Meine Erfahrung mit dem DeLonghi ECAM 23.466.B 2024: Tatsächlich Cappuccino oder doch eher Latte Macchiato?
Den Preis-Leistungs-Wettbewerb in der Einsteigerklasse der Kaffeevollautomaten dominiert der DeLonghi ECAM 22.110.B bereits seit längerer Zeit unangefochten. Dass sich die Italiener damit nicht zufrieden geben möchten, zeigt ihr durchaus erfolgreicher Angriff auf die Preissegmente der Mittel- und Oberklasse.
Mit dem DeLonghi ECAM 23.466.B versucht sich nun ein weiterer Vertreter des Unternehmens im Bereich um die 500 Euro zu behaupten.
Inhaltsverzeichnis
Damit ist aus dieser Offensive auch ein hausinternes Duell mit dem DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B geworden, welches der bisherige Testsieger aus unserem großen Kaffeevollautomaten-Test 2024 knapp für sich entscheiden kann.
Der ECAM 23.466.B ist in meinen Augen dennoch ein solider Vertreter seiner Gilde und leistet gute Arbeit für einen angemessenen Preis. Somit bleibt der Titel in diesem Segment weiterhin in Italien, wenn auch bei der direkten Konkurrenz aus dem eigenen Team.
VORTEILE
- Sehr leiser Milchbezug
- Guter Espresso
- Guter Milchschaum
- Großer und vollständig nutzbarer Verstellbereich beim Mahlwerk
- Stufenloser Verstellbereich beim Espresso-Bezug
NACHTEILE
- Verwirrende Tastenbenennung
- Komplizierte Einstellung
Der erste Eindruck: Angemessen!
Bei einer Modell-Palette von 75 mehr oder weniger unterschiedlichen Geräten könnt ihr schnell mal den Überblick verlieren. Die teilweise doch sehr komplizierten Modell-Bezeichnungen bei DeLonghi sind dabei auch mir keine große Hilfe. Lediglich die Gerätefarbe lässt sich verhältnismäßig einfach aus der Produktbezeichnung entschlüsseln, und so bin ich nicht verwundert, als ein überwiegend schwarzer („B“ = black = schwarz) Kaffeevollautomat vor mir steht.
Neben dem Bedienelement und den Auslaufdüsen sind auch die Abdeckung der Abtropfschale sowie die Abstellfläche für die Tassen verchromt, die übrigen Teile des Gerätes sind in besagtem Schwarz gehalten und aus Kunststoff. Damit sind Parallelen zur DeLonghi Dinamica zu erkennen und sowohl Haptik als auch Optik dem Preis und Segment angemessen.
Des Weiteren stechen der Behälter des Milchschaumsystems sowie das Display ins Auge, wodurch sich mein aktuelles Testgerät, der DeLonghi ECAM 23.466.B natürlich deutlich vom Einsteigermodell ECAM 22.110.B abgrenzt. Zur Bedienung stehen euch sieben Tasten und ein Drehregler zur Verfügung.
Bohnenfach an der Rückseite, Wassertank rechts außen. Hier gibt es keine Überraschungen. Ihr könnt bis zu 250 Gramm Kaffeebohnen und 1,8 Liter Wasser einfüllen. Ich achte hierbei darauf, mit Mengen zu arbeiten, die in kurzer Zeit aufgebraucht sind. Nur so kommt ihr immer wieder in den Genuss des vollen Aromas.
Kunststoff ist in dieser Preiskategorie ganz klar der Werkstoff der Wahl. So überrascht es wenig, dass auch beim DeLonghi ECAM 23.466.B keine nennenswerten Edelstahl-Komponenten verbaut sind. Allerdings ist die Menge an Plastik bei der Verpackung alles andere als zeitgemäß.
Hier gibt es deutlich nachhaltigere Möglichkeiten, Elektronikgeräte für Transport und Lagerung zu schützen. Das Gerät ist in übermäßig viel Folie gehüllt und Styropor gepackt. Nach dem Auspacken bin ich von einer beachtlichen Menge Müll umgeben, das geht auf jeden Fall besser.
Nicht nur deshalb möchte ich euch wärmstens empfehlen das Gerät vor dem ersten Gebrauch gründlich zu reinigen. Ich lasse auch gerne noch einige Bezüge Wasser durchlaufen, bevor der erste Espresso zubereitet werden soll.
Verarbeitung, Design und Größe
Bei der Verarbeitung des Gehäuses und der unterschiedlichen Baugruppen gibt es nichts zu meckern. Während man im Einsteigerbereich das ein oder andere klapprige Plastikteil noch hinnehmen muss, ist dies hier nicht der Fall. Im Preissegment um die 500 Euro dürft ihr das aber auch erwarten.
