Der Severin WK 3644 Reise-Wasserkocher im Test
Süß, der Kleine.
Der Severin WK 3644 ist das mit Abstand kleinste Gerät in meinem großen Wasserkocher-Test. Das war aber auch nicht anders zu erwarten, ist er doch kein normaler Küchen-, sondern ein Reise-Wasserkocher.
Damit stehe ich auch direkt vor einem Problem. Wie soll ich den Zwerg bewerten? Lege ich dieselben Maßstäbe wie bei seinen großen Brüdern an? Oder übe ich Nachsicht, weil er gar nicht die Leistung wie die Großen bringen kann?
Ich entscheide mich für eine gute Mischung. Die technischen Werte vergleiche ich mit der Konkurrenz. Bei den Punkten Handling und Größe passe ich die Wertung auf seinen eigentlichen Zweck – das Wasser-Kochen auf Reisen – an.
Optisch ist der WK 3644 keine Offenbarung. Er besteht ausschließlich aus Plastik, nur die Heizplatte ist aus Metall. Der Kunststoff ist weiß, bis auf zwei Elemente am Deckel und am Griff.
Ich mag keinen Kunststoff. Ökologisch ist er eine Katastrophe und bei Geschmack und Gesundheit gewinnt er auch keine Preise. Von dieser Meinung weiche ich in diesem Fall aber ab, wenn auch nur leicht. Denn bei Reisen ist das Gewicht des Gepäcks häufig ein wichtiger Faktor. Da ist Kunststoff dann das Material der Wahl, denn er ist schön leicht und robust.
Freude kommt bei mir auf, als ich den Deckel öffne. Dort hat Severin zwei Becher und zwei Löffel versteckt. Diese sind natürlich auch aus Plastik, aber immerhin keine Einmal-Wegwerf-Becher.
Die Löffel werde ich dann unterwegs zum Anrühren meines Instant-Kaffees nutzen.
Kleiner Scherz am Rande.
Dass Becher und Löffel im Kocher Platz finden, bewerte ich positiv. Da haben sich die Designer wirklich etwas bei gedacht.
Handling
Auf dem Griff des Severin war kein Platz mehr für einen zweiten Knopf. So müsst ihr zwei Hände benutzen, wenn ihr den Kocher öffnen wollt. Gerade unterwegs kann das hinderlich werden. In der einen Hand balanciert ihr den Kaffeefilter, in der anderen den Kocher und keine Hand ist mehr frei zum Öffnen.
Außerdem springt der Deckel leicht. Ich habe schon deutlich schlimmere Ausprägungen gesehen (zum Beispiel beim Clatronic WK 3445), aber schön ist es trotzdem nicht.
Was mir wiederum sehr gut gefällt ist die beidseitige Skala auf dem WK 3644. Sie geht von 0,1 Liter bis 0,5 Liter und ist in Schritte von 0,1 Liter aufgeteilt. Das ist die feinste Aufteilung im gesamten Test.
Der Sockel fehlt komplett bei diesem Reise-Wasserkocher. Das Stromkabel geht direkt in den Boden des Kochers. So müsst ihr zwar beim Einschenken aufpassen, dass ihr nichts umwerft, an sich ist das Weglassen des Kabels aber sinnvoll.
Ihr spart euch wieder ein Gepäckstück und habt alle notwendigen Teile gleich zusammen.
Heizelement
Der Severin WK 3644 heizt mit einer flachen Heizplatte. So kann er schneller mehr Wasser erreichen und braucht kürzer zum Kochen als mit einem Heizstab.
Außerdem könnt ihr den Kocher so einfacher reinigen. Das ist umso wichtiger, da ihr im Kocher nur wenig Platz für eure Hand habt. Wenn ihr diese noch um einen Heizstab herumwinden müsstet, wäre das äußerst lästig.
Betrieb
Beim ersten Verwenden des Severin war ich verwundert. Ich hatte auf den Schalter zum Deckel-Öffnen gedrückt und nichts passierte. Beim zweiten Hinsehen wurde mir klar, dass das der Start-Knopf ist. Severin hat hier eine ungewöhnliche Anordnung gewählt.
Falls ihr den Schalter auch aus Versehen drückt und das Gerät schon eingestöpselt ist, teilt euch der WK 3644 das zum Glück mit. An der Seite hat er eine rote Lampe, die aufleuchtet, wenn der Kocher seine Arbeit aufnimmt.
Das erste Kochen bringt erstaunlich wenig Plastikgeruch mit sich. Ich behaupte nicht, dass es auf einmal nach Rosen riecht, aber ich habe schon weit schlimmere erste Kochvorgänge erlebt.
Neben dem Kunststoffgeruch fehlt auch noch die sonst übliche Geräuschkulisse. Der Reisekocher ist sehr leise. Solltet ihr im vorderen Teil eures Bullis Wasser kochen, kann eure Partnerin im hinteren Teil weiterschlafen.
