Meine Erfahrung mit dem Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 2024: Herrscher über das Chaos
Bevor ich unseren Saugroboter Test übernommen habe, war mir nie klar, wie detailliert man sich doch die Produktbeschreibungen durchlesen muss. Bei einem normalen Staubsauger geht es uns meist um die Bauweise, die Leistung und den Preis.
Inhaltsverzeichnis
Bei einem Saugroboter bin ich inzwischen der Ansicht, dass der Preis eher eine untergeordnete Angelegenheit ist. Oder anders: Wer Qualität will, sollte nicht wesentlich unter 200 Euro investieren.
Zu dieser Ansicht bin ich gelangt, nachdem ich den Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 Saugroboter getestet habe. Dieses an sich tolle Gerät bringt grundsätzlich alle Standards mit, die wir aktuell von einem guten Robotersauger erwarten können.
Der Unterschied wird insbesondere klar, wenn wir zum Beispiel den ultragünstigen Dirt Devil Spider M607 gegenüberstellen.
Erst beim ganz genauen Hinsehen hat der DEEBOT SLIM2 jedoch ein paar Einschränkungen, die nur auf den ersten Blick vernachlässigbar wirken. Auf den zweiten könnten sie sich jedoch in mancher Wohnung als Problem herausstellen.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich den Ecovacs DEEBOT SLIM2 rundweg empfehlen kann – wenn ihr zu einer bestimmten Nutzergruppe gehört. Mehr dazu verrate ich im Testbericht.
VORTEILE
- Sehr gute Reinigungsleistung
- Vielseitig programmier- und steuerbar
- Einfach anzuwenden
- Macht die wichtigsten Dinge automatisch
NACHTEILE
- Etwas chaotisches Auto-Programm (bedarf Programmierung)
- Keine gute Hinderniserkennung
- Nicht für Teppiche geeignet
Lieferumfang, erster Eindruck und wichtige Fragen
Wenn mir ein neues Produkt schon beim Auspacken Lust aufs Zusammenbauen und Benutzen macht, dann ist das immer ein Pluspunkt. Der Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 jedenfalls kam praktisch startklar bei mir an.
Ich habe nur den 15-Watt-Akku erst einmal für die in der Betriebsanleitung empfohlenen vier Stunden aufgeladen und zwei Bürsten angeklickt. Das war’s.
Als erstes fällt euch auf, dass der Roboter seinen „Slim“-Namen zumindest in der Höhe verdient. Mit seinen 5,7 Zentimetern ist er eine echte Flachzange, die sich unter sehr viele Sofas, Schränke und Co navigieren kann.
Dafür leistet er sich zwar einen Hauch mehr Kantenlänge, aber insgesamt wirkt er doch angenehm dezent. Mit 2,25 Kilogramm ist er kein absolutes Leichtgewicht, gehört dennoch im Testpool immer noch zu den handlicheren Geräten. Aber da er automatisch in seine Ladestation zurückfährt, wenn der Akku alle ist, müsst ihr ihn sowieso nicht so oft durch die Gegend schleppen.
Den engen Zusammenhang zwischen der Leistung in Watt und der maximalen Akkuleistung könnt ihr zum Beispiel im Direktvergleich mit dem Dirt Devil M607 sehr gut erkennen: Der hatte bei 17 Watt mit einer Akkuleistung von maximal 60 Minuten geprahlt. Nur zwei Watt mehr, wie hier beim Ecovacs, sorgen schon dafür, dass der Akku bis zu 110 Minuten durchhält.
Das machte den Test insbesondere in meinem Haushalt etwas schwieriger, da ich über alle möglichen Teppichausführungen verfüge und diese auch unbedingt säubern muss. #Hundemama4life.
Andererseits nimmt der Ecovacs seine Hartböden-Eignung ausreichend ernst und bringt anklettbare Wischtücher mit, die ihr anfeuchten könnt. So habt ihr die Wahl, eine rudimentäre „Wischfunktion“ zu nutzen, ohne dass es eines Wassertanks bedarf.
