Der Valentins Test 2024: Kann der Direktversender mit dem Konkurrenten Fleurop mithalten?
Die (deutsche) Handelswelt besteht immer aus Duellen: Rossmann gegen dm, ALDI gegen Lidl, ALDI Nord gegen ALDI Süd.
Bei Blumen heißt dieses Duell für mich aus irgendeinem Grund Valentins gegen Fleurop. Warum das so ist, kann ich euch gar nicht so recht sagen. Denn Fleurop als Floristennetzwerk und Valentins als Direktversender haben eigentlich kaum etwas miteinander zu tun – bis auf das Thema Blumen.
Inhaltsverzeichnis
Das habe ich auch in unserem Blumenversand-Test 2024 bemerkt. Aber nicht auf die Art, wie ihr vielleicht denken würdet. Denn ausgerechnet bei allen flankierenden Aspekten der Blumenbestellung lag Valentins in mancher Hinsicht vorne. Obwohl es ein wesentlich schlechteres Serviceangebot hat.
Beim Strauß selbst gab es (fast naturgemäß) große Unterschiede im Zustand bei der Lieferung. Und über die Kreativität und das Handwerk, das im Valentins-Strauß steckte, könnten wir sicher herrlich streiten. Lasst uns das in den Kommentaren machen. Aber jetzt erst einmal der Testbericht.
VORTEILE
- Extrem viel Blume fürs Geld
- Frischer Strauß
- Solide Floristenkunst
- Guter Bestellvorgang
- Strauß fast mit Onlinebild identisch
- Schöne Präsentation
NACHTEILE
- Superknautschig bei Anlieferung
- Haltbarkeit
Das haben wir bei Valentins bestellt
Die Sommerauswahl von Valentins, die sich unter den „Trend-Kreationen“ versteckt, wirkt zwar nicht sehr üppig, sticht dafür aber schon auf den ersten Blick aus dem Angebot anderer Blumenversender heraus. Dazu später mehr. Außerdem scheint es sehr schnell zu wechseln.
Also müsst ihr euch auf meine Aussagen verlassen bzw. Vergleiche zu stets verfügbaren Sträußen ziehen. Valentins ist sehr genau, wenn es um die Bestandteile der Sträuße geht. Der „Exotic Summer“ sollte seinem Namen alle Ehre machen und folgende Blumen liefern:
- 1 orangefarbene Rose
- 1 Strelitzie
- 1 grüne Anthurie
- 1 Ginger
- 1 blaue Schmucklilie
- 1 grüne Chrysantheme (mehrblütig)
- 1 pinker Hahnenkamm
- 1 blauer Lisianthus (mehrblütig)
- 2 Asparagus
- 1 Allium
- 1 Rutenhirse
- 1 weiße Sumpf-Seidenpflanze
- 1 orangefarbene Seidenpflanze
Schon die schiere Anzahl unterschiedlicher Pflanzen sowie die Auswahl versprachen einen spannenden Strauß zu ergeben, der mit vielen unterschiedlichen Farben und Formen punkten sollte und extrem modern wirkte.
Die lockere Bindung auf dem sehr schön inszenierten Foto erinnerte mich zwar an Bloomy Days, aber durch den Einsatz der vielen Blumen hoffte ich zumindest, hier mehr Absicht und einen „echten“ Strauß zu erhalten.
Wie bei allen Tests haben wir den Strauß Sonntagabend zwischen 21.30 und 23.30 Uhr mit Standardversand ohne Wunschtermin bestellt.
Das hat Valentins geliefert
Bei insgesamt 15 Stängeln (von versprochenen 14!) würden manche unter euch vielleicht die Nase rümpfen. Aber davon gehören nicht nur 8 Stängel zu sehr unterschiedlichen und teilweise preisintensiven Pflanzen, es sind auch noch 8 unterschiedliche Sorten.
Außerdem finde ich, dass selbst das „Dekogrün“ hier in dem Sinne keines ist, weil es von den Standard-Farnen, die wir sonst kennen, abweicht.
Darum wäre es mit zwei zugedrückten Augen durchaus legitim zu sagen, dass der „Exotic Summer“ in 20 von 20 Fällen aus Blumen bestand – und zwar exakt aus denen, die angesagt waren.
Bestellung und Lieferung bei Valentins: Standards für den hippen Kunden?!
Ich bin ein großer Freund davon, wenn mir ein Shop mit seinem Look und seiner User-Experience sofort klar macht, ob ich hier mit meinem Stil- und Style-Empfinden gut aufgehoben bin oder nicht.
Während ich bei Fleurop bestellen würde, wenn es um klassisch-elegante Blumenarrangements für seriöse Blumengrüße geht, würde ich bei Valentins zuschlagen, wenn ich zum Beispiel diversen Freunden aus Prenzlauer Berg ein paar Blümchen schicken wollte.
Die Fotos der Bouquets vor Shabby-Chic-Holzwänden oder weiß getünchtem Mauerwerk kreieren eine leicht angehipsterte Atmosphäre, die mich aber anmacht. Der Trend-Aspekt ist spürbar, ohne, dass es arrogant wirkt.
