cryptostorm VPN im Test 2024: Rote oder blaue Pille?
Inhaltsverzeichnis
In diesem Test habe ich mir sämtliche Details des Anbieters angesehen und einigen ausführlichen Tests unterzogen. Unter anderem habe ich Geschwindigkeit, Kosten, Funktionen, Geräteunterstützung, Server-Auswahl, Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Support überprüft.
Das Ergebnis: cryptostorm überzeugt vor allem mit technischer Sicherheit, Funktionsumfang und im Preis. In den restlichen Testkriterien schneidet der Anbieter aus Kanada mit isländischen Wurzeln unterdurchschnittlich schlecht ab.
VORTEILE
- Hohe Sicherheitsstandards
- Kostenlose Version verfügbar
- Verfügt über Kill-Switch
- Anonymität wird groß geschrieben
NACHTEILE
- Sehr langsam
- Nicht sehr benutzerfreundlich
- Kaum Server außerhalb von Europa und Nordamerika
- Nicht auf Deutsch erhältlich
- Kaum Support oder Self-Service
Geschwindigkeit: Mehr schlecht als recht
Beginnen wir zunächst mit der Geschwindigkeit. In diesem Test schneidet cryptostorm schlecht ab.
Wir haben mit dem Speedtest von Computerbild getestet, mit dem folgenden Ergebnis:
Standort | Ping | Download | Upload |
---|---|---|---|
Bosnien und Herzegowina (Standort, ungeschützt) | 49 ms | 28,52 Mbit/s | 19,99 Mbit/s |
cryptofree* | 307 ms | 1,05 Mbit/s | 0,53 Mbit/s |
Hongkong | 290 ms | 3,4 Mbit/s | 2,25 Mbit/s |
Kanada | 249 ms | 7,34 Mbit/s | 0,77 Mbit/s |
USA | 320 ms | 10,31 Mbit/s | 13,18 Mbit/s |
Deutschland | 63 ms | 7,16 Mbit/s | 18,97 Mbit/s |
* cryptofree ist der kostenlose Service von cryptostorm, mehr dazu im Abschnitt „Kosten“ |
An dieser Stelle möchten wir noch einmal hervorheben, dass die gemessenen Werte von Durchlauf zu Durchlauf sehr unterschiedlich waren. Teilweise haben die Unterschiede 10 Megabit pro Sekunde betragen, was für eine instabile Verbindung zu den Servern von cryptostorm spricht. Deshalb haben wir jeden Server-Standort 6-mal getestet und den Durchschnitt der ermittelten Werte genommen.
Wie ihr nur unschwer erkennen könnt, sind die Upload- und Download-Werte miserabel. Interessant ist ebenfalls, dass wir aus Bosnien und Herzegowina in die USA und Kanada eine bessere Download-Geschwindigkeit erhielten als nach Deutschland.
Kosten: Sehr preiswert, aber kompliziert
Dieser Anbieter nutzt ein Token-basiertes System, was wir für einen VPN-Dienst sehr ungewöhnlich finden. Hierbei wird zwischen einmaligen Tokens und Abonnements unterschieden.
Wenn ihr euch aktuell fragt, was „Tokens“ sind: ein Token ist ein Schlüssel, mit dem ihr Zugang zu einem Netzwerk (in unserem Fall cryptostorm) erhaltet. Ohne dieses Token könnt ihr den Dienst also nicht nutzen. Wir gehen davon aus, dass cryptostorm das Token-basierte Zugangssystem aus Gründen der Anonymität gewählt hat. Tokens lassen sich schließlich nicht auf euch zurückverfolgen.
Die Tatsache, dass der Anbieter lediglich PayPal und Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptiert, unterstreicht diese Vermutung. Sofern ihr einmalige Tokens erworben habt, müsst ihr euch keine Sorgen bezüglich des Verfallsdatums machen: Tokens verfallen erst, wenn ihr sie auch nutzt.
Die Preise (Abonnements) von cryptostorm gestalten sich wie folgt:
- Wöchentliches Abonnement für 1,86 US-Dollar
- Monatliches Abonnement für 6,00 US-Dollar
- Jährliches Abonnement für 52,00 US-Dollar
Mit einem Wochenpreis von 1,86 US-Dollar ist cryptostorm die ideale Wahl für die experimentierfreudigen Nutzer unter euch.
Der Anbieter überzeugt allerdings nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig. Mit einem Preis von 52,00 US-Dollar für das Jahres-Abo ist cryptostorm ein sehr preiswerter Dienst. Andere VPNs wie beispielsweise Windscribe oder NordVPN mögen zwar auf den ersten Blick günstiger sein. Um die niedrigen Preise allerdings in Anspruch nehmen zu können, müsst ihr bei diesen Anbietern ein langfristiges Abonnement über mindestens zwei oder gar drei Jahre eingehen.
