Der Philips EP2220/10 SensorTouch Kaffeevollautomat im Test: Ein Thronfolger im Einsteiger-Segment?
Ich muss zugeben, dass ich immer ein bisschen skeptisch bin, wenn ein Kaffeevollautomat unter 300 Euro vor mir steht. Die meisten dieser kleinen Plastik-Bomber scheitern an irgendeiner Stelle. Sei es beim Material, bei der Bedienung oder – und das ist das Schlimmste – bei der Getränkequalität. Trotzdem hat sicher Philips in unserem Test der kleinen Kaffeevollautomaten für Singles wacker geschlagen.
Eine bemerkenswerte Ausnahme findet ihr in meinem Kaffeevollautomaten-Test 2024: Der DeLonghi ECAM 22.110B ist mein absoluter Favorit in der Einsteiger-Klasse, vor allem weil er guten Espresso und Milchschaum liefert.
Der EP2220/10 SensorTouch von Philips ist ein moderner Kaffeevollautomat, der der alten Maschine von DeLonghi kräftig Konkurrenz macht. Ob es an der Zeit ist, einen neuen König zu krönen?
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Der Philips EP2220 mit frischen Ideen
Allein vom Äußerlichen ist der Philips EP2220 ein äußerst konsequenter Vertreter seiner Preisklasse: Kunststoff wohin das Auge blickt.
VORTEILE
- Unkomplizierte Bedienung
- Guter Espresso
- Anständige Espresso-Temperatur
- Milchschaum mit guter Konsistenz
NACHTEILE
- Gehäuse komplett aus Kunststoff
- Bohnenfach etwas überdimensioniert
- Pumpe sehr geräuschintensiv
Das ist erwartbar und absolut verzeihbar – wer Lust auf Edelstahl hat, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen: Der Siemens EQ.6 Plus s700 für rund 870 Euro (August 2020) trägt beispielsweise ein schickes Edelstahl-Outfit, das selbst in der gehobenen Preisklasse keine Selbstverständlichkeit ist.
Optisch erinnert der kleine Philips-Kaffeevollautomat an seinen großen Bruder, den Philips 3200 Series EP3246/70: Bei beiden Varianten findet sich an der Front anstelle eines Displays ein klares Bedienfeld mit beleuchteten Touch-Tasten. Ebenso übersichtlich ist die Auswahl voreingestellter Kaffeespezialitäten: Philips lässt Euch die Wahl zwischen Espresso und Kaffee. Mehr nicht.
Steht euch der Sinn eher nach Latte Macchiato oder Cappuccino, müsst ihr selbst Hand anlegen. Denn während der größere EP3246/70 mit einem integrierten Milchsystem aufwartet, das Philips „LatteGo“ nennt, müsst ihr beim EP2220/10 mit einer manuellen Schaumlanze auskommen.
Das ist allerdings auch schon der größte Unterschied zwischen den beiden Geräten, wie ihr der folgenden Tabelle entnehmen könnt.
Philips EP2220/10 | Philips EP3246/70 | |
---|---|---|
Material | Kunststoff | Kunststoff |
Bedienung | Touch-Tasten | Touch-Tasten |
Mahlwerk | Keramik-Scheibenmahlwerk | Keramik-Scheibenmahlwerk |
Mahlstufen | 12 | 12 |
Kaffeevarianten | 2 | 5 |
Milchschaumsystem | Schaumlanze | LatteGo |
Kaffeestärke einstellbar | 3 Stufen | 3 Stufen |
Bezugsmenge einstellbar | 3 Stufen | 3 Stufen |
Milchschaummenge einstellbar | x | 3 Stufen |
Ihr seht, die Unterschiede zwischen dem Einsteiger-Modell und dem Mittelklasse-Gerät sind auf dem Papier nicht allzu groß.
Sehr gut gefällt mir das Mahlwerk des Philips EP2220/10, das mit ganzen 12 Stufen präzise Einstellbarkeit verspricht. Das gilt auch für die wesentlichen Aspekte beim Kaffeebrühen: Füllmenge, Kaffeemenge und Temperatur könnt ihr variieren. Und das ohne viel Aufwand. Da ist manch teureres Gerät deutlich kniffliger.
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Kaffeevollautomat mit kleinen Eigenheiten
Grundsätzlich ist die Bedienung am Einstiegs-Philips eine unkomplizierte Sache. Allerdings müsst ihr euch ein wenig auf das Gerät einlassen. Die Bezugsmenge ist beispielsweise ab Werk geringer als bei den meisten anderen Vollautomaten. Dass ich den Wert beim Testen erstmal nach oben schraube, kommt äußerst selten vor.
Stört das? Natürlich nicht. Je geringer die Mindestmenge, desto besser könnt ihr eure Kaffeebohnen auf das perfekte Aroma einpendeln.
