DeLonghi PrimaDonna Soul im Test: High-End-Kaffeevollautomat mit Realitätssinn
Die Vollautomaten von DeLonghi sind gern gesehene Gäste in meiner Küche: Im Rahmen meines Kaffeevollautomat Tests 2024 habe ich einige Automaten des italienischen Herstellers genauer unter die Lupe genommen.
Der Magnifica ECAM 22.110.B führt als Preis-Leistungs-Sieger die Einsteiger-Klasse bis 300 Euro an, der Dinamica ECAM 350.55.B ist mein Favorit im Preissegment um 500 Euro – und in der Oberklasse begeistert mich der innovative Maestosa mit seinen tollen Features.
Auch das neueste DeLonghi-Testobjekt lässt sich dem High-End-Segment zuordnen. Allerdings kostete der PrimaDonna Soul mit rund 1.200 Euro bei Markteinführung Ende 2020 nur halb so viel wie der Maestosa – und hat dennoch die wichtigsten Features der Luxus-Majestät an Bord. Und zwar in einem „vernünftigeren“ Rahmen, der selbst für anspruchsvolle Kaffeetrinker ausreichen dürfte.
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Ein Primadonna Kaffeeautomat unter vielen?
Ihr kennt sicher bereits die Eigenart von DeLonghi, Modellreihen nicht nur mit kryptischen Bezeichnungen zu versehen, sondern sie auch mit vielen Maschinen auszustatten. Bei der PrimaDonna-Serie scheinen es die Italiener auf die Spitze zu treiben.
Auf meinem Zettel stehen bereits so klangvolle Namen wie PrimaDonna Deluxe und ECAM 656.55.MS PrimaDonna Elite. Daneben tauchen PrimaDonna S Evo oder PrimaDonna 6900 auf, von Avant und Exclusive ganz zu schweigen.
Der PrimaDonna Soul reiht sich nicht irgendwo ein, sondern ganz vorne – in Sichtweite zum pompösen Maestosa. Damit wird klar, was DeLonghi mit dem schicken Automaten vorhat. Die Italiener ergänzen den typischen PrimaDonna-Charakter um einige Luxus-Features und schließen damit die Lücke zum Maestosa.
Als typischer Vertreter der PrimaDonna-Reihe verfügt der Soul über:
- Einen eleganten Look (leider mit recht viel Kunststoff)
- Ein schickes Touch-Display
- Eine Vielzahl an Funktionen und Einstellungen
- Ein variables „LatteCrema“-System für Milchschaum
Er macht tollen Espresso und Milchschaum, die sich in Getränken wie Cappuccino und Latte Macchiato wunderbar ergänzen.
Die Orientierung am Maestosa wird sehr deutlich, wenn wir uns diese Features des DeLonghi Soul ansehen:
- TFT-Display angelehnt an das Display des Maestosa
- Steuerung über Coffee Link-App
- Scheibenmahlwerk stufenlos elektronisch einstellbar
- „Bean Adapt Technologie“
Während ihr für den Maestosa mit eben diesen Highlights mehr als 2.000 Euro hinblättert, seid ihr beim PrimaDonna Soul schon mit vergleichsweise günstigen 1.200 Euro bei Markteinführung dabei. Damit dürfte der Soul deutlich mehr Käufer anlocken als der Maestosa.
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Ein neues Zeitalter bricht an
Für mich ist das Mahlwerk das entscheidende Element am PrimaDonna Soul. Denn es lässt sich nicht nur stufenlos, sondern vor allem elektronisch einstellen. Ihr müsst den Mahlgrad also nicht mehr manuell an einem Rädchen justieren – das geht jetzt automatisch am Display oder Smartphone.
Über die Coffee Link App könnt ihr auch alle anderen Einstellungen vornehmen, die euch der PrimaDonna Soul bietet. Und das sind einige. Wie schon beim PrimaDonna Class könnt ihr jedes Detail eures Getränks variieren – von der Kaffeestärke über die Füllmenge bis zur Konsistenz des Milchschaums.
Leider müsst ihr den Mahlgrad sehr wohl selbst justieren – denn ausgerechnet das übernimmt der Kaffeeautomat nicht adaptiv für euch, obwohl er es könnte. Bei meinen Test-Durchläufen hat der Soul lediglich Kaffeestärke und Temperatur an die verwendeten Kaffeebohnen angepasst.
Das ist etwas enttäuschend, denn der Mahlgrad ist die erste Variable, die es zu verändern gilt, wenn euch euer Kaffee nicht gefällt. Erst danach kommen die anderen Faktoren an die Reihe.
Entweder habe ich nicht den richtigen Zugang zu dieser werbewirksamen Technologie gefunden, oder DeLonghi sollte noch mal drüber schauen. Ich bin auf eure Erfahrungen mit der Bohnenanpassung gespannt – was haltet ihr von dieser Funktion?
Die Betriebslautstärke der DeLonghi-Maschine ist recht angenehm. Der Milchaufschäumer erledigt seinen Job ausgesprochen ruhig – dagegen ist das Mahlwerk schon etwas auffälliger. Angesichtes der unkomplizierten Bedienung und des tollen Ergebnisses sehe ich darüber aber gerne hinweg.
Espresso & Getränkevielfalt: Schnell mit vielen Facetten
Bei meinen vielen Test-Espressos ist mir aufgefallen, dass der PrimaDonna Soul besonders flott zu Werke geht. Auch wenn ich alle Zubereitungsparameter sauber einstelle, fließen Kaffee und Milchschaum auffallend schnell in meine Tasse.
