Der FloraPrima Test 2025: Gibt’s hier wirklich mehr fürs Geld?
In den vergangenen Jahren hat sich meine Einstellung zum Verhältnis von Preis und Leistung extrem gewandelt. Ich bin immer noch ein Fan davon, wenn ich mehr fürs Geld bekomme, als ich eigentlich dachte. Aber inzwischen schaue ich sehr genau hin, was mir da an Mehr angeboten wird.
Inhaltsverzeichnis
Nennt es von mir aus versnobt oder Tester-Macke, aber ich kann auf Zugaben und Gratis-Zeug sehr gut verzichten – denn meist ist es Ramsch, der den Blick auf das Wesentliche bzw. das Produkt verstellt.
Diese Vorrede halte ich nur deswegen, weil mich der Test von FloraPrima ein wenig ratlos zurückgelassen hat. In anderen Blumenversand-Tests kommt dieses alleinstehende Unternehmen immer wieder mit Bestnoten weg.
Insbesondere die Serviceleistungen werden gelobt, auch die Fairtrade-Angebote und das Preis-Leistungs-Verhältnis stehen ganz oben auf den Treppchen. Nur irgendwie habe ich dabei das Gefühl, das keiner auf das Eigentliche achtet – den Blumenstrauß.
Und was FloraPrima da bietet, ist nicht nur wesentlich mehr Masse als Klasse, sondern auch ein Beweis dafür, dass selbst ungeübte Augen sehr wohl sehen können, ob bei einem Blumenstrauß ein wenig Liebe zum Handwerk oder wenigstens auch nur ein Hauch Kreativität im Spiel ist.
VORTEILE
- Fairtrade-Angebote
- Viel Strauß fürs Geld
- Kostenlose Vase
- Gute Abbildungstreue
NACHTEILE
- Völlig überladener Bestellprozess
- Kreativität nicht erkennbar
- Haltbarkeit
- Lieferung mit Schäden
Das haben wir bei FloraPrima bestellt
Solltet ihr zu den Menschen gehören, denen eine große Auswahl wichtig ist, seid ihr schon im Sommer-Angebot von FloraPrima richtig. Hier stapeln sich die Bouquets in allen Preisklassen und wir haben uns am Ende für den Strauß „Lullaby“ entschieden.
Dieser kostete 29,99 Euro plus 4,99 Euro Versandkosten. Im Gegensatz zu vielen anderen Onlineshops bekommt ihr hier minutiös aufgezählt, was in diesem Strauß enthalten sein soll:
- 14 rosa Germini
- 6 weiße Sprayrosen
- 2 rosa Limonium
- 3 Bupleurum
- 3 Asparagus, 6 Panicumgräser, 3 Aralienblätter, 6 Lederfarn und 5 Pistochia
Germini ist eine Gerbera-Variante, Limonium ist Strandflieder. Abgesehen von den etwas verschleiernden botanischen Namen handelt es sich hier also ausnahmslos um 0815-Standardblumen.
Nur mal so nebenbei: Mir als Nicht-Pflanzenkenner ist schon öfter aufgefallen, dass die Blumenversender mit der korrekten botanischen Bezeichnung manchmal so tun wollen, als wäre der Strauß grandioser als er ist.
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege – aber ich denke mir oft „Hui, das klingt ja spannend!“ – und muss dann feststellen, dass mir Schnarch-Blumen angeboten werden. Andererseits fühle ich mich als Nicht-Pflanzenkenner manchmal auch ein wenig hilflos bei den Blumenangaben – und muss googlen, ob ich die Pflanze am Ende wirklich haben will oder nicht.
Wie dem auch sei: Auch bei diesem Strauß haben wir uns wieder für eine Zartrosa-Farbwelt entschieden, die von Creme-Noten aufgefangen werden soll. Das Ganze hat einen mädchenhaften, fast hochzeitshaften Charme, bei dem wir über den Sommer-Aspekt vielleicht streiten könnten. Aber das ist nur ein Gefühl.
Schon hier ging mir indes gewaltig auf die Nerven, dass das Produktfoto mit Glanzlicht-Akzenten aufpoliert wurde. Liebe FloraPrima-Website-Gestalter: Welcher Strauß reflektiert bitte das Licht?!
