Meine Erfahrung mit dem Bosch SilentMixx Standmixer
Kleines Geständnis: Sobald ein Hersteller bei seinem Gerät das Wort „Mix“ mit zwei X schreibt, bin ich normalerweise raus. Wenn dann noch solche Claims wie „Bekannt aus Sendung XY“ oder noch schlimmer „Bekannt aus dem Homeshopping“ dazu kommen, zücke ich meinen Rotstift und bin bereit, das Gerät in Grund und Boden zu rezensieren.
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Denn etwa der NutriBullet NBR-1240M Extraktor aus unserem Standmixer-Test 2024 hat bewiesen, dass hinter einer solchen Marketingkampagne meist nichts steht und ihr euer Geld genauso gut in der Mülltonne verbrennen könntet.
Dementsprechend skeptisch stand ich auch dem Bosch SilentMixx Standmixer (Modell: MMB64G3MDE) gegenüber, der aus einer Sendung namens „The Taste“ bekannt ist. Die habe ich aber nie gesehen und bin damit in meinem Testurteil vielleicht sogar etwas freier.
Wie dem auch sei: Auch hier hatte ich den Rotstift schon gezückt, musste dann aber im Test feststellen, dass mir dieses Gerät ausnehmend gut gefällt. Zwar hat es einige sehr deutliche Macken, doch überwindet es zahlreiche Probleme, die andere Mixer dieser Größenordnung haben.
Und: Es hält sein „Silent“-Versprechen durchaus ein, was etwa beim Philips HR2195/08 Standmixer mit seinem Quiet-Modus nicht der Fall war. Betrachtet man diese ganzen Voraussetzungen, erhaltet ihr für sehr verträgliche Euro einen sehr schnuckeligen Mixer mit vielen Funktionen. Das ist doch mal was!
Der Bosch SilentMixx Standmixer im Überblick
In all unseren Tests hatte ich schon immer das Gefühl, dass die marketinglastigen Geräte ihre mangelnde Leistungsbandbreite damit kaschieren wollen, dass sie euch mit sinnigem und unsinnigem Zubehör erschlagen.
Auch der Bosch SilentMixx bringt nicht einfach nur einen Aufsatz nebst Motorblick mit. Hier erhaltet ihr zusätzlich:
- Einen Häkselaufsatz zum Nüsse mahlen, Zwiebeln zerkleinern, Pesto machen et cetera. Schon vorweg: Ich habe ihn nicht benutzt, da ich die Mixleistung bei meinem Pesto vergleichbar machen wollte.
- Ein „Smoothie Sieb“. Diesen Einsatz, der statt des Deckels in den Mixer kommt, habe ich nicht gleich kapiert. Er soll wohl Kerne zurückhalten oder so ähnlich. Ergibt zwar wenig Sinn, aber gut.
Auch der Mixeraufsatz mit ordentlichen 2,3 Liter Füllmenge aus Glas will aus der Menge herausstechen. Denn er ist fünfeckig. Warum, weiß der Geier. Später werden wir aber noch sehen, dass an der Form etwas dran sein könnte. Das hätte er in meinen Augen aber auch mit rundem Aufbau (der theoretisch leichter zu reinigen ist) geschafft.
Der Sockel ist ein wahres Monstrum mit einem Gemisch aus weißem Kunststoff und Edelstahlblende. Die verschiedenen Programme und Mixstufen befinden sich per Dreh/Druckschalter übersichtlich an der Front.
Kunststoff (und zwar nicht von der härtesten Sorte) spielt hier überall die Hauptrolle, gerade die Verbindung zwischen Motorblock und Mixersockel scheint mir sehr anfällig für Materialermüdung. Insgesamt wirkt der SilentMixx auf den ersten Blick nicht besonders hochwertig, aber auch nicht billig.
Probleme machen schon beim ersten Aufsetzen die Arretierung und damit der sichere Stand auf dem Sockel. Hier braucht ihr zwei Hände, um alles genau miteinander zu verbinden – und das nervt natürlich sehr.
