Avast SecureLine VPN Erfahrungen: Nebenprodukt oder eine echte Alternative?
Der VPN-Dienst Avast SecureLine VPN hinterlässt beim ersten Hinsehen einen ordentlichen Eindruck: Eine aufgeräumte wie klar strukturierte Website und offen kommunizierte Funktionen geben Anlass zur Hoffnung auf ein tolles Produkt.
Inhaltsverzeichnis
Wie smart die Software aber letztlich ist, stellt sich erst später heraus. Klar ist jedoch schon eines: Der tschechische Hersteller Avast setzt auf klares und modernes Design – von der Website bis hin zum fertigen Produkt.
Doch was steckt letztlich hinter dieser smarten und zeitgleich modernen Fassade? Kann das VPN-Tool die geweckten Erwartungen erfüllen oder bleibt am Ende nur ein stereotypischer VPN-Dienst übrig, der sich durch seine Außendarstellung definiert?
Ich habe dem VPN-Dienst Avast SecureLine VPN für euch einmal genauer auf den Zahn gefühlt und getestet, wozu das Tool wirklich in der Lage ist.
Funktionen (50 v. 100 – mangelhaft)
Anders als viele seiner Konkurrenten kann Avast SecureLine VPN nicht mit hauseigenen Extra-Features auf sich aufmerksam machen. Dennoch gibt es an dieser Stelle eine gute Nachricht für euch, wenn ihr Wert auf die Möglichkeit zum Streaming mit Netflix und Co. legt: Avast SecureLine VPN weist eine vollständige Netflix-Kompatibilität auf.
Hierbei ist es irrelevant, mit welchem Server ihr euch verbindet. Der Zugang zu Streaming-Diensten ist mit jeder Verbindung möglich.
Allerdings bleibt es an dieser Stelle auch dabei. Avast SecureLine VPN bietet euch kaum weitere nennenswerte Features an, die ihr nicht als Standardtools erwarten könntet. An individuellen Einstellungen bleiben euch ausschließlich zwei Möglichkeiten: Ihr könnt darüber verfügen, ob eine Verbindung zum Server eurer Wahl automatisch hergestellt werden soll, sobald ein Wifi-Signal erkannt wird, oder ob ihr dies lieber manuell vornehmen möchtet. Mehr individuelle Einstellungen gibt es nicht, wie ihr auch im folgenden Screenshot erkennen könnt:
Entscheidet ihr euch für diesen Dienst, könnt ihr somit keine speziellen Funktionen wie ein Double-VPN oder gar eine Multi-Hop VPN erwarten. Ebenfalls sind kein integrierter Werbeblocker oder andere kleinere Features enthalten.
Avast SecureLine VPN konzentriert sich auf die simple Herstellung von VPN-Verbindungen – nicht mehr und nicht weniger.
Inwieweit sich diese Funktionalität im Preis-Leistungsverhältnis niederschlägt, sehen wir uns im nächsten Abschnitt genauer an.
Kosten & Tarife (60 v. 100 – ausreichend)
Preislich liegt der VPN-Dienst im oberen Mittelfeld. Trotzdem ist der Auswahlprozess eines geeigneten Pakets hier etwas anders gestaffelt, als bei anderen Tools. Denn: Bei Avast SecureLine VPN hängt es nicht von eurer zeitlichen Vorstellung ab, wie teuer euer Tarif letztlich ausfällt. Ihr könnt einen Vertrag nur über ein Jahr abschließen, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
Vielmehr kommt es darauf an, welche und wie viele Geräte ihr verwenden möchtet. Entscheidet ihr euch beispielsweise für den „größten“ Tarif für 3,99 Euro pro Monat (im 2-Jahres-Abo für 95,76 Euro), steht euch eine Verknüpfung mit maximal fünf Geräten zur Verfügung.
Alternativ könnt ihr allerdings auch nur ein Gerät auswählen, das durch Avast SecureLine VPN eine VPN-Verbindung herstellen soll. Hier müsst ihr euch entscheiden: Wählt ihr die Windows-, Mac-, iOS- oder Android-Software? Windows liegt bei einer jährlichen Einmalzahlung von 55,99 Euro und Mac liegt bei einer jährlichen Einmalzahlung von 47,99 Euro, die mobilen Betriebssysteme iOS und Android bei lediglich 15,99 Euro pro Jahr.
