Der Jura A1 Kaffeevollautomat im Test 2024: Minimalismus pur oder überteuertes Accessoire?
Eines ist mir nach meinem ausgiebigen Kaffeevollautomat-Test 2024 klar: Geräte der Marke Jura haben größere Preisschilder. Dennoch habe ich auf der Suche nach dem perfekten schwarzen Kaffee-Genuss den Jura A1 unter die Lupe genommen und muss sagen: Auch ohne Milchaufschäumer macht der Vollautomat einiges her.
Klar – der Vergleich mit unserem Testsieger und Allrounder DeLonghi ECAM 22.110.B macht hier nur wenig Sinn. Denn der puristische Jura-Automat konzentriert sich komplett auf aromatischen Espresso und Ristretto.
Preislich liegt er mit stolzen 629 Euro (Stand: Mai 2021) allerdings deutlich über Konkurrenzmodellen ohne Milchschaum. Das zeigen der Tchibo Esperto Caffè oder Melitta Caffeo Solo. Dafür holt der Jura Kaffeevollautomat meiner Meinung nach das beste Espresso-Aroma aus den Kaffeebohnen – und sieht dabei schick aus.
Die Verkostung seht ihr im Youtube-Video, das uns freundlicherweise von Coffeeness zur Verfügung gestellt wurde.
Doch bei aller Liebe zur Ästhetik frage ich mich: Rechtfertigt die Qualität den Preis oder ist der Jura A1 nur ein stylisches Accessoire für Designerküchen, die etwas dicker auftragen wollen?
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Der Jura A1 im schlichten Design
Seinen Platz in modernen Küchen hätte sich der Jura mit der schlichten Farbpalette in schwarz-weiß auf jeden Fall verdient. Dafür hat sich Jura beim Marketing auch klingende Namen einfallen lassen: Der Kaffeevollautomat ist in den Trendfarben „Piano black“ und „Piano white“ erhältlich.
VORTEILE
- Einfach zu bedienen
- Hochwertige Verarbeitung
- Perfekter schwarzer Espresso-Genuss
NACHTEILE
- Für die Leistungsklasse preisintensiv
- Brühgruppe fest verbaut
Mit seinem Hochglanz-Gehäuse ergibt das im Gesamtbild einen edlen Eindruck. Dabei bleibt der etwas überhebliche Espresso-Star im Gegensatz zum Giganten Jura Giga 6 allerdings so kompakt, dass er in jede Küche passt.
Das Touch-Panel ist elegant in die Oberseite integriert und erfüllt seinen Zweck: schwarzer Kaffee auf Knopfdruck. Kein Latte Macchiato, kein Cappuccino, keine komplizierten Benutzereinstellungen. Außerdem gibt es – wie bei allen anderen Jura Kaffeevollautomaten – keine herausnehmbare Brühgruppe. Dafür puristischer Kaffee-Genuss.
Auch von der Seite geizt der Jura A1 nicht mit seiner Extravaganz: Das Gehäuse ist etwas nach vorne geneigt und könnte ebenso im Museum für zeitgenössische Kunst stehen. Ob das Ganze auch einen funktionellen Hintergrund hat, kann ich euch nicht genau sagen – ein Hingucker ist es allemal.
Doch worin unterscheidet sich der schicke Jura A1 vom günstigeren Melitta Purista? Um euch einen Überblick zu geben, habe ich die wichtigsten Punkte in einer Vergleichstabelle zusammengefasst (Stand: Mai 2021):
Jura A1 | Melitta Purista | |
---|---|---|
Preis | 629 Euro | 359 Euro |
Milchschaumsystem | Nein | Nein |
Brühgruppe | nicht herausnehmbar | herausnehmbar |
Getränke | Espresso, Ristretto, Kaffee | Espresso, Caffè Crema |
Kaffeestärke | 2 Stufen | 3 Stufen |
Mahlgrad | Stufenlos | 5 Stufen |
2-Tassen-Funktion | Nein | Ja |
Durch die Einstellungsmöglichkeiten könnt ihr den Extraktionsprozess ausreichend beeinflussen – sozusagen „Finetuning“ für euren Kaffee. Ob der Professional Aroma-Grinder – so heißt das Mahlwerk in coolem Jura-Terminus – knapp 270 Euro Unterschied rechtfertigt, sei mal dahingestellt.
