Meine Erfahrung mit der Canon EOS M100 Systemkamera: Kleine Cam – alles drin?
Mit der EOS M100 stellte Canon im Oktober 2017 sein neues Einstiegs-Gerät vor. Mit einem Preis von Euro ist sie außerdem das preiswerteste Modell in unserem Systemkamera Test.
Neben dem Preis ist außerdem das sehr kompakte Gehäuse ein echter Hingucker. Das Design strahlt Simplizität aus, ohne dass es dabei Minderwertigkeit vermittelt.
Auf den ersten Blick ist das Modell mehr als überzeugend. Doch hält es, was es verspricht, wenn wir mal genauer hinter die Kamera schauen? Oder hat Canon bei der technischen Ausstattung genauso gespart wie bei den Abmessungen? Das erkläre ich euch in diesem Testbericht.
Handhabung: Solide und unkompliziert
Als ich die EOS M100 das erste Mal in den Händen hielt, fühlte ich sofort, dass sie mein treuer Begleiter für spontane Ausflüge werden kann. Wie ein Hund, der Beifuß läuft, oder der Papagei auf der Schulter eines Piraten – nur weniger gefiedert und schweigsamer, jedoch genauso liebenswürdig.
Trotz ihrer minimalen Abmessungen und dem Gehäuse aus Plastik fühlt sich die Systemkamera solide verarbeitet an. Ich konnte kein Knarzen oder Quietschen feststellen und habe nicht das Gefühl, dass ich überdurchschnittlich vorsichtig mit dem putzigen Prachtexemplar umgehen müsste.
Passend zu dem simplen und ansprechenden Design bietet euch Canon die EOS M100 in drei unterschiedlichen Varianten an:
Wie ihr als aufmerksame Leser bereits erkannt habt, ist die letzte Version unser Testgerät.
Auch bei den Bedienelementen verkompliziert sich Canon nicht: Der japanische Hersteller stattet die M100 lediglich mit vier vorprogrammierten Einstellknöpfen und einem einzigen Einstellrad aus. Für alle Fotografen, die gerne den manuellen Modus nutzen, ist das ein absolutes No-Go.
Die EOS M100 hat nur ein einziges Einstellrad
Gleichzeitig ist das aber auch ein großer Vorteil der Kamera: Ganz im Gegensatz zu den meisten Modellen der Konkurrenz ist die Bedienung absolut selbsterklärend. Jeder, der seit der Vorstellung des ersten iPhones nicht in einer Höhle gehaust hat, findet sich deshalb mit der Kamera auf Anhieb zurecht.
Die Systemkameras von Canon haben aus meiner Sicht die einfachste Benutzeroberfläche. Es kann also auch ein Pluspunkt sein, dass euch die Kamera nicht mit zahlreichen technischen Einstellmöglichkeiten überflutet, sondern euren Fokus stattdessen auf das Wesentliche lenkt: einzigartige Bilder schießen.
Kamera an, auslösen und Ergebnisse bestaunen. Einfacher als mit der EOS M100 geht es nicht – toll sieht es trotzdem aus.
Die Bedienung der Canon EOS M100 ist kinderleicht
Dennoch bietet euch die EOS M100 die Möglichkeit, die volle Kontrolle zu übernehmen: Bei Bedarf könnt ihr sie in den manuellen Modus schalten und ISO, Belichtungszeit und Blende so einstellen, wie ihr es wollt. Darauf ist die Kamera allerdings nicht ausgerichtet. Vielmehr spricht das simplistische Design Einsteiger-Fotografen an, die nichts Kompliziertes brauchen – oder wollen.
Aufgrund ihrer kleinen Abmessungen hat Canon leider darauf verzichtet, einen digitalen Sucher in die M100 einzubauen. Immerhin haben sie gerade noch so einen kleinen Blitz in das fast schon mikroskopische Gehäuse stopfen können.
Der Bildschirm ist dafür umso überzeugender: Er misst drei Zoll in der Diagonale, ist entspiegelt und hell genug, damit ihr auch in grellen Umgebungen noch etwas erkennen könnt. Außerdem ist der Monitor mit einem Touchscreen ausgestattet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern integriert Canon diesen nicht bloß als nettes Gimmick.