Zwar sind die Preise als solche vertretbar, dennoch halte ich die Geräte-Preisstaffelung für problematisch. Warum? Weil niemand in die Zukunft schauen kann. Bei jedem weiteren Gerät – welches ihr eventuell im laufenden Jahr dank Weihnachten oder Geburtstag hinzufügen wollt – müsst ihr entweder den Tarif wechseln und somit nachzahlen oder direkt ein anderes Paket buchen.
Da ist die Variante einer fixen Geräteanzahl und der Auswahl der Laufzeit doch sichtlich einfacher.
Habt ihr euch entschieden und startet den Bezahlvorgang, wartet eine unangenehme Überraschung auf euch: Eure Anonymität wird bei der Registrierung sowie bei der Bezahlung nicht gewahrt, da weder Bitcoin, Bargeld-Zahlung oder eine andere anonyme Möglichkeit verfügbar sind. Ihr könnt lediglich zwischen PayPal, Kreditkarte oder einer manuellen Überweisung auswählen.
Andererseits steht ein siebentägiger kostenfreier Probezeitraum für euch bereit, was euch einen kurzen Test der Software ermöglicht. In diesen sieben Tagen könnt ihr jede Funktion und jede Applikation des VPN-Dienstes in Anspruch nehmen. Dabei ist es egal, auf welchem Gerät ihr die Software installiert.
Benutzerfreundlichkeit (70 v. 100 – befriedigend)
Die Website des Anbieters zeigt sich von seiner besten Seite. Das Handling wie auch der Aufbau sind strukturell leicht nachvollziehbar. Auch Layout und Design erinnern nicht an vergangene Tage des Internets, sondern sind modern und intuitiv gestaltet.
Innerhalb weniger Minuten seid ihr registriert und könnt euer Produkt herunterladen, nachdem ihr euer Betriebssystem gewählt habt. Je nach Tarif ist eure Auswahl hier eingeschränkt.
Der Download erfolgt schnell, die Installation des Programms verläuft problemlos. Wenn ihr eine kostenlose Testphase nutzen möchtet, wird es jetzt etwas kritisch: Auch wenn ihr die kostenlose Testphase nutzen möchtet, müsst ihr eure Kreditkartendaten angeben. Hier könnt ihr einzig und allein zwischen Kreditkarte und PayPal wählen, wobei euer PayPal-Account nicht erkannt wird, da der Dienst die symbolische Zahlung von 0,00 Euro nicht anerkennt und somit keine Hinterlegung des Accounts zulässt. Euch bleibt also nichts anderes übrig, als eure Kreditkarte für eine kostenlose Testversion zu hinterlegen.
Habt ihr diesen Prozess überstanden oder verzichtet ihr auf die Testversion, da ihr schon einen Tarif gewählt habt, müsst ihr euch beim Programmstart dennoch auf einige holprige Komplikationen einstellen: Nach mehrmaligen Versuchen der Account-Aktivierung durch den per Mail zugesandten Aktivierungscode, musste ich das Programm einige Male neu starten, da es bei diesem Prozess regelmäßig ins Stocken geriet. Erst nach vier Anläufen konnte ich das Programm nutzen.
Eine problemlose Aktivierung stelle ich mir anders vor.
Habt ihr eure Software dennoch aktivieren können, führt euch Avast SecureLine VPN in vier Schritten durch das Handling des Programms, was für Quereinsteiger sicher sinnvoll ist.
Leider läuft es auch hier nicht ganz so glatt: Nach den Strapazen der Aktivierung des Accounts und mehrmaligen Neustarts des Programms, scheint die Verbindungsherstellung zu einem Server eurer Wahl nicht möglich. Auch der vorgeschlagene „optimale“ Server in Amsterdam zeigt keine Reaktion – Verbindung nicht möglich.
Probiert ihr aber ein wenig herum, wird sich nach einiger Zeit ein Server finden, zu dem die Verbindung bestehen bleibt. Trotzdem ist dieses planlose Suchen nach einem funktionierendem Server nicht spaßig und erst recht nicht funktionell.