Glitter, Glanz und Gloria
Davon abgesehen wirkte der Strauß aber so, als bestünde er erstens praktisch nur aus Blumen, wäre zweitens fest und mit runder Attitüde gebunden und hätte drittens einen sehr glamourösen und festlichen Charakter.
Wie bei allen Tests haben wir den Strauß Sonntagabend zwischen 21.30 und 23.30 Uhr mit Standardversand ohne Wunschtermin bzw. zum frühestmöglichen Zeitpunkt bestellt.
Das hat FloraPrima geliefert
Mit ganzen 53 Stielen im Strauß hätte FloraPrima theoretisch den Preis für das üppigste Bouquet verdient. Von diesen 53 Stängeln gehören allerdings nur 25 zu Blumen – die andere Hälfte ist Grünzeug in veränderlichen Anteilen. Wie angegeben waren alle vier versprochenen Blumensorten jedoch enthalten.
Farblich stimmen die Blumen auch mit dem Online-Versprechen überein, selbst die schmalen, langen Farnblätter als Akzente auf dem Strauß sind enthalten. Soweit ist also alles in Ordnung. Soweit.
Der Strauss auf der Website …
… und in echt ganz ohne Glitzer
Bestellung und Lieferung bei FloraPrima: Darf’s noch etwas mehr sein?!
Ich habe es bereits im Leitartikel zum Blumenversand-Test gesagt: Wenn ihr wissen wollt, wie man Websites heutzutage NICHT mehr aufbauen sollte, schaut bei FloraPrima vorbei.
Auf den völlig überladenen Seiten muss man die Sträuße zwischen all den Stoppern, Badges und Widgets erst einmal suchen. Es gibt zig Unterkategorien und das Ganze wirkt einfach absolut geschmacklos.
Ich weiß nicht, warum mir FloraPrima unbedingt mit der Keule sagen muss, dass es von Testinstanzen supergut bewertet wird, Mitglied von supervielen Trust-Netzwerken ist und bei Kunden superklasse abschneidet …
FloraPrima im Siegelwahn
Ein Detail, das für den Online-Millennial sehr wichtig ist, geht in diesem Brimborium fast unter: FloraPrima führt explizit Fairtrade-Blumen und setzt sich laut Eigenaussage dafür ein, dass nur mit Händlern Geschäfte gemacht werden, die sich selbst sozial engagieren.
Was indes ganz groß und nicht zu übersehen ist: Ihr bekommt eine Vase dazu! Immer! Gratis! Whoooop! Und eine Karte! Yeeaaah! Und die Auswahl! Woooow!
Gerade bei der Auswahl habe ich mal genauer hingeguckt: Auch hier wird versucht, mit der Masse an Sträußen zu punkten. Da wird ein Bund allerdings in zig Kategorien untergebracht – viele der Bouquets wirken zudem fast identisch. Und immer wie Bla-Standard.
Über die Fotos habe ich schon etwas gesagt: Sie wirken wie am Computer gebaut – von jemandem, der Paint für die Bildbearbeitung nutzt. Ich übertreibe, aber nehmen wir nur einmal das Bild zum Strauß „Ming Vase mit asiatischen Orchideen“ als Anschauungsmaterial. Noch Fragen?
Aber warum meckere ich darüber eigentlich so, wenn es doch bei FloraPrima so viele gute Service-Aspekte gibt? Ganz einfach: Onlineshopping ist Vertrauenssache. Und inwieweit würdet ihr einer Seite trauen, deren Produktfotos wie ein Fake wirken, die ein bisschen zu dolle darauf hinweisen will, dass man ihr vertrauen kann und die euch den Weg zum auserwählten Strauß mit einem Haufen „Müll“ erschwert?
Es mag nur meine Macke sein – aber ich will die „Glasvase Jessika“ gar nicht haben! Oder die Schokotafeln und das ganze Zeug, dass es bei vielen Bouquets dazu gibt. Ihr könnt diese Beigaben im Warenkorb entfernen, aber das habe ich erst auf den zweiten Blick gesehen.