Davor ziehe ich meinen Hut.
Aber nicht nur für Paare, auch für Familien ist der Reisekocher interessant. Der WK 3644 hilft euch beim Zwischenstopp in den Urlaub oder auch im Hotelzimmer weiter, wenn ihr Baby-Nahrung zubereiten wollt. Dank des kleinen Kochers könnt ihr schnell Wasser erhitzen. Hinzu kommt, dass der Kocher sehr gut isoliert ist. So müsst ihr Kind und Kocher nicht immer meterweit auseinander platzieren.
Für einen Kalkfilter war auch noch Platz. Besonders in Regionen, wo ihr den Härtegrad des Wassers nicht kennt, macht so ein Filter Sinn. Er nimmt den Kalk und einige Schadstoffe aus dem Wasser. So schmeckt euer Tee morgens weiterhin lecker.
Messwerte
Die Messwerte des WK 3644 unterscheiden sich natürlich deutlich von denen der Heim-Wasserkocher. Ich gebe euch daher zu jedem Wert eine kurze Einordnung, damit ihr diese besser vergleichen könnt.
Im Gegensatz zu den sonstigen Tests habe ich hier nur einen halben Liter Wasser erhitzt. Dieser hatte wie immer 19 Grad Celsius Ausgangstemperatur.
- Der Severin soll eine Leistung von 650 Watt haben, ich messe 564 Watt. Das ist eine geringe Abweichung.
- Das Kochen des halben Liters dauert 5,54 Minuten. Hochgerechnet oder nicht, schlechter ist keiner im Test.
- Der Stromverbrauch von 0,055 kWh ist ebenfalls viel zu hoch, wenn man ihn auf die Größe umrechnet.
- Das Wasser hatte nach dem Kochen eine Temperatur von 98,6 Grad Celsius.
- Nach einer Minute waren es noch 95,6 Grad Celsius.
Wertung
Ich sehe mir vier Kategorien genauer an bei meiner Bewertung. Dabei lege ich zuerst eine Prozentzahl fest, wie zufrieden ich mit dem Wert bin. Dieser Zahl ordne ich dann eine Note zu.
Ausgießverhalten
Das Ausgießverhalten ist „Gut“ mit 80 Prozent Zufriedenheit. Der Kocher ist präzise genug, um keine Wasserflecken im Bulli zu machen.
Stromverbrauch
Für seine Größe zieht der Severin viel zu viel Strom. Deshalb gibt es hier nur 50 Prozent und ein „Ausreichend“.
Kochzeit
Knapp sechs Minuten Kochzeit für einen halben Liter sind zu lang. Dieser Punkt ist „Mangelhaft“ (40 Prozent).
Handhabung
Für den Deckel braucht ihr zwei Hände und das Kabel kann schnell eine Tasse vom Tisch fegen. Ansonsten ist die Handhabung „Gut“ mit 80 Prozent.
Seht euch die Vor- und Nachteile gerne noch einmal in Ruhe an, bevor ich dann zum Fazit komme.
Vorteile
- Kompakt
- Spannung lässt sich umschalten
- Gut verarbeitet bei wenig Gewicht
- Günstig
- Sehr leise
- Fast kein Plastikgeruch
Nachteile
- Deckel springt
- Viel Kunststoff
- Hoher Verbrauch
- Lange Kochzeit
Fazit
Das Fazit zum Severin WK 3644 schreibe ich aus zwei Blickwinkeln.
Der erste Blickwinkel ist der des Heim-Kochers. Für die heimische Küche ist das Gerät nicht zu gebrauchen. Mit 0,5 Litern maximaler Füllmenge bekommt ihr noch nicht mal zwei große Tassen gefüllt. Zudem ist das Kabel am Kocher hinderlich, wenn ihr euch in der Küche bewegen wollt.
Der zweite Blickwinkel ist der des Reise-Kochers. Hier ist der WK 3644 in seinem Element, deshalb finde ich die Bewertung so auch fairer.
Ich bewerte ja auch keinen Pinguin danach, wie gut er auf Bäume klettern kann.
Als Reisekocher erledigt er seine Aufgabe gut. Er ist angenehm klein und leicht und versteckt ohne Probleme zwei Tassen und Löffel in seinem Inneren. Der WK 3644 besteht nur aus einem Teil, ihr müsst also nicht den Sockel suchen, wenn ihr kochen wollt.
Allerdings müsst ihr lange auf das Wasser warten, knapp sechs Minuten bei voller Beladung. Das ist für einen halben Liter zu lange.
Trotzdem: Wenn ihr einen Wasserkocher für eure nächste Reise sucht, kann ich euch den Severin WK 3644 empfehlen. Für 14,99 Euro macht ihr hier nichts verkehrt.
Falls es ein Kocher für die heimische Küche sein soll, seht euch besser noch mal im großen Wasserkocher-Test um.
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