Der JBL Charge 3 Bluetooth Lautsprecher im Test 2024
So ein Bluetooth Lautsprecher Test hat manchmal auch sehr unerwartete Nebenwirkungen – zumindest bei uns. Denn seit wir für Sonntagmorgen die Geräte ausgewählt haben, spielen wir damit Bäumchen wechsel dich und stellen unsere vorherigen Entscheidungen für ein Gerät ein wenig in Frage.
Inhaltsverzeichnis
Mein bisheriger Favorit und Hauptlautsprecher Bose SoundLink Mini II steht momentan bei Arne und Mauricio, die Gäste gern damit unterhalten, dass sie wiederum ihr Exemplar des JBL Charge 3 ins Wasser werfen und sich über wasserfesten „Sound aus der Tiefe“ freuen.
Dieses sehr funktionsreiche Gerät steht nun auf meinem Testschreibtisch und ich bin mir gerade nicht sicher, was ich davon halten soll. Doch eigentlich nur in einem Punkt: Ich finde diesen wasserfesten Lautsprecher ultrahässlich und er macht sich gerade neben der Anker SoundCore und der schon erwähnten Bose wie ein tollpatschiger Cousin aus Hintertupfingen aus.
Der Sound ist aber überzeugend, auch wenn das Ohr hier klar erkennt, dass einfach auf möglichst viel Bass Wert gelegt und der Rest (in Sachen Räumlichkeit und Tiefe) etwas stiefmütterlich behandelt wurde.
Mich schüttelt es zwar bei dieser Charakterisierung, aber das liegt nur daran, dass ich von Natur aus eher so gestimmt bin, wie die Bose aussieht.
JBL Charge 3 im Überblick: Was kann der Bluetooth Lautsprecher?
Die Amerikaner von JBL sind ganz klarer Gewinner der akustischen Bluetootherei, was sich auch an der Amazon-Bestsellerliste der Bluetooth Lautsprecher hervorragend ablesen lässt: Die vorderen Plätze sind von JBL-Geräten geradezu versucht, der JBL Charge 3 mit einem Preis von aktuell 154,01 Euro besetzt meist Platz 3.
Dafür bekommt ihr eine 800-Gramm-Rolle, die es aber schafft, ihr Gewicht ordentlich und handschmeichelnd zu verteilen. So eine Rolle ist natürlich auf einen 360-Grad-Sound ausgelegt, auf den wir später noch einmal kommen.
Wir haben die JBL Charge 3 im fröhlichen Türkis vor uns (bläch), auch der Rest der Farbauswahl bei Amazon ist geradezu auf ein Freizeit-Publikum ausgerichtet. Wer sich allerdings einen Bluetooth Lautsprecher im Camouflage-Look zulegen sollte, ist mir schleierhaft. Sei’s drum, die Farbe ist ja wie immer Geschmackssache.
Wichtigster Punkt an diesem Lautsprecher ist die Schutzklasse IPX7. Das bedeutet, dass die Rolle bis zu einer halben Stunde unter 1-Meter-tiefem Wasser liegen darf, bis sie kaputt geht. Darum auch Arnes und Mauricios Lieblingsschaustück.
Diese Angabe aus dem Datenblatt des Herstellers könnt ihr natürlich problemlos austesten, solltet es aber nicht übertreiben. Dass damit jedoch auch ein plötzlicher Regenschauer bei der Gartenparty kein Problem ist, steht zweifelsfrei fest.
Diese Wasserfestigkeit sieht man auch der Bauweise an. Die Bedienelemente (ON/OFF, Lauter/Leiser, Bluetooth, Play/Pause und „Mehrere Boxen verbinden“) sind als erhabene Touch-Knöpfe an der Oberseite eingelassen.
Die Anschlüsse für Micro-USB, USB und AUX befinden sich an der Rückseite unter einer sehr dicht schließenden Gummiklappe. Dieses solltet ihr wirklich stets gut schließen, denn wenn in die Anschlüsse Wasser eindringt, nützt euch auch IPX7 herzlich wenig.