Apropos zweiter Blick: Ich habe hier vor Ewigkeiten mal eine Topfpflanze für meine Mutter bestellt – und erst beim Auspacken stellte sich heraus, dass es eine Kunstblume war! Dieser Fakt war sicher irgendwo beschrieben. Aber entweder hat ihn mein Auge wegen des überladenen Designs nicht mitbekommen, oder er wurde nicht prominent genug benannt und platziert.
Hinter all diesen Problemchen versteckt sich indes ein wirklich solides Serviceangebot, denn ihr könnt Blumen auch gegen Aufpreis am gleichen Tag verschicken. Außerdem ist hier die Zahlung mit allen gängigen Methoden möglich – sogar auf Rechnung!
Für mich persönlich ist Hermes eine echte Krankheit, wenn es um Paketlieferungen geht. Aber in diesem Fall kam der Hermes-Mitarbeiter schon nach 1,5 Tagen (Dienstagmittag) mit dem FloraPrima-Paket bei mir an und stellte mir einen unversehrten Karton vor die Füße.
Damit war FloraPrima bzw. Hermes sogar noch einen Hauch schneller als die gesamte Direktversand-Konkurrenz, die mit DHL zusammenarbeitet. Nur die DPD-Partner Valentins und Lidl-Blumen konnten mit einem noch schnelleren Versand punkten.
Falls ihr allerdings ein Paradebeispiel für eine traurige und deprimierende Blumenpräsentation sucht, seid ihr bei FloraPrima wiederum richtig. Der Strauß steckte in Folie liegend in einem engen Karton, der so aussah, als müsstet ihr gleich ein Elektrogerät zusammenbauen.
Obenrum etwas zu eng
Diese Enge sorgte auch dafür, dass die Blumen mit zahlreichen Knicken bei mir ankamen, was bei den kleinen Blütenblättern von Gerbera gleich doppelt auffällt. Außerdem könnt ihr auf dem Bild sehen, wie müde und schlapp das Gebinde wirkt – trotz Frischhalte-Vorrichtungen.
Die Gerberas kamen schon so zerknautscht an
Damit ist FloraPrima in vielen Aspekten, die für den Durchschnittskunden wichtig sind, hervorragend, während es bei allen Dingen, die den Strauß direkt betreffen, irgendwie versagt. Und das zog sich weiter durch den Test.
Handwerk und Kreativität: Schönes von der Tanke?
Die Überschrift mag ein bisschen fies sein, beschreibt jedoch genau den Eindruck, den mir der Blumenstrauß von FloraPrima vermittelt hat: Solche Gebinde erhalte ich auch an jeder x-beliebigen Tanke!
Ich kann euch gar nicht genau sagen, warum dieser Eindruck hier so intensiv ist, obwohl zum Beispiel das Bouquet von ALDI Blumen auch nicht wesentlich kreativer gestaltet war.
Lag’s an den Bla-Blumen? Lag’s an der irgendwie unmotivierten und ziemlich löchrigen Anordnung? Lag’s vielleicht sogar an dem eklatanten Füllgrün, das dem Strauß Dimensionen geben sollte, aber sich sofort als Augenwischerei enttarnte?
Diese völlig unpersönliche Note im Zusammenspiel mit einigen handwerklichen Macken ergeben dann den nicht ansprechenden Eindruck, den der FloraPrima-Strauß bei mir erzeugt hat.
Falls ihr mir nicht glaubt, schaut euch mal das Gruppenfoto an: Bleibt euer Blick auch nur eine Sekunde an diesem Blumenstrauß hängen? Eben.
Findet ihr ihn?
Abbildungstreue des Bouquets: Wenn’s danach geht
Eines muss man FloraPrima auf jeden Fall lassen: die Blumenangaben und Sortenbeschreibungen stimmen. Fast bis aufs Haar. Zwei Panicumgräser fehlten. Skandal! Auch die Farben entsprechen den Vorgaben, der kuppelförmige Aufbau war ebenso erkennbar.
Warum also keine volle Punktzahl? Das Dekogrün hat es mir vermiest. Es nimmt dem Strauß, der online so dicht und fest gebunden wirkt, in der Realität seine Präsenz und etwas von der Grandezza – Foto-Glanzlichter hin oder her.
