Meine Erfahrung mit dem iRobot Roomba 671 Saugroboter 2024: Willkommen in der Realität!
In jeder Produktkategorie gibt es einen „Trailblazer“, der den Hype um die Produkte lostritt und in vielen Fällen auch zum Synonym für die Produktwelt wird. Bei Taschentüchern ist das für viele „Tempo“, beim Haartrockner eindeutig der „Fön“.
Inhaltsverzeichnis
Und bei Saugrobotern? Da denkt jeder sofort an den Namen Roomba. Insbesondere Fans der Serie „Parks and Recreation“ kannten „DJ Roomba“ schon, bevor die Sache mit den Saugrobotern in Fahrt gekommen ist. Und wenn mich nicht alles täuscht, war der Saugroboter in „Breaking Bad“ auch ein Roomba.
Ich erzähle euch das alles nur, weil ich glaube, dass ich diesen Saugroboter Test zum iRobot Roomba 671 mit einer gewissen Erwartungshaltung angegangen bin, die ich bei anderen Geräten nicht hatte. Das liegt zu einem großen Teil sicher auch am knackigen Preis, denn der Roomba 671 ist das teuerste Gerät in unserem Test – mit Abstand.
Nun wissen wir aber alle, dass auch andere Taschentücher als „Tempo“ die Nase putzen, und dass es bei Haartrocknern praktisch wurscht ist, was auf der Verpackung steht. Und in etwa dieses Gefühl hat sich auch nach diesem Test eingestellt. Denn der Roomba hat die praktische Reinigung durch kleine Automaten vielleicht salonfähig gemacht – Maßstäbe setzt er heute nicht mehr.
VORTEILE
- Gute Hinderniserkennung
- Gute Reinigungsleistung
- Macht die wichtigsten Dinge automatisch
- Robust und hochwertig
NACHTEILE
- Recht laut
- Hoher Preis bei begrenztem Funktionsumfang
Lieferumfang, erster Eindruck und die Preisfrage
Ihr müsst euch auf der Amazon-Seite zum iRobot Roomba 671 erst einmal orientieren. Denn hier hat der Hersteller praktisch alle Geräte, die es unter der 6er-Nummerierung gibt, zusammengefasst. So seht ihr wenigstens, was der grundsätzliche Unterschied zwischen den Modellen ist.
Das Ganze beginnt mit dem 615, der ausschließlich aus einem nicht programmierbaren Roboter besteht. Für stramme 240 Euro. Die programmierbare Version 650 schlägt mit rund 350 Euro zu Buche.
In diesem Verhältnis ist die Version iRobot Roomba 671 mit moderner App-Steuerung und Alexa-Fähigkeit mit aktuell 192,06 Euro geradezu ein Schnäppchen.
Zum Vergleich: Das ähnliche Gerät Ecovacs Robotics Deebot Slim2 kostet rund 180 Euro, der Proscenic 790T WLAN kostet zwar schon wieder 280 Euro, kann dafür aber auch eine ganze Menge.
Bei meinem „DJ Roomba“ (was sonst?!) hält sich das Können wiederum in Grenzen. Denn außer Roboter, Ladestation und App gibt es hier keinerlei Zubehör. Wenn ihr Dinge wie die „Virtual Wall“ oder Reinigungswerkzeuge und Extra-Filter wollt, dann müsst ihr den Roomba 691 bestellen. Der war ausgerechnet kurz nach dem Bestellen des 671 auch noch rund 15 Euro günstiger. Da steig‘ mal einer durch!
Alle 6er-Modelle verfügen jedoch über die „patentierte Dirt-Detect-Technologie“. Mittels Sensoren stellt der Roomba im Betrieb fest, wo es in der Wohnung besonders schmutzig ist. Dort legt er dann eine Extra-Schrubbeinheit ein. Das klingt in der Theorie natürlich erst einmal super!
Über die App könnt ihr den 671er auf bestimmte Zeiten zur Reinigung programmieren und euch angucken, was er schon alles geputzt hat. Das ist ganz nett, aber die wichtigsten Einstellungen müsst ihr dann doch wieder am Gerät vornehmen. Bloß gibt es auch da nicht viel zu tun, denn der Roomba hat ein Programm mit mehreren Putzmodi, das er sowieso immer komplett durchläuft.