Aufgrund der schmalen Abmessungen findet sich auch in kleineren Küchen oder Single-Haushalten ein passendes Plätzchen für den kompakten Italiener. Abtropfschale, Tresterbehälter und Wassertank lassen sich nach vorne bzw. zur Seite herausnehmen, sodass lediglich der Bohnenbehälter von oben zugänglich sein muss. Dies ist in der Regel auch unter Hängeschränken möglich.
Der Tassenwärmer trägt seinen Namen hier zurecht. Passiv beheizt durch die Abwärme der Brühgruppe bekommt er ordentlich Temperatur und beschert euch damit angenehm vorgewärmte Tassen.
Design ist nicht zuletzt eine Frage des Geschmacks und somit entscheidet natürlich jeder für sich, ob ihm der ECAM 23.466.B optisch zusagt und er zur übrigen Einrichtung passt.
Ich finde, dass das Gerät etwas klassischer gestaltet ist als beispielsweise der moderner anmutende DeLonghi Dinamica Kaffeevollautomat. DeLonghi bietet das Modell auch in Silber an, dann unter der passenden Bezeichnung DeLonghi ECAM 23.466.S.
Bedienung und Einstellungsmöglichkeiten
Hier wird es nun etwas verwirrend, denn DeLonghi stellt den Bediener erst mal vor eine knifflige Herausforderung. Ich musste zuerst einige Begrifflichkeiten sortieren und mich mit dem Handbuch befassen, ehe ich ans Ziel kam.
Bedienung und Einstellung sind wenig intuitiv und trotz Display umständlicher als notwendig. Zunächst gilt es aber, ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten, denn der Unterschied zwischen Latte Macchiato und Cappuccino ist nur für Banausen marginal.
Während also auf der Verpackung des ECAM 23.466.B treffenderweise von einem „DeLonghi-LatteCrema-System“ die Rede ist, verspricht die entsprechende Tastenbezeichnung fälschlicherweise einen Cappuccino. Als ich mir darüber erst einmal im Klaren bin, folgt auch schon der nächste Stolperstein. Weder im Einstellungsmenü noch bei der Bedienung kann ich die Bezeichnung „Espresso“ finden, vielmehr ist hier die Rede von einem „kleinen Kaffee“.
In meinem YouTube-Video „Was kann der Kaffeevollautomat für 500 €“ zu meinem Test ist kurz aufgelöst, wie ihr mit dem ECAM 23.466.B daraus einen ordentlichen Espresso macht.
Mit freundlicher Genehmigung von Coffeeness.de
Den Bezug könnt ihr stufenlos einstellen – eine Funktion, die ihr selbst in der Oberklasse nicht oft finden werdet und mir persönlich sehr gut gefällt. Das Mahlwerk könnt ihr ganz einfach mittels Drehrad abstufen. Diese Einstellung nehmt ihr am besten während des Mahlens, also bei laufendem Mahlwerk vor.
Der Funktionsumfang ist ordentlich und lässt wenig Wünsche offen. Habt ihr euch mithilfe des Handbuchs eingearbeitet, könnt ihr das Gerät an eure Präferenzen anpassen und gut bedienen. Ihr müsst aber über die nicht ganz treffenden Bezeichnungen hinwegsehen. Letzteres ist etwas schade und selbst beim günstigeren DeLonghi ECAM 22.110.B besser gelöst.
Habt ihr eure Lieblingseinstellungen gefunden und vorgenommen, können die Bezugsmenge für Milch und Kaffeepulver ebenso wie die Intensität abgespeichert werden. Mittels der Direktwahltasten habt ihr dann einfachen Zugriff darauf und euer Getränk wird auf Knopfdruck zubereitet.
Auslaufhöhe
Je nachdem, ob ihr Lust auf einen Espresso habt oder auf einen Latte Macchiato, werdet ihr euch naturgemäß für unterschiedliche Tassen beziehungsweise Gläser entscheiden. Es ist deshalb wichtig, dass ihr die Auslaufhöhe entsprechend anpassen könnt.
Zum einen soll das gewünschte Getränk vollständig im gewählten Behältnis landen. Zum anderen ist es nicht schön, wenn sich die Auslaufdüsen im Milchschaum versenken.
Der großzügige Verstellbereich der Auslaufdüsen des DeLonghi ECAM 23.466.B wird den unterschiedlichen Optionen sehr gerecht. Die Auslaufhöhe lässt sich von 8,6 bis 14,2 Zentimetern stufenlos einstellen. Damit passen große Milchkaffee-Gläser unter den Auslauf und landet der Espresso vollständig in der kleinen Espresso-Tasse.