Was die Werte betrifft, hält sich Bosch zurück. Es werden 800 Watt Nennleistung angegeben, aber keine Umdrehungszahl. Ich glaube, die ist auch nicht allzu hoch, wenn ich mir den Mixer im Praxistest so anschaue. Auch dazu später mehr.
Bei all diesen Befunden dürfen wir nicht vergessen, dass der Bosch-Standmixer gerade einmal 74,99 Euro bei Amazon kostet – was ich grundsätzlich für okay halte, wenn der Mixer hält, was er verspricht:
- Zubehör für verschiedene Zubereitungsmethoden
- alle gängigen Mixer-Funktionen vorhanden
- mehrere Mixstufen, stufenlos
- Freihand-Mixen möglich
- Ersatzteile erhältlich
- Schwere Arretierung
- Massiger Sockel
Bei den Ersatzteilen zeigt sich Bosch übrigens vorbildlich und bietet den Glaskrug einzeln an, sogar zum vertretbaren Preis. Aber wie immer hilft euch das nix, wenn der Motor aufgibt. Aber daran könnt ihr bei den Haushaltsversionen der Mixer nun einmal nichts ändern.
Der Bosch SilentMixx im Einsatz
Besonders gespannt war ich natürlich auf den „SilentMixx“, von dem ich mir nach der Philips-Erfahrung nicht viel erwartet habe. Darum bin ich also gleich zum Wassertest geschritten und habe den Bosch erst einmal bis zur Maximalangabe mit Wasser befüllt.
Warum ich das mache, dürfte klar sein: Erstens reinigt das den Mixer vor (ganz wichtig!), zweitens kann man in diesem Setting viel über das Gerät lernen:
- Die Nennleistung von 800 Watt wird in der Realität mit eher mageren 174 Watt auf höchster Stufe abgerufen.
- Der Mixer ist tatsächlich deutlich leiser als die Konkurrenz, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das auch an einer eher niedrigen Leistung mit mittlerer Drehzahl liegen könnte.
- Der Wirbel ist jedoch gleichmäßig und natürlich fünfeckig. Das sorgt aber dafür, dass ihr durch den Einfüllstutzen ganz ohne Spritzgefahr noch Zutaten nachlegen könnt. Das klappt ebenfalls bequemer als bei vielen anderen Geräten.
- Der Mixer hat eine Anlaufphase, was mich als alten Angsthasen („Hilfe, der Mixer dreht durch!“) irgendwie beruhigt.
- Alle Einstellung sind leicht und nachvollziehbar umzusetzen.
An dieser Stelle hatte ich, bis auf die wirklich mickrige Leistung, absolut nichts am Mixer auszusetzen, er gefiel mir sogar besser als so manches vermeintliche Power-Teil.
Seinen größten Vorteil spielte der Bosch SilentMixx jedoch erst im Pesto-Test aus. Und das liegt an einer kleinen baulichen Besonderheit am Boden:
Der Messerblock sitzt nicht kegelförmig im Krug, sondern schließt plan mit dem Boden ab. Der Abstand zwischen Messer und Krugrand ist relativ klein. Dass das eine hervorragende Idee ist, zeigt sich daran, dass ich beim Pesto-Machen diesmal weder Flüssigkeit noch Zutaten nachlegen musste.
Ich habe also ein perfektes kleines Portiönchen Pesto hingekriegt, ohne mich um Zentrifugalkräfte oder Mindestfüllmengen scheren zu müssen. Und das hat bisher kein (!) Mixer im Test so hinbekommen.
Der Bosch SilentMixx ist also auch für sehr kleine Haushalte geeignet, die mehr wollen als einen Smoothie Maker, aber nicht von dessen begrenzter Bauweise eingeengt werden wollen. Das bietet natürlich die perfekte Gelegenheit für viele Rezepte im Standmixer.