Das kannte ich schon vom Dirt Devil Spider M607, der mir mit seinem Chaos etwas auf die Nerven fiel. Dafür ist der Spider jedoch wesentlich günstiger.
Mit einer Akkuleistung von 60 Minuten bei einer Motorleistung von knapp über 10 Watt wirkt der iRobot Roomba 671 auf den ersten Blick ein wenig schwach auf der Brust. Doch gerade in diesem Punkt sollte er mich später im Betrieb noch überraschen.
Ansonsten muss ich zugeben, dass ich anfangs nicht wirklich begeistert war. Denn nicht nur fehlt das in meinen Augen unverzichtbare Zubehör, der Roomba hat die gleiche Macke wie der MEDION MD 18500 Saugroboter:
Die rotierende Bürste, die im erheblichen Maße für das Aufnehmen von Haaren und Schmutz verantwortlich ist und deshalb häufig gereinigt werden muss, ist auch hier mit Schrauben befestigt.
Ein Klick-System, wie bei anderen Modellen, würde euch das Leben wesentlich leichter machen und viele Betriebsprobleme in wenigen Sekunden lösen. So müsst ihr den Kreuzschlitzschraubendreher immer in der Nähe haben.
Wie ich schon in anderen Testberichten festgehalten habe, hat sich die Gerätehöhe als ein entscheidendes Detail für die Auswahl des richtigen Saugroboters etabliert. Denn damit ist sichergestellt, dass der Diskus auch unter niedrigen Polstermöbeln saugen kann.
Mit durchaus riesigen 9 Zentimetern liegt der iRobot Roomba 671 schon an der Obergrenze des Sinnvollen. Zahlreiche Amazon-Rezensenten berichten deshalb auch folgerichtig vom Steckenbleiben unter Möbeln.
Apropos Rezensionen: Hier habe ich auf der Suche nach Werten ein echtes Kleinod gefunden. Auf die Frage „Behandelt er wertvolle handgeknüpfte Seidenteppiche schonend genug?“ gab ein vorlauter Rezensent die Antwort „Natürlich. Er knüpft fehlerhafte Stellen sogar neu.“ Gnihihihi.
Ihr könnt vielleicht nachvollziehen, warum ich unter all diesen Voraussetzungen bei der Preisfrage zwiegespalten bin: Hochwertig ist der Roomba allemal. Aber eben auch nicht wesentlich robuster oder durchdachter als die günstigere Konkurrenz.
Und er ist im Lieferumfang so reduziert, dass ihr vermutlich relativ hohe Folgekosten produziert. Das gilt für den Filter, die Bürsten und die wichtigen rotierenden Bürstenwalzen.
Schlussendlich müsst ihr auch darauf vertrauen, dass der Roomba in seinem Reinigungsprogramm schon weiß, was er tut. Trotz fehlender eindeutiger Programmierbarkeit und „Virtual Wall“. Ob das klappt, schauen wir jetzt.
Alle Saugroboter und die Bodenbeläge der Testwohnung
Der Roomba im Saugeinsatz: Chaos mit System und langem Atem
Spätestens im Saugeinsatz hat der Roomba seinen Trailblazer-Status dann doch noch halbwegs verteidigt. Denn obwohl er nach dem Chaos-Prinzip arbeitet, macht er dies durchaus mit System. Die Wohnung war jedenfalls hinterher sauber(er) und er hat alle Räume erwischt.
Die „Dirt-Detect“-Funktion hat ebenfalls funktioniert. Er ist dann einfach noch ein wenig länger auf der Stelle rotiert und hat sich intensiv dem Putzen gewidmet.
Dabei hatte er auch kein Problem mit meinen unterschiedlichen Teppichen. Fransen, Hoch- und Niedrigflor waren ihm herzlich egal, er ist einfach drüber weggefahren und hat gesaugt. Prima!
