Der Clatronic WK 3445 Wasserkocher im Test
Für mich als Kunststoff-Liebhaber wird heute ein Traum wahr. Ich darf den Clatronic WK 3445 testen, der bis auf den Heizstab nur aus Plastik besteht. Damit hat er ein beeindruckendes Alleinstellungsmerkmal im großen Wasserkocher-Test.
Achtung, das war Ironie.
Ich hasse Kunststoff. Er ist nicht gut für die Umwelt, verschlechtert den Geschmack und kann bei schlechter Verarbeitung die Gesundheit angreifen.
Entsprechend negativ stehe ich dem WK 3445 von Anfang an gegenüber. Allerdings wäre ich kein seriöser Tester, wenn ich meine persönliche Abneigung nicht wenigstens für die Dauer des Tests außen vor ließe.
Aber auch aus neutraler Sicht ist der Clatronic keine Freude für die Augen. Er besteht komplett aus einfachem, schwarzen Kunststoff und wird eure Küche optisch nicht bereichern. Immerhin hat Clatronic ein glänzendes Schwarz gewählt, das sieht nicht ganz so schlimm aus.
Beim ersten Berühren fällt mir direkt das Gewicht des Wasserkochers auf. Er ist unglaublich leicht. Klar, wo kein Metall verbaut ist, da fällt auch Gewicht weg. Aber so leicht hätte ich ihn dann doch nicht erwartet.
Außerdem steigt mir der signifikante Kunststoff-Geruch in die Nase. Diesen hatte ich erst beim Kochen erwartet. Dass der Kocher auch ohne Tätigkeit schon riecht, spricht nicht für ihn.
Zumal ich nirgendwo einen Hinweis auf „BPA-frei“ finde. Bisphenol A ist ein Weichmacher, der in Plastik enthalten ist. Er ist gesundheitsgefährdend. Deshalb achten fast alle Hersteller darauf, ihre Waren BPA-frei zu halten und das auch zu kennzeichnen.
Eine positive Sache finde ich zum Schluss aber doch noch. Der Griff des WK 3445 ist vorbildlich. Er ist robust und an der Außenseite mit einem extra Gummi überzogen. So habt ihr auch mit nassen Händen einen guten Halt.
Handling
Der Deckel des Clatronic hat eine Einhand-Bedienung. Der Öffner ist etwas ungewöhnlich an der Unterseite des Griffes verbaut. Wenn ihr zu weit oben greift, öffnet ihr also den Deckel. Hier solltet ihr aufpassen, denn der Deckel springt etwas beim Öffnen.
Wirklich positiv finde ich die Füllskala des WK 3445. Sie ist beidseitig angebracht und geht von 0,5 Liter bis 1,7 Liter. Die Unterteilung in Halb-Liter-Schritte ist etwas grob, aber auch da habe ich schon Schlimmeres gesehen.
Abzüge gibt es für den Sockel. Dieser ist erstens ungewöhnlich leicht. Das ist häufig ein Zeichen für Instabilität beim Kochen. Zweitens ist es kein 360 Grad Sockel. Ihr könnt den Kocher nur in einer Richtung aufstellen. Morgens mit halb geschlossenen Augen ist das keine Freude.
Heizelement
Da ist sie doch noch: die gute alte Heizspirale. Ich hatte schon befürchtet, ich würde sie in diesem Test gar nicht mehr sehen. Oder besser gesagt, ich hatte es gehofft. Im Vergleich zur Heizplatte hat sie nur Nachteile. Sie zieht mehr Strom, benötigt mehr Zeit zum Kochen und ist schwieriger bis gar nicht zu reinigen.
Betrieb
Unterhalb des Griffes ist der Schalter für den Start. Dieser hat sehr viel Spiel. Ich habe die Sorge, dass sich der Kocher von alleine anstellt, wenn ich ihn etwas zu doll schüttele.
Immerhin hat Clatronic eine Warnleuchte verbaut. Diese ist direkt oberhalb des Schalters und geht an, wenn der Kocher den Betrieb aufnimmt.
Das Kochen geht los und da ist er: der Kunststoffgeruch. Gut, ich habe auch nichts anderes erwartet. Wenn ein Gerät schon ohne Tätigkeit so riecht, kann es beim Kochen nicht besser werden.