Eine kostenlose Version des Services ist ebenfalls verfügbar. Mit „cryptofree“ genießt ihr alle Funktionen der bezahlten Version, allerdings mit deutlich bescheidener Geschwindigkeit, wie aus unserem Speedtest (siehe oben) hervorgeht.
Funktionen: Hat alles, was ein VPN braucht
Man möchte meinen, cryptostorm sei ein VPN ohne viel Schnickschnack. Weit gefehlt. Dieser VPN-Anbieter hat sämtliche Einstellungen und Funktionen, die bei einem VPN heutzutage selbstverständlich sind.
Wenn ihr cryptostorm öffnet, klickt zunächst auf „Options“, um in das Einstellungsmenü zu gelangen.
Daraufhin gelangt ihr in die Einstellungen, in denen ihr zwischen vier Untermenüs auswählen könnt: „Startup“, „Connecting“, „Security“ und „Advanced“.
Die einfachen Einstellungen und Funktionen findet ihr unter „Startup“. Hier könnt ihr zum Beispiel einstellen, dass cryptostorm beim Start eures Computers ausgeführt wird. Außerdem lassen sich hier die Sprache und das Verhalten bei Updates einstellen.
Um zu den Einstellungen rund um die Verbindungen zu gelangen, wählt ihr in der oberen Leiste „Connecting“ aus. Dort erhaltet ihr die Möglichkeit, den Server-Port, den euer VPN-Client ansprechen soll, das Verbindungsprotokoll und die Timeout-Zeit zu ändern.
Die Timeout-Zeit definiert die Zeitspanne, wie lange cryptostorm auf die Antwort des VPN-Servers wartet. Wenn diese überschritten wird, bricht cryptostorm den Verbindungsversuch ab.
Unter „Security“ könnt ihr Kill-Switch, DNS-Leak-Prevention und weitere sehr hilfreiche Sicherheitseinstellungen vornehmen. Besonders interessant ist hier „ECC curve“, die den mathematischen Vorgang bei der Verschlüsselung der Sicherheitsschlüssel beschreibt. „ECC“ steht für „Elliptic Curve Cryptography“ und generiert die besagten Schlüssel entlang einer elliptischen Funktion.
Von den Einstellungen, die ihr unter „Advanced“ findet, solltet ihr die Finger lassen, wenn ihr nicht wisst, was ihr tut.
Weitere Einstellungen, wie zum Beispiel das Split-Tunneling, hätten wir an dieser Stelle gerne gesehen.
Streaming: Keine Chance gegen Netflix
Selbstverständlich haben wir cryptostorm, so wie jeden anderen VPN-Anbieter in unseren VPN-Tests, sorgfältig hinsichtlich Netflix-Streaming getestet.
Nach einer kurzen Internetrecherche habe ich herausgefunden, dass der Film „Krisha“ seit April 2019 in den USA auf Netflix zu sehen ist. Da dieser Titel auf meiner persönlichen Wunschliste steht und leider nicht im deutschen Angebot von Netflix zu finden ist, werde ich die Features von cryptostorm anhand dieses Titels testen.
Da der Titel in den USA erhältlich ist, verbinde ich mich mit einigen US-Servern von cryptostorm. Nachdem ich mich angemeldet habe, erscheint der Titel sofort als Vorschlag in der Suche:
Ich habe 8 von 12 cryptostorm-Servern aus den USA getestet, nicht ein einziger konnte den Netflix-Bann umgehen. Selbst nachdem ich die Systemzeit auf meinem PC an die Serverzeit der cryptostorm-Server angeglichen habe, konnte ich mit cryptostorm den Titel „Krisha“ auf Netflix leider nicht abspielen.
Ich erhielt stets den folgenden Fehler:
Tipp von Sonntagmorgen:
Wenn bei euch solche und ähnliche Netflix-Fehler gehäuft vorkommen, schaut euch unbedingt unseren Artikel zum Thema „Netflix-Sperre umgehen“, an.
Dementsprechend können wir den gewünschten Titel nicht mit cryptostorm abspielen. Summa summarum könnt ihr den Netflix-Bann mit cryptostorm nicht umgehen, mit unseren 5 besten VPNs für Netflix dann schon.
Geräteunterstützung: Keine mobilen Apps
Cryptostorm unterstützt mit Windows, macOS und Linux alle gängigen Betriebssysteme, zumindest auf dem Desktop. Mobile Nutzer gehen leer aus, da aktuell weder eine Android- noch iOS-App vorhanden ist.