Der zusätzliche USB-Anschluss ist eine ziemlich tolle Sache, denn er verwandelt den JBL mal eben in eine Powerbank für euer Smartphone und Co. Die Selfies sind also gerettet. Wenn ihr diese Funktion nicht nutzt, kann der Lautsprecher bis zu ordentlichen 20 Stunden durchnuddeln. Und das ist für ein ultramobiles Gerät sehr gut.
Genauso typisch für die Abteilung ultramobil ist ein maximaler Bluetooth-Abstand von 9 Meter zwischen Master und Slave, was auch für kleine Mietwohnungen theoretisch komplett ausreicht. Theoretisch.
An den Seiten befinden sich die beiden beweglichen 50 mm-Schallwandler-Oberflächen, die ihr laut Betriebsanleitung aber bitte nicht antatschen sollt, während sie im Musiktakt schwingen. Sie sind aber der deutlichste Hinweis darauf, dass wir später vom Sound einiges erwarten können.
Ebenfalls erwähnenswert ist die Möglichkeit, dass ihr über die JBL Connect-Funktion mehrere JBL-Lautsprecher mit dieser Funktion „in Reihe“ schalten könnt um so wirklich den kompletten Park beschallen zu können. Hat hier jemand spontane Electro-Party mit offener Facebook-Einladung gesagt?
In der Übersicht ist der Preis fast lächerlich, wenn wir uns dafür die Funktionalität und die Pro- und Kontra-Liste angucken:
VORTEILE
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Steuerelemente und Anschlüsse selbsterklärend und ausreichend
- Telefonfunktion
- Powerbank-Funktion
- Wasserfest
- Mehrere Lautsprecher koppelbar
- Beste Soundvoraussetzungen
- Hohe Akkuleistung
- 360-Grad-Sound
NACHTEILE
- Der Look ist Ansichtssache
Es klingt sicher bescheuert, aber der einzige Kontra-Punkt, der eigentlich keiner ist, macht die JBL Charge 3 Box trotz ihrer tausend genialen Funktionen in meinem Augen (!) für mich weniger geeignet als der schicke Bose SoundLink Mini II Lautsprecher.
Es mag aber sicher einleuchten, dass mir die Rolle einfach zu wuchtig ist, sie passt nicht einmal unter meinen Bildschirm. Und angucken mag ich sie auch nicht. Anhören aber umso mehr.
Die Bluetooth-Verbindung herstellen
Wie man bei einem solchen Geräten bitteschön erwarten kann, ist das Pairing-Verhalten per Bluetooth sehr vorbildlich und innerhalb von wenigen Sekunden erledigt.
Ich habe hier jedoch schnell gemerkt, dass der ON/OFF-Schalter zumindest bei unserem Testgerät ein wenig zu reaktionsfreudig ist und zwischendurch gern mal die Box ausschaltet, wenn ihr eigentlich was anderes drücken wolltet.
Auch die Stabilität der Bluetooth-Verbindung könnte besser sein. Ich bin nur vom Arbeitszimmer in die Küche gegangen und schon hat es mächtig gehakt und gehakelt. Das ist ebenfalls ein Hinweis darauf, dass sich der Lautsprecher in der freien Wildbahn am wohlsten fühlt und nicht solche Stubenhocker-Qualitäten wie der Bose SoundLink mitbringt.
Zur akustischen Unterstützung eurer Pairing-Bemühungen und Bedienfeld-Fummeleien setzt die JBL-Box übrigens auf sehr nachvollziehbare Töne in auf- oder absteigender Reihenfolge.
