DeLonghi Maestosa im Test: Der erste Kaffeevollautomat einer neuen Ära?
Der DeLonghi Maestosa ist ein außergewöhnlicher Kandidat in unserem Kaffeevollautomat Test 2025. Wir haben das Beta-Modell dieses Luxus-Kaffeevollautomaten schon 2018 kennengelernt und waren fasziniert von der revolutionären Technik in seinem Inneren.
Denn die italienische Majestät ist der erste Kaffeevollautomat mit elektronisch verstellbarem Mahlwerk. Genauer gesagt: Mit zwei elektronisch verstellbaren Mahlwerken. Denn DeLonghi lässt sich nicht lumpen und spendiert seinem High-End-Vollautomaten eine XL-Portion Luxus.
Entsprechend gewaltig fällt das Preisschild aus, das der DeLonghi EPAM 960.75 GLM trägt: Satte 2.500 Euro müsst ihr für den Automaten hinblättern. Auch wenn er in Sachen Mahlwerk ein neues Zeitalter einläutet: Für diesen Preis muss er abliefern!
Vor allem auch weil sich DeLonghi erst seit kurzer Zeit anschickt, die Premium-Klasse zu erobern. Bisher lag der Fokus der Italiener auf günstigeren Preissegmenten:
- Der DeLonghi ECAM 22.110.B ist unser günstiger Testsieger in der Einstiegsklasse.
- Der DeLonghi Dinamica ECAM 350.55.B überzeugt uns als bester Vollautomat in der Preisklasse bis 500 Euro.
Ob der Maestosa in seiner Klasse ähnlich dominant ist? Erfahrt alles Wichtige in unserem Testbericht! Ob er für Büro und Gastronomie geeignet ist, verrate ich euch sofort: nein. Das verspielte Anwenderkonzept des Maestosas empfehle ich für den Privatgebrauch.
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Imposante Erscheinung, dieser EPAM 960.75 GLM
Schon optisch macht der Maestosa – das klingt deutlich eleganter als die rumpelige Typenbezeichnung – richtig was her. DeLonghi hat seinem Premium-Automaten ein ausgesprochen hochwertiges Design-Gehäuse mit reichlich Edelstahl verpasst.
VORTEILE
- Bemerkenswert hochwertig verarbeitet
- Zwei elektronisch steuerbare Mahlwerke
- Vollständige Steuerung über kluge App möglich
- Ausgezeichneter Espresso und Milchschaum
NACHTEILE
- Das große (aber angemessene) Preisschild
Das Gerät ist in vielerlei Hinsicht ein Schwergewicht: Fast 17 Kilogramm bringt seine Majestät auf die Waage. Das ist recht ungewöhnlich in der Vollautomaten-Welt à la „schmal & kompakt“. Zum Vergleich: Der Siemens EQ.9 s500 plus connect – ebenfalls eine Premium-Maschine – wiegt immerhin schlanke 12 Kilogramm.
Aber wenn das Teil erstmal an seinem Platz steht, spielt das Gewicht keine Rolle mehr. Dann geht es um ganz andere Sachen. Für meinen Test und Preisvergleich ist erstmal wichtig, was der Automat zu bieten hat. Und das kann sich sehen lassen:
- Zwei separate elektronische Edelstahl-Scheibenmahlwerke
- 5-Zoll-TFT-Touchdisplay, farbig und klappbar
- Integriertes Milchschaumsystem mit zusätzlicher Dampfdüse und Mixkaraffe
- Feinteilige Einstellungen bei allen Brühparametern: Kaffeemenge, Füllmenge, Temperatur, Schaumkonsistenz
- Vollständige Steuerung über die App möglich
- Mehr als 20 programmierte Getränke
- 6 individuelle Nutzerprofile
Das revolutionäre Mahlsystem wird später noch Thema sein. Erstmal so viel: Es ist super, dass der EPAM 960.75 GLM zwei getrennte Mahlwerke hat. Denn so werden die Kaffeebohnen aus den beiden Bohnenbehältern auf keinen Fall in der Maschine vermischt.
Auf dieses wunderbare Feature müsst ihr sogar beim Jura Z8 verzichten, der preislich in ähnlichen Gefilden unterwegs ist wie der Maestosa.
Touchscreen: Smarte Technik & klare Menüs
Der farbige Touchscreen ist mit 5 Zoll recht groß. Vielleicht hätte eine kleinere Variante sogar gereicht. Aber so habt ihr ordentlich Platz zum Touchen. Außerdem sind die Menüs sehr übersichtlich.