Der ECAM 23.466.B kann mich also auch bei meinem bekannten IKEA-Test überzeugen und besteht mit Bravour. Die variable Auslaufhöhe bietet meinem Lieblingsglas für Latte Macchiato, dem IKEA-Standardglas mit 13,5 Zentimetern Höhe, genügend Platz. Ich weiß, dass das auch vielen von euch wichtig ist und somit ist das schon mal eine gute Nachricht.
Die Brühgruppe
Ein großes Plus ist die herausnehmbare Brühgruppe. Dies erleichtert die Reinigung eures Kaffeevollautomaten immens und gibt euch die Möglichkeit, die automatischen Reinigungsvorgänge zu unterstützen. Diese Option solltet ihr auch unbedingt wahrnehmen, denn nichts trübt den Kaffee-Genuss nachhaltiger als ranziges Kaffeemehl oder gar Schimmelsporen.
Nach der Entnahme kann das Bauteil unter fließendem Wasser gespült werden. Damit stellt ihr nicht nur sicher, dass ihr immer einen gleichbleibend guten Kaffee genießen könnt, sondern sorgt auch für eine hohe Lebensdauer eures Vollautomaten. Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr im Falle eines Defekts die Brühgruppe einfach und ohne Werkzeug austauschen könnt. Beides sind sicher Aspekte, die auch im Sinne der Nachhaltigkeit einen Beitrag leisten.
Mahlwerk und Pumpe
Gemeinsam mit der Brühgruppe bilden Mahlwerk und Pumpe das Herzstück eures Kaffeevollautomaten. Das Mahlwerk des ECAM 23.466.B könnt ihr in insgesamt 13 Stufen einstellen und auch die feinsten Mahlgrade tatsächlich verwenden.
Manche Kaffeevollautomaten wie beispielsweise der ECAM 22.110.B scheitern hierbei und blockieren, melden leere Bohnenbehälter oder aber kommen mit ihrer Pumpe nicht gegen den hochverdichteten Puck an. Der DeLonghi ECAM 23.466.B hat in meinem Test mit dem feinsten Mahlgrad keine Schwierigkeiten und belohnt euch mit dem gewünschten Ergebnis.
Wie in diesem Preissegment üblich ist auch im DeLonghi ECAM 23.466.B ein Edelstahl-Kegelmahlwerk verbaut. Dieses ist durchaus langschläfertauglich und leistet seinen Dienst unter vertretbarer Geräuschentwicklung.
An dieser Stelle möchte ich der Vollständigkeit halber noch erwähnen, dass auch ein Kaffeepulverfach mit an Bord ist. Allerdings ist der Nutzen für euch nach meiner Auffassung begrenzt. Das beste Aroma erhaltet ihr immer mit frisch gemahlenen Bohnen. In den Maschinen funktionieren säurearme, kräftige Röstungen besonders gut.
[coffee image_id=“63482„ title=“Kaffee entwickelt für den Vollautomaten„ description=“Bester Kaffee für den DeLonghi ECAM 23.466.B„ list=“Für Latte Macchiato; Espresso, schwarzer Kaffee; Schokoladig; Frisch geröstet„ button_text=“Zum Coffeeness Shop„ button_link=“https://shop.coffeeness.de/“]Das Fassungsvermögen ist zudem auf die Pulvermenge für eine Tasse begrenzt. Es gibt euch aber die Möglichkeit, zwischendurch beispielsweise einen koffeinfreien Kaffee zu beziehen.
Wasserfilter
Ihr habt die Möglichkeit, im Wassertank des DeLonghi ECAM 23.466.B einen passenden Wasserfilter einzusetzen. Dieser ist optional erhältlich und bietet gleich mehrere Vorteile. Der Filter reduziert die Wasserhärte und trägt damit zum Geschmack des Kaffees bei. Weicheres Wasser führt in der Regel zu einem besseren Kaffee-Erlebnis.
Darüber hinaus gelangen natürlich weniger Kalk und andere Fremdstoffe in euren Kaffeevollautomaten und ihr schützt ihn so zusätzlich vor Kalkablagerungen und anderen Rückständen. Damit könnt ihr rein organisch die Entkalkungszyklen verlängern und den Einsatz von chemischen Entkalkern reduzieren.
Espresso-Geschmack: Überraschend intensiv
Nachdem ich die Einstellungen meinen Vorlieben entsprechend angepasst habe, werde ich mit einem wirklich guten Espresso und intensivem Geschmack belohnt. Der feinste Mahlgrad – gepaart mit der höchsten Kaffee-Intensität – führt für mich zu einem beachtlichen Ergebnis. Wie bereits erwähnt hat mir sehr gut gefallen, dass ich den Bezug stufenlos auf 20 bis 25 Milliliter einstellen kann.
