Meine Erfahrung mit der Sony Alpha 6300 Systemkamera: Perfektes Allrounder-Paket zum fairen Preis?
Als die Sony Alpha 6300 auf den Markt kam, hatte ich große Erwartungen an die Kamera. Sie ist die Nachfolgerin des wahrscheinlich meistverkauften Modells, der Sony Alpha 6000. Letztere haben wir in unserem großen Systemkamera Test zu unserem Preis-Leistungs-Sieger gekürt.
Heute, rund drei Jahre nach ihrer Vorstellung im März 2016, kann ich euch sagen: Die Kamera ist nicht so prägnant auf dem Markt eingeschlagen wie ihre Vorgängerin. Das bedeutet aber nicht, dass ihr sie in die Tonne hauen könnt, denn im Vergleich zur Alpha 6000 hat sie durchaus ihre Vorteile.
Welche das sind und ob sich der Aufpreis für euch lohnt, erkläre ich in diesem Sony Alpha 6300 Test.
Handhabung: Mehr ist nicht immer besser
In dieser Kategorie ist die Messlatte hoch: Die X-T20, das direkte Konkurrenzmodell von Fujifilm, lässt in Sachen Handhabung kaum Wünsche offen. Doch besser geht ja bekanntlich immer! Schauen wir uns deshalb an, wie sich die Alpha 6300 im Vergleich schlägt.
Das Gehäuse aus Metall wirkt nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten Blick hochwertig, schick und gleichzeitig schlicht. Passend dazu erhaltet ihr es in diesen beiden Farben:
Der Look erinnert etwas an eine analoge Filmkamera. Aus meiner Sicht schafft es Sony beim Design jedoch nicht, einen so edlen Look zu erzeugen, wie Fujifilm bei der X-T20, die mit einem Magnesium-Gehäuse ausgestattet ist.
Die Bedienung der Alpha 6300 hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite hat mir die Anzahl der Bedienelemente super gefallen: Die Kamera bietet euch ganze sieben programmierbare Knöpfe und zwei Einstellräder – genau wie ihre Vorgängerin.
Für Amateurfotografen ist das mehr als genug, um wichtige Einstellungen, wie die Belichtungszeit, den ISO, die Blende oder die Belichtungskorrektur unter Kontrolle zu haben.
Auf der anderen Seite ist das Menü der Kamera in meinen Augen überladen. Fortgeschrittene Fotografen finden zwar alles was sie suchen – die Frage ist allerdings, wie lange sie dafür brauchen.
Egal, welche Einstellung ich gerade finden will: Da die einzelnen Optionen wie wahllos zusammengewürfelt erscheinen, muss ich mich fast jedes Mal durch die insgesamt 16 Seiten des „Kamera-“ und des „Einstellungs-Tabs“ wühlen.
Leider hebt Sony hier nichts farbig hervor und benutzt keine erklärenden Grafiken. Dass das besser geht, zeigen nicht nur alle anderen Hersteller, sondern auch Sony selbst: Bei den neueren Modellen macht die Gruppierung der unterschiedlichen Einstellungen mehr Sinn und die Menüs sind durch eine Tönung voneinander getrennt.
Mich beschleicht der Eindruck, dass Sony uns spüren lassen will, was für ein komplexes und vielseitiges Gerät die Alpha 6300 ist. Wenn ihr die Kamera an eure Vorstellungen anpassen möchtet, ist sie ein wahres Chamäleon. Jedoch solltet ihr ein paar mehr Minuten „herum-googeln“ einberechnen.
Der digitale Sucher der Alpha 6300 hat mir dafür umso besser gefallen. Mit einer Auflösung von 2,36 Millionen Bildpunkten hat er fast zweimal so viele Pixel wie die Sony A6000 und ist ebenbürtig mit der X-T20.
Außerdem besitzt er im Vergleich zur X-T20 und zu seinem Vorgänger eine doppelt so hohe Wiederholungsrate von 120 Bildern pro Sekunde. Für euch bedeutet das: Ihr seht eure Umgebung durch den Sucher nicht nur schärfer als die Realität, sondern ebenfalls noch „ruckelfreier“.
