Der WMF BUENO Wasserkocher im Test
Der Grat zwischen solide und langweilig ist schmal. Der WMF Bueno schreitet auf diesem Grat und in welche Richtung er fällt, liegt im Auge des Betrachters.
Für mich tendiert er mehr Richtung langweilig. Der Sockel ist aus schwarzem Kunststoff, der Korpus des Wasserkochers aus Edelstahl. Deckel und Griff sind wieder aus Kunststoff. Dieser ist komplett mattschwarz und daher unscheinbar. Da gibt es einige Geräte im Wasserkocher-Test, die den Kunststoff schöner verpackt haben.
Ich bin grundsätzlich kein Fan von Kunststoff. Er ist nicht nur ökologisch gesehen eine Katastrophe, er kann auch den Geschmack verfälschen. Beim Bueno kann ich aber noch mal ein Auge zudrücken. Hier kommt das Wasser beim Ausschütten nur minimal mit dem Plastik in Kontakt.
Der Deckel des WMF hingegen spricht mich an. Von der Seite sieht er aus wie Pac-Man, der gerade wieder einen Gegner verschlingt. Die Älteren von euch werden sich erinnern.
Der Griff des Bueno ist dick. Hier könnt ihr ordentlich zupacken, wenn ihr den vollen Kocher hochhebt. Das ist ein weiterer Pluspunkt des WMF.
Handling
So putzig ich den Deckel eben noch fand, so genervt bin ich von seiner Funktionsweise. Er lässt sich nur mit zwei Händen öffnen. Das ist für mich kein pauschales KO-Kriterium, gibt aber deutlich Abzüge bei der Bewertung.
Einen weiteren Minuspunkt kassiert der Bueno für die Größe der Öffnung. Ich muss genau zielen, um das Wasser dort ohne Kleckern hinein zu bekommen.
Für die Reinigung ist das kein gutes Zeichen. Menschen mit normal großen Händen werden Schwierigkeiten beim Putzen bekommen.
Das Reinigen wird außerdem vom Füllstab erschwert. Dieser ist freistehend im Inneren angebracht und misst, wie viel Wasser im Kocher ist. Er verhindert aber auch, dass ihr das Innere der Kanne auswischen könnt, da er im Weg steht.
Seinen eigentlichen Job macht er aber gut und liefert die notwendigen Informationen für die Füllskala.
Diese beginnt erst bei 0,75 Litern anstatt den üblichen 0,5 Liter und geht bis zum maximalen Füllstand von 1,7 Litern. Die Intervalle sind dabei in 0,25 Liter Schritten gehalten. Das finde ich gut, denn so kann ich auch kleine Mengen genau abmessen.
Ärgerlich ist die Platzierung der Skala. WMF hat diese hinter den Griff gebaut. Ich verstehe nicht, wie die Hersteller auf so eine unpraktische Idee kommen. WMF ist nicht der einzige Fabrikant mit dieser Platzierung.
Wie soll ich denn die Skala ablesen können, wenn meine Hand davor ist?
Der Sockel ist schwer und damit stabil. Ich hatte auch schon Sockel im Test, die beim Aufsetzen des Kochers weggerutscht sind, wie der Russel Hobbs Precision Control. Das kann beim WMF Bueno nicht passieren.
Heizelement
Zum Heizen nutzt der WMF eine flache Heizplatte aus Edelstahl. Es gibt immer noch Geräte, in denen ein Heizstab verbaut ist. Die Heizplatte ist aber mittlerweile die bevorzugte Wahl vieler Hersteller.
Neben dem schnelleren Aufheizen ist vor allem das einfachere Reinigen ein großer Pluspunkt.
Betrieb
Mit dem Umlegen des Schalters von 0 auf 1 nimmt der Bueno seinen Betrieb auf. Dieser Start wird von einem leisen Klicken und dem Aufleuchten eines blauen Lichts begleitet. So seid ihr doppelt abgesichert, dass ihr den Kocher nicht versehentlich anstellt.
Besonders wenn der Schalter unter dem Griff liegt, kann das schnell passieren. Ihr stellt den Kocher ab, rutscht dabei am Schalter vorbei und schon kocht das Wasser.
Neben Licht und Klicken hat der Bueno noch ein Kontrollsystem, welches aber nicht freiwillig ist. Er nimmt seinen Betrieb ziemlich lautstark auf. Das finde ich nervig, denn gerade bei den neueren Geräten ist eine solche Lautstärke nur noch sehr selten zu finden.
Im Physik-Unterricht habe ich gelernt, dass Metall gut leitet. Die Entwickler von WMF haben das mit Sicherheit auch gelernt, aber beim Bueno trotzdem ignoriert. Der gesamte Korpus ist aus Edelstahl und heizt entsprechend auf. Aufheizen ist hier durchaus wörtlich zu verstehen, denn das Teil wird richtig heiß.