Der Avast SecureLine VPN-Client für Mac & Windows hinterlässt bei mir daher einen eher durchwachsenen Eindruck. Am Design und an der Bedienbarkeit ist zwar im Grunde nichts auszusetzen. Doch die Funktionen streiken so häufig, dass auch mehrfache Programm-Neustarts nichts zu bringen scheinen und die Verbindung entweder gar nicht zustande kommt oder direkt abbricht.
Die mobile App hingegen hat mit diesen Problemen überraschenderweise nicht zu kämpfen. Hier überzeugt das Design ebenfalls von Beginn an, die Bedienbarkeit ist nicht zu kritisieren und die Verbindung schon beim ersten Anlauf hergestellt.
Im Vergleich zur Hotspot Shield-App beispielsweise gibt es bei Avasts Produkt einen großen Vorteil: Ihr müsst euch nicht in ein neues App-Store Abonnement verwickeln lassen, sondern könnt den Button „Bereits gekauft“ anwählen und euch mit eurem Account einloggen.
Einzigartige Features vermisse ich aber auch hier: So könnt ihr die App bei Bedarf automatisch starten lassen, wenn ihr euch in ein Wifi-Netzwerk einloggt.
Im Großen und Ganzen hinterlässt die Benutzerfreundlichkeit bei mir einen passablen Eindruck. Allerdings hakt die Funktionalität der Software zumindest auf Mac und Windows so oft, dass es keinen Spaß macht, das Programm zu bedienen.
An mobilen Geräten hingegen konnte ich keine fehlerhaften Vorgänge erkennen und wurde ohne Probleme binnen Sekunden verbunden. Hier könnte sich Avast SecureLine VPN sicher noch etwas für seinen Computer-Client abschauen.
Unterstützte Geräte (50 – mangelhaft)
Die Anzahl der unterstützten Geräte lässt bei Avast SecureLine VPN doch zu wünschen übrig: Zwar sind mit Mac, Windows, Android und iOS die meistgenutzten Betriebssysteme an Bord. Allerdings bleibt es auch dabei.
Das Betriebssystem Linux wird genauso wenig unterstützt wie diverse Browsererweiterungen für Chrome & Co. Darüber hinaus gibt es auch keinen direkten Support für weitere Devices wie Router, Smart TVs oder Konsolen.
Seid ihr auf einen VPN Anbieter aus, der mehr Geräte unterstützt, empfehle ich euch einen Blick auf ExpressVPN zu werfen.
Serverstandorte (60 – ausreichend)
Mit 26 Serverstandorten in 19 verschiedenen Ländern weltweit bewegt sich Avast SecureLine VPN im unteren Mittelfeld. Zwar ist die Anzahl ausreichend, sofern ihr keinen Wert auf eine große Auswahl an Serverstandorten legt, mit Blick auf zwei Faktoren aber dennoch bedenklich:
Erstens haben wir vorhin festgestellt, das Avast SecureLine VPN in meinem Test mehrfach und nach diversen Neustarts aus unerklärlichen Gründen keine Verbindung herstellen konnte und dadurch der Großteil der Server ins Wasser fiel.
Und zweitens gibt es Konkurrenten wie Private Internet Access, die 24 Serverstandorte zu günstigeren Preisen pro Jahr anbieten: Bei PIA zahlt ihr beispielsweise „nur“ 37,19 Euro jährlich und könnt ohne Probleme bis zu 5 Geräte hinzufügen. Bei diesem Anbieter erlebte ich außerdem keine Probleme bei der Verbindungsherstellung zu verschiedensten Servern.
Geschwindigkeit (90 v. 100 – sehr gut)
Eure Internetgeschwindigkeit wird durch Avast SecureLine VPN nur minimal beeinträchtigt. In meinen Geschwindigkeitstests wurde meine Downloadrate um lediglich einen Mbit/s verringert, die Uploadrate blieb konstant.
In den folgenden Screenshots seht ihr, wovon ich spreche. Die Verbindung wurde in diesem Test zum Serverstandort Miami, USA, hergestellt.