Das macht mich zunächst skeptisch, denn grundsätzlich deutet ein hohes Extraktionstempo darauf hin, dass der Druck zu gering ist. Beim Soul Kaffeevollautomat stimmen aber Aussehen, Konsistenz und Geschmack der Getränke. Das wiederum spricht einfach für ein kluges Funktionsprinzip des Automaten.
Und es führt mich zu der Frage, warum DeLonghi seine merkwürdige Bean Adapt-Funktion so viel lauter anpreist als den rasend schnellen Getränkebezug.
Der Espresso aus dem PrimaDonna Soul ist zwar naturgemäß etwas schwächer auf der Brust als eine Siebträgervariante, gefällt mir aber dennoch sehr gut. Die Temperatur ist ideal, der Körper facettenreich und über allem liegt eine schöne Crema.
Ich habe testweise auch einen „normalen“ Kaffee bezogen. Ich bin kein Fan von Kaffeevariationen wie Long Coffee oder Café Crème, die vom Automaten schon während der Zubereitung gestreckt werden.
Der Soul bekommt den Kaffee überdurchschnittlich gut hin. Dennoch bleibe ich dabei, einen Americano zuzubereiten, bei dem der Espresso erst nach der Zubereitung verlängert wird. Oder ich trinke einen schwarzen Kaffee aus der Kaffeemaschine.
Milchschaum-Qualität: Ein Hauch von Extravaganz
Der PrimaDonna Soul hat eine Eigenheit, die ich nicht richtig durchschaue. Er gibt die Milchschaummenge in Sekunden an. Ich kenne das schon vom Maestosa und dem Jura Z8. Aber ich verstehe den Sinn dahinter nicht.
Während ich eine ziemlich präzise Vorstellung davon habe, was 150 Milliliter sind und mit wie viel Schaum ich dabei rechnen kann, bin ich etwas ratlos, wie viel Schaum die voreingestellten 17 Sekunden wohl ergeben?
Hier bleibt euch nicht viel anderes übrig, als es auszuprobieren und eure Erfahrungen zu sammeln. Erfreulich ist hingegen, dass ihr bei euren eigenen Getränken auswählen könnt, ob der Automat zuerst den Milchschaum oder den Kaffee in die Tasse gießt.
Das „LatteCrema“-System arbeitet flott und schön leise. Die Konsistenz des Milchschaums könnt ihr direkt am Milchbehälter mit einem Schieberegler anpassen. Dazu stehen euch drei Stufen zur Verfügung. Wollt ihr einen Cappuccino beziehen, fragt euch der Automat direkt nach der gewünschten Schaum-Einstellung.
Der Milchschaum hat wie der Kaffee eine sehr angenehme Trinktemperatur. In meinem getesteten Latte Macchiato machte er sich sehr gut.
Reinigung: Der Automat macht’s euch einfach
Der PrimaDonna Soul hat alle wichtigen Programme zum Durchspülen, Säubern und Entkalken an Bord. Zusätzlich könnt ihr das Milchsystem entnehmen und in Einzelteile zerlegen. Wasserhahn auf und einfach unter fließendem Wasser reinigen!
Das Video wurde uns freundlicherweise von Coffeeness.de zur Verfügung gestellt
Das Gleiche gilt für Abtropfschale, Tresterbehälter und Brühgruppe. Hinter der magnetischen Abdeckung des Kaffeeauslaufs findet ihr ein kleines Plastikteilchen, das ihr ebenfalls herausnehmen könnt, um es zu durch zu spülen.
Am Deckel des Milchbehälters findet ihr eine kleine Öffnung, durch die ihr Milch nachfüllen könnt. Ich verzichte lieber darauf. So vermeide ich, dass die Milch am Boden langsam vor sich hin säuert, während ich oben immer fleißig nachfülle. Auch der Automat ist in dieser Hinsicht recht penibel: Er ermahnt euch, die Milch rechtzeitig wieder kaltzustellen.
Wer meine Tests regelmäßig liest, weiß, dass ich kein Fan des zusätzlichen Kaffeepulverfachs bin. Meistens lassen sich die kleinen Dinger wegen unzugänglicher Ecken nicht anständig reinigen.
Beim PrimaDonna Soul ist das Problem einigermaßen gut gelöst: Ihr könnt das Fach herausnehmen und den schlanken Schacht von Pulverresten befreien. Ich ignoriere das Fach trotzdem im alltäglichen Gebrauch. Wozu hat der Automat schließlich ein Mahlwerk?
Fazit: Der PrimaDonna Soul holt den Luxus in den Alltag
Im Herzen PrimaDonna, bringt euch der Soul die Luxus-Features der Oberklasse in die Küche. Dafür müsst ihr keine aberwitzigen 2.500 Euro auf den Tisch legen. Zugegeben, mit rund 1.200 Euro zur Markteinführung in Deutschland ist der soulige Automat auch nicht eben günstig.
949,99 Euro
Aber wie der kleine ECAM 22.110.B, der in meinem Kaffeevollautomat Test locker den Einsteiger-Testsieg einfährt, hat auch der große PrimaDonna Soul ein fantastisches Preis-Leistungs-Verhältnis. Allein das elektronisch steuerbare Mahlwerk ist in dieser Preisklasse eine absolute Rarität.
Dazu kommen die komfortable Bedienung über Touch-Display und Smartphone-App sowie hervorragende Ergebnisse in der Tasse. Der Hersteller würde jetzt vermutlich auch die Adapt-Technologie anführen, aber die spielt in meinen Augen keine überragende Rolle.
Was denkt ihr? Brechen mit dem PrimaDonna Soul neue Zeiten an oder ist er am Ende doch nur ein Vollautomat unter vielen?
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