Meine Erfahrung mit den Bose SoundSport Free Kopfhörern 2024: „Sport frei“ mal wörtlich genommen
Ich habe mich bisher immer gesträubt, komplett kabellose In-Ear-Kopfhörer ernst zu nehmen. Und auch in unserem Kopfhörer Test kam diese neue und sehr beliebte Klasse an Sound zum Mitnehmen nicht vor.
Aber als ich über die Bose SoundSport Free Wireless gestolpert bin, konnte ich nicht anders. Ist ja schließlich Bose, eine Marke, der ich in Sachen Wumms und Hochwertigkeit grundsätzlich immer vertraue.
Inhaltsverzeichnis
Doch woher kommt meine Abneigung? Erstens sehen kabellose In-Ear-Bluetooth-Kopfhörer von Apple und Nachmacher-Herstellern immer so aus, als hättet ihr euch den Aufsatz eurer elektrischen Zahnbürste ins Ohr gesteckt. Und aus irgendeinem Grund macht mich das wütend.
Zweitens gehöre ich zur Fraktion, die ihre Kopfhörer einfach in die Tasche pfeffert und beim nächsten Mal hofft, dass sie noch da sind. Wenn’s keine Kabel gibt, wird es schwierig mit dem Finden und ich habe Schiss, dass ich einen der Earbuds einfach verliere. Was dann? Und wohin ansonsten mit den Dingern?
Drittens bin ich – trotz aller gegenteiligen Beweise in unserem Test – immer noch kein richtiger Fan von In-Ear-Kopfhörern. Der Sound ist mir oft zu direkt, es fehlt ein bisschen an Räumlichkeit und komfortabler Sitz sieht für mich auch anders aus.
Und nun hat sich Bose also gedacht, dass man Zweifler wie mich doch wohl überzeugen könnte, wenn man genau diese Problemchen clever löst. Außerdem sind auch die Bose SoundSport Free ein Beweis dafür, dass sich der Hersteller radikal modernisiert.
VORTEILE
- Sehr guter Sitz
- Sehr hochwertige Ausstattung/ Verarbeitung
- Wasser- und damit schweißfest
- Sehr gute Akkuleistung
- Sehr überzeugender Sound
NACHTEILE
- Ziemlich große Earbuds
- NICHT mit Windows 10 kompatibel!!
Wir sind zwar immer noch in Preisgefilden, die für den Durchschnittshörer in vielen Fällen zu abenteuerlich sind. Aber wie schon bei den Bluetooth Lautsprechern sind auch die Kopfhörer für neue Zielgruppen konzipiert und passen sich in ihrer Funktionalität der aktiven, mobilen Zielgruppe an.
Die SoundSport Free sind die direkte Weiterentwicklung der Bose SoundSport Kopfhörer, die als Sportmodelle noch mit einem Verbindungskabel auskommen. Ich bin ein Fan von diesem Modell und war im Test von der Sportlichkeit und dem „Sportklang“ durchaus begeistert.
Dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an das komplett kabellose Modell. Haben sie sich erfüllt? Schauen wir doch einmal genauer hin.
Wichtiger Spoiler: Wenn ihr vorhabt, die Kopfhörer mit einem Windows-10-Rechner zu betreiben, müsst ihr leider zu einem anderen Produkt greifen! Die Earbuds sind damit NICHT kompatibel und dieser Umstand wurde auch schon mehrfach in Threads auf der Bose-Seite abgefeiert.
Man könnte nun behaupten, dass das bei einem ausgewiesenen Sportkopfhörer für den mobilen Einsatz vernachlässigbar ist. Aber ich finde doch, dass es bei Kopfhörern immer Systemfreiheit geben sollte. Darum gibt es für diesen Umstand in der Gesamtwertung auch einen dicken Minuspunkt!
Die Bose SoundSport Free im Überblick: Funktionalität und Komfort
Wenn ihr meine Tests schon länger verfolgt, wisst ihr, dass ich für Extras und Tüddelkram normalerweise nicht viel übrig habe. Aber schon beim ersten Auspacken der Bose SoundSport Free begannen meine Augen zu leuchten.