Bei der pro Shot verwendeten Menge an Kaffee habt ihr die Wahl zwischen drei Einstellungen: niedrig, mittel, hoch. Zusätzlich könnt ihr die maximale Menge noch feiner justieren. Das ist ungewöhnlich, klappt aber gut – zumindest nach einem Blick in die ansonsten gern ignorierte Bedienungsanleitung.
Abgesehen von dieser exzentrischen Eigenheit geht die Bedienung sofort leicht von der Hand. Die Touch-Tasten sind mit eindeutigen Skalen versehen, sodass ihr immer wisst, was gerade los ist und was ihr zu tun habt. Gerade im Einsteiger-Segment finde ich es wichtig, dass die Geräte auch ohne abgeschlossenes Ingenieurstudium bedienbar sind.
Die Einstellungen für den Mahlgrad nehmt ihr über ein Dreh-/ Drückrad vor, das sich direkt am Bohnenfach befindet. Die Philips 2200 Series bietet stolze zwölf Stufen. Das ist eine (werbewirksame) Ansage. Es war fast zu erwarten, dass der Philips-Kaffeevollautomat an den feinsten Stufen scheitert. Da geht dem DeLonghi-Modellkönig 22.110.B aber ähnlich.
Espresso & Getränkevielfalt: Vorsicht, heiß!
Zum Testen habe ich einen Espresso mit rund 40 Millilitern bezogen. Bei der Menge der verwendeten Bohnen und der Temperatur habe ich – aus langjähriger Erfahrung – die Einstellungen des Automaten nach oben gedreht.
Am Ergebnis in meiner Tasse fiel mir zuerst die Ausgabetemperatur auf: Der Philips-Espresso ist deutlich heißer als die Badewasser-warmen Getränke, die Einsteigermaschinen für gewöhnlich in die Tasse gießen. Die Crema auf meinem Kaffee fand ich zwar weniger beeindruckend, dafür war der Geschmack wiederum gut.
Die Auswahl an „Kaffeespezialitäten“ ist auf den ersten Blick recht bescheiden: Hier kommen nur Kaffee und Espresso aus der 2200 Series. Das liegt natürlich auch daran, dass bei diesem Kaffeevollautomat nur eine manuelle Schaumlanze als Milchaufschäumer an Bord ist.
Beliebte Kaffeespezialitäten wie Cappuccino oder Latte Macchiato gibt es also nicht einfach so auf Knopfdruck. Doch ein kleiner Automat ist nun einmal darauf ausgelegt, dass ihr wisst, wie ihr mit Milchaufschäumer, Kännchen und Kaffeemaschine umgehen müsst. Die gute Seite: Ihr habt stets Einfluss auf das Ergebnis und spart am zu bezahlenden Preis.
Doch der Philips ist nur die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen die Bohnen, die maßgeblich zum Geschmack beitragen. Darumm habeich eigens für Kaffeevollautomaten meinen Coffeeness-Kaffee kreiert. Professionell von einer der renommiertesten Röstereien Deutschlands verarbeitet und fair gehandelt.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Bester Kaffee für den Philips EP2220/1o.
Für Latte Macchiato
Espresso, schwarzer Kaffee
Schokoladig
Frisch geröstet
Milchschaum-Qualität: Anständige Konsistenz
Wenn ihr euch jetzt an der Schaumlanze verzweifeln seht, kann ich euch beruhigen: Brauchbarer Milchschaum ist kein Hexenwerk und er erfordert auch keine jahrelange Erfahrung. Zumindest nicht, wenn ihr zu Hause Kaffeebohnen und Milch zu einem leckeren Getränk zusammenmischen wollt.
Nehmt euch einen ordentlichen Pitcher, füllt etwas Milch hinein und legt los: Beim Philips 2200 Series hängt ihr die Schaumlanze mittig in die Milch, drückt die richtigen Knöpfe am Gerät und wartet, bis der Pitcher in eurer Hand sich erhitzt.
Gut, ganz so einfach ist es nicht, da ihr die Lanze perfekt zur Oberfläche der Milch platzieren und verschiedene Phasen im Auge behalten müsst. Doch das haben schon ganz andere vor euch geschafft!
Wenn alles stimmt, hat das Ergebnis eine gute Konsistenz und ein ordentliches Volumen. Klar, Barista-Qualität ist was anderes, aber für einen Einsteiger-Vollautomaten (zu dem Preis!) ist das absolut in Ordnung.
Generell könnt ihr sowieso nicht erwarten, dass Angebote aus dem Einsteiger-Segment bei Druck, Bauteil und Schäumprozess an die Profiversionen heranreichen. Denn mit dem kleinen Bewegungsradius und dem geringen Dampfvolumen der Lanze sind euch enge Grenzen gesetzt.