Milchschaum-Qualität
Das Milchschaumsystem ist der augenscheinlichste Unterschied zum günstigeren DeLonghi ECAM 22.110.B und bereitet zugegebenermaßen einen wirklich guten Milchschaum. Am Drehregler könnt ihr die Konsistenz in drei Stufen von flüssig bis fest einstellen und auch eine Reinigungsfunktion ist wählbar.
Positiv aufgefallen ist mir, dass der Milchschaumbezug sehr leise arbeitet. Hier gibt es weitaus lautere Geräte wie beispielsweise den Philips Series 5000 EP5335/10 LatteGo und bekanntermaßen auch andere Kaffeevollautomaten aus dem Hause Philipps Saeco. Somit steht also auch einem Latte Macchiato vor der Frühschicht, während der Partner noch schläft, nichts entgegen.
Außerdem stimmt auch noch die Temperatur. Ihr bekommt tatsächlich ein heißes Milchgetränk zubereitet. Nicht alle Milchschaumsysteme schaffen es, die Milch angemessen zu erhitzen. Hier heißt es dagegen: Caution – Content is hot!
Ich möchte euch allerdings dazu raten, die Milch lediglich portionsweise in das System zu geben und diese zumindest täglich aufzubrauchen. Meines Erachtens nach ist das zusammen mit der Reinigungsfunktion die hygienischste Form, mit dem sensiblen Lebensmittel Milch umzugehen und Verkeimung zu verhindern.
Reinigung: Einfach und per Hand
Die Reinigung des ECAM 23.466.B gestaltet sich einfach. Neben dem Wassertank und dem Milchbehälter könnt ihr natürlich die Abtropfschale, den Tresterbehälter und zudem die Brühgruppe entfernen.
Diese Teile sind allesamt nicht für den Waschgang in der Spülmaschine geeignet und es gibt keinen Grund, sie mit chemischen Reinigern zu behandeln. Ordentliches und regelmäßiges Spülen vorausgesetzt reicht warmes Wasser hier vollkommen aus und verhindert, dass ungewollt Rückstände in euren Kaffee gelangen.
VORTEILE
- Sehr leiser Milchbezug
- Guter Espresso
- Guter Milchschaum
- Großer und vollständig nutzbarer Verstellbereich beim Mahlwerk
- Stufenloser Verstellbereich beim Espresso-Bezug
NACHTEILE
- Verwirrende Tastenbenennung
- Komplizierte Einstellung
Fazit: Mannschaftssieg für DeLonghi
Wie bereits vorweggenommen reicht es für den ansonsten sehr ordentlichen DeLonghi ECAM 23.466.B nicht ganz für den Klassensieg. Die trotz Display etwas umständliche Bedienung und irreführenden Bezeichnungen kosten wertvolle Punkte, während sowohl der Espresso als auch der Milchschaum mir sehr gut schmecken.
461,90 Euro
Als Wermutstropfen bleibt, dass sowohl der Titelträger als auch die möglichen Alternativen aus gleichem Hause kommen. Ich habe euch hier die drei Modelle im Vergleich aufgestellt:
DeLonghi ECAM-Modell | 22.110.B | 23.466.B | 350.55.B |
---|---|---|---|
Funktionsumfang | o | ++ | ++ |
Benutzerfreundlichkeit | + | − | + |
Design & Verarbeitung | − | o | + |
Espresso | + | ++ | ++ |
Milchschaum | +/manuell | ++/automatisch | +++/automatisch |
Lautstärke | − | o | + |
Preis/Leistung | +++ | ++ | ++ |
Wer von euch auf ein Milchschaumsystem und ein Display verzichten kann greift gerne zum über 200 Euro günstigeren DeLonghi ECAM 22.110.B und ist damit bestens bedient. Die jeweils treffende Benennung der Tasten beschert euch stets das gewünschte Getränk.
Zum doppelten Preis, dafür aber mit vorbildlicher Bedienerfreundlichkeit und enormem Funktionsumfang, ist der DeLonghi PrimaDonna Class zu haben. Mit diesem Modell belegt DeLonghi aber ganz klar ein anderes Preissegment.
Mit dem ECAM 23.466.B platziert DeLonghi definitiv ein weiteres, gutes Gerät auf dem Markt. Es ist am Ende eure persönliche Präferenz in Detailfragen, die möglicherweise zwischen dem DeLonghi ECAM 23.466.B und dem DeLonghi 350.55.B entscheidet. Ich kann nach meinem Test auf jeden Fall sagen, dass die Qualität stimmt, der Preis passt und der Kaffee schmeckt.
Aktuell ist der ECAM 23.466.B bei Amazon für 461,90 Euro zu bekommen. Für etwas mehr bekommt ihr mit dem ECAM 350.55.B den Klassenprimus mit modernem Design und dem bisher besten getesteten Milchschaum. Ansonsten müsst ihr die Unterschiede zwischen den beiden Geräten aber schon ganz genau suchen.
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