Ansonsten hängt die Anzahl der zugelassenen Verbindungen von dem Token ab, das ihr erworben habt. Wenn ihr euch lebenslangen Zugang verschafft habt, dann könnt ihr cryptostorm auf bis zu sechs Geräten gleichzeitig nutzen. Bei einem Token über sechs Monate hingegen sind nur drei gleichzeitige Verbindungen zugelassen.
Server-Auswahl: Reichen 29 Server aus?
29: das ist die Anzahl der Server, über die cryptostorm verfügt. 15 davon stehen in Europa, 14 in Nordamerika und ein einziger in Asien, in Hongkong. Afrika, Ozeanien und Südamerika gehen gänzlich leer aus.
Gerade da die Geschwindigkeit von cryptostorm sehr bescheiden ist, wäre eine Ping-Übersicht der jeweiligen Server in der Serverübersicht angebracht gewesen.
Auf den ersten Blick sehen 29 Server nicht wenig aus. Sofern ihr cryptostorm mit CyberGhost (1300+ Server) vergleicht, ändert sich dieses Bild rasch.
Benutzerfreundlichkeit: Innen hui, außen pfui!
Die Benutzerfreundlichkeit ist, um es mit einem Wort auszudrücken, katastrophal. Die Website hat stechende Farbkombinationen, die einem in den Augen brennen, und Beschreibungen, die selbst für einen Softwareentwickler schwer zu verstehen sind.
Im ersten Schritt kauft ihr zunächst ein Token, ehe ihr zum Download fortschreitet. Nach erfolgreicher Installation öffnet sich das Hauptmenü von cryptostorm, welches wie folgt aussieht:
Die Server-Auswahl ist ziemlich schlicht gehalten. Wählt einfach den Server aus, mit dem ihr euch verbinden möchtet, kopiert euer Token in die Zeile „Token“ und klickt anschließend auf „Connect“. Schon seid ihr mit dem VPN verbunden. Um in die Einstellungen zu gelangen, wählt „Options“ im Hauptmenü aus.
In den Einstellungen könnt ihr die Transportprotokolle des VPNs ändern, den Autostart ein- und ausstellen oder auch tiefgehend-technische Konfigurationen, wie etwa die Verschlüsselungssignatur (secp521r1, Ed25519 oder Ed448) einstellen.
Durch eine abschreckende Webseite, ein anwenderunfreundliches VPN und viele Kinderkrankheiten wirkt cryptostorm schlichtweg nutzlos. Teilweise hatten wir beim Testen schwerwiegende Probleme, da der VPN-Dienst abgestürzt ist und Hintergrundprozesse unseres Betriebssystems „eingefroren“ hat. Das hat unter anderem dazu geführt, dass unsere Internet-Verbindung gänzlich gekappt wurde, obwohl wir cryptostorm beendet haben.
Sicherheit: Das nennen wir mal sicher!
Cryptostorm hat uns vor allem in seiner technischen Sicherheit überzeugt. Der Anbieter setzt, so wie die meisten VPN-Anbieter, auf das OpenVPN-Protokoll. Verschlüsselt wird mit ChaCha, einem Verschlüsselungsalgorithmus, der für mobile Endgeräte optimiert ist. Deshalb ist ChaCha bei gleichem Sicherheitsstandard um einiges schneller und leistungsfähiger als AES.
Damit ist bei cryptostorm allerdings noch lange nicht Schluss. Obendrein setzt der kanadische VPN-Anbieter noch „ECC“ (asymmetrische Verschlüsselungsverfahren mit unterschiedlichen Keys) und „DeepDNS“ ein. Letzteres ist der Grund, warum ihr mit cryptostorm keinen Tor Browser benötigt, um in das Darknet zu gelangen.
Bei einem asymmetrischen Verschlüsselungsverfahren gibt es zwei Schlüssel: einen privaten und einen öffentlichen. Die verschlüsselten Informationen können nur entschlüsselt werden, wenn ihr (beziehungsweise euer Programm) im Besitz des „private keys“ seid. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Informationen, die gesendet werden, nur für bestimmte Personen zugänglich sind. Das ECC ist an dieser Stelle einfach nur eine Art, beziehungsweise mathematische Funktion, mit der diese Informationen verschlüsselt sind.
Eine Alternative zu ECC stellt das Schlüsselsystem „RSA“ (benannt nach seinen Erfindern: Rivest, Shamir, Adleman) dar, wobei ECC durchaus effizienter in der Umsetzung ist.
Zu guter Letzt haben wir cryptostorm noch einem IP-Leak- und DNS-Leak-Test unterzogen. Beide hat der Anbieter mit Bravour überstanden. Es wurde teilweise nicht einmal erkannt, dass wir einen VPN nutzen. So stellen wir uns Sicherheit und Anonymität bei einem VPN vor.
