bringt nur Fotografie-Nerds wie mich aus dem Häuschen, da euch in der Realität die marktübliche minimale Verschlusszeit von 1/4.000 Sekunde locker ausreicht.
Für ihre Geschwindigkeit erhält die Fujifilm X-T20 von mir – wie auch in den anderen fünf Kategorien – mit 90 Prozent eine sehr gute Bewertung.
Unser Testsieger ist fast schon so vorhersehbar wie Bayern München in der 1. Bundesliga.
Sowohl der Autofokus als auch die Serienbildrate und der Puffer sind entweder gleichwertig oder sogar ein bisschen besser als das, was die Konkurrenz liefert. Die Alleskönnerin gibt also auch in dieser Kategorie ein super Gesamtpaket ab.
Videofunktionalität: Überzeugt mit bewegenden Bewegtbildern
Nachdem wir erkannt haben, dass ihr mit der X-T20 dank des 1A-Autofokus keinen emotionalen Moment mehr verpasst, schauen wir uns jetzt den Videomodus der Kamera an. Hier ist für viele die alles entscheidende Frage: Hat das Modell denn auch einen 4K-Modus?
Ich kann euch beruhigen: Die X-T20 löst Videos mit bis zu 3.840 × 2.160 Pixeln (= 4K) auf. Abgesehen von der Anzahl der Bildpunkte, geben die Videos auch ansonsten ein gutes Bild ab:
Die Bewegtbilder der Kamera haben eine ordentliche Schärfe, natürliche Farben und im Gegensatz zur X-T100 (erschwinglicheres Schwester-Modell) nimmt sie Videos mit flüssigen 30 Bildern pro Sekunde auf.
Hier eine Aufnahme des morgendlichen Berufsverkehrs in Berlin, das ich als kurzes Test-Video für euch gedreht habe:
4K-Beispielvideo
Da ich meine Stimme vorhin etwas geschont habe: Dieses Mal höre ich mit meinem Lobgesang nicht auf.
Die Kamera verfügt über eine Eigenschaft, die für euch von großer Bedeutung ist, wenn ihr tiefer in die Videografie einsteigt. Es ist ein Audioeingang.
Wenn das Video erst einmal läuft, ist außerdem der Touchscreen eine hilfreiche Unterstützung. Diesen hat Fujifilm im Videomodus super integriert. Besonders nützlich finde ich zum Beispiel die Möglichkeit, den Fokuspunkt per „Finger-Tip“ zu verändern.
Das gehört mittlerweile bei fast allen modernen Kameras zum Standard. Für mich ist es trotzdem jedes Mal aufs Neue eine hilfreiche Funktion, da ich sie bis vor ein paar Jahren noch in keinem Modell finden konnte.
Etwas zum Herumnörgeln habe ich dennoch gefunden: Ihr könnt beim Aufnehmen von Videos kein Histogramm und ebenfalls keine Zebramusterfunktion einblenden. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau, da solche Features nur für spezielle Einsatzzwecke nützlich sind und sie für Amateur-Videografen meistens eine Ablenkung darstellen.
Abgesehen von diesen beiden Kleinigkeiten gefällt mir die Videofunktionalität der X-T20 sehr gut, weshalb ich ihr dafür 90 Prozent gebe. Ich weiß, ihr werdet langsam müde, es zu hören, aber auch in dieser Kategorie muss ich sagen: Die Kamera ist drauf und dran, ein nahezu perfektes Gesamtpaket abzuliefern.
Wenn ihr neben professionellen Fotos ebenfalls Videos auf hohem Niveau aufnehmen wollt, steht euch die X-T20 also nicht im Wege – ganz im Gegenteil: Sie ebnet ihn!
Fazit zu unserem Testsieger: Ein Satz mit zwei X ...
… die Fujifilm X-T20 ist der perfekte Mix!
Schlechte Wortwitze beiseite. Wenn ich die Erstplatzierte aus unserem Systemkamera Test in einem Satz zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Es gibt kein besseres Gesamtpaket in ihrer Preisklasse!
Preis nicht verfügbar
Die X-T20 vereinigt eine hervorragende Bildqualität mit super Videos. Kombiniert exzellente Bedienelemente mit einem überdurchschnittlichen Kit-Objektiv und hat einen erstklassigen Autofokus. Das alles in einem hochwertigen Magnesium-Body zu einem fairen Preis von Euro.
Ich habe noch einmal alle Vor- und Nachteile der Kamera für euch zusammengefasst:
VORTEILE
- Bestes Gesamtpaket in unserem Test
- Super Bildqualität in RAW & JPG
- Sehr gute Videofunktionalität
- Rasanter Autofokus
- Hochwertiges Magnesium-Gehäuse
NACHTEILE
- Nicht wetterfest
- Kein Selfie-Display
Wie ihr seht, finde ich – abgesehen von dem fehlenden Staub- bzw. Spritzwasserschutz und Selfie-Display – nichts Ausschlaggebendes, was ich an der schicken Alleskönnerin aussetzen könnte. Mir persönlich hat es unglaublich viel Spaß gemacht mit ihr zu fotografieren und das Betrachten der Ergebnisse macht im Nachhinein genauso viel Freude.