Denn die beiden Earbuds liegen in einem Etui (Standard), das nicht nur als Transportgerät funktioniert, sondern zum Aufladen gedacht ist (auch Standard). ABER: Das Ding hat auch eine Powerbank-Funktion!
Die Kopfhörer selbst haben eine Akkulaufzeit von bis zu fünf Stunden. Das ist eine Stunde weniger als bei den kabelverbundenen Bose SoundSport Kopfhörern. Doch das Etui bringt voll aufgeladen noch einmal Saft für bis zu zehn Stunden mehr mit. Dank der übersichtlichen Ladeanzeige wisst ihr auch sofort, wie viel Akkupower noch im Etui steckt.
Mit insgesamt bis zu 15 Stunden Nuddeldauer liegen die Bose SoundSport Free damit meilenweit über dem Durchschnitt. Und das Etui ist handlich und kompakt genug, um auch in der Hosentasche nicht zu nerven.
Ich muss sagen: Damit hatten mich die Sportkopfhörer schon fast überzeugt. Aber wir wollen ja noch mehr von ihnen. Nämlich einen schweißfesten Aufbau, einen kompromisslos festen Sitz, einen hohen Tragekomfort und vor allem einen Klang, der uns Feuer unter dem Hintern macht.
Die schweißfeste Wassersicherheit erfüllen die Bose SoundSport Free mit ihrem IPX4-Standard problemlos. Zusätzlich erhaltet ihr Ohradapter aus hygienischem Silikon und mit „Ohrmuschelhaken“ für den bombenfesten Sitz in drei verschiedenen Größen.
Für meinen komisch gebauten Gehörgang musste es mal wieder die Größe S sein. Ich hatte hier ein paar Probleme, den Earbud richtig fest einzusetzen. Doch mit ein bisschen Gefummel und einer kurzen Eingewöhnungsphase funktionierte auch das ziemlich gut.
In meinen Augen sitzen sie nicht ganz so komfortabel wie bei den Bose SoundSport Kopfhörern. Allerdings ist das nur ein Gefühl. Denn einmal reingefummelt und eine Weile getragen, vergesst ihr die Buds ganz schnell und denkt nicht mehr über sie nach.
Wie immer bei Sportkopfhörern habe ich damit ein bisschen trockengeturnt und kann den hervorragenden Sitz auch kopfüber, schräg und mit viel Gewackel bestätigen.
Da die praktisch exakt gleiche Steuereinheit wie bei den Bose SoundSport Kopfhörern nun an den rechten Earbud gewandert ist, war zu erwarten, dass die beiden Stecker noch etwas größer ausfallen. Tun sie auch.
Und ich finde den Look beim Tragen immer noch ultrahässlich. Ihr seht einfach aus, als hättet ihr euch zwei Bauklötze ins Ohr gesteckt. Jaja, ich weiß: Beim Sport sollte das wurscht sein und wenn ihr sie drin habt, seht ihr sie sowieso nicht. Aber ich bleibe dabei:
Kopfhörer sollten ästhetisch sein. Und das sind diese Earbuds genauso wenig wie die Kollegen mit Kabel.
Ich bleibe auch dabei, dass die Anker SoundBuds das besser gelöst haben und nicht ganz so hirnverbrannt aussehen. Eine Geschmacksfrage, ich weiß. Und immer noch besser als die „Zahnbürstenaufsätze“.
Wenn das Kabel fehlt, müsst ihr euch natürlich keine Gedanken um Kabelgeräusche und Gebimmsel machen. Dieses Detail hat mich ebenfalls überzeugt. Ich fühle mich vollkommen frei in meinen Bewegungen und habe in jeder Position das gleiche Soundempfinden.
Ihr seht schon: Ich hatte so manches Aha-Erlebnis mit den Bose SoundSport Free. Dazu gehörte auch die Erkenntnis, dass die Buds nicht mit Windows 10 reden. Warum, weiß kein Mensch. Bose hat dazu absolut keine Meinung und wird im unternehmenseigenen Forum dafür auch angezählt.
Bei den Bose SoundSport Kopfhörern war das aber kein Problem. Und diesen Unterschied muss mir mal jemand erklären.
Noch ein Wörtchen zur Connect App: Die löst das Verlieren-Problem, indem sie eure Earbuds orten kann. Auch das finde ich eine gelungene Idee, die mir die Verlustängste abnimmt.