Diese Balance zeigt auch das Angebot: Da stehen extrem klassische Gebinde mit runder Form und kompaktem Aufbau neben modernen Arrangements mit viel Luft und Blumenwiesen-Attitüde. Bei Valentins gibt es nicht nur Rosen, Tulpen, Nelken. Der Shop scheint vielmehr ganz verknallt in solche Blumen wie Strelizien, Kugellauch oder Schmucklilien in abenteuerlichen Farben.
Zudem ist mir hier sofort aufgefallen, dass die Strauß-Fotos „echt“ wirken. Also als hätte sich jemand die Mühe gemacht, alle Bouquets zu binden, zu inszenieren und abzulichten – und zwar aus allen möglichen Winkeln. Bei allen anderen Direktversendern und natürlich auch bei Fleurop mit seinen Beispielfotos war immer heftiges Photoshop im Spiel.
Zusatzangebote halten sich in Grenzen, ihr könnt Payback-Punkte sammeln und mit allen möglichen Zahlungsarten eure Rechnung begleichen. Nur der Kauf auf Rechnung ist ausschließlich Firmenkunden vorbehalten.
Sobald es an die wirkliche Bestellung geht, zeigen sich die Grenzen bei Valentins deutlich. Als Direktversender bietet Valentins keinen Express-Service, wie das bei Fleurop problemlos möglich ist. Außerdem wird auch gleich auf der Bestellseite deutlich gemacht, dass es „bei dem von Ihnen gewählten Liefergebiet beim Standardpaket häufiger zu Lieferverzögerungen um einen Werktag kommt.“
Das kann man zweiseitig interpretieren: Entweder als Service am Kunden und sich selbst, damit sich am Ende keiner beschweren kann. Oder als versteckter Hinweis mit dem Hammer, man möge doch bitte den Zuschlag für die „Garantie-Lieferung“ zahlen. Die kostet 5 Euro mehr.
Außerdem müsst ihr ein Kundenkonto anlegen, das euch auch noch mit seiner Verbindung zu Lidl-Blumen nervt. Lidl-Blumen gehört zu Valentins, dort gibt es aber ein abgespeckteres Angebot. So richtig getrennt wird dies aber beim Bestellen auch nicht (siehe E-Mail-Adressen der Bestellbestätigung).
Dafür ist bei Valentins der Umgang mit Zusatzoptionen vorbildlich. Ihr könnt Schleifen, Präsente etc. hinzufügen oder die weggeklappten Untermenüs komplett ignorieren. Zudem gibt es direkt mit der Bestellbestätigung noch einen 20-Prozent-Rabattgutschein für die nächste Bestellung innerhalb eines Monats.
Alles, was euch Valentins bietet, entspricht im Grunde dem kleinsten gemeinsamen Nenner des Onlineshopping-Zeitalters. Und das ist eine feine Sache. Dass es dabei an Flexibilität mangelt, ist ein Punkt, dessen ihr euch bei der Bestellung in diesem Shop unbedingt sicher sein müsst. Wenigstens tut Valentins auch alles dafür, dass ihr das nicht vergesst.
Das Paket selbst kam am Dienstagmorgen mit dem Anbieter DPD – und war leider sehr deutlich angeditscht. Das hat die schnelle Lieferung zeitgleich mit Lidl-Blumen (wem sonst?!) leider wieder kaputt gemacht.
Sehr gut gefallen hat mir indessen die Präsentation. Der Strauß steckte in einem breit zu öffnenden Karton und machte mit seinem grünen Seidenpapier Lust aufs Auspacken. Das sah insgesamt noch schenkfreudiger aus als bei Lidl.
Nur leider hatten die Blumen von Valentins beim Transport nicht viel Freude. Beim Auspacken fiel mir sofort der Eindruck auf, den mein verknautschtes Gesicht nach dem Schlafen im Spiegel erweckt: müde und zerdrückt.
Jede Blume war irgendwie verschoben oder leicht angeditscht, was bei den krassen Kugelformen und klaren Linien des Straußes natürlich noch deutlicher auffiel.
Wiederum ist es schwer, den Schuldigen auszumachen. Aber ich nehme mal an, dass die Knautschprobleme in der Natur des Straußes und ein wenig auch in der Natur der Verpackung liegen. Denn die Lidl-Variante war besser im Karton fixiert als der Valentins-Strauß. Kommt dann noch eine ruppige Lieferung dazu, haben wir den Salat.
Handwerk und Kreativität: Dankbares Material
Beim FloraQueen Test hatte ich angemerkt, dass die große Kunst in dem dortigen Rosen-Lilien-Bouquet darin lag, die spannenden Blumen durch das Arrangement aufzuwerten.
Bei Valentins galt in meinen Augen das Gegenteil: Hier war die Aufgabe, die vielen verschiedenen Blumen und Formen, die einzeln ultraspannend sind, so harmonisch zusammenzubringen, dass das Bouquet als Ganzes funktioniert – und nicht nur als Ansammlung schöner Blumen mit Charakter.