Kann ich euch bei all dem Lob trotzdem alternative Modelle empfehlen? Ja, durchaus. Es kommt stets auf eure persönlichen Ansprüche und geplanten Einsatzzwecke an. Wie ich bereits gesagt habe: Die eierlegende Wollmilchsau kann – wenn es sie denn gibt – die Sachen meistens trotzdem nicht so gut wie ein spezialisiertes Modell.
Lasst uns die X-T20 zum Abschluss kurz mit ihren vier wichtigsten Konkurrenten vergleichen:
- Die Sony Alpha 6300
- Die Fujifilm X-T100
- Die Sony Alpha 6000
- Die Fujifilm X-T3
Das direkte Konkurrenzmodell ist die Sony Alpha 6300. Die technische Ausstattung ist auf einem Niveau mit der X-T20, doch die Handhabung kann nicht mithalten.
Mit einem Preis von 973,89 Euro ist sie zwar bedeutend erschwinglicher, davon solltet ihr euch jedoch nicht verwirren lassen, da sie mit einem deutlich schlechteren Kit-Objektiv ausgestattet ist. Ohne Objektiv liegt der Preisunterschied lediglich bei ca. 100 Euro.
Wenn ihr euch in das Design und die Handhabung der Kamera verliebt habt, euch Euro jedoch zu viele Kröten sind, solltet ihr euch die X-T100 ansehen. Sie kostet zurzeit lediglich schlappe Euro, dafür müsst ihr allerdings bedeutende Abstriche bei der Geschwindigkeit und der Videofunktionalität in Kauf nehmen.
Ein besseres Gesamtpaket für ein ähnlich dünnes Sparschwein bietet unser Preis-Leistungs-Sieger, die Sony Alpha 6000. Obwohl sie nur 799,99 Euro kostet, hinkt sie der X-T20 in Sachen Bildqualität und Autofokus nur geringfügig hinterher. Dafür ist die Handhabung und die Videofunktionalität nicht auf einem Niveau mit der X-T20.
Das aktuelle Top-Modell des Herstellers ist die Fujifilm X-T3. Sie bietet euch für Euro eine leicht verbesserte Handhabung, kann auf zwei SD-Karten gleichzeitig schreiben und ist außerdem wetterfest. Ansonsten befindet sie sich auf dem gleichen Niveau.
Jetzt interessiert mich eure Meinung! Was haltet ihr von der Fujifilm X-T20? Denkt ihr auch, dass sie von allen Mittelklasse-Systemkameras das beste Gesamtpaket bietet?
Wenn ihr eine Frage habt, könnt ihr diese ebenfalls gerne als Kommentar unter diesem Beitrag hinterlassen. Ich versuche euch so schnell wie möglich zu antworten!
Kommentare
Jo 4. Juni 2019 um 19:47
Hey hey,
Ich schwanke gerade zwischen der Fuji X-T20 und der Sony Alpha 7II.
Die Kamera dient als Allrounder, ich möchte sie mit in den Urlaub nehmen dort Sonne,Strand,Meer, Architektur und Menschen fotografieren. Aber ich möchte auch ein paar Bilder vom Fußball spielen machen.
Welche Kamera würdest du mir denn empfehlen ?
Bei Media Markt gibt es die Sony 7II gerade im Angebot für 999 Euro würde also gleich viel kosten wie die Fuji.
Also 1000 Euro wäre ich bereit auszugeben.
Alex Baetz 5. Juni 2019 um 06:25
Hey Jo,
das würde ich davon abhängig machen, mit welchem Objektiv-Sortiment du dich in Zukunft besser anfreunden kannst. Wenn du in Zukunft in die professionelle Richtung gehen willst, lege ich dir die Sony A7 ans Herz. Dank Vollformat hast du hier einen leichten Vorsprung – dafür sind die Optiken tendenziell jedoch etwas teurer. Wenn du im „Amateur-Bereich“ bleiben willst, ist Fujifilm aus meiner Sicht die bessere Wahl für dich… Wobei es natürlich auch hier super Objektive gibt :D
Alles in allem hat die X-T20 mit dem Kit-Objektiv im Vergleich zur A7 II aus meiner Sicht das bessere Gesamtpaket für deine Situation :)
Liebe Grüße
Alex
Arne 5. August 2019 um 14:03
Hallo,
so, jetzt möchte ich auch mal eine Lanze für die X-T20 brechen! Ich bin seit ca. 2 Jahren stolzer Besitzer der Kamera mit dem Doppel-Zoom-Kit mit XC16-50mm F3.5-5.6 OIS II + XC50-230mm F4.5-6.7 OIS II (wird bei Foto Gregor z. Zt. für 999 EUR angeboten). Ich bin von der Bildqualität sehr angetan (und das ist m. E. nun mal die wichtigste Eigneschaft), lediglich das Wechseln der Objektive ist halt manchmal etwas lästig, aber das liegt nun mal in der Natur von Wechselobjektiven … Der in den Objektiven verbaute Bildstabilisator (OIS II) arbeitet hervorragend, ich habe in Afrika alle meine Wildtieraufnahmen ohne Stativ oder Auflage gemacht und selbst bei 230mm Brennweite (ca. 350mm KB) ist nahezu kein Bild verwackelt. Auch Videos mit 230er Brennweite aus der Hand funktionieren sehr gut. Der extreme ISO-Bereich hat sich bei Nachtaufnahmen bewährt (Löwe im Handlampenlicht noch ohne Bewegungsunschärfe und mit erträglichem Rauschen).
