Der Ultimate Ears BOOM 2 Bluetooth Lautsprecher im Test 2024
Unser kleiner Bluetooth Lautsprecher Test entpuppt sich so langsam als Test der inoffiziellen Duelle. Hatte ich die Anker SoundCore etwas ungerechtfertigt gegen die Bose SoundLink Mini II antreten lassen, weil beide Geräte bei mir zu Hause stehen, geht es jetzt um das Duell Ultimate Ears BOOM 2 Bluetooth Lautsprecher gegen die JBL Charge 3 Lautsprecher.
Inhaltsverzeichnis
Die Gründe dafür sind einfach: Beide sind absolute Outdoor-Fans, wasserdicht, haben dieselbe Zielgruppe und werden außerdem in Kundenfragen oder Rezensionen immer wieder miteinander verglichen.
Dabei steht natürlich besonders oft die Sound-Frage im Mittelpunkt und viele behaupten, der JBL Charge 3 klinge besser als der Ultimate Ears-Kandidat. Dieses Urteil kann ich jedoch nicht so pauschal teilen.
Denn obwohl Kollege Charge 3 in vielen Aspekten einiges mehr kann, hat der BOOM 2 insgesamt einen wesentlich runderen Klang – zumindest bei bestimmten Musikrichtungen. Fangen wir also an mit unserer kleinen „Einerseits, anderseits“-Tour.
Der Ultimate Ears BOOM 2 Bluetooth Lautsprecher im Überblick
Auch wenn die Ultimate Ears BOOM 2 mit aktuell 71,35 Euro (in Blau) bei Amazon günstiger sind als die Konkurrenz, ist der Unterschied in meinen Augen in dieser Preisklasse doch vernachlässigbar.
Nicht zu vernachlässigen finde ich hingegen schon den eindeutigen optischen Unterschied: Die BOOM 2 sind wesentlich schlanker und um einiges kleiner als die dicken Charge 3 und der Look fällt trotz Kreischfarbe Blau bei unserem Modell erwachsener und entspannter aus.
Beim Gewicht von 548 Gramm werdet ihr kaum einen Unterschied zu den 800 Gramm von JBL fühlen, aber die BOOM 2 ist insgesamt um einiges handschmeichelnder – und passt auch unter den Monitor oder Fernseher.
Falls euch Blau zu langweilig ist, könnt ihr auch auf verschiedene Designoptionen ausweichen, die aber entweder mal eben stramme 70 Euro teurer oder derzeit nicht verfügbar sind.
Mit der Schutzklasse IPX7 laut Hersteller hat dieser Bluetooth Lautsprecher nichts dagegen, wenn ihr ihn für höchstens (!) 30 Minuten in bis zu 1 Meter tiefem Wasser badet. Wenige von euch werden das über einmaliges Ausprobieren hinaus tun, wichtig ist vielmehr, dass ihr sie auch mal im Regen vergessen könnt, ohne dass sie sofort im Eimer sind.
Darum hat die 360-Grad-Rolle natürlich eine spezielle wasserfeste Oberfläche, die Anschlüsse für AUX und Micro-USB befinden sich unter zwei dichten Gummiabdeckungen an der Seite neben einem schnuckeligen Haken, damit ihr die Box zum Beispiel an einer Schnur neben (oder auch in) der Dusche aufhängen könnt.
Ansonsten ist der BOOM 2 mit Knöpfen und Bedienelementen recht sparsam – und nicht ganz so selbsterklärend wie der JBL Charge 3. Plus und Minus für lauter und leiser befinden sich auf der Oberseite (bzw. an der Front, wenn ihr die Box hochkant stellen wollt, was funktioniert).
Der ON/OFF-Knopf befindet sich an der Seite (beziehungsweise Oberseite) als unbeschriftete Mulde. Der kleine Knubbel daneben fällt praktisch nicht auf, ist aber euer Tor zum Pairen per Bluetooth. Abgesehen von dieser Mini-Hürde zeigt sich der BOOM 2 hier aber teilweise einsatzfreudiger: Die maximale Reichweite beträgt 33 Meter (im Gegensatz zu 9 JBL-Metern).