Sicherheit (60 – ausreichend)
Schon bei eurer Registrierung müsst ihr eure persönlichen Daten angeben, was eine gewünschte Anonymität bereits zu Beginn zerstreut. Seid euch daher im Klaren darüber: Avast SecureLine VPN kennt euch und sichert eure Daten. Im Worst Case könnt ihr euch sogar über euer Facebook-Konto oder Google-Account anmelden und leitet so jegliche Daten an den Anbieter weiter.
Dennoch: Eure Anonymität ist bei der Bezahlung und Registrierung nicht gewährleistet. Sofern das für euch ein Hauptkriterium ist, solltet ihr euch lieber nach einer guten Alternative aus unseren VPN Anbieter Tests umsehen.
Support (80 – gut)
In Sachen Support kümmert sich Avast gut um euch. Ein mit reichlich Informationen bestücktes Hilfe-Forum steht euch jederzeit zur Verfügung, das jedoch nur in englischer Sprache genutzt wird.
Anders als bei vielen VPN-Diensten könnt ihr hier dringende Probleme nicht kurzerhand über einen Live-Chat, sondern über die klassische Support-Mail regeln. Anstelle eines direkten Live-Chats setzt Avast SecureLine VPN hingegen auf einen deutschsprachigen Telefon-Support, der rund um die Uhr für euch erreichbar ist.
Durch diese Kombination müsst ihr keine Abstriche machen und könnt eure Fragen und Probleme jederzeit durch direkte Unterstützung eines Support-Mitarbeiters besprechen.
Fazit
Avast SecureLine VPN erweckt bei mir das Gefühl eines typischen Zusatzproduktes, das zwar nett aufgemacht erscheint, jedoch allen voran einfach gut in die Produktreihe von Avast passte. Sonderlich herausstechende Funktionen konnte ich nicht entdecken, im Gegenteil: Die Verbindung hakt recht häufig und der Aktivierungsprozess ist mehr als ermüdend.
Auch aufgrund der mangelnden Geräteunterstützung, empfehle ich euch für eine ausführlichere Nutzung eher einen Dienst wie ExpressVPN, der für mehrere Betriebssysteme zugänglich ist.
Einzig und allein Geschwindigkeit, Support und die Unterstützung von Streaming-Diensten sind in meinen Augen durchweg positive Anhaltspunkte, die für die Nutzung dieses Dienstes sprechen.
Im Großen und Ganzen ist dieser Anbieter jedoch für anspruchsvolle VPN-Nutzer keinesfalls empfehlenswert. Und auch jene unter euch, die nach einem soliden Dienst für den durchschnittlichen Web-Alltag suchen, sind mit einigen Konkurrenzprodukten zum kleinen Preis wie Private Internet Access sicher besser bedient.
Jetzt seid ihr gefragt: Wie seht ihr die Funktionen dieses Dienstes? Habt ihr bereits Erfahrungen machen können, die ihr mit anderen Nutzern teilen möchtet? Dann nutzt die Kommentarfunktion dafür. Ich freue mich auf eure Erfahrungen!
Kommentare
Hagema 25. Mai 2019 um 10:43
Was ich an dieser Software stark bemängele ist, dass Secure Line kein Geo-Blocking aufhebt. Wer z. B. TV-Streamings aus Österreich (OEIII Sport) oder Schweiz (SRF) betrachten will, bleibt vollkommen außen vor.
Das jedoch wird von Avast verschwiegen.
Steganos OnlineShield bietet zwar nicht so viele Serverstandorte, aber hier wird wenigstens das Geo-Blocking aufgehoben.
Sambo 9. September 2019 um 11:28
Ich musste für die Testversion keine Krdeitkartendaten angeben.
Connie 12. Oktober 2019 um 19:10
Hallo Sambo,
vielen Dank für den Hinweis! Es ist durchaus möglich, dass Avast seit unserem Test seine Richtlinien für die Testphase des VPN-Dienstes geändert hat. Sollten wir den Anbieter noch mal testen, werden wir das auf jeden Fall im Update berücksichtigen.
Viele Grüße
Connie vom Sonntagmorgen-Team