Der Bildschirm überzeugt – auf einen Sucher verzichtet Canon bei der EOS M100 hingegen
Vielmehr ist die Steuerung der gesamten Kamera von Anfang bis Ende auf die Bedienung über das Touch-Display ausgerichtet. Genau deshalb braucht ihr euch nicht von eurem Smartphone umgewöhnen und es macht einfach Spaß, die Kamera zu bedienen.
Einen weiteren Pluspunkt gibt es dafür, dass sich der Monitor um 180 Grad nach vorne klappen lässt. Mit der Canon EOS M100 könnt ihr also ebenfalls eure Selfies auf das nächste Level bringen. Auch, wenn mein Selbstportrait dafür nicht unbedingt das beste Beispiel dafür ist – ich befürchte, es könnte am Motiv liegen…
Mit der EOS M100 könnt ihr schöne Selfies schießen
Abschließend gebe ich der Kamera 80 Prozent für ihre Handhabung. Super finde ich, dass Canon die Kamera ganz bewusst auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet hat: Einsteiger-Fotografen, die ein preiswertes, kompaktes und unkompliziertes Modell suchen.
Erfahrene Fotografen fühlen sich mit der EOS M100 jedoch schnell eingeschränkt. Im gleichen Preissegment sollten sie sich lieber unser Preis-Leistungs-Sieger ansehen. Trotz eines ähnlichen Formats bietet die Sony Alpha 6000 sowohl einen Sucher als auch mehrere Bedienelemente.
Bildqualität: Viele Pixel unter einer kleinen Haube
Als ich das Datenblatt der M100 das erste Mal studierte, konnte ich mir ein erstauntes „Oha!“ nicht verkneifen. Nachdem ich meinen Nachbarn im Cafe erklärt hatte, dass mit mir ansonsten alles okay ist, schaute ich noch ein zweites Mal hin und fragte mich:
War etwa die Bohne zu stark oder der Kaffeevollautomat nicht ganz in Ordnung? Litt ich aufgrund meines siebten Espressos bereits an Halluzinationen?
Aber nein, es stimmte tatsächlich: Canon verbaut in seinem erschwinglichsten Modell den gleichen Bildsensor wie in seinen hochpreisigsten Premium-Systemkameras (mit APS-C-Sensor).
Der Sensor im APS-C-Format bietet euch im Vergleich zu den Modellen von Panasonic und Olympus eine bessere Performance, da diese lediglich mit einem kleineren Sensor im MFT-Format ausgestattet sind. Ihr könnt euch bei den Sensoren von Kameras folgende simple Faustregel merken: Größer ist fast immer besser!
Der APS-C-Sensor der M100 kann auch bei wenig Licht mit deutlich teureren Modellen mithalten
Ebenfalls konnte mich der Automatikmodus der Kamera überzeugen. Er erkennt zuverlässig unterschiedliche Szenarien, wie Portraits, Landschaften oder Action, und passt dementsprechend die Einstellungen an.
Aber schaut selbst: Die folgenden Aufnahmen habe ich alle mit dem Automatikmodus im JPG-Format geschossen und anschließend nicht nachbearbeitet. Hier könnt ihr sie euch in bester Qualität ansehen.
Alles in allem gebe ich der Systemkamera 85 Prozent für ihre Bildqualität. Sowohl die JPG-Fotos aus der Kamera als auch die Performance des Sensors konnten mich begeistern. Trotzdem ist die Bildqualität nicht ganz auf dem Niveau der Modelle von Sony oder Fujifilm.
Objektivauswahl: Wie kurz vor Ladenschluss
In dieser Kategorie kann ich euch leider nur ernüchternde Ergebnisse liefern: Für den Canon EF-M Objektivanschluss gibt es leider nur eine sehr überschaubare Auswahl an Optiken.
Trotz der kleinen Auswahl gibt es einige interessante Objektive für den Canon EF-M Mount
Dabei sind jedoch durchaus ein paar interessante Varianten dabei. Das 22 mm F2.0 Pancake-Objektiv von Canon wäre beispielsweise meine erste Wahl, wenn ich die Kamera in Zukunft für kreative Aufnahmen nutzen will.