Benutzerfreundlichkeit & Lautstärke: Richtig einstellen ist die halbe Miete
Heißwasserfunktion und Wassertankbeleuchtung wie beim Luxusprodukt Jura Z6 – oder dem Nachfolger Jura Z8 – sucht ihr beim Jura A1 vergeblich, denn das glatte Design verzichtet auf Schläuche, Ausbuchtungen und anderen Schnickschnack. Dafür könnt ihr auch die Bedienungsanleitung in der Verpackung lassen, denn die meisten Funktionen sind selbsterklärend.
Das Aroma-G3-Mahlwerk könnt ihr einfach per Drehschalter einstellen. Laut Herstellerangaben könnt ihr so bis zu zwölf Prozent mehr Aroma aus den Kaffeebohnen herausholen. Klingt für mich nach Marketing-Sprech. Dennoch: Das Ergebnis des A1 hat mich überzeugt – Kaffeemenge, Extraktionszeit und Pumpendruck stimmen.
Doch damit die hochwertige Bohnenverarbeitung der Maschine zur Geltung kommt, müsst ihr auch etwas hochwertiges in den Bohnenbehälter füllen. Wir haben für unseren Testbericht den fair gehandelten und eigens für Vollautomaten entwickelten Coffeeness-Kaffee verwendet.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Mein Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Kaffeevollautomaten.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Das schokoladige Aroma ist bei „zweitfeinster“ Mahlwerks-Einstellung am besten zur Geltung gekommen. Die Auswahlmöglichkeiten der zwei-stufigen Kaffeestärke sind da etwas limitierter – ihr könnt euch folgendermaßen entscheiden:
- Eine Bohne: 7 Gramm Pulver pro Puck
- Drei Bohnen: 10 Gramm Pulver pro Puck
Ein separates Fach für gemahlenen Kaffee findet ihr ebenfalls an der Oberseite. Dieses könnt ihr im Gegensatz zur Brühgruppe auch herausnehmen und gut säubern.
Beim Mahlvorgang kann es etwas laut werden: Das Mahlwerk tönt mit knapp 70 Dezibel und macht damit klar, dass hier gerade Arbeit im Gange ist. Kennt ihr außerdem das (für Jura typische) Pumpengeräusch? Keine Sorge, das muss so!
Während herkömmliche Siebträger-Espressomaschinen mit relativ gleichmäßigem Druck und Durchlauf arbeiten, wird hier das Wasser dank P.E.P. (Pulse Extraction Process) in mehreren Schüben durch den gemahlenen Kaffee gepresst und holt somit das beste Espresso-Aroma heraus. Geschmack geht hier vor Betriebslautstärke.
Espresso & Getränkevielfalt: Heißer, schwarzer Kaffee-Genuss
In Sachen Aroma lassen sich die Schweizer nichts vormachen: Jura Kaffeemaschinen liefern derzeit den besten Espresso unter allen Vollautomaten. Auf Cappuccino, Latte Macchiato und Cafè Crema müsst ihr beim A1 mangels Milchschäumer leider verzichten. Da macht euch der Jura E8 ein besseres Angebot.
Folgende Getränke stehen euch in der Voreinstellung zur Verfügung:
- Ristretto: Hierbei handelt es sich um einen dichteren Espresso mit geringerer Wassermenge. Der „richtige“ Ristretto gelingt sonst nur in einer Espressomaschine. Dennoch holt der Jura A1 aus meinen Bohnen eine klare Schoko-Note heraus. Alternativ könnt ihr den Ristretto auch als Espresso (25 bis 30 Milliliter) konfigurieren.