Der aktuelle Preis von 149,00 Euro bei Amazon ist zwar eine klare Ansage, fühlt sich aber schon beim Auspacken richtig an. Jedes einzelne Detail der Kopfhörer, der Sitz, die cleveren Features und das (wenn auch hässliche) Design liefern ein absolutes Qualitätsversprechen ab.
Aus irgendeinem Grund wirken sie sogar noch hochwertiger als ihre Kabel-Kollegen, was allerdings eher eine subjektive Überzeugung ist.
Die Verbindung herstellen
Ihr könnt euch vorstellen, wie oft ich das Pairing an meinem Windows-Rechner neu gestartet habe, weil ich dachte, da stimmt was nicht. Bis ich die Erkenntnis über die Unvereinbarkeit erlangte, versuchte ich eine kleine gefühlte Unendlichkeit, die Kopfhörer zu pairen.
Dabei habe ich festgestellt, dass dieses Verbinden von Master und Slave normalerweise absolut einfach und komfortabel ist. Wenn ihr noch kein Gerät zugeordnet habt und einen Ohrstecker das erste Mal aus dem Etui nehmt, ist der Pairing-Modus aktiviert. Es dauert keine zwei Sekunden, bis sich beide Geräte finden und verbinden – sofern es kein Windows-10-Rechner ist.
Wollt ihr neu pairen, müsst ihr nur den Knopf am linken Earbud etwas länger drücken und könnt dann loslegen. Dieser ganze Vorgang fühlt sich insgesamt noch komfortabler und durchdachter als bei der Kabelversion an.
Wie immer sagt Bose nichts Genaues zur Reichweite der Bluetooth-Verbindung, weshalb wir einmal mehr davon ausgehen dürfen, dass wir es mit neun Metern und damit dem Standard im Ultramobilbereich zu tun haben.
An der Verbindungsstabilität wurde definitiv noch einmal geschraubt. Die ist wirklich überzeugend. Ich bin durch die ganze Wohnung und in den Hausflur geturnt und hatte keinerlei Probleme. Nicht vergessen: Mein Berliner Altbau-Hinterhof-Setup ist normalerweise der Endgegner.
Der Soundcheck
Leider kann ich euch dieses Mal nicht den gewohnten Soundcheck-Aufbau bieten, da ich sonst iTunes auf meinem Rechner und die geniale „Eargasm Explosion“-Equalizer-Einstellung verwende. Das macht aber erst einmal nichts, ich habe etwas umdisponiert.
Dieses Mal nutze ich Spotify auf meinem Smartphone und eine Equalizer-App namens Bass Booster. Die ist kostenlos, hat recht gute und feinteilige Einstellungsmöglichkeiten und hat mir schon manchen Hass auf Kopfhörer erspart.
Dennoch an dieser Stelle der Aufruf: So richtig glücklich bin ich damit nicht. Wer kennt eine App, die aus den eher sparsamen akustischen Grundbedingungen auf dem Handy das Optimum herausholt?
Wir dürfen für den Test auch nicht vergessen, dass die Audio-Dateien von Spotify noch wesentlich komprimierter sind als eine handelsübliche mp3- oder wma-Datei. Aber das müssen wir in diesem Fall einfach hinnehmen.
Ich habe jedoch meine üblichen drei Teststücke herausgesucht. Bei der Vivaldi-Aufnahme konnte ich nicht exakt die gleiche „hohle“ Version finden, musste also genau hinhören und dementsprechend das Urteil etwas anpassen.
Für die Equalizer-App habe ich den „3D-Effekt“ (Räumlichkeit) auf Null Prozent gestellt und die Regler für die einzelnen Frequenzen in etwa an die Eargasm-Vorlage angepasst. Das ist zwar nicht optimal, aber wir kommen der Vergleichbarkeit näher.
Doch erst einmal zu den grundsätzlichen Soundeindrücken. Die sind für Bose ungewöhnlich – im guten Sinne! Denn der Klang ist, wie es ein Amazon-Rezensent ausdrückte, sehr natürlich.
Übersetzt heißt dies: Zum üblichen Bose-Wumms, an dem es hier nicht mangelt, kommt ein überraschend angenehmer, voller und räumlicher Eindruck der Songmitten und -höhen. Ich liebe es!