Die Bedienung mit den vielen „Direktwahl-Rädchen“ geht schnell und intuitiv. Statt des fehlenden Selfie-Display kann man (etwas umständlicher) die Fuji Camera Remote App auf dem Smartphone nehmen, das Verbinden über WiFi dauert allerdings recht lang.
Die im Artikel beschrieben gefühlte Qualität kann ich bestätigen: Mir ist die Kamera vor kurzem aus ca. 1m Höhe auf Betonboden gefallen (schräg mit dem Objektiv voran), lediglich der zusätzlich aufgeschraubte UV-Filter war komplett zersplittert, ansonsten absolut kein Schaden.
Ein paar kleinere Nachteile gibt es auch (Jammern auf hohem Niveau):
– Der automatische Weißabgleich wird der Stimmung von manchen Beleuchtungen nicht gerecht, lässt sich aber beliebig anpassen
– meines Wissens keine Fremdanbieter-Objektive mit vollem Funktionsumfang (AF und OIS, s.o.)
– Fujinon-Objektive nicht gerade günstig (aber dafür sehr gute Qualität), bei geschickter Kit-Auswahl braucht man aber auch nicht mehr so viele zusätzliche …
Insgesamt bin ich sehr zufrieden halte die Kamera für ambitionierte Hobbyfotografen für eine sehr gute Wahl.
Evangelina Minerva 6. August 2019 um 12:47
Hi Alex,
super Artikel, danke! Ich spiele schon eine Weile mit dem Gedanken mir die X-T20 anzuschaffen. Budgetmäßig kann ich nicht nur die teuren Fujinon Objektive nutzen, sondern muss auch auf meine alten Objektive zurückgreifen. Wie verhält sich das Ganze mit Objektivadapter und Fremdobjektiven (Panagor/Minolta usw.)?
Und: lohnt sich der höhere Preis der X-T30?
Viele Grüße
Evangelina
Connie 31. August 2019 um 15:02
Liebe Evangelina,
nach Abschluss seiner intensiven Kamera- und Objektive-Tests hat sich unser Systemkamera-Experte Alex erst mal einen Erholungsurlaub verdient. Er wird auf alle Kommentare antworten, wenn er wieder zurück ist. Bis dahin bitte ich dich um ein wenig Geduld.
Liebe Grüße
Connie vom Sonntagmorgen-Team
Simon 7. November 2019 um 14:04
Mich interessiert es auch, ob sich der Aufpreis zur xt 30 lohnt.
Lg Simon
Alex Baetz 20. November 2019 um 12:37
Hi Simon,
die X-T30 konnte ich mir leider noch nicht ansehen. Von den Infos, die ich bisher hatte, lohnt sich der Aufpreis jedoch für die meisten Fotografen nicht. Investiere das Geld lieber in eine Festbrennweite, das bessere Kit-Objektiv oder hol dir die X-T2. Aber wie gesagt: Eigene Erfahrung habe ich mit der X-T30 leider noch nicht sammeln können.
Liebe Grüße
Alex
Michael 7. Juni 2020 um 18:55
Hallo Alex,
vielen Dank für Deinen sehr interessanten Bericht. Ich spiele gerade mit dem Gedanken, mir neben meinem Handy auch eine richtige Kamera zum fotografieren zuzulegen. Ich lese mich seit Tagen durch diverse Berichte und denke, das ich zu einer Systemkamera tendiere. Wenn ich mich bei Fujifilm umschaue, kommen neben der X-T20, auch die Fujifilm X-T30 und die Fujifilm X-T3 in betracht. Hast Du in der zwischenzeit zu den beiden anderen Modellen Informationen, die mir helfen könnten, mich für eine dieser Kameras zu entscheiden ? Macht es Sinn, sich auf die neueren Kameras zu fokkusieren ?
Ich bin gespannt auf Deine Antwort.
Viele Grüße
Michael
Jens 10. Juli 2022 um 19:10
Die X-T100 würde ich mir nie mehr kaufen, ich habe an der falschen Stelle gespart. Meine Fujifilm X-T20 ist in der JPG Bildqualität um Welten besser. Sehr deutlich wird der Unterschied u.a. bei den Filmsimulationen.
Grüssle Jens.
Jens 20. Oktober 2022 um 16:20
Hallo, meine Ergänzung zu der X-T100: sie hat einen Bayer-Sensor und ist für die Filmsimulationen nicht optimal – schlechte Ergebnisse bei der Fotografie. Objektivauswahl: Fujifilm XF 50mm F 2.0 nicht nur für Porträt sondern für die Reise, Info: https://www.my-stories.eu
Grüsse Jens.