Das Display ist klappbar, das heißt, ihr könnt es ein wenig nach oben neigen. Das ergibt Sinn, denn meistens steht der Kaffeevollautomat auf der Arbeitsplatte und damit nicht auf Augenhöhe.
Spezielle Mixkaraffe für Milch in allen Varianten
Die Mixkaraffe des Maestosa ist ein besonderes Feature, das richtig Spaß bringt und den Automaten auch für Nicht-Kaffeetrinker interessant macht. Die Karaffe klickt ihr einfach anstelle des Milchbehälters an den Automaten. Damit macht ihr aus dem Kaffeekönner einen All-in-one-Quirl, der zum Beispiel heiße und kalte Schokolade oder Eiskaffee zubereitet.
„Draußen nur Kännchen“: Dem Filterkaffee auf der Spur
Wenn ihr – wie ich – in erster Linie auf guten Kaffee aus seid, habt ihr beim Maestosa umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten. Praktisch alle Brühparameter könnt ihr nach eurem Geschmack beeinflussen. Und das sowohl in der clever gestalteten App als auch direkt am Gerät.
Bei der Getränkeauswahl macht der Maestosa – wie die meisten Vollautomaten – einen auf dicke Hose. Zu den mehr als 20 voreingestellten Getränken gehören auch Einzel- und Doppelportionen und unterschiedliche Teewasser-Temperaturen.
Wirklich erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang vor allem die Long Coffee-Funktion, mit der ihr euch einen „normalen“ Kaffee zubereiten könnt. Das gelingt dem EPAM 960.75 GLM überraschend gut: Er kommt recht nah an einen typischen Filterkaffee heran. Und dank Kannenfunktion sogar in Mengen bis zu 750 Milliliter.
Lassen wir die Mahlwerke außen vor, lässt sich der DeLonghi Maestosa am ehesten mit ähnlich hochwertigen Vollautomaten wie dem Siemens EQ.9 s700 mit App-Steuerung für rund 1.600 Euro oder dem Miele CM 7550 für knapp 2.000 Euro vergleichen.
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Nahe an der Perfektion
Bei der Kaffeezubereitung bietet der Maestosa das volle Programm: Ihr könnt euch entspannt zurücklehnen und die Maschine euren Kaffee zubereiten lassen. Ihr könnt aber auch selbst Hand anlegen und alle wichtigen Faktoren für Espresso, Cappuccino und Latte Macchiato beeinflussen.
Bei der Temperatur etwa habt ihr vier Möglichkeiten, die Kaffeestärke gibt es sogar in fünf Varianten. In puncto Wassermenge gewährt euch der Automat große Freiheiten: Euren Espresso bekommt ihr schon ab 20 Milliliter.
Dabei ist es euch überlassen, ob ihr das große und übersichtliche Touch-Display nutzt, oder bequem im Sessel lümmelnd die Smartphone-App nutzt. Vor allem bei der Ersteinstellung der Maschine ist die Steuerung über das Handy eine super Sache.
Denn die App ist nicht nur extrem übersichtlich, sondern erlaubt euch als erste überhaupt die komplette elektronische Einstellung des Vollautomaten. Das einzige Manko: Sie kann weder eure Tasse unter den Auslauf stellen, noch serviert sie euren Kaffee. Das müsst ihr immer noch selbst machen.
Das Gefühl, die Bedienungsanleitung nicht zu brauchen, ist ein sicheres Zeichen für eine intuitive und einfache Bedienung eines Kaffeevollautomaten. Denn dann führt euch der Automat zielsicher zu eurem Espresso, Latte Macchiato oder Cappuccino.
Und so ist es beim EPAM 960.75 GLM – obwohl er mit seinem Funktionsumfang natürlich etwas komplizierter ist als viele andere. Mit der App und den On-Board-Menüs lernt ihr den Automaten schnell kennen und findet euch gut zurecht.
Ein Blick in die Anleitung lohnt sich aber auf jeden Fall, wenn ihr die Brühgruppe zum Reinigen entnehmen möchtet oder das Display eine Fehlermeldung anzeigt.
Mahlwerk: Die elektronische Revolution
Kommen wir zum einzigartigen Mahlwerk des DeLonghi Maestosa. Bislang musstet ihr bei jedem Vollautomaten selbst Hand anlegen, um den Mahlgrad zu verstellen. Mit einem Drehknopf werden die Mahlscheiben oder Kegelkomponenten aufeinander zu oder voneinander weg bewegt, etwa beim 12-stufigen Keramikmahlwerk des Saeco Xelsis.