Bei Tierhaaren im Allgemeinen will der SLIM2 mit seinem „Direktansaugeingang“ besonders punkten. Das bedeutet, dass er Haare nicht erst mit den Bürsten zusammenkehrt und dann wegsaugt, sondern sie direkt inhaliert. Warum das nun direkt für Tierhaare gilt, erschließt sich mir als Laie zwar nicht ganz. Aber das Triggerwort hat für mich trotzdem funktioniert.
In Sachen Steuerung habt ihr alle Freiheiten: Ihr könnt den Roboter direkt am Gerät einstellen und bedienen. Für größere Programmierungen solltet ihr entweder die Fernbedienung nutzen oder (noch bequemer) auf die App zurückgreifen.
Da könnt ihr zwischen den drei Saugmodi „Auto“, „Edge“ oder „Spot“ wählen. Netterweise sagt euch der Hersteller dieses Mal auch, dass eine Türschwelle oder ein Hindernis maximal einen Zentimeter hoch sein darf, damit der Roboter problemlos darüber klettern kann.
Insgesamt war ich von der Wertigkeit und grundsätzlichen Funktionalität des Ecovacs DEEBOT SLIM2 sofort überzeugt und konnte damit auch einsehen, warum er aktuell 486,94 Euro bei Amazon kostet.
Ich habe den Preis mal über ein paar Tage beobachtet und muss hier feststellen, dass der Wert erheblich schwankt. Zwischen 10 und 20 Euro Preisnachlass sind durchaus möglich! Aber selbst Höchstwerte um die 190 Euro sind definitiv gerechtfertigt und legen den Maßstab fest, wieviel ihr ungefähr für einen Saugroboter einkalkulieren solltet.
Alle Saugroboter und die Bodenbeläge der Testwohnung
Der DEEBOT SLIM2 im Saugeinsatz: Sturer Chaot
Im Praxiseinsatz fielen mir von Anfang an zwei wichtige Dinge auf: Der Ecovacs DEEBOT SLIM2 redet ungern und arbeitet definitiv nach dem Chaos-Prinzip.
Jedenfalls wusste ich meist nicht, wie es dem Saugroboter gerade geht. Richtiges Laden oder Einsatzbereitschaft signalisiert er weder optisch noch akustisch. Die sparsame LED-Leuchte gab mir keinen Aufschluss. Später allerdings piepte er sich munter einen weg, als er sich verheddert hatte und wegen eines zu langen Haares mit den Bürsten nicht mehr weiterkam.
Beim Test im Auto Cleaning-Modus wurde das zugrunde liegende Chaos-Prinzip von Saugrobotern sehr deutlich: Der Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 putzte ohne jede Logik, fuhr völlig meschugge durch den Raum und gab sich nach der Hälfte dem nächsten Zimmer hin.
Außerdem hatte ich das subjektive Gefühl, dass er lieber Bäder als das Wohnzimmer putzt. Denn er widmete sich trotz des Starts im Wohnzimmer dem Parkett nur mittelmäßig und zog ziemlich schnell gen Bad von dannen. Da putzte er dann die Fliesen mit Hingabe.
Ich habe ihn mir irgendwann geschnappt und ihn an einer besonders dreckigen Stelle im Wohnzimmer abgesetzt. Und siehe da, plötzlich war richtiges Putzen auch im Automodus kein Problem mehr.
Die Sturheit geht sogar so weit, dass der Roboter seelenruhig alles vor sich herschiebt, bis es nicht mehr weitergeht. Und wenn das Hindernis zu schwer ist, ditscht er lieber mit Karacho an, als direkt auszuweichen. Zwar verfügt er über Anti-Kollisionssensoren, doch sind diese offensichtlich nicht so empfindlich und gut eingestellt wie etwa beim Dirt Devil.
Ich habe einmal den Test aufs Exempel gemacht, und den Roboter für eine halbe Stunde allein gelassen. Als ich wiederkam, war er weder am Saugen, noch konnte ich ihn zunächst finden.