Der Klang ist definitiv besser als bei den Bose SoundSport Kopfhörern. Selbst, wenn ihr die Earbuds nicht ganz perfekt einsetzt, bleibt dieser Genuss bestehen. Darüber habe ich mich so gefreut, dass ich mit den Kopfhörern mein komplettes Tagessportprogramm durchgezogen habe und ordentlich mit dem Hintern wackeln musste. Es war einfach ein Genuss.
Nun aber zur Spezialüberprüfung:
James Blake – „Limit To Your Love“
(Electro; Merkmal: Krasser, dominierender Basslauf)
- Ohne Equalizer: Richtig toller Bass, präsente Stimme, klare Mitten und Höhen, voller Eindruck.
- Mit Equalizer: Ein bisschen verschoben, anderer Basseindruck, aber es kommt noch eine Stimm-Ebene hinzu, die man sonst kaum hört. Sehr spannend!
Vivaldi – „Der Frühling“
(Klassik; Merkmal: Besteht gefühlt nur aus Mitten und extremen Höhen)
- Ohne Equalizer: Ein bisschen arg spitz, Cembalo vorhanden, gute Differenzierung der einzelnen Instrumentengruppen, schöne Grundfülle (hier mit Vorsicht zu genießen, da andere Aufnahme).
- Mit Equalizer: Bessere Differenzierung, wieder leicht verschobener Eindruck, ein wenig künstlich.
The Bates – „Billie Jean“
(„Pop“-Punk; Merkmal: schlechtes Mastering, scheppernde Instrumente)
- Ohne Equalizer: Überraschend voll und poppig. Sehr angenehmes Hörerlebnis!
- Mit Equalizer: Der Equalizer bringt keine Punkte, auch wenn wieder andere Höreindrücke nach vorne gespielt werden.
Ich bin wirklich begeistert! Hier hat die Übertragung des typischen Bose-Sounds in ein neues Format mit einem Plus an Differenzierung wunderbar funktioniert. Es braucht nicht einmal Equalizer, um für das Dateiformat ein gelungenes Optimum heraus zu kitzeln. Wenn ihr einen Equalizer benutzt, spielen die Kopfhörer aber auch mit.
VORTEILE
- Sehr guter Sitz
- Sehr hochwertige Ausstattung/ Verarbeitung
- Wasser- und damit schweißfest
- Sehr gute Akkuleistung
- Sehr überzeugender Sound
NACHTEILE
- Ziemlich große Earbuds
- NICHT mit Windows 10 kompatibel!!
Fazit zu den Bose SoundSport Free Kopfhörern
Operation gelungen, Patient ist Fan! Ich käme zwar nie auf die Idee, meine geliebten Over-Ear-Kopfhörer wegzuschmeißen und auf die Bose SoundSport Free Wireless Kopfhörer als Hauptmodell zu setzen. Dazu mag ich den vollen Hi-Fi-Sound dann doch zu gerne.
149,00 Euro
Aber die Free-Kopfhörer überzeugen mich mit einem tollen Klang, der Lust aufs Hören macht, sowie mit ihren durchdachten Features. Insbesondere die verlängerte Akkuleistung und die hohe Verbindungsstabilität sind hier schlagende Argumente.
Beim Sitz konnten mich die verbundenen Bose SoundSport Kopfhörer etwas mehr überzeugen, aber die Free-Version steht nur minimal hinten an. Hier ist es Gewöhnungssache, den richtigen Druck auf die Bedienknöpfe zu finden, ohne die Earbuds jedes Mal aus dem Ohr zu ploppen.
Beim (hässlichen) Look nehmen sich beide Versionen nichts. Und ja, die Inkompatibilität mit Windows 10 ist eine unnötige Frechheit. Dafür gibt es Punktabzug.
Ansonsten habe ich aber ein neues Modell für meine Sammlung gefunden, das seine unbedingten Vorteile nicht nur beim Sport, sondern auch zu Hause und unterwegs ausspielen kann.
Lasst mich mal hören: Was habt ihr dazu zu sagen? Welche Fragen möchtet ihr mir stellen? Schreibt mir einen Kommentar!
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