Dafür müsst ihr 5 Stunden weniger Akkuleistung in Kauf nehmen, was aber bei 15 Stunden Laufzeit auch mehr als in Ordnung ist – und kürzere Ladezeiten nach sich zieht.
Laut Datenblatt können die BOOM 2 Lautsprecher außerdem lauter spielen als die JBL, haben aber dafür einen geringeren Frequenzbereich. Wir werden später noch sehen, dass das dennoch ihr Vorteil ist.
Im ersten Eindruck fällt also auf, dass die Ultimate Ears BOOM 2 Bluetooth Lautsprecher kleiner, schicker und leichter sind als ihr Duell-Gegner, eine höhere Reichweit haben und genauso wasserfest sind. Dafür haben sie weniger Akkuleistung und einen Hauch weniger Funktionalität. Schauen wir uns die Pro- und Kontra-Übersicht noch einmal genauer an:
VORTEILE
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Handlich und gutes Design
- Telefonfunktion
- Wasserfest
- Mehrere Lautsprecher koppelbar
- Gute Soundvoraussetzungen
- Hohe Bluetooth-Reichweite
- 360-Grad-Sound
- Quer und hochkant aufstellbar
- Ausreichende Akkuleistung
NACHTEILE
- Relativ enger Frequenzbereich
Ehrlich gesagt fällt mir eigentlich kaum ein wirklich alleinstehender Kontra-Punkt (beim ersten Eindruck) für den BOOM 2. Erst im Vergleich mit dem JBL Charge 3 zeigt sich, dass ihm einige interessante Funktionen fehlen und solche Dinge wie die Akkuleistung auch geringer sind.
Das kleine Detail, dass ihr den BOOM 2 auch hochkant hinstellen könnt, macht ihn als permanenter Bewohner eurer Räume vielseitiger als den JBL Charge 3. Aber das ist vielleicht nur mir wichtig. Allen dürfte hingegen wichtig sein, was das am Ende für den Sound bedeutet.
Die Verbindung mit dem UE BOOM 2 herstellen
Ich erwähnte es bereits: Erst einmal müsst ihr checken, dass der Mini-Knubbel euer Bluetooth-Knopf am BOOM 2. Habt ihr das raus, ist das Pairen aber kein Problem.
Dafür ist die Qualität der Verbindung nicht allzu hoch – und die 33 Meter nützen euch in einer Wohnung herzlich wenig. Denn die BOOM 2 geben auf der gleichen Strecke vom Arbeitszimmer in die Küche wesentlich früher auf als die JBL Charge 3.
Das zeigt wiederum, dass ihr diese Angabe im Datenblatt immer mit Vorsicht genießen müsst, denn sie ist unter Idealbedingungen in freier Wildbahn gemessen. Nun ist nicht jeder von euch von Signal-schluckenden Rohren und Co. in der Wohnung betroffen, jedoch müsst ihr immer damit leben, dass es manchmal besser ist, die Box nur mit einem tragbaren Smartphone zu verbinden oder nicht von ihrem angestammten Platz zu entfernen.
Der BOOM 2 im Soundcheck
Wir haben jedem Bluetooth Lautsprecher Test ein Hörbeispiel für euch angefügt, so dass ihr euch ein Bild vom Klang machen könnt. Hier ist natürlich zu beachten, dass die Qualität sehr stark davon abhängt, wo ihr das Beispiel abspielt. Wir haben die Aufnahme draußen gemacht, daher hört man auch ein paar Umgebungsgeräusche.
Bevor wir uns die Ultimate Ears angehört haben, hat der JBL Charge 3 Lautsprecher sicherlich die Nase vorn. Wenn es an den Soundcheck geht, sieht das ein wenig anders aus. Dabei ist das Interessanteste, dass die BOOM 2 wesentlich weniger nach „Kleine-Box“-Effekt klingen als die größeren JBL.
Außerdem haben sie die 360-Grad-Surround-Sound-Möglichkeit ihrer Bauweise besser umgesetzt. Das könnt ihr noch verstärken, indem ihr die Box hochkant positioniert. Auch wenn die Unterschiede hauchdünn und für viele von euch beim normalen Hören kaum herausragend sind, sind sie mir im Soundcheck doch sofort ins Ohr gefallen.