Eine elektronische Steuerung gab es nicht. Die Argumente der Hersteller: Die Kaffeevollautomaten würden mit einer solchen Steuerung größer, schwerer und teurer. Zudem gebe es keine Möglichkeit, die Mahlung sinnvoll mit anderen Funktionen zu verbinden, etwa der Brüheinheit.
Fortschrittlicher geht es kaum. Und nutzerfreundlicher auch nicht. Denn mit damit entfällt einer der wichtigsten und schwierigsten Aspekte für perfekten Espresso, der vielen Anfängern Kopfzerbrechen bereitet. Chapeau, DeLonghi!
Übrigens geht die Maschine beim Mahlen, Brühen und Aufschäumen ausgesprochen leise zu Werke. Der Maestosa ist also nicht nur optisch, sondern auch auditiv ein sehr angenehmer Mitbewohner.
Espresso & Getränkevielfalt: Nur zaubern kann die DeLonghi Maestosa nicht
Viel einfacher und direkter als beim Maestosa kann der Weg zu einem anständigen Espresso nicht sein: Kaffee auswählen, Menge und Temperatur anpassen, Bohnenbehälter bzw. Mahlwerk auswählen – schon legt die Maschine los.
Egal ob Touchscreen oder App, die Menüs sind extrem übersichtlich, selbsterklärend und informativ: Während der Automat rödelt, hält euch eine Fortschrittsanzeige auf dem Laufenden über den Zubereitungsprozess.
Für meinen DeLonghi Maestosa Test habe ich verschiedene Bohnen verwendet. Besonders spannend war der direkte Vergleich zwischen richtig guten Profi-Espresso-Bohnen und einem Industrie-Kaffee. In beiden Tassen landete die gleiche Menge Kaffee mit gleicher Temperatur und exakter Extraktion bei 19 bar Pumpendruck.
Allerdings: Beim Geschmack gab es große Unterschiede zwischen den beiden Espressos. Der Automat hat die Aromaprofile sauber herausgearbeitet. So weit es etwas heraus zu arbeiten gab. Denn das zeigt der Maestosa: Aus schlechten Bohnen wird kein guter Kaffee – unabhängig davon, wie teuer euer Gerät ist.
Und offenbar ist es auch völlig egal, wie herausragend die Qualität der Mahlwerke ist: Ein Kaffeepulverfach scheint obligatorisch. Auch der Maestosa verfügt über dieses Fach, über das ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens breite. Denn ich halte es nach wie vor für unnötig. Gerade bei einem Automaten mit zwei (!) hervorragenden Mahlwerken.
Tolle Spielerei: Heiße Schokolade & Milch-Shakes
Viel interessanter finde ich die Mixkaraffe – und was ihr damit anstellen könnt. Das Teil macht richtig Spaß! Ihr könnt eure Lieblingsschoki in Milch auflösen oder Schokoriegel in Shakes verwandeln. Das ist vor allem dann super, wenn ihr Nicht-Kaffeetrinker (soll es ja geben) versorgen möchtet. Oder Kinder, die kein Koffein trinken sollten.
Der eigentliche Clou an der Sache: Die Maschine erhitzt euren Shake langsam und plustert ihn je nach Getränk fluffig auf. Ja, natürlich ist das eine Spielerei, die niemand braucht. Aber braucht irgendjemand wirklich einen Kaffeevollautomaten? Eben.
Dieses Mix-System eignet sich ganz hervorragend, um eine Luxus-Anschaffung wie den Maestosa zu rechtfertigen.
Milchschaum-Qualität: Wie viele Sekunden passen in eine Tasse?
Ob Jura Z8, DeLonghi PrimaDonna Soul oder Maestosa – im Premium-Segment gibt es einen neuen Trend: Die Milchschaummenge wird in Sekunden angegeben. Während die Durchlaufzeit beim Espresso durchaus sinnvoll und eine verlässliche Größe ist, sorgt sie beim Milchschaum für Irritationen und überlaufende Tassen.
Apropos Ausprobieren: Am Maestosa könnt ihr euch als Barista versuchen. Lasst den automatischen Milchaufschäumer links liegen und greift zur anklickbaren Heißwasserdüse. So seid ihr Herr über Schaumkonsistenz und Temperatur. Zudem verringert ihr damit Schmutz und Rückstände.
Allerdings bewegt sich die Lanze nicht so frei wie bei einer Siebträgermaschine. Sie ist also eher als kleine Abwechslung gedacht denn als wirkliche Alternative zum integrierten Milchaufschäumer.