Der Charge 3 im Soundcheck
Wir haben jedem Bluetooth-Lautsprecher Test ein Hörbeispiel für euch angefügt, so dass ihr euch ein Bild vom Klang machen könnt. Hier ist natürlich zu beachten, dass die Qualität sehr stark davon abhängt, wo ihr das Beispiel abspielt. Wir haben die Aufnahme draußen gemacht, daher hört man auch ein paar Umgebungsgeräusche.
Arne und Mauricio lieben beziehungsweise nutzen ihre JBL Charge 3 nicht umsonst. Als erfahrene Tester haben die Beiden nur wirklich sinnvolle Geräte im Haus – sei es Kaffeevollautomaten oder Standmixer.
Ich bin mir aber sicher, dass sie nach unserem kleinen Lautsprecher-Switcheroo vermutlich eher bei der Bose hängen bleiben – zumindest was den Sound betrifft.
Denn so sehr sich die JBL-Rolle auch Mühe gibt, wie ein großer Lautsprecher zu klingen, schafft sie es dennoch nicht ansatzweise so gut wie die Bose. Und das hört man schon mit halbem Ohr.
Aber der Reihe nach. Zunächst einmal zum 360-Grad-Sound: Der ist hier durchaus gegeben, auch wenn der Sound etwas dumpfer wird, wenn ihr euch seitlich vor den Schallwandler positioniert. Auch von hinten klingt es definitiv weniger präsent als von vorne.
Das dürfte im Normalfall kaum jemandem wirklich auffallen und schon gar niemanden stören. Ich habe aus den Angaben des Herstellers eine Maximallautstärke von 80 Dezibel für den Lautsprecher entziffert, was sich im Zusammenspiel mit dem richtigen Ausgabegerät aber als weitaus höher herausstellt.
Lautstärke ist für den JBL jedenfalls kein Problem, ab einem gewissen Punkt klirrt die ganze Sache zwar, aber auch nur, wenn ihr zu nahe am Lautsprecher hockt. Auch im leisen Zustand kriegt ihr ein Soundereignis gut differenziert mit, jedoch reicht die Brillanz sicher nicht an Bose heran.
Schauen wir kurz auf den allgemeinen Soundcheck per Bluetooth am Smartphone:
- Der JBL-Sound hat eine wunderbare Grundnote, die angenehm voll und rund ist. Der Bass ist also wesentlich ausgewogener als bei Bose, allerdings eben auch nicht überragend.
- Insgesamt klingt der JBL Lautsprecher „klein“, die Mitten und Höhen sind angenehm, aber ziemlich schwach auf der Brust und ein bisschen arg matschig.
- Preset-Einstellungen am Equalizer, die exakt zur Musikrichtung passen, machen das Soundbild ein wenig differenzierter und können viel verbessern. Aber dieser „Kleine-Box“-Effekt verstärken sie nur noch. Das merkt ihr zum Beispiel extrem bei Klassik.
Was ich mit „Kleine-Box“-Effekt sagen will: Der JBL Charge 3 klingt so, als hätte man die jeweilige Band oder das Orchester geschrumpft und direkt in die Box gesetzt. Ihr löst euch nie vom Empfinden der Soundquelle, wie dies bei Bose der Fall ist. Das deutet auf mangelnde Räumlichkeit und damit auch eine ziemlich flache Differenzierung hin. Klingt aber eben auch nicht wirklich schlecht.
Versuchen wir, diesen Eindruck noch einmal genauer zu umschreiben, wenn wir uns den Charge 3 Lautsprecher mit der „Eargasm Explosion“-Equalizer-Einstellung für iTunes des Tumblr-Users thesecretsauce ganz genau angucken:
James Blake – „Limit To Your Love“
(Electro; Merkmal: Krasser, dominierender Basslauf)
- Ohne Equalizer: Die Stimme ist super, alles andere klingt wieder nach kleiner Box. Der Bass flimmert ein wenig.
- Mit Equalizer: Die Box ist überfordert, auch wenn der Bass hier eine andere (und irgendwie sehr klasse) Charakteristik erhält.