Reinigung: Nur selbstreinigend ist komfortabler
Kein Kaffeegenuss ohne Putzen. Zum Glück geht euch das beim Philips EP2220 ausgesprochen leicht von der Hand – und gründlich noch dazu. Denn der Vollautomat verfügt über eine herausnehmbare Brühgruppe, die ihr einfach unter fließendem Wasser abspülen könnt.
Philips bekommt das also auch bei seinen kleinen Kisten der 2200 und 1200 Series hin, während Jura auch beim Z8 auf eine fest verbaute Brühgruppe setzt. Aber gut, zum Thema Brühgruppe reinigen haben Jura und ich seit Jahr und Tag eine sehr unterschiedliche Meinung.
Auch Milchsystem, Wassertank, Auffangschale und Kaffeesatzbehälter könnt ihr einfach entnehmen und unter klarem Wasser abspülen. Milchsystem und Tresterbehälter dürft ihr sogar mit in die Spülmaschine geben. Damit sind schimmelndes Pulver oder brackige Algenschichten nun wirklich kein Thema mehr.
Kleines Highlight, das mir beim Reinigen aufgefallen ist: Der Wasserbehälter des Philips Series 2200 ist einen Hauch weicher als bei anderen Geräten. Er wirkt zwar ausnehmend stabil, gibt aber auch ein wenig nach, was die Handhabung deutlich sicherer macht.
Wo Wasser im Spiel ist, müsst ihr regelmäßig entkalken, da bildet auch der kleine Philips-Automat keine Ausnahme. Mit dem AquaClean-Filter habt ihr allerdings einige tausend Tassen Zeit, bis die Maschine nach einem Entkalker verlangt.
Wenn es so weit ist, folgt ihr einfach den Anweisungen in der Anleitung. Ich empfehle euch außerdem, gleich zu Beginn die Einstellungen des automatischen Reinigungsprogramms der Wasserhärte bei euch zu Hause anzupassen.
Fazit: Die Krone im Test zum Greifen nah
Der Philips EP2220/10 macht es wirklich spannend. Am Ende reicht es aber doch nicht ganz für den Testsieg im Einsteiger-Bereich.
299,00 Euro
So behält der DeLonghi Magnifica ECAM 22.110.B vorerst seinen Platz auf dem Thron – auch wenn ich die guten Bewertungen für das Philips-Modell nur bestätigen kann. Ich aber weiterhin gespannt, wann die Hersteller endlich wirkliche Angebote entwickeln, die die DeLonghi-Herrschaft beenden. Nicht nur beim Preis, sondern auch beim Aroma und dem grundsätzlichen Gesamteindruck.
Der Philips-Automat mit der schlichten Oberfläche aus schwarz-gebürstetem Kunststoff gibt sich auf jeden Fall alle Mühe und macht sich in der Küche viele Freunde.
Optisch wirkt er wertiger als er tatsächlich ist. In Sachen Bedienung ist er dem DeLonghi in meinen Augen sogar leicht überlegen. Die Handhabung ist – ebenso wie die Reinigung – unkompliziert, die kleinen Eigenheiten des Automaten durchschaut ihr schnell.
Zudem punktet der Philips 2200 Series in meinem Kaffeevollautomat-Test 2024 mit einer Leistung, die den Preis problemlos rechtfertigt. Für rund 300 Euro (Stand Januar 2021) erhaltet ihr einen Automaten, bei dem ihr die wichtigsten Faktoren mühelos einstellen könnt und der anständige Getränke in die Tasse zaubert.
Allerdings offenbart er gerade bei den Trinkergebnissen kleine Schwächen. Bei Espresso und Milchschaum hat mich der Italiener dann doch mehr überzeugt.
Was ist euch wichtiger? Der einfache Weg zum Kaffee oder das Ergebnis in der Tasse? Schreibt mir Eure Meinung in den Kommentaren!
Kommentare
Kerstin 6. Oktober 2021 um 13:52
Hallo,können Sie mir einen Kaffeevollautomat empfehlen der leise ist und nicht 1300 € kostet. Ich schaue schon etliche Monate , aber es sind im Internet immer andere Meinungen zufinden. Ich hatte die Philipps lattgo3246/70 bin mir aber wegen der Lautstärke nicht sicher . Können Sie moir helfen.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin
Team Sonntagmorgen 15. Oktober 2021 um 11:12
Hey Kerstin,
danke für deinen Kommentar! Die leisesten Geräte bei uns im Test waren immer Modelle aus der EQ Reihe von Siemens. Beispielsiwese der Siemens EQ.6. Ein tolles Gerät der Mittelklasse und vergleichsweise leise.
Liebe Grüße
– Team Sonntagmorgen