Allerdings müsst ihr die Zutaten dann vorher mit der Hand oder einem Löffel sehr nah ans Messer schieben, alleine rutschen sie nicht runter. Ich habe dennoch einmal den Mixer voller gemacht, um das Mixerergebnis zu überprüfen.
Das ging auch ziemlich gut, obwohl die Kerne diesmal etwas stückiger geblieben sind und das Mixen länger dauerte. Dennoch: Weniger Krach, weniger Mindestfüllmenge und tolle Ergebnisse, kann man von einem Mixer zu diesem Preis mehr erwarten? Kaum!
Die Reinigung
Auch bei der Reinigung hat sich Bosch was Nettes ausgedacht, obwohl diese Idee ihre Grenzen hat: Der Messerblock wird per Click-Henkel (die Betriebsanleitung erklärt zusätzlich, was ich meine) aus dem Sockel genommen. Das geht easy peasy und alle anderen Teile dürfen in die Spülmaschine.
Allerdings könnt ihr den Mixer nicht so vollständig auseinander bauen, wie das bei anderen Kandidaten der Fall ist. Der Messerblock etwa ist ziemlich massiv und hat viele kleine Einkerbungen und Vertiefungen, in denen sich Speisereste absetzen können.
Auch die Mixerumfassung am Boden ist ziemlich verwinkelt und dabei schwer zu erreichen. Wenn der Spüler also etwas nicht herausbekommt, müsst ihr noch einmal mit feinem Putzgerät nachhelfen.
Fazit zum Bosch SilentMixx
Im Nachgang meines Tests des Bosch SilentMixx Standmixer (Modell: MMB64G3MDE) habe ich mir noch einmal angeschaut, was die Käufer auf Amazon so zu meckern haben. Und ich schließe mich dem Tenor auch in meinem Fazit an:
An sich ist der Mixer ziemlich klasse und in der Mixleistung ob seiner Bauweise sogar teilweise noch besser als bei den meisten anderen Geräten aus seiner Preiskategorie. Und er verspricht auch nicht zu viel. Aber das ganze Kunststoff-Gedöns spricht dafür, dass das Gerät nicht allzu lange hält.
74,99 Euro
VORTEILE
- Zubehör für verschiedene Zubereitungsmethoden
- Alle gängigen Mixer-Funktionen vorhanden
- Mehrere Mixstufen, stufenlos
- Freihand-Mixen möglich
- Ersatzteile erhältlich
NACHTEILE
- Schwere Arretierung
- Massiger Sockel
Und wieder muss ich meine alte Leier anstimmen: Mehr könnt ihr bei diesem Preis kaum erwarten. Profi-Mixer, die ewig halten und jeden Tag andauernd nuddeln dürfen, gibt es leider erst weit jenseits von 100 Euro.
Wir könnten uns jetzt darüber aufregen, dass uns die Hersteller dazu treiben wollen, dass wir immer wieder neue Geräte kaufen. Dazu kann ich nur sagen: Willkommen in der Marktwirtschaft!
Wenn wir uns dieser Tatsache jedoch beugen, finde ich den SilentMixx wirklich klasse, auch wenn er etwas überdimensioniert ist für das, was er leistet.
Ich würde ihn auf jeden Fall allen Öfter-Mixern empfehlen, die neben ihren Smoothies auch zahlreiche andere Rezepte im Standmixern zubereiten wollen und dennoch ein begrenztes Budget haben.
Darum erkläre ich den Mixer auch zu einem der Testsieger, denn die Krone als leiser Mixer hat er sich definitiv verdient. Und ich bin auch geneigt, ihm einen Treppchenplatz in der Kategorie günstige Mixer einzuräumen. Auch wenn wir darüber natürlich sehr herzlich streiten könnten. Ist mir klar.
Zu welcher Fraktion gehört ihr? Hinterlasst uns gerne einen Kommentar!
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