Dafür solltet ihr bei der Maximallautstärke, die grundsätzlich höher ausfällt, nicht bis zum Anschlag drehen, wenn euch Verzerrungsfreiheit und Dröhn-Abwesenheit wichtig sind. Andererseits kann sich der BOOM 2 mit spürbar besserer Differenzierung im leisen Zustand durchsetzen.
Im allgemeinen Soundcheck per Bluetooth über Smartphone sind mir folgende Unterschiede zum JBL Charge 3 aufgefallen:
- Der Bass ist hier ausnehmend subtiler – oder schlicht schlechter. Das wundert bei einer unteren Frequenzbereichgrenze von 90 Hz an sich wenig,die Untergrenze bei den JBL lag bei 65 Hz liegt. Hier spielt außerdem die Größe tatsächlich eine Rolle. Ebenso wie die Tatsache, dass die BOOM 2 nicht über die beiden schicken Resonanzmembranen an der Seite wie die Charge 3 verfügen.
- Dafür sind die Mitten und Höhen sowohl extrem sauber als auch extrem rund und sehr angenehm im Ohr. Das wiederum sorgt dafür, dass die BOOM 2 weniger plärren und präsenter im Klang sind.
- All das führt dazu, dass ihr zwar kein Wumms-Erlebnis habt, dafür aber deutlich weniger „Kleine-Box“-Effekte spürt. Es ist also ziemlich einfach, ein räumliches und körperloses Musikerlebnis zu genießen.
- Hatte ich bei den Charge 3 darauf hingewiesen, dass der „Kleine-Box“-Effekt vor allem bei Klassik auftritt, ist es hier genau anders herum: Klassik macht aus diesem Lautsprecher enorm Spaß und klingt hervorragend.
- Equalizer-Presets helfen euch hier leider nicht, da sie die Grenzen des Lautsprechers eher unterstreichen als regulieren.
Diese Ergebnisse dürften für alle, denen es auf einen tanzbaren Grundbeat ankommt, wahrscheinlich von der BOOM 2 wegführen. Vor allem, weil ihr im Freien noch eher spüren werdet, dass es an Bass fehlt. Wer aber sowieso lieber eine Box für alles außer fetten Bass sucht, ist in Sachen Brillanz hier ganz gut bedient.
Das unterstreicht auch, was ich im Ratgeber Bluetooth Lautsprecher immer wieder betone: Nicht jede Box ist, obwohl sie gut ist, für jeden Kunden geeignet. So bin ich mir sicher, dass manchen von euch der präsente Bass der Bose SoundLink Mini II auf den Kranz geht. Und dann ist die BOOM 2 durchaus eine tolle Alternative.
Gehen wir noch etwas in die Tiefe und schauen uns die BOOM 2 mit der „Eargasm Explosion“-Equalizer-Einstellung für iTunes des Tumblr-Users thesecretsauce und den drei Test-Tracks an:
James Blake – „Limit To Your Love“
(Electro; Merkmal: Krasser, dominierender Basslauf)
- Ohne Equalizer: Der Basslauf findet praktisch nicht statt – weder rollend noch sonst irgendwas. Der Rest ist dafür sehr schnuckelig und klingt super.
- Mit Equalizer: Der Bass wird mit Macht nach vorne gedrückt, was die gesamte Aufnahme ins Flimmern und Wanken, Klirren und Dröhnen bringt.
Vivaldi – „Der Frühling“
(Klassik; Merkmal: Besteht gefühlt nur aus Mitten und extremen Höhen)
- Ohne Equalizer: Herrlich. Sogar im sehr leisen Zustand klingt es toll, ohne Spitzen und rund.
- Mit Equalizer: Hier holt die Einstellung wirklich alles aus der Aufnahme und macht sie sehr rund und differenziert, auch wenn ein wenig „Kleine-Box“-Effekt aufkommt.
The Bates – „Billie Jean“
(„Pop“-Punk; Merkmal: Schlechtes Mastering, scheppernde Instrumente)
- Ohne Equalizer: Ziemlich schick. Auch wenn hier der fehlende Bass durchaus auffällt.
- Mit Equalizer: Nicht schlecht, obwohl zu viele Höhen und Mitten dominieren. Aber es klirrt oder scheppert nichts.