Des Rätsels Lösung: Er war gegen eine Tür gefahren, hatte sie zugeschlagen und sich damit selbst eingesperrt. Weil er nicht mehr wusste, was er tun sollte, hat er still im Dunkeln gehockt und gewartet.
Daraus ergibt sich ein wichtiger Tipp für die Programmierung in der App: Ihr müsst das Ding auf jeden Fall einmal „live“ erlebt haben, bevor ihr die Wege festlegt. So stellt ihr sicher, dass er sich nicht selbst einsperrt oder die teure Ming Vase von der Kommode fegt. Er braucht einfach eine starke, menschliche Hand.
Wenn man diese Macken aber übersieht, dann ist die Saugleistung wirklich sehr gut. Er kam mit allen Staub- und Schmutzpartikeln klar und nahm auch alle Haare und sogar Blätter mühelos mit. Dabei war er trotz angegeben 60 Dezibel Lautstärke im akustischen Empfinden flüsterleise.
Für welche Raumgrößen und welchen Reinigungsbedarf eignet sich der Ecovacs Robotics?
Wie gut die Saugleistung ist, zeigt sich daran, dass ich den Staubbehälter beim Test meiner gesamten 73 Quadratmeter-Wohnung zweimal (!) leeren musste. Auch musste ich ihn zwischendurch einmal aufladen.
Damit euch das nicht passiert, ist auch der Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 eher eine Empfehlung für Wohnungen bis 50 Quadratmeter. In diesem Fall gilt: ohne Teppiche! Zwar kommt er auf die Auslegeware problemlos hoch und dort je nach Untergrund sogar voran. Aber er saugt einfach nicht.
Leichtere Teppiche schiebt er stur vor sich her und bei Teppichfransen wird er teilweise sogar nervös und verheddert sich mit seinen Bürsten. Teppich ist also einfach ein No-Go.
Dafür erfüllt er sein Tierhaar-Versprechen und saugt sogar dort, wo andere nicht hinkommen – egal ob unters Sofa, Bett oder andere Einrichtungsgegenstände.
Fazit: Das Chaos hat Methode (irgendwie)
Wenn wir einmal davon absehen, dass man dem Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 erst beibringen muss, wie der Hase in der eigenen Wohnung läuft, dann ist er ein absolut durchdachtes Gerät.
486,94 Euro
VORTEILE
- Sehr gute Reinigungsleistung
- Vielseitig programmier- und steuerbar
- Einfach anzuwenden
- Macht die wichtigsten Dinge automatisch
NACHTEILE
- Etwas chaotisches Auto-Programm (bedarf Programmierung)
- Keine gute Hinderniserkennung
- Nicht für Teppiche geeignet
Er kommuniziert deutlich, was er nicht kann (Teppiche) und macht das, was er kann (Hartböden und Tierhaare) dafür besonders gründlich. Was will man mehr? Die „Wischfunktion“ ist ein nettes Gimmick, auf das ich ab und zu vielleicht zurückgreifen würde.
Aber da ich dann jedes Mal den Lappen nachbefeuchten und zwischendurch ausspülen muss, kann ich auch gleich zum Mopp greifen. Er ist aber eben nicht als Doppel-Sauger-Wischer ausgelegt, sondern konzentriert sich auf das Saugen.
Mich stört nur, dass seine Kommunikation etwas gewöhnungsbedürftig ist und dass ihr bei größeren Wohnungen sogar nachladen müsst. Wenn er aber richtig programmiert ist und die Wohnung überschaubar bleibt, dann reicht eine Ladung locker aus.
Die wichtigsten Faktoren im Saugroboter Test – nämlich die Kombination aus Automatisierung und Saugleistung – erfüllt er voll und ganz. Und als Saug-Flunder ist er im Endeffekt sogar gründlicher als manches Riesengerät.
Aus all diesen Gründen gibt es für den Ecovacs Robotics DEEBOT SLIM2 von mir ganz klar eine Kaufempfehlung. Und von euch? Verratet es mir in den Kommentaren!
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