Meine Erfahrung mit dem eufy RoboVac 11S 2021: Der Langstreckenläufer
Je länger ich mich mit den Geräten im Saugroboter Test auseinandergesetzt habe, desto stärker fiel mir auf, dass es manchmal die kleinen Details sind, die ein okayes Maschinchen von einem überzeugenden Roboter unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
Beim eufy RoboVac 11S wurde ich gerade von diesen Details am Anfang etwas erschlagen, musste aber im Laufe des Tests zugeben, dass ich jeden Einfall des Herstellers sofort genutzt und durchaus liebgewonnen habe.
Dass es dennoch nicht zu einem klaren Testsieg reicht, liegt hauptsächlich daran, dass ich zuvor den Bagotte 3-in-1 Saugroboter BL509 getestet hatte und von diesem schwer begeistert war. So schwer, dass mir die offensichtlichen Mängel des eufy-Vertreters einfach deutlicher ins Auge fielen.
Was all das für eure Kaufentscheidung heißt, lest ihr im Testbericht.
VORTEILE
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Einfache und vernünftige Features
- Gute Reinigungsleistung (auf Hartböden)
- Macht praktisch alles automatisch
- Auch für größere Wohnungen geeignet
NACHTEILE
- Für Teppiche nur eingeschränkt geeignet
- Keine App-Steuerung
Lieferumfang, erster Eindruck und die Detail-Verliebtheit
Zunächst einmal wollte ich wissen, wer sich hinter der unbekannten Marke eufy eigentlich verbirgt. Und siehe da, der eufy RoboVac 11S stammt aus dem gleichen Hause, aus dem auch die immer wieder großartigen Anker-Produkte kommen, die bei uns im Bluetooth Lautsprecher Test überzeugen.
Anker ist ein Anbieter von sinnvoller, moderner Elektronik zum mehr als moderaten Preis – auch wenn sich dahinter „nur“ eine typische chinesische Firma aus dem Billigramsch-Mekka Shenzhen verbirgt.
Der eufy Saugroboter fällt mit seinem Preis von aktuell 199,99 Euro da zwar durchaus etwas aus dem Rahmen, liegt aber immer noch im guten Mittelfeld unserer Testauswahl.
Der eufy Saugroboter frisch nach der Ankunft
Für knapp 210 Euro müsst ihr zwar auf eine App-Steuerung und ein Display verzichten, dafür sieht die Fernbedienung mit all ihren Knöpfen aber so aus, als könntet ihr damit auch gleich noch den Fernseher, die Kaffeemaschine und den Brotbackautomaten steuern.
Die vielen Knöpfe sind aber so eindeutig gekennzeichnet und so übersichtlich angeordnet, dass ich nach dem ersten Schreck über die Kompliziertheit sofort wieder beruhigt wurde. Typisch für Anker ist außerdem, dass der Hersteller die leichte Bedienbarkeit noch simpler macht, indem er die Befehle auf einem Sticker auf der Rückseite erläutert.
Auch der Lieferumfang an sich ist ganz auf die Praktikabilität und einfache Anwendung ausgelegt. Neben einem mehrschichtigen Filtersystem, für das ihr Ersatz gleich mit erhaltet, und den fast obligatorischen Ersatzbürsten gehören hier auch Kabelbinder dazu.
Der Lieferumfang des eufy 11S ist übersichtlich – vielleicht lässt sich mit der Fernbedienung auch mein Fernseher und die Kaffeemaschine bedienen?
Warum? Weil ihr dann den beliebtesten Endgegner vieler Saugroboter entschärfen könnt! Im Weg liegende Kabel haben sich auch bei mir schon mehrfach als Hindernis bzw. Quelle für Haushaltsunfälle herausgestellt. Mit Hilfe der Kabelbinder könnt ihr diese Leitungen fixieren und so vor dem Roboter schützen – oder anders herum.
Denn entweder schiebt der Roboter das Kabel vor sich her und zerrt damit im schlimmsten Fall eine Lampe oder ein Notebook vom Sockel – oder er verheddert sich, wird nervös und ruft nach Hilfe.
Das macht der eufy RoboVac 11S übrigens über Töne und eine Leuchtanzeige auf seinem ansonsten vollkommen glatten „Gesicht“. Ein Display gibt es hier, wie gesagt, nicht. Aber ich habe im Test festgestellt, dass es eine solche visuelle Anzeige auf dem Gerät eigentlich nicht braucht.
Etwas blöd fand ich die Angabe „Slim“ im Amazon-Namen und die immer wieder unterstrichene Tatsache, dass der eufy mit seinen „7 cm“ besonders flach ist. Erstens sind es jedoch 7,25 Zentimeter und zweitens ist dies nur Durchschnitt.
Zum Vergleich: Der Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 hat mit 5,7 Zentimeter Höhe diesen Namen wirklich verdient!
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Flachste im ganzen Land?!
Auch war ich etwas irritiert, weil in der Beschreibung auf der Herstellerseite was von „Wischen“ stand. Eine Wischfunktion, wie wir sie verstehen, gibt es hier definitiv nicht.