Viel zu viel Dekogrün
Die eher löchrige Gestaltung und die vielen Nicht-Blumen sorgen dafür, dass ihr euch am Ende ein wenig verkaspert fühlen könntet. Obwohl ihr mehr bekommen habt als für den Preis bei anderen Versendern üblich.
Frische und Haltbarkeit bei FloraPrima: Eine Garantie mit Abstrichen
Ich habe schon mehrfach festgehalten, dass Blumen, die bei der Lieferung beschädigt werden, sich später kaum wieder erholen und damit die Frische- und Haltbarkeitswertung immer negativ beeinflussen.
Das gilt schlussendlich auch für FloraPrima, wobei hier noch der müde Eindruck des Straußes hinzukommt, der allerdings nicht von der Frische der Pflanzen an sich stammt. Die standen bei Anlieferung noch voll im Saft. Wer hat eine Idee?
Der Übergang von ansehnlich zu traurig erfolgte jedenfalls an Tag 5 unseres 7-Tage-Tests. Und das bei allen Sorten und praktisch gleichzeitig. Nur das Dekogrün hielt sich wenigstens noch bis Tag 7.
Im Vergleich mit den anderen Anbietern ist dieser Befund weder besonders herausragend, noch besonders schlecht. Wiederum haben wir den Strauß nicht nach Pflegeanleitung behandelt, sondern nur mit Wasser versorgt.
Insgesamt lässt mich dieser Teil der Wertung genauso unbeteiligt zurück wie der Strauß selbst. Ich fühle mich nicht um mein Geld gebracht, kenne aber zum Beispiel von FloraQueen und ALDI Blumen Sträuße mit längerer Haltbarkeit.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Was ist wichtiger?
Bei all den Zusatzgaben und Stängeln pro Strauß wäre es vermessen, wenn ich FloraPrima keine hohe Punktzahl beim Preis-Leistungs-Verhältnis geben würde. Das setzt jedoch voraus, dass mir das wichtiger ist als hochwertige Blumen und entsprechende Handwerkskunst.
Außerdem gibt es Punktabzug bei der Kreativität und der Lieferung – aus rein ästhetischer Sicht. Darum muss die Frage am Ende lauten:
Worum geht es bei Blumen – Umfang, Gratisbeigaben oder Ästhetik?
Nicht umsonst ist der Strauß von FloraPrima für mich die Antithese zum Bloomy Days Test, wo es reine Ästhetik, wenig Stängel und nur hochwertige Blumen gab. Wohlgefühlt habe ich mich aber auch mit diesem Angebot nicht. Doch hatte es tatsächlich noch mehr Fehler als FloraPrima.
VORTEILE
- Fairtrade-Angebote
- Viel Strauß fürs Geld
- Kostenlose Vase
- Gute Abbildungstreue
NACHTEILE
- Völlig überladener Bestellprozess
- Kreativität nicht erkennbar
- Haltbarkeit
- Lieferung mit Schäden
Fazit zu FloraPrima
Vielleicht muss ich beim Gesamturteil zu FloraPrima meine Zielgruppen-Brille wechseln. Denn die Website wirkt wie ein Angebot, das meine Eltern gut finden könnten. Auch die Blumen haben eher eine Ästhetik aus dem vorherigen Jahrhundert.
FloraPrima bietet Standard. Das muss man mögen
ab 29,99 € pro Bestellung (zum Bestellzeitpunkt für den Strauß „Lullaby“)
Zudem bin ich mir hundertpro sicher, dass die Elterngeneration auf die zahlreichen Gratisbeigaben, vielen Vertrauensangeboten und so klassische Services wie „Kauf auf Rechnung“ anspringt.
Das ist auch alles in Ordnung – nur fällt FloraPrima aus diesem Grund in mehrfacher Hinsicht negativ im Direktvergleich auf. Andere Online-Blumenversender sind wesentlich zeitgemäßer und schaffen es geschickt, die Fließbandarbeit dahinter zu kaschieren.
Bei FloraPrima gibt es Standard in jeder Hinsicht – das muss man mögen. Ich tu es nicht.
Wie steht es mit euch? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!