Ich habe in einem anderen Test gelesen, dass er aber ausgerechnet mit dunklen Böden oder Teppichen nicht klarkommt. Die Sensoren interpretieren die Dunkelheit als Abgrund und fahren drumherum. Hier kann ich euch leider keine Antworten geben, da ich ein relativ hell-sonniges Gemüt bin und in meiner Wohnung keine farblichen Abgründe zu bieten habe.
Ein Detail fiel jedoch in der Testauswahl definitiv aus dem Rahmen: die Lautstärke dieses Geräts, obwohl mit angegeben 60 Dezibel absoluter Durchschnitt, ist unangenehm hoch.
Insbesondere an den Kanten oder um Gegenstände herum rubbeln die Bürsten sehr laut, auch im freien Betrieb ist das Klangbild wenig erfreulich. Damit wird deutlich, was meine Kollegin Wiebke zum Beispiel im Bluetooth Lautsprecher Test oder im Kopfhörer Test geschrieben hat:
„Reine Datenangaben zu Lautstärken sind meist nichts wert. Es geht um den Höreindruck!“
Und der sorgt hier leider dafür, dass ihr den Roomba nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit laufen lassen könnt/sollt. Vergesst nicht: Er läuft eine Weile länger als ein Staubsauger und macht auch noch Krach, wo er will!
Unterm Strich bin ich von der Saugleistung nicht übermäßig begeistert. Ich finde, dass die Sauberkeit in etwa exakt den Ergebnissen beim Ecovacs Robotics Deebot Slim2 entspricht. Klar ist aber auch, dass die Hinderniserkennung wesentlich genauer und sinnvoller ist als beim Deppen Deebot Slim2.
Für welche Raumgrößen und welchen Reinigungsbedarf eignet sich der iRobot?
Diesen Teil meines Saugroboter Tests kann der Roomba 671 ganz klar für sich entscheiden. Denn trotz der scheinbar sehr begrenzten Laufzeit, der Chaos-Reinigung und den Extra-Schrubbeinheiten deckt das Gerät mehr Quadratmeter ab als die günstigeren Varianten.
Grundsätzlich würde ich bei einem höheren Schmutzaufkommen (und Haustieren) dennoch eine maximale Wohnungsgröße von 50 bis 60 Quadratmetern empfehlen. Diese werden dann aber ordentlich sauber.
Fazit: Das Rad hat sich schon lange weitergedreht
Angesichts der Preisentwicklung im Saugroboter-Segment bin ich fast überzeugt, dass der Hersteller den iRobot Roomba 671 demnächst entweder aus dem Sortiment nimmt oder ihn empfindlich im Preis senkt.
192,06 Euro
VORTEILE
- Gute Hinderniserkennung
- Gute Reinigungsleistung
- Macht die wichtigsten Dinge automatisch
- Robust und hochwertig
NACHTEILE
- Recht laut
- Hoher Preis bei begrenztem Funktionsumfang
Denn schon meine kleine Testauswahl macht deutlich, dass ihr für weniger Geld auch viel mehr Leistung bekommen könnt. Der Ecovacs Robotics Deebot Slim2 und der Proscenic 790T WLAN sind zwei gute Beispiele.Der Deebot ist zwar ein Depp, aber angesichts des Preises immer noch eine bessere Idee.
Das Rad hat sich in dieser Hinsicht einfach schon lange weitergedreht und der Neuheiten-Bonus, den sich Roomba noch vor einigen Jahren abholen durfte, hat sich längst erledigt. Das macht den Saugroboter an sich aber nicht schlechter.
Trotz Chaos-Prinzip sorgt er für Ordnung auf den Böden und ist an sich ein sehr zuverlässiges Gerät, das mit den meisten Untergründen gleichmütig zurechtkommt. Die App ist hier in meinen Augen eher eine Spielerei, erst in der 9er-Serie von Roomba ergibt sie wirklich Sinn.
Die robuste Fertigung und die Hochwertigkeit dürfen aber ebenfalls nicht unter den Tisch fallen. Nur frage ich mich, ob dieser Faktor für euch überhaupt so entscheidend ist.
Ich würde mich über einen Kommentar freuen!
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