Als Monitor kommt das gleiche 3-Zoll-Display mit einer Auflösung von 921.600 Bildpunkten zum Einsatz wie auch bei der Alpha 6000.
Mir gefällt die Helligkeit des Bildschirms. Wenn ihr in grellen Umgebungen fotografiert, könnt ihr den sogenannten „sonnig“-Modus aktivieren – nachdem ihr die Einstellung im fummeligen Menü gefunden habt. Dadurch erscheint das Display in neuem Glanze und die Konkurrenz sieht keine Sonne – ein blendendes Ergebnis.
Für ihre Handhabung erhält die Sony A6300 mit 85 Prozent zehn weniger als die X-T20. Im direkten Vergleich bietet euch unser Testsieger ein – aus meiner Sicht – hochwertigeres und stylischeres Gehäuse. Außerdem hat sie mehr Bedienelemente und ein übersichtlicheres Menü. Dafür ist der Sucher der A6300 besser.
Bildqualität: Die beste ihrer Klasse
Wenn es um die Bildqualität geht, setzt Sony Maßstäbe seit eh und je. Auch bei der Alpha 6300 macht der japanische Hersteller keine Ausnahme.
Dem sowieso schon hervorragenden Sensor der A6000 hat Sony bei der A6300 ein kleines, aber feines Upgrade verpasst. Gerade beim Rauschverhalten konnte ich leichte Verbesserungen feststellen. Das bedeutet, dass ihr mit der Kamera auch bei wenig Licht qualitativ hochwertige Bilder schießen könnt.
Um euch zu demonstrieren, was ich meine, habe ich eine Nachtaufnahme unserer Hauptstadt geschossen. Hier könnt ihr euch das Bild in voller Auflösung ansehen.
Aber nicht nur bei Nacht überzeugen die Fotos der Sony A6300. Auch die Bilder am Tag entsprechen dem höchsten Stand der Technik. Sie haben eine Auflösung von 24,2 Megapixeln, sehen natürlich aus und haben satte Farben.
Doch seht selbst: Ich habe die Kamera auf einen kleinen Foto-Spaziergang mitgenommen und alles eingefangen, was mir vor die Linse gelaufen ist. Sämtliche Aufnahmen habe ich im Automatikmodus geschossen und anschließend nicht nachbearbeitet. Hier könnt ihr sie euch in voller Auflösung ansehen.
Sony liefert die Alpha 6300 mit dem SELP1650 Kit-Objektiv. Dieses kann das Potenzial des Sensors leider nicht voll ausschöpfen. Die Schärfe lässt zu wünschen übrig und fällt vor allem zum Rand hin ab. Auch die Kontraste stellt die Kamera nicht so satt dar, wie mit einem besseren Wechselobjektiv – mehr dazu im nächsten Kapitel.
Immerhin ist das Kit-Objektiv, passend zum kleinen Gehäuse, kompakt und bietet euch mit einer Brennweite von 16 mm viel Weitwinkel. Hier zwei Beispielbilder unseres Sonntagmorgen-Models, damit ihr besser einschätzen könnt, welchen Zoom-Umfang das Objektiv hat.
Für ihre Bildqualität erhält die Alpha 6300 satte 90 Prozent – „sehr gut“. Der Sensor im APS-C-Format gehört zu den besten seiner Klasse. Im direkten Vergleich zur Alpha 6000 ist es jedoch nur ein kleiner Schritt für den Kamera-Markt, weshalb beide Modelle von mir die gleiche Punktzahl erhalten.
Objektivauswahl: Ist das Glas halb voll oder leer?
Die Optik vor dem Sensor ist mindestens genauso wichtig für eine hervorragende Bildqualität wie der Sensor selbst. Gott sei Dank ist das Objektiv bei Systemkameras nicht festgeklebt, so könnt ihr es beliebig auswechseln. Okay – nicht beliebig …
Die Auswahl der Objektive für den E-Mount von Sony ordne ich im oberen Mittelfeld ein. Lediglich für den Micro Four Thirds Objektivanschluss von Panasonic und Olympus stehen euch mehr Optiken zur Verfügung.