Vielmehr bezieht sich dies eher auf das „Staubwischen“, wie es zum Beispiel auch beim Vileda Virobi Slim erst einmal für Verwirrungen sorgt.
Davon abgesehen lässt sich der eufy Saugroboter aber in Sachen Funktionsumfang nicht lumpen. Hier könnt ihr einen automatischen Modus, eine Kantenreinigung, das Zufallsprinzip oder die Punktreinigung einstellen und außerdem auf die sogenannte „BoostIQ“-Technologie setzen.
Dabei handelt es sich um eine „automatische Saugstärkeneinstellung“. Der Roboter gibt mehr Power, wenn eine Stelle besonders stark verschmutzt ist. Ob das funktioniert, sehen wir später noch. Außerdem, und das ist ungewöhnlich, habt ihr hier die Wahl zwischen zwei Saugstufen (normal und maximal).
Was lange läuft, muss länger laden: die Ladestation des eufy 11S
Mit 100 Minuten Maximallaufzeit und einer Ladedauer von fünf bis sechs Stunden ist der eufy 11S schon eher ein Langstreckenläufer, braucht aber dementsprechend später auch mehr Zeit, um wieder einsatzbereit zu sein.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der mit 0,6 Liter außergewöhnlich geräumige Staubauffangbehälter, der im Zusammenspiel mit der längeren Akkulaufzeit dafür sorgen soll, dass sich der eufy mit langem Atem auch in größeren Wohnungen beweist.
In diesen Staubauffangbehälter passt viel rein
Unter all diesen Gesichtspunkten ist es fast klar, dass ich das Preis-Leistungs-Verhältnis für diesen Saugroboter als sehr gut einschätze. Der eufy RoboVac kann in dieser Hinsicht zwar dem MEDION MD 18500 definitiv nicht das Wasser reichen. Aber das kann in diesem Punkt sowieso kaum ein Gerät.
Alle Saugroboter und die Bodenbeläge der Testwohnung
Der eufy im Saugeinsatz: Ein Gentleman putzt und schweigt
Bisher habe ich noch nicht erwähnt, welchen Namen dieser Roboter erhalten hat. Denn wie ich schon mehrfach festgehalten habe, gibt JEDER, der sich einen solchen Haushaltshelfer holt, dem Ding auch einen Namen. Schaut nur mal in die Amazon-Kommentare.
Ich jedenfalls nenne den eufy RoboVac den „Gentleman“. Das gilt nicht nur wegen seines sleeken Äußeren. Er ist außerdem einer der sehr leisen Vertreter im Test. Selbst, als ich die „BoostIQ“-Funktion in Aktion sah und hörte, konnte ich keinen großen Lautstärkeanstieg feststellen.
Der eufy RoboVac entpuppt sich als mysteriöser „Gentleman“ mit undurchsichtigem Verhalten
Übrigens: Diese Funktion ist nur im Automodus zu haben. Für die zeitversetzte Reinigung nach anderem Muster könnt ihr zum Beispiel direkt auf maximale Saugleistung stellen. Das kostet aber Saft.
Darüber hinaus verrät ein Gentleman nie seine Geheimnisse. Wie schon bei anderen Saugrobotern im Test konnte ich auch beim eufy erst einmal kein System in seinem Automatikmodus erkennen. In diesem Modus durchläuft er alle möglichen Reinigungsmuster.
Wieder einmal musste ich feststellen, dass er sich den letzten Raum aus irgendeinem Grund aufzusparen scheint. Und auch die Kanten wurden zunächst nicht bearbeitet, kamen dann später aber dennoch dran.
Der eufy RoboVac arbeitet nach einer für mich undurchsichtigen Roboter-Logik
Außerdem hatte er wohl Lust, sich die Wohnung komplett anzugucken, bevor er sich entscheidet. Er fuhr sehr häufig in einen anderen Raum und schien hier etwas unsinnig vor sich hin zu putzen. Allerdings steckte hinter diesem Chaos dennoch ein System.
Und das lautete: Hauptsache sauber! Denn am Ende war die Wohnung wirklich komplett bearbeitet und größere Unfälle blieben aus, weil seine Hindernis-Sensorik ziemlich gut funktioniert.
Er war sogar so klug, meinen Lammfellteppich, den andere Roboter immer wieder bezwingen wollten (und an den langen Fransen scheiterten), gleich als nicht machbar einzustufen und abzudrehen. Das ersparte mir auf jeden Fall etwas Hedder-Ärger.
Der „Gentleman“ war dankbar für eine Verschnaufpause auf dem Fellteppich – im Test machte er einen weiten Bogen um ihn
Nur den allzu leichten Badteppich hat er dann doch falsch eingeschätzt, ihn vor sich hergeschoben und am Ende dann damit den Ausgang für sich versperrt. Dass er nicht mehr weiter kam, meldete er mir sehr deutlich mit einem Warnton, sodass ich ihn sofort befreien konnte.
Ausgerechnet ein simpler Schnürsenkel stellte sich dann doch noch als Problem heraus. Dieser verhedderte sich in den Bürsten und legte den Roboter kurzfristig komplett lahm.