Ihr findet bei uns ein Snippet des James Blake-Tracks aus dem BOOM 2 zum Anhören. Auch durch mehrere Aufnahme- und Wiedergabe-Medien merkt man hier sofort, dass es ein bisschen hohl und basslos klingt.
Wenn ihr euch jetzt immer noch fragt, welches der beiden Geräte das Duell gewonnen hat, so sage ich – zumindest beim Sound – der BOOM 2. Doch mein Eindruck ist dabei durchaus zweischneidig:
- Der Bass ist leider etwas schwach auf der Brust, was die Freiluftparty erschweren dürfte.
- Dafür ist der Sound insgesamt ausgefeilt, ziemlich brillant und sehr räumlich sowie präsent.
- Gerade in Zimmerlautstärke beim Netflixen werdet ihr vom BOOM 2 auf Dauer wesentlich begeisterter sein als vom JBL Charge 3.
- Die Box hat deutliche und hörbare Grenzen, schafft es aber, innerhalb dieser Grenzen ohne „Kleine-Box“-Effekt auszukommen.
Fazit zum Ultimate Ears BOOM 2
Weiten wir das Fazit zum Ultimate Ears BOOM 2 Lautsprecher über den Sound hinaus aus, würde ich dem JBL Charge 3 fast den Vorzug geben. Er ist noch um einiges funktioneller, hat eine stabilere Bluetooth-Verbindung und eine längere Akkulaufzeit.
VORTEILE
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Handlich und gutes Design
- Telefonfunktion
- Wasserfest
- Mehrere Lautsprecher koppelbar
- Gute Soundvoraussetzungen
- Hohe Bluetooth-Reichweite
- 360-Grad-Sound
- Quer und hochkant aufstellbar
- Ausreichende Akkuleistung
NACHTEILE
- Relativ enger Frequenzbereich
Durch mehr Bass macht er außerdem draußen eine bessere Figur als der BOOM 2. Weil dieser jedoch einen sehr differenzierten Klang hat und nicht einmal halb so hässlich ist, finde ich ihn als Zuhause-Lautsprecher wiederum um einiges besser.
Für mich persönlich reicht der BOOM 2 definitiv NICHT an den Bose SoundLink Mini II heran, weil der Bass für mich dann doch eine wesentliche Rolle spielt. Als bessere Alternative zu meiner Anker SoundCore kommt der BOOM 2 aber durchaus infrage, weil sich dessen Klangbild hervorragend für meine Streamerei über diesen Lautsprecher eignet.
Dieser Tausch würde natürlich etwa viermal so viel kosten und ich bin mir etwas uneins, ob es das letztendlichwert wäre. Vermutlich nicht, denn dazu ist mir die BOOM 2-Box dann doch in den Tiefen zu beschränkt.
Ihr seht also mal wieder, dass ich mich um jegliches definitive Urteil herum drücke. Und bei dieser Vorgehensweise bleibe ich auch. Alle ausgesprochenen Klassik- und Jazzfans unter euch werden nämlich von der BOOM 2 sicher sehr begeistert sein. Und alle anderen werden zumindest im Großen und Ganzen nicht enttäuscht.
Wir freuen uns übrigens immer über Kommentare. Gerne auch mit einem Einspruch gegen unser Urteil!
Kommentare
M.Wolf 9. Januar 2019 um 13:52
Vielen Dank für dieses differenzierte Urteil. Ich habe die Box mal gehört und kann alles was ihr schreibt bestätigen.
S.I. 22. April 2022 um 19:49
Hallo, ich kann den Test absolut bestätigen. Wir hören in einem recht lauten Auto vorwiegend Hörspiele auf den langen Strecken und weniger Musik. Der JBL Charge 3 ist, was Stimmen angeht absolut schlecht und durch den Bass ist es anstrengend zuzuhören. Mit der Boom 2 dagegen ist es SEHR gut zu verstehen. Ja, es gibt nicht viel Bass und bis an den Anschlag sollte man die Box nicht aufdrehen, aber für detailiertes Hören super!!! Ich habe direkt die JBL Box zurückgeschickt und mir noch eine 2. Boom 2 geholt