Das ist definitiv gelungen. Die Stockwerkgestaltung funktioniert, die übergroße Anthurie ist durch ihre Farbwahl zwar der Mittelpunkt, aber nicht das einzige Highlight des Straußes. Die unterschiedlichen Formen machen Lust, das Gebinde anzugucken. Und das Füllkraut – wie ich schon sagte – ist eigentlich kein Füllkraut.
Hätte ich eine breitere Vase genommen, wäre auch die lockere Bindungsoptik aus dem Foto sichtbar gewesen, ohne den Gesamteindruck des Straußes auseinanderfallen zu lassen.
Wiederum weiß ich nicht, wer diesen Strauß gebunden hat – ob Angelernter oder Florist. Aber auch hier schien jemand mit Können seinen Job gut erledigt zu haben.
Nur das letzte Quäntchen Kreativität, das dem Strauß einen absoluten Wow-Charakter gegeben hätte, fehlte mir hier irgendwie. Denn das Material – also die Blumen – waren sehr dankbar. Da hätte man noch eine Portion Je ne sais quoi draufpacken können.
Abbildungstreue des Bouquets: Die Quintessenz des Onlineshoppings
Wenn ich etwas online kaufe, will ich es auch genauso erhalten. Und da kann sich Valentins fast ohne Abstriche ein Bienchen anheften. Punktabzug gibt es nur für die Anthurie, die wesentlich größer als abgebildet war und damit auch den Straußeindruck veränderte.
Das mag haarspalterisch sein. Aber dafür sind wir schließlich Tester!
In diesem Fall ist die Standardisierung bei Valentins, die eigentlich ein Nachteil gegenüber Fleurop ist, ein absoluter Pluspunkt. Weil alles nach Schema F abläuft, könnt ihr euch darauf verlassen, dass Mutti/Oma/Tante auch das bekommen, was ihr für sie ausgesucht habt. So viel Sicherheit ist doch heutzutage selten!
Frische und Haltbarkeit bei Valentins: Es gibt kein Verstecken!
Mit solch eindeutigen und exotischen Blüten wie hier, die sich nicht hinter Dekogrün oder einem dicht gepackten Arrangement verstecken können, schießt man sich als Blumenversand schnell mal ins Bein.
Das hat der Strauß von Valentins leider gezeigt: Abgesehen von den Transportschäden war es auch mit der Frische und Haltbarkeit nicht ganz so weit her. Gerade die Strelizie verabschiedete sich im Schnelldurchlauf, die angeditschten Kugelpflanzen wirkten von Tag zu Tag ditschiger.
Doch wenigstens hielt der Strauß als Gesamtkunstwerk bis etwa Tag 5 durch und zeigte sogar erst an Tag 2 seine echte, volle Pracht. Damit reicht es bei der Frische und Haltbarkeit hier für das Mittelfeld – aber ist dieser Strauß mit seinen Zutaten auch etwas anderes als das übliche 08/15-Gebinde.
Strauß-Detailansicht – Tag 2 bis Tag 7
Preis-Leistungs-Verhältnis: Ja, aber …
Im Grunde ist der dritte Platz beim Preis-Leistungs-Verhältnis für Valentins nur mit einem einzigen Aber verbunden: Die beiden Sieger Aldi Blumen und Blume 2000 haben in der Summe einfach noch ein bisschen mehr gekonnt.
Ansonsten wird mir jeder von euch zustimmen, dass der Strauß „Exotic Summer“ insbesondere wegen seiner Blumenauswahl sein Geld wert war. Die Größe stimmte, der Gesamteindruck auch – nur die Haltbarkeit hätte besser sein können.
VORTEILE
- Extrem viel Blume fürs Geld
- Frischer Strauß
- Solide Floristenkunst
- Guter Bestellvorgang
- Strauß fast mit Onlinebild identisch
- Schöne Präsentation
NACHTEILE
- Superknautschig bei Anlieferung
- Haltbarkeit
Fazit zu Valentins
Müsste ich zwischen Fleurop und Valentins entscheiden, würde ich tendenziell lieber bei Valentins bestellen. Hier gefallen mir die Produktauswahl, der kreative Ansatz und ich erhalte exakt das, was ich bestellt habe. Dafür nehme ich sogar die Behäbigkeit bei der Lieferung in Kauf und kann auch mit weniger Anpassbarkeit sehr gut leben.
ab 29,00 € pro Bestellung (zum Bestellzeitpunkt für den Strauß „Strauß der Woche“)
Nur die Frische und Haltbarkeit ist so eine Sache. Außerdem habe ich bei Fleurop immer einen direkten Ansprechpartner, wenn mal etwas mit dem Strauß nicht stimmt. Weniger Verpackungsmüll gibt es beim Fleurop-Netzwerk auch.
Schwierig, schwierig. Wie immer im Test finde ich deshalb, dass meine Einzelmeinung euren Input braucht. Welche Erfahrung habt ihr mit Valentins? Lasst uns daran in den Kommentaren teilhaben!
Keine Kommentare