- Espresso: Ein paar spritzige Noten machen den Espresso zu einem vielseitigen Erlebnis und runden das Aroma ab. Mit einer individuellen Einstellung könnt ihr ihn auch als doppelten Espresso (50 Milliliter) genießen.
- Kaffee: Für meine Kaffeebohnen ist diese Voreinstellung etwas zu kompakt, dafür habt ihr garantiert keine Probleme mit Wässrigkeit. Ich empfehle euch, hier die Konfiguration auf rund 125 Milliliter zu erhöhen.
Ja, hier ist zugegebenermaßen ein bisschen Feinarbeit notwendig, aber das Ergebnis überzeugt. Ob kräftiger Ristretto, feiner Espresso oder aromatischer Kaffee: Mit diesen drei Getränken habt ihr wichtige schwarzen Kaffeespezialitäten abgedeckt. Vielleicht kann ich mich doch noch mit dem höheren Preis anfreunden.
Reinigung: Keine Neuheit bei der Brühgruppe...
Täglich grüßt das Murmeltier. Zumindest komme ich mir bei meinen Produkttests der Jura Kaffeeautomaten so vor. Denn auch für die Jura A1 gilt: keine herausnehmbare Brühgruppe.
Wieso Jura diese Design-Entscheidung für sich getroffen hat, ist mir nicht ganz klar. Dadurch wird das Thema Hygiene zum Vertrauensfall.
Fakt ist: Bei der Reinigung müsst ihr euch zum großen Teil auf die automatischen Programme der Maschine verlassen. Dabei wird die Brühgruppe zwar mit ordentlich heißem Wasser durchgespült, was im Inneren allerdings genau vorgeht, bleibt gut vor euch verborgen.
Dafür sind die restlichen Putz-Tätigkeiten auf ein Minimum reduziert: Kaffeereste entfernen, Bauteile entkalken und gelegentlich die Filterpatrone beim Wasserfilter wechseln. Bei besonders weichem Wasser braucht ihr keinen Filter, in kalkhaltigen Gebieten empfehle ich diesen aber auf jeden Fall.
Auch Abtropftasse und Tresterbehälter lassen sich unter klarem Wasser abspülen. Den kleinen Wassertank könnt ihr ganz nebenbei reinigen, da er aufgrund seiner Größe ohnehin nach einigen Tassen bereits wieder aufgefüllt werden muss.
Dementsprechend ist der Jura A1 auch eher für Singles oder kleine Haushalte geeignet – oder ihr lauft alle paar Minuten zur Wasserleitung. Wer allerdings eine schicke Kaffeemaschine fürs Büro sucht, ist bei der umfangreicheren Nivona NICR 1040 CafeRomatica besser aufgehoben.
Fazit: Der Jura A1 als Statement für die Küche
Schönheit hat ihren Preis – das trifft auch auf die schicken Modelle von Jura im Kaffeevollautomat-Test zu. Sind die Kosten deswegen zu hoch? Nicht unbedingt. Die Maschine braut nach ein paar grundlegenden Einstellungen überzeugenden Kaffee. Wahre Kenner werden hier den Unterschied zum typischen Vollautomaten-Standard schmecken.
629,00 Euro
Außerdem bekommt ihr mit dem Jura A1 ein wirklich elegantes Modell für eure Küche. Wollt ihr allerdings das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, rate ich euch eindeutig zum Caffeo Solo von Melitta. Auch der Nachfolger Melitta Purista liegt im Preisvergleich deutlich darunter und eignet sich als Jura A1-Alternative.
Dennoch muss ich immer wieder sagen: Jura-Kaffeevollautomaten sind auf jeden Fall ein Statement und machen Eindruck. Ob ihr dafür allerdings ein paar hundert Euro mehr ausgeben wollt, bleibt euch überlassen.
Welchen Vollautomaten würdet ihr kaufen? Setzt ihr auf das High-End-Modell oder schaut ihr mehr auf den Preis? Erzählt mir von euren Erfahrungen in den Kommentaren!
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