Da ich bekanntlich ein durchweg positiver Mensch bin, kann ich dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen. Der Kocher kann nur so heiß werden, wenn auch der Inhalt entsprechend heiß ist. Das stimmt mich fröhlich.
Der integrierte Kalkfilter erledigt seinen Job souverän. Er filtert Kalk und sonstige Rückstände aus dem Wasser, bevor es in eure Tasse gelangt. Das ist vor allem in Großstädten interessant, wo das Wasser immer etwas härter ist.
Messwerte
Meine Wertung und meine Meinung als Experte basieren nicht nur auf meinem persönlichen Eindruck eines Gerätes. Ich sehe mir auch die objektiven Fakten an. Dazu schaffe ich bei jedem Gerät die gleiche Ausgangsbedingung. Das ist ein Liter Wasser mit 19 Grad Celsius Ausgangstemperatur. Im Anschluss messe ich dann, wie der Kocher dieses Wasser verarbeitet.
Beim WMF Bueno sehen die Ergebnisse folgendermaßen aus.
- WMF gibt 2.400 Watt als Leistung an. Ich messe 2.260. Das ist zwar weniger als angegeben, aber eine kleine Abweichung im Vergleich zu anderen Geräten.
- Das Wasser hat nach dem Kochen den Siedepunkt erreicht und misst 100,02 Grad Celsius. Damit stellt der Bueno eine echte Ausnahme im Test dar.
- Nach einer Minute bei offenem Deckel sind es noch 94,6 Grad Celsius. Eine gute Temperatur für die Handfilter-Zubereitung.
- Für das Kochen hat der WMF 2,51 Minuten gebraucht. Das ist sehr schnell.
- Dafür benötigte er 0,104 kWh.
Wertung
Vielleicht habt ihr euch schon durch diverse Tests hier bei Sonntagmorgen.com geklickt. Falls nicht, erkläre ich gerne noch einmal mein Bewertungsmodell.
Ich vergebe zunächst eine Prozentzahl. Diese zeigt, wie zufrieden ich mit einer Eigenschaft bin. Dann ordne ich dieser Prozentzahl eine Note zu.
Ausgießverhalten
Das Ausgießverhalten ist „Sehr Gut“ und bekommt von mir 85 Prozent. Die Tülle ist angenehm geformt, so dass ihr das heiße Wasser präzise ausgießen könnt.
Stromverbrauch
Mit 0,104 kWh hat der Bueno einen „guten“ Stromverbrauch, was 80 Prozent bedeutet. Der Verbrauch liegt im oberen Drittel des Tests.
Kochzeit
Deutlich unter drei Minuten hat der Kocher nur gebraucht, um das Wasser auf über 100 Grad Celsius zu erhitzen. Dieser Wert ist „Sehr Gut“ (85 Prozent).
Handhabung
Ein solider Griff und ein schwerer Sockel sprechen für den WMF. Die Zwei-Hand-Bedienung verhindert aber ein besseres Ergebnis. Deshalb gibt es 80 Prozent und ein „Gut“.
Damit ihr euch ein umfassendes Bild machen könnt, habe ich Vor- und Nachteile für euch zusammengefasst.
Vorteile
- Gute Verarbeitung
- Stabiler 360 Grad Sockel
- Gut geformter Ausguss
- Viel Edelstahl
- Wasser wird richtig heiß
- Deutliche Kontrollleuchte
Nachteile
- Kaum isoliert
- Füllskala schwer sichtbar
- Zwei-Hand-Deckel
- Rohr im Inneren
Fazit
Der WMF Bueno überzeugt durch Leistung.
Er erreicht Topwerte bei Temperatur und Koch-Geschwindigkeit. Auch der Stromverbrauch ist gut, besonders im Zusammenhang mit den anderen beiden Werten.
Dafür müsst ihr Abstriche im Bereich Optik und Handling machen.
Einige werden den Bueno als puristisch bezeichnen, ich finde ihn langweilig.
Der viele Edelstahl trägt zudem zu einer großen Hitzeentwicklung bei. Das ist besonders in Haushalten mit Kindern oder Tieren ein Problem.
Außerdem müsst ihr in regelmäßig putzen, da sich Fingerabdrücke schnell auf dem Material zeigen.
Beim Preis zeigt der WMF Bueno wieder seine Stärke.
Für nur 37,59 Euro erhaltet ihr hier ein Gerät, das euch schnell und unkompliziert heißes Wasser zubereitet.
Vor allem diese Fokussierung auf gute technische Aspekte gefällt mir am Bueno. Schnick-Schnack überlässt er anderen und konzentriert sich auf seine ursprüngliche Aufgabe: Wasser kochen.
Deshalb empfehle ich den WMF Bueno gerne zum Kauf.
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