Datenschutz
Aufgrund der Authentifizierung über Token und nicht über Accounts, gewährleistet cryptostorm, dass keinerlei Informationen von euch gespeichert werden. Auf der anderen Seite kann euch der Anbieter allerdings nicht weiterhelfen, solltet ihr das Token verlieren.
Wenn ihr mit Bitcoin bezahlt, kommt ihr direkt ins nächste Anonymitäts-Level. Nach Aussagen von cryptostorm werden die Tokens in regelmäßigen Abständen gelöscht, sodass auch an dieser Stelle sämtliche Spuren von euch und eurem Internetgebrauch im Prinzip verschwinden sollten.
Diese kann cryptostorm im Handumdrehen mit eurem Token verbinden und so alles erfassen, was ihr im cryptostorm-Netzwerk anstellt.
Auch die Aussage, dass cryptostorm die Tokens nicht speichert, widerspricht sich mit der Geld-zurück-Garantie. Diese besagt, dass ihr ein Token erstattet bekommt, wenn ihr es weniger als 50 Prozent aufgebraucht habt. Dies würde bedeuten, dass cryptostorm eure Jahrestoken für mindestens sechs Monate aufbewahren muss.
Jedoch ist das, verglichen mit den meisten anderen VPN-Anbietern, jammern auf hohem Niveau.
Support: Versteckt und sehr technisch
Der Support des Anbieters ist nicht sehr einfach zu finden. Ihr könnt cryptostorm lediglich via E-Mail erreichen. Live-Chat und eine Knowledgebase, in der ihr bei Fragen gewisse Dinge nachschlagen könnt, gibt es im engeren Sinne nicht.
Sofern ihr Hilfe benötigt, wendet euch am besten direkt an cryptostorm oder schaut im sehr aktiven Forum vorbei. Dieses ist allerdings übersät mit Techies, die ein sehr hohes technisches Grundwissen voraussetzen.
Wir schrieben dem Support eine E-Mail, um uns nach einigen Begriffen zu erkundigen. Die Antwort war ohne Anrede, kurz und sehr technisch. Weitergeholfen hat uns der Support an der Stelle nicht.
Wer ganz genau hinsieht, findet den FAQ-Bereich. Dieser hat allerdings nichts mit cryptostorm zu tun, sondern bezieht sich auf das Forum selbst. Zum Beispiel könnt ihr hier Antworten zu Fragen wie etwa „How do I create a new topic“ finden. Englisch wird an dieser Stelle sowohl bei der Benutzung des VPNs als auch beim Support zwingend vorausgesetzt.
Fazit: Disneyland für Techies
Wir können es euch nicht verübeln, wenn ihr auf die Webseite von cryptostorm geht und euch denkt: „Oh Gott, damit will ich nichts zu tun haben!“
Solltet ihr euch allerdings dafür entscheiden, tiefer unter die Haube zu schauen, werdet ihr nicht enttäuscht: massive Sicherheitsmechanismen, praller Funktionsumfang und ein unglaubliches Spektrum an Konfigurationsmöglichkeiten machen cryptostorm zum Disneyland für Techies.
VORTEILE
- Hohe Sicherheitsstandards
- Kostenlose Version verfügbar
- Verfügt über Kill-Switch
- Anonymität wird groß geschrieben
NACHTEILE
- Sehr langsam
- Nicht sehr benutzerfreundlich
- Kaum Server außerhalb von Europa und Nordamerika
- Nicht auf Deutsch erhältlich
- Kaum Support oder Self-Service
Das Team hinter cryptostorm weiß, wie man Sicherheitssoftware baut. Allerdings würde dem Team der ein oder andere Designer und Produktmanager nicht schaden, da sich cryptostorm während unseres Tests wie eine halbfertige Beta-Version eines VPNs angefühlt hat.
An sich ist cryptostorm kein schlechter VPN-Anbieter. Allerdings testen wir Dienste, die für die breite Masse gemacht sind und deshalb unter anderem einfach bedienbar sein sollen. Deshalb schneidet dieses VPN, obwohl es über hervorragende Sicherheitstechnologie verfügt, unglaubliche Anonymität verspricht und obendrein sehr preiswert ist, eher mittelmäßig ab.
Wenn ihr einen „normalen“ VPN-Dienst haben möchtet, dann schaut euch ExpressVPN oder NordVPN an. Diese beiden VPN-Anbieter sind eher für Otto Normalverbraucher geeignet.
Was haltet ihr von cryptostorm? Habt ihr dieses VPN schon einmal genutzt? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
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