Der Russell Hobbs Retro Vintage Wasserkocher im Test 2024
Welcome to the 50s!
Dieser Wasserkocher macht dem Begriff Vintage alle Ehre. Nach dem Auspacken erwarte ich direkt, Buddy Holly gleich in der Küche zu sehen.
Im Gegensatz zu dem sonstigen Einheitsbrei aus Metall, Kunststoff und Glas, hat Russell Hobbs hier ein wirklich besonderes Exemplar geschaffen. Das ist eindeutig der schönste Kocher im gesamten Wasserkocher-Test.
Der untere Bereich des Wasserkochers ist in einem schönen Creme-Ton gehalten. Auf dem Bauch des Kochers ist eine Temperaturanzeige angebracht. Diese ist entsprechend des Vintage-Gedankens analog gehalten. Die Umrandung ist aus Edelstahl, den ihr auch am Sockel und im oberen Bereich des Kochers wiederfindet. Der Griff ist komplett mit Gummi überzogen. Das sorgt für einen guten Halt und eine sichere Isolierung.
Auf dem Edelstahl-Deckel ist ein kleiner Griff angebracht. An diesem könnt ihr den Kocher wie einen Kochtopf öffnen, denn der Deckel ist nicht mit dem Korpus verbunden.
Mich überzeugt die Optik des Retro Vintage. Der Name wird konsequent in das Design überführt. Dadurch wirkt der Wasserkocher authentisch und nicht wie ein Gerät, dass auch unbedingt etwas vom Vintage-/Retro-Trend abbekommen möchte.
Handling
Der Deckel lässt sich komplett abnehmen. Das ist für mich der erste Schwachpunkt des Russell Hobbs, denn ihr braucht zum Öffnen beide Hände. Außerdem benötigt ihr eine Ablagefläche, weil ihr den Deckel mit Sicherheit nicht die ganze Zeit in der Hand halten wollt.
Die Füllskala ist der zweite Schwachpunkt des Gerätes. Diese ist hinter dem Griff angebracht. Sobald ihr den Kocher zum Befüllen am Griff festhaltet, könnt ihr die Skala nicht mehr sehen.
Wenn ich die Skala beim Befüllen nicht sehen kann, brauche ich sie gar nicht. Ich will den Kocher ja nicht jedes Mal abstellen, um zu sehen, wie viel ich eingefüllt habe.
Und genau in diesem Moment greift eine Stärke des Retro Vintage. Denn sein Schöpfer hat ihm eine zweite Skala verpasst – innen im Kocher. Dort sind drei rote Plättchen angebracht, die ein, zwei und drei Tassen Füllstand anzeigen.
So sehr ich auf die äußere Skala geschimpft habe, so sehr lobe ich diese innere Skala. Durch den fehlenden Deckel habe ich freie Sicht auf die Plättchen und so lange ich keine Milch einfülle, sind sie auch gut zu erkennen.
Milch hat in einem Wasserkocher übrigens nichts zu suchen.
Der Sockel sah auf den ersten Blick leicht aus. Hier muss ich meinen ersten Eindruck aber korrigieren, denn er bietet einen soliden Stand und eine sichere Basis für den Korpus.
Den Kocher könnt ihr in allen Richtungen aufstellen, denn es handelt sich um einen 360 Grad Sockel.
Heizelement
Russell Hobbs hat eine flache Heizplatte im Retro Vintage verbaut. In den Fünfzigern war das mit Sicherheit noch nicht die vorherrschende Technik, aber das lasse ich den Briten gerne durchgehen.
Eine Heizplatte kommt mit einer größeren Menge Wasser in Kontakt und sorgt deshalb für ein schnelleres Kochergebnis. Außerdem ist sie deutlich einfacher zu reinigen. Ihr müsst nur mit einem feuchten Lappen darüber wischen und schon ist alles wieder sauber.
Theoretisch zumindest, denn beim Retro Vintage steht euch der Messstab der Temperaturanzeige im Weg. Dieser sticht mitten in den Raum hinein und macht ein Putzen unterhalb fast unmöglich.
Betrieb
Zum Starten genügt ein kleiner Klick auf den Schalter unterhalb des Griffes und schon geht das Heizen los.
Der Retro Vintage zeigt euch mit einer kleinen Leuchte auf dem Schalter an, wenn er den Betrieb aufnimmt.
Der Russell Hobbs besteht bis auf den Griff komplett aus Edelstahl. Entsprechend schnell wird der Kocher warm. Der Hersteller hat aber zumindest eine leichte Isolierung eingebaut, denn der Korpus wird nicht richtig heiß. Anfassen solltet ihr ihn trotzdem nicht.