Anschließend solltet ihr die Wohnung „robotersicher“ machen, damit ihr den Sauger so programmieren könnt, dass er seinen Job vollständig erledigt, wenn ihr nicht zuhause seid. Denn das ist schließlich der Sinn der Übung.
Bei dickeren, hochflorigeren Teppichen, die der eufy RoboVac angeblich schafft, bin ich zwiegespalten. Sind sie zu leicht, schiebt der Roboter diese vor sich her. Trotz guter „Kletterkraft“ schafft er es nicht immer rauf.
Außerdem lässt auch hier die Saugleistung wieder sehr deutlich nach, wenn ihr ihn direkt darauf setzt. Ich bin inzwischen immer fester davon überzeugt, dass richtige Teppiche nur durch einen echten Staubsauger ordentlich gereinigt werden. So weit ist die Robotertechnik schlicht noch nicht.
Beim Staubwischen sammelt sich einiges in den Reinigungsbürsten an, ...
... die leider auch beim eufy nicht ohne Werkzeug entfernt werden können
Wieder einmal musste ich zudem feststellen, dass die notwendige Tiefensäuberung der Rollbürsten durch eine Schraube erschwert wird. Zwar gibt es hier ein Reinigungsbürstchen im Lieferumfang, aber für verhedderte Haare und Co ist sie herzlich ungeeignet.
Normale Verschmutzungen könnt ihr dank Klick-System aber relativ gut entfernen. Für alles andere braucht ihr mal wieder einen Schraubendreher.
Im Gesamtergebnis war ich vom eufy RoboVac zwar nicht übermäßig begeistert, weil der Bagotte Saugroboter hier so gut vorgelegt hatte. Aber die Reinigung war dennoch mehr als ordentlich. Nur „gründlich” würde ich sie nicht nennen.
Für welche Raumgrößen und welchen Reinigungsbedarf eignet sich der eufy?
Beim eufy RoboVac 11S ist erfüllt, was ich beim MEDION MD 18500 noch bemängelt hatte: Denn der eufy hat nicht nur eine lange Akkulaufzeit, sondern auch einen entsprechend großen Staubbehälter.
Der eufy Saugroboter packt die wichtigsten Aufgaben richtig an
Unter diesen Voraussetzungen konnte der eufy-Sauger problemlos in einem Durchgang meine kompletten 73 Quadratmeter reinigen – trotz Hundehaaren und allem Pipapo. Er hatte sogar noch ein wenig Luft, allerdings wäre das wohl auf höchstens noch einmal zwei oder drei Quadratmeter mehr hinausgelaufen.
Mit dem Doppelfilter ist der eufy RoboVac auch für Allergiker eine durchaus gute Idee, auch wenn ich angesichts der letzendlichen Reinigungsleistung nicht davon ausgehen würde, dass der Unterschied zu anderen Staubsaugern mit normalen Filtern riesig ist. Von „klinisch rein“ und „pollenfrei“ würde ich nie reden.
Die Teppichleistung muss ich sehr eingeschränkt bewerten. Es ist ein Glücksspiel, ob eure Auslegeware zum Problem wird oder nicht. Kurzflorige, feste Modelle sind keine Herausforderung, mit steigender Fransenlänge nimmt die Eignung fast exponentiell ab. Doch über mögliche Abstürze an Treppen müsst ihr euch wenigstens keine Sorgen machen.
Fazit: Solide Leistung auf langer Strecke
Auch wenn ich keine Lobeshymnen auf den eufy RoboVac 11S singe, halte ich ihn für eine äußerst solide Investition. Sein besonderer Vorteil ist, dass ihr ihn auch in größeren Wohnungen einsetzen könnt und euch dabei keine Gedanken um die Akkuladung oder den Staubfüllstand machen müsst.
Der eufy RoboVac 11S kann sich im Test durchaus behaupten
199,99 €
VORTEILE
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Einfache und vernünftige Features
- Gute Reinigungsleistung (auf Hartböden)
- Macht praktisch alles automatisch
- Auch für größere Wohnungen geeignet
NACHTEILE
- Für Teppiche nur eingeschränkt geeignet
- Keine App-Steuerung
Außerdem findet er ein vernünftiges Maß zwischen sensibler Hindernisumgehung und „Haudrauf-Mentalität“ und liefert auch noch sehr annehmbare Ergebnisse ab.
Die fehlende App-Steuerung mag zwar etwas vorsintflutlich wirken, dafür bietet die Fernbedienung aber alles, was ihr braucht. Diese Einerseits-andererseits-Argumentation rechtfertigt sich vor allem durch den vernünftigen Preis, die ich für absolut angemessen halte.
Der eufy RoboVac 11S mag zwar kein Ausbund an Modernität sein, aber er konzentriert sich auf seine Kernaufgabe und bleibt ansonsten dezent im Hintergrund. Eben ganz der Gentleman.
Solltet ihr anderer Meinung sein oder Fragen zu diesem und anderen Roboter haben, hinterlasst mir gerne einen Kommentar.
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