Dieses ist nicht nur ziemlich preiswert, sondern ebenfalls deutlich kompakter als das mitgelieferte Kit-Objektiv. Außerdem fängt es mit der großen Offenblende von F2.0 mehr Licht ein und ist schärfer. Dadurch könnt ihr die Performance des hochwertigen Sensors voll ausschöpfen.
Wie die meisten Kit-Objektive, hat das der EOS M100 eine Brennweite von 15 bis 45 mm
Welche Optiken ich euch außerdem ans Herz legen kann, erkläre ich euch in meinem Guide zu den besten Canon EF-M Objektiven. Was die besten Canon Objektive für Spiegelreflexkameras sind erkläre ich euch in seinem separaten Artikel.
Im direkten Vergleich mit der Auswahl an Fuji-Objektiven, Sony-Objektiven oder Olympus und Panasonic-Objektiven (auch MFT genannt) müssen sich jedoch auch die größten Canon-Fanboys und -girls eingestehen: Das Sortiment ist eher mau. Deshalb gebe ich allen Canon EOS M Systemkameras 70 Prozent in dieser Kategorie.
Geschwindigkeit: Ein solider VW Golf
Warum vergleiche ich die Geschwindigkeit der Canon EOS M100 mit dem beliebtesten deutschen PKW? Ganz einfach: Beide haben eine wichtige Gemeinsamkeit: Sie bieten alles, was der durchschnittliche Konsument braucht – viel mehr aber auch nicht.
Wenn ihr euch mit der Geschwindigkeit einer Kamera auseinandersetzt, solltet ihr die folgenden drei Faktoren – im wahrsten Sinne des Wortes – in den Fokus rücken:
- Den Autofokus
- Die Serienbildrate
- Den Puffer
Für Action-Fotografen habe ich jedoch keine so guten Neuigkeiten: Mal ganz davon abgesehen, dass ihr hierbei auf keinen Fall auf einen Sucher verzichten solltet, ist auch der Autofokus nicht dafür ausgelegt. Bei sich bewegenden Motiven verliert er schnell den Fokus-Punkt und verfolgt diese nicht sehr verlässlich – und schon ist der Foto-Stunt gelaufen.
Serienbilder schießt die Canon M100 maximal mit sechs Bildern pro Sekunde. Dieser Wert sinkt auf vier Aufnahmen, wenn ihr mit einem kontinuierlichen Autofokus fotografieren wollt.
Auch hier gilt also: Im Alltag reicht die Serienbildrate mehr als aus. Sucht ihr eine Kamera, die euch garantiert, dass ihr beim Reitturnier eurer Tochter oder anderen Sportveranstaltungen immer den „Money-Shot“ im Kasten habt? Dann solltet ihr euch lieber bei der Konkurrenz umsehen.
Der Puffer ist ein schneller Zwischenspeicher, in dem die Kamera die Aufnahmen speichert, bevor sie diese auf die SD-Karte schreibt. Ist er einmal voll, könnt ihr nur noch mit ungefähr einem Bild pro Sekunde fotografieren.
Für die Geschwindigkeit bekommt die Canon M100 von mir 80 Prozent. Für den Alltag bietet sie euch eine mehr als zufriedenstellende Performance. Dies ist bei den meisten Modellen im gleichen Preissegment nicht selbstverständlich.
Wenn ihr in die Action-Fotografie einsteigen wollt, solltet ihr euch jedoch lieber bei der Konkurrenz umsehen. Die Sony Alpha 6000 kostet nicht viel mehr, bietet euch aber eine rasantere Serienbildrate von elf Bildern pro Sekunde und einen schnelleren Autofokus – auch bei sich bewegenden Motiven.
Videofunktionalität: solides Full HD, mehr aber auch nicht
Auch im Videomodus profitiert die M100 von Canon’s Dual Pixel Technologie. Durch diese erzeugt der Autofokus beim Filmen weiche Übergänge. Außerdem ist er zuverlässiger als der Kontrast-Autofokus, der bei den Systemkameras von Panasonic und Olympus zum Einsatz kommt.
Leider verzichtet die Kamera auf einen 4K-Modus. Die Videos in Full HD sehen jedoch super aus. Nicht nur die Schärfe und die Kontraste haben mich überzeugt, sondern ebenfalls die realitätsgetreuen Farben, für die die Spiegelreflex- und Systemkameras von Canon bekannt sind.