Es ist mir nicht gleich beim ersten Test aufgefallen, später dann allerdings doch: Bereitet der Maestosa einen Cappuccino zu, fließt zuerst Milchschaum in die Tasse – und dann der Espresso. Das ist allerdings keine wirkliche Besonderheit: Von Miele CM 7500 bis Siemens EQ.9 s300 bereiten fast alle Kaffeevollautomaten statt eines wahren Cappuccinos einen kleinen Latte Macchiato zu.
Das Ganze geht beim Maestosa bemerkenswert leise über die Bühne. Am Ende fließt ein sehr guter, fluffiger Schaum in die Tasse. Tolles Detail: Das Schaumsystem hat einen höhenverstellbaren Arm, den ihr direkt über eurer Tasse platzieren könnt. Braucht ihr ihn nicht, könnt ihr ihn auch komplett beiseite klappen.
Reinigung: Ein bisschen Handarbeit muss sein
Es ist ein Geben und Nehmen: Was der Automat euch bei Bedienung und Getränkequalität gibt, das fordert er bei der Hygiene wieder ein. Das liegt unter anderem daran, dass ihr hier zwei Mahlwerke zu pflegen habt. Zudem hat die Maschine einiges an Zubehör, das gesäubert werden muss.
Einige Bauteile sind etwas versteckt angebracht. Der Weg zum Wassertank etwa führt über die Serviceklappe. Habt ihr den Wasserbehälter ausgebaut, müsst ihr eine weitere Serviceklappe öffnen, um auf die Brühgruppe zugreifen zu können.
Vermutlich ist die Bauweise der umfangreichen Technik geschuldet, die sich in dem eher durchschnittlich großen Gehäuse befindet. Da werden alle Teile, die häufig gereinigt werden müssen, auf- und hintereinander verbaut.
Dafür werdet ihr mit kleinen Details entschädigt: Der Wassertank zum Beispiel hat eine kleine Klappe, über die ihr Wasser nachfüllen könnt, ohne den Behälter komplett auszubauen. Allerdings solltet ihr trotzdem nicht auf das tägliche Reinigen verzichten. Sonst wird der Vollautomat am Ende zum lebendigen Feuchtbiotop.
Während ihr Wassertank und Brühgruppe (ohne Reiniger) von Hand spülen solltet, könnt ihr unempfindlichere Bestandteile in den Geschirrspüler geben, etwa den Tresterbehälter und alle Komponenten der Mixkaraffe.
Bei allem Engagement, das die Maschine von euch fordert, unterstützt sie euch natürlich mit einem automatischen Reinigungsprogramm. Zudem fordert sie euch bei Bedarf zum Entkalken auf. Für diesen Vorgang solltet ihr ein wenig Zeit einplanen. Rund eine Dreiviertelstunde rödelt das Gerät. Das zeugt von Gründlichkeit – und von einem großen Tank, der mehrmals komplett geleert wird.
Fazit: Ein Kaffeevollautomat der Extraklasse
Der DeLonghi Maestosa ist ein ausgesprochen vielseitiger Automat, der in jeder Hinsicht zur Spitzenklasse zählt. In unserem Kaffeevollautomaten Test 2025 lässt er die Geräte anderer Marken hinter sich.
Das liegt natürlich am elektronisch steuerbaren Mahlwerk, aber auch an der durchdachten Steuerung und der clever designten App. Dazu kommt eine Reihe von Zubehörteilen, die aus einer Kaffeemaschine beinahe eine Küchenmaschine machen.
Kommen wir auf den (aktuellen) Preis des EPAM 960.75 GLM zu sprechen, wird die Euphorie ein wenig gedämpft. 2.500 Euro! Warum sollte jemand so viel Geld für einen Kaffeevollautomaten ausgeben? Es gibt keinen vernünftigen Grund dazu. Aber mal ehrlich: Gilt das nicht auch schon für Automaten um die 1.000 Euro?
Wir reden hier letztlich immer von Luxus-Produkten, die niemand wirklich braucht. Aber sie machen Spaß – auch der etwas bodenständigere DeLonghi Soul für ca. 1.200 Euro.
Wenn andere Hersteller mitziehen und das elektronische Mahlwerk in die Automatenwelt Einzug hält, wird sich der Preis des Maestosa langfristig sicher knapp unter 2.000 Euro einpendeln. Das ist dann zwar immer noch ein stolzer Preis, aber deutlich weniger abschreckend als das aktuelle Preisschild.
Angemessener Luxus für Kaffeefans oder doch etwas zu viel des Guten? Was haltet ihr vom Maestosa? Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare!
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