Welche sechs Modelle ich euch ans Herzen legen kann, erkläre ich euch in meinem Guide zu den besten Sony Alpha 6300 Objektiven. Für alle besonders Wissbegierigen hier ein kleiner Teaser vorweg:
Mein Favorit ist die 35 mm F1.8 Festbrennweite. Gerade die Kombination mit der A6300 ist besonders sinnvoll, da sie im Vergleich zum Kit-Objektiv deutlich schärfer ist.
Außerdem bietet sie euch eine größere Offenblende von F1.8. Damit könnt ihr eine starke Hintergrundunschärfe erzeugen und so beispielsweise wunderschöne Portraits schießen.
Wie alle anderen APS-C-Systemkameras von Sony erhält auch die A6300 von mir 85 Prozent für ihre Objektivauswahl. Hobby-Fotografen finden alles, was sie sich wünschen.
Wenn ihr größere Ansprüche – und auch einen größeren Geldbeutel – habt, könnt ihr euch bei den Sony Alpha 7 Objektiven umsehen. Aus diesem Grund ist das Glas aus meiner Sicht sogar mehr als nur halb voll.
Geschwindigkeit: Jetzt kommt der Kickdown
Eine hohe Geschwindigkeit ist nicht für jeden Knipser ausschlaggebend. Landschafts-Fotografen kümmert es beispielsweise reichlich wenig, ob das Tempo ihrer Kamera eher auf Schildkröten- oder Geparden-Niveau ist.
Sucht ihr nach einer Kamera, mit der ihr Safaris, Formel-1-Rennen, Vögel oder Fußballspiele fotografieren könnt? Dann solltet ihr hingegen darauf achten, dass sie sowohl einen flotten Autofokus als auch eine rasante Serienbildrate und einen großen Puffer hat.
Die Sony Alpha 6300 liefert euch eine großartige Autofokus-Performance. Während die Alpha 6000 von allen Einsteiger-Systemkameras am schnellsten fokussiert, legt Sony beim Nachfolge-Modell nochmal zwei Schippen obendrauf. Im direkten Vergleich bietet sie euch folgende Vorteile:
- Schippe 1:
Selbst bei der schnellsten Serienbildrate von 11 Bildern pro Sekunde funktioniert der Autofokus noch. Die Alpha 6000 kann das nur mit sekündlich rund 3 Bildern. - Schippe 2:
Schon die Alpha 6000 kann automatisch Gesichter erkennen und auf diese fokussieren. Die Alpha 6300 kann das Gleiche – nur noch besser. So erkennt sie sogar das Auge eures Models. Das ist besonders hilfreich für Portrait-Fotografen, die Bilder mit einer besonders niedrigen Schärfentiefe schießen.
Machen wir es kurz: In ihrer Preisklasse schlägt kein anderes Modell den automatischen Fokus der A6300.
Sobald es vor eurer Linse rasant hergeht, braucht ihr in der Regel zusätzlich eine flinke Serienbildrate. Auch das bietet euch die Alpha 6300. Mit 11 Bildern pro Sekunde übertrifft sie sogar die meisten Anforderungen von Hobby-Fotografen.
Mit einer Größe von 21 Aufnahmen hat Sony diesen im Vergleich zum Vorgänger-Modell leider nicht vergrößert. Das bedeutet, dass sie die maximale Serienbildrate für etwas weniger als zwei Sekunden durchhält.
Aus diesem Grund knipse ich nur selten mit 11 Bildern pro Sekunde, sondern schraube die Geschwindigkeit lieber etwas herunter, erhalte dafür aber ein längeres Durchhaltevermögen. Wenn euch Letzteres besonders wichtig ist, solltet ihr euch die Alpha 6500 ansehen. Ihr Puffer umfasst stolze 107 Bilder!
VORTEILE
- Beste Bild- & Videoqualität ihrer Klasse
- Sehr großer Puffer (max. 107 RAW-Bilder)
- Klassenbester Autofokus
- Zahlreiche Pro-Features im Videomodus
- Wetterfest
NACHTEILE
- Nur 2 Einstellräder
- Unübersichtliche Menüs
- Nur ein SD-Karten-Steckplatz
Produkteigenschaften
Typisch für alle Sony-Modelle: Die Alpha 6300 ist alles andere als eine lahme Ente. Von mir bekommt sie deshalb 90 Prozent für ihre Geschwindigkeit. Lediglich der geringe Puffer sorgt für Abzüge.