Vivaldi – „Der Frühling“
(Klassik; Merkmal: Besteht gefühlt nur aus Mitten und extremen Höhen)
- Ohne Equalizer: Der „Kleine-Box“-Effekt ist extrem, auch wenn das Stück an sich rund und angenehm klingt. Sehr netter Grundbass.
- Mit Equalizer: Ein bisschen sehr höhenlastig, aber wesentlich differenzierter und brillanter in den Haupt-Merkmalen dieses Stücks.
The Bates – „Billie Jean“
(„Pop“-Punk; Merkmal: Schlechtes Mastering, scheppernde Instrumente)
- Ohne Equalizer: Bei dieser Aufnahme ist der „Kleine-Box“-Effekt ein Vorteil, es passt zum Charakter. Ändert aber nichts an der Tatsache.
- Mit Equalizer: Die Tiefen verschwinden, die Mitten werden zu ausgeprägt, die Höhen sind aber sehr schnieke. Dennoch nicht ausgewogen.
Wir haben ein Snippet des James Blake-Tracks für euch aufgenommen. Hier hört man vor allem die schicke Stimme und den „Kleine-Box“-Effekt sehr gut. Was natürlich auch nur eine schlechte Imitation des unmittelbaren Sounds sein kann.
Wir sehen jedenfalls deutlich, dass der Charge 3 Lautsprecher klare Grenzen bei der Leistungsfähigkeit hat, die von einem exzellenten Equalizer-Preset noch deutlicher unterstrichen werden.
Zum gemeinsamen Chillen oder Party-Hören reicht es natürlich mehr als allemal. Aber wenn ich Musik wirklich genießen will, möchte ich bitteschön vergessen können, dass sie aus einem Lautsprecher kommt. Und das funktioniert hier nicht.
Das läuft im Endeffekt auf folgende Erkenntnisse zum Sound in Kurzform heraus:
- Der Bass ist hier extrem schnuckelig und tanzbar
- Insgesamt kommt er nicht über seine baulichen Grenzen hinaus und bleibt immer eine „kleine Box“
- Macht vor allem im lauten Zustand ordentlich was her
- Keine wesentlichen Probleme mit gerichtetem Schall
Fazit zum JBL Charge 3
Das Fazit zum JBL Charge 3 Bluetooth Lautsprecher fällt im Grunde genauso aus wie jenes zum Bose SoundLink Mini II, nur eben mit exakt umgekehrten Vorzeichen:
Während der Bose für den Hauseinsatz ideal war, ist der Charge 3 ein echter Outdoor-Künstler. Kommt es euch vor allem darauf an, unterwegs satten Sound zu haben und von vielen tollen Einfällen wie der Powerbank-Funktion und der Wasserfestigkeit zu profitieren, dann könnt ihr ohne Gewissensbisse zum hier getesteten Gerät greifen.
154,01 Euro
VORTEILE
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Steuerelemente und Anschlüsse selbsterklärend und ausreichend
- Telefonfunktion
- Powerbank-Funktion
- Wasserfest
- Mehrere Lautsprecher koppelbar
- Beste Soundvoraussetzungen
- Hohe Akkuleistung
- 360-Grad-Sound
NACHTEILE
- Der Look ist Ansichtssache
Wenn euch Sound over Function geht, werdet ihr hier definitiv ein wenig enttäuscht und ich wüsste nicht, warum ich den JBL als Hauptlautsprecher in meiner Mini-Wohnung einsetzen sollte. Für mein Nutzerprofil wäre ich von der Leistung beim aktuellen Preis von aktuell 154,01 Euro ganz sicher nicht begeistert.
„Objektiv“ gesehen ist dieses Preis-Leistungsverhältnis aber ausgezeichnet, weil trotz Querschnittssound einfach viel in der (hässlichen Rolle) steckt.
Wie seht ihr das? Wollt ihr noch mehr wissen? Dann schickt uns einen Kommentar!
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