Doch traut euren Augen ruhig selbst: Ich habe ein kurzes Beispielvideo des morgendlichen Berliner Berufsverkehrs für euch aufgenommen.
4K Beispielideo
Gefreut hat mich auch hier wieder die simple Bedienung der Kamera. Das berührungsempfindliche Display bietet euch beispielsweise den Mehrwert, dass ihr während des Filmens den Fokus-Punkt per Finger-Touch wählen könnt.
Solltet ihr etwas tiefer in das Aufnehmen von Videos einsteigen, wollt ihr in der Regel auf ein externes Mikrofon zurückgreifen. Das lässt sich jedoch nur über einen Audioeingang anschließen.
Video-Enthusiasten, die nach einer preiswerten Systemkamera suchen, empfehle ich die Panasonic G70. Unser Preis-Leistungs-Sieger der Video-DSLMs ist nicht nur mit einem 4K-Modus ausgestattet, sondern bietet euch ebenfalls einen Audioeingang für ein externes Mikrofon.
Für die ordentliche Qualität der Full HD Aufnahmen und gute Bedienbarkeit erhält die M100 von mir 75 Prozent für ihre Videofunktionalität.
Fazit: Scharf, unkompliziert und schlank
Wie die Überschrift erahnen lässt, würde ich die EOS M100 nicht unbedingt von der Bettkante stoßen. Allerdings lässt die Kamera noch Luft nach oben. Doch bevor wir ins Detail gehen, möchte ich das Modell für euch erst noch mal in einem professionellen, abschließenden Satz beschreiben:
Die Canon EOS M100 ist eine handliche und simple Systemkamera, die nicht auf eine gute Bildqualität verzichtet.
Als handliche und preiswerte Einsteiger-Systemkamera gefällt mir die EOS M100 sehr gut
Preis nicht verfügbar
Als Foto-Enthusiast vermisse ich jedoch ein paar mehr Bedienelemente. Mit diesen könntet ihr im manuellen Modus deutlich einfacher die volle Kontrolle über die Kamera übernehmen – ohne, dass ihr wie wild auf dem Bildschirm hin und her wischen müsst.
Hier habe ich noch einmal alle Vor- und Nachteile für euch zusammengefasst:
VORTEILE
- Hervorragende Bildqualität
- Sehr simple Bedienung
- Verlockendes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Äußerst kompakt
- Verlässlicher Autofokus
NACHTEILE
- Langsamer Autofokus bei Serienaufnahmen
- Wenig Bedienelemente
- Kein 4K-Video
Als direkte Konkurrentin schicke ich die PEN E-PL9 von Olympus ins Rennen. Mit einem ähnlich kompakten Gehäuse, einer simplen Benutzeroberfläche und einem Selfie-Screen richtet sie sich an dieselbe Zielgruppe.
Dafür ist die EOS M100 um einiges preiswerter als die E-PL9 und liefert euch trotzdem einen schnelleren Autofokus und eine bessere Bildqualität. Alternativ könnt ihr euch die Vorgänger-Version (PEN E-PL8) ansehen. Ihr müsst nur wenige Abstriche in Kauf nehmen, spart dafür aber einiges an Geld ein.
Beide Modelle sind etwas größer und hochpreisiger, bieten euch aber dafür einen Sucher und mehr Bedienelemente. Die Variante von Sony hat außerdem eine bessere Bildqualität und eine deutlich schneller Geschwindigkeit. Die von Panasonic verfügt sowohl über einen 4K-Modus als auch einen Audioeingang.
Im Gesamtbild bietet euch die EOS M100 sehr viel Kamera in einem kompakten Gehäuse. Für Euro ist sie ein exzellentes Komplettpaket aus unserem Systemkamera Test. Für ein Schnäppchenpreis erhaltet ihr eine DSLM, die tolle Bilder schießt und praktisch im Alltag ist.
Konntet ihr bereits Erfahrungen mit den Systemkameras von Canon sammeln? Dann hinterlasst mir eure Meinung in den Kommentaren! Dort gehe ich außerdem gerne auf eure Fragen oder Anmerkungen ein.
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