Videofunktionalität: Braucht ihr noch mehr?!
Die meisten Optimierungen im Vergleich zum Vorgänger hat Sony bei der Videofunktionalität vorgenommen. Allem voran findet ihr jetzt einen 4K-Modus, der nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der digitalen Praxis wunderschön aussieht.
4K-Beispielvideo
Aber Videos in 4K sind nicht alles. Als ich die Kamera genauer unter die Lupe genommen habe, bin ich auf weitere Vorteile gestoßen.
- Full HD Videos zeichnet die Kameras mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde auf. Das bedeutet für euch, dass ihr mit der Kamera ebenfalls atemberaubende Slow-Motion-Videos drehen könnt.
- Der Klinkenanschluss bietet euch die Möglichkeit, ein externes Mikrofon anzuschließen. Sobald ihr eure Videoaufnahmen auf das nächste Level bringen wollt, ist das eine Grundvoraussetzung. Ein integriertes Mikrofon fängt leider bei der geringsten Windböe an zu rauschen.
Für ihre hervorragende Videofunktionalität gebe ich der Sony A6300 ganze 90 Prozent – satte 15 mehr als der Alpha 6000. Wenn ich etwas zum Meckern finden müsste, dann wäre es der fehlende zweite Klinkenanschluss (für einen Kopfhörer) und der nicht vorhandene Touchscreen. Letzterer wäre für euch zum Auswählen des Fokus-Punkts beim Filmen besonders hilfreich.
Fazit zum Sony Alpha 6300 Test: Super Gesamtpaket für Video- und Fotografen
Abschließend muss ich sagen, dass mir die Nachfolgerin unseres Preis-Leistungs-Siegers in fast allen Bereichen besser gefällt. Vor allem bei der Geschwindigkeit und Videofunktionalität hat Sony bei der Alpha 6300 einen merklichen Schritt nach vorne gemacht.
996,86 Euro
In einem Punkt hinkt sie der Sony Alpha 6000 jedoch hinterher: dem Preis. Mit 996,86 Euro müsst ihr für die spiegellose Systemkamera um einiges tiefer in die Tasche greifen als für die Vorgängerin, die aktuell lediglich 805,09 Euro kostet.
Für einige von euch kann sich das Upgrade zwar lohnen, jedoch empfehle ich den meisten Fotografen lieber Geld beim Kamera-Body einzusparen und es dafür in ein oder zwei hochwertige Objektive zu investieren. Beispielsweise in das Samyang 12 mm oder das Sony 50 mm F1.8.
VORTEILE
- Exzellente Bildqualität
- Nochmals verbesserter Autofokus
- Super Videoqualität
- Kompaktes Gehäuse mit super Sucher
- Audioeingang
NACHTEILE
- Kein Touchscreen
- Kein Bildstabilisator
Im direkten Vergleich zur Fujifilm X-T20 ist sie zwar etwas erschwinglicher, dabei solltet ihr jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass sie nicht mit dem Kit-Objektiv des Testsiegers mithalten kann. Ohne Optik liegen die beiden Modelle preislich sehr eng zusammen:
VORTEILE
- Bestes Gesamtpaket in unserem Test
- Super Bildqualität in RAW & JPG
- Sehr gute Videofunktionalität
- Rasanter Autofokus
- Hochwertiges Magnesium-Gehäuse
NACHTEILE
- Nicht wetterfest
- Kein Selfie-Display
Produkteigenschaften
Wenn ihr von Sonys rasantem Autofokus überzeugt seid, aber etwas mehr investieren wollt, solltet ihr euch die Sony Alpha 6500 ansehen. Zusätzlich bietet sie euch einen optischen Bildstabilisator.
Was ist eure Meinung zu der Kamera? Ist sie den Aufpreis zu ihrem Vorgänger wert? Hinterlasst mir eure Antwort unten in den Kommentaren! Dort gehe ich ebenfalls gerne auf eure Fragen ein.
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