Dazu ist der gut isolierte Griff da. Die Gummierung verhindert jegliche Wärmeübertragung.
Fast hätte ich den Kalkfilter übersehen. Dieser ist klein und sehr dezent direkt am Ausguss angebracht. Dort erfüllt er seine Funktion aber hervorragend.
Ein Kalkfilter dient zum Säubern des Wassers von Kalk. Ihr könnt damit nicht verhindern, dass der Kalk in den Kocher kommt. Aber ihr haltet ihn dort und müsst ihn nicht in eurem Kaffee oder Tee dulden. Das würde den Geschmack negativ beeinflussen.
Messwerte
Um nicht nur Optik und Handhabung zu bewerten, habe ich mir Hilfe besorgt. Mit Unterstützung von Strommesser, Thermometer und Stoppuhr messe ich die technischen Werte aller Geräte im Test. Dazu fülle ich den Kocher mit einem Liter Wasser, das 19 Grad Celsius hat. Beim Russell Hobbs Retro Vintage kamen beim Kochen folgende Werte zustande:
- Der Kocher soll 2.400 Watt Leistung bringen. Ich messe immerhin 2.032 Watt.
- Die Kochzeit beträgt 2,57 Minuten.
- Dafür benötigt er 0,100 kWh.
- Die Temperatur direkt nach dem Kochen beträgt 98,1 Grad Celsius.
- Eine Minute später sind es noch 93,1 Grad Celsius.
Wertung
Meine Wertung teile ich in zwei Bereiche auf: Zufriedenheit und Benotung. Meine Zufriedenheit gebe ich in Prozent an. Dieser Zahl ordne ich dann eine Note zu.
Ausgießverhalten
Die Tülle ist fast perfekt geformt. Das Ausgießen erfolgt präzise und ohne Spitzer. Deshalb gebe ich hier ein „Ausgezeichnet“ mit 90 Prozent.
Stromverbrauch
Der Russell Hobbs benötigt den wenigsten Strom im gesamten Test. Ganz klar ein „Ausgezeichnet“ (95 Prozent).
Kochzeit
Es gab im gesamten Test nur zwei Kocher, die unter der magischen Drei-Minuten-Marke geblieben sind. Der WMF Bueno und der Russell Hobbs. Also auch hier ein „Ausgezeichnet“ mit 90 Prozent.
Handhabung
Der Deckel lässt sich nur mit zwei Händen öffnen und der Boden ist auf Grund des Temperaturfühlers schwer zu reinigen. Diese beiden Punkte geben Abzug, weswegen der Kocher in dieser Kategorie nur ein „Gut“ mit 80 Prozent erhält.
Die vielen Vor- und wenigen Nachteile habe ich euch folgend kurz zusammengefasst.
Vorteile
- Sehr gute technische Werte
- Kein Geruch
- Schicke Optik
- Temperaturanzeige
- Zweite Füllskala innen
Nachteile
- Deckelöffnung
Fazit
Zu Beginn des Tests hatte ich die Befürchtung, Russell Hobbs hätte wieder viel in die Optik und wenig in die Technik investiert.
Diese Erfahrung musste ich mit den Briten leider schon häufiger machen, vor allem bei den Kaffeemaschinen.
39,99 Euro
Diesmal wurde ich eines besseren belehrt. Der Retro Vintage hat eine sehr schicke und ansprechende Optik, die perfekt zu seinem Namen passt. Ich kann die 50er Jahre förmlich spüren, wenn ich den Kocher anschaue.
Im Gegensatz zu der gewünscht historischen Optik ist die Technik auf dem neuesten Stand. Der Russell Hobbs hat den geringsten Stromverbrauch und die zweitkürzeste Kochzeit im Test.
Hinzu kommen eine schlau angebrachte zweite Füllskala und ein tolles Ausgießverhalten.
Wenn ihr auf diese Vintage-Optik steht, ist der Russell Hobbs Retro Vintage definitiv das richtige Gerät für euch.
Falls ihr ähnliches Können mit einem modernen Aussehen sucht, seht euch mal den Bosch Styline an. Dort bekommt ihr für einen ähnlichen Preis, beim Russell Hobbs sind es 39,99 Euro, eine noch etwas bessere Technik, wie zum Beispiel eine programmierbare Wassertemperatur.
Kommentare
Alexander Vollmer 11. Oktober 2018 um 08:28
Der komplett abnehmbare Deckel ist für mich von Vorteil, denn dann kann ich die Teekanne zum Vorwärmen oder zum Warmhalten auf die Kanne stellen. Das ähnelt einem Samowar, ohne dessen Nachteile zu haben.