Ein Gutes hat der viele Kunststoff aber doch. Er isoliert sehr gut. Der Kocher wird nur wenig warm und der Griff bleibt kalt.
Trotz des geringen Preises von 25,99 Euro hat der WK 3445 einen Kalkfilter verbaut. Ich betone das, weil der teurere Severin WK 3364 keinen hat. Der Filter befreit das Wasser von Kalk und sorgt so für einen besseren Geschmack eures Getränks.
Messwerte
Im Intro habe ich schon erwähnt, dass ich immer versuche, mich einem Test objektiv zu nähern. Deshalb lasse ich im Wasserkocher-Test auch die Fakten sprechen und nicht nur meine persönliche Einschätzung.
Ich fülle alle getesteten Geräte mit einem Liter Wasser, das 19 Grad Celsius hat. Dann messe ich Kochzeit, Stromverbrauch, Leistung und Temperatur.
- Clatronic nennt 2.000 Watt als Leistung des WK 3445. Ich messe lediglich 1.820 Watt.
- Die Kochzeit beträgt 3,38 Minuten.
- Dafür verbraucht der Kocher 0,111 kWh.
- Die Temperatur direkt nach dem Kochen liegt bei 99,6 Grad Celsius.
- Eine Minute später sind es noch 95,6 Grad Celsius.
Wertung
Auf geht’s zur Wertung. Diese erfolgt in zwei Abschnitten. Im ersten Abschnitt bewerte ich in Prozent, wie zufrieden ich mit einer Eigenschaft war. Im zweiten Abschnitt ordne ich dieser Prozentzahl eine Note zu.
Ausgießverhalten
Die Tülle ist ordentlich geformt und das Wasser lässt sich „Gut“ ausgießen. Damit bin ich zu 80 Prozent zufrieden.
Stromverbrauch
Da der WK 3445 gut isoliert ist, dürfte er nicht viel Strom benötigen. Leider wird der Vorteil der Isolierung durch die Heizspirale wieder zunichte gemacht. Deshalb bleibt am Ende ein „Befriedigend“ mit 70 Prozent.
Kochzeit
Was für den Stromverbrauch gilt, ist eins zu eins auf die Kochzeit übertragbar. Deshalb gibt es auch hier 70 Prozent und ein „Befriedigend“.
Handhabung
Geruch, Deckel, Ein-Wege-Sockel, wackeliger Schalter, schwierige Reinigung. Es gibt viele Dinge, die die Handhabung des WK 3445 erschweren. Ich empfinde so viele Umständlichkeiten als extrem nervig und gebe daher ein „Mangelhaft“ (30 Prozent).
Vor- und Nachteile des Clatronic WK 3445 habe ich für euch in einer kleinen Tabelle zusammengefasst.
Vorteile
- Ordentliche Isolierung
- Einhand-Bedienung
- Gutes Ausgießverhalten
- Beidseitige Füllskala
- Deckel springt auf
Nachteile
- Zu viel Kunststoff
- Sockel mit einer Position
- Wackeliger Schalter
- Heizspirale
Fazit
Der Grundtenor meines Tests war durchgehend negativ. Dieser Linie bleibe ich auch beim Fazit treu.
Natürlich könnt ihr von einem Wasserkocher für 25,99 Euro keine Glanzleistung erwarten. Aber gesundheitlichen Risiken solltet ihr euch trotzdem nicht aussetzen. Viel Kunststoff, der nicht BPA-frei ist, ist nicht gut für euch.
Wenn ihr wirklich auf einen Plastik-Kocher setzen wollt, dann seht euch den Philips HD 4646/20 genauer an.
Nervig wird es, wenn ihr den Kocher reinigen wollt. Dank der Heizspirale kommt ihr nicht an den Boden ran. Auch die Spirale an sich ist schwer zu putzen, da ihr euch durch die Windungen quetschen müsst. Für normale Männerhände ist das ein Ding der Unmöglichkeit.
Als Fazit bleibt mir daher nur folgender Rat: Am besten ihr kauft gleich einen vernünftigen Kocher aus Edelstahl oder Glas. Da gibt es für wenig Geld schon vernünftige Alternativen, zum Beispiel den Severin WK 3364.
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