Ab ins weltweite Netz: Shellfire Erfahrung und Test 2024
Ein wenig schmunzeln musste ich, als ich das Motto des Dienstes Shellfire VPN gelesen hatte: „Deutscher Anbieter – weltweites Netz”. Ein weiterer Satz ist mir auch noch im Gedächtnis geblieben: „Ein freies und sicheres Internet ist unser Grundrecht”.
Inhaltsverzeichnis
- Funktionen (65 v. 100 – befriedigend)
- Shellfire im Überblick
- Kosten und Tarife (60 v. 100 – ausreichend)
- Benutzerfreundlichkeit (60 v. 100 – ausreichend)
- Unterstützte Geräte (70 v. 100 – befriedigend)
- Serverstandorte (60 v. 100 – ausreichend)
- Geschwindigkeit (60 v. 100 – ausreichend)
- Sicherheit (75 v. 100 – gut)
- Support (70 v. 100 – befriedigend)
- Fazit
Mit diesen Aufgaben tritt der aus Bad Vilbel bei Frankfurt am Main stammende Dienst an. Nach eigenen Angaben hat der Dienst bereits mehr als 250.000 Menschen dabei geholfen, Ihre Daten zu schützen und die Zensur zu überwinden.
Wie viele davon allerdings die Bezahl-Version nutzen und wie viele die kostenlose, lässt der Dienstleister offen.
Generell könnt ihr Shellfire auf jedem Gerät einsetzen, das OpenVPN unterstützt. Für Windows und macOS sowie die beiden mobilen Betriebssysteme Android und iOS gibt es einen eigenen Client, den ihr installieren könnt.
Enttäuschend ist allerdings die Download-Geschwindigkeit, die auf meinem Windows 7 Computer auch beim PremiumPlus-Abo nur selten über 15 Megabit pro Sekunde hinaus kam. Dies ist für 4,95 Euro pro Monat (im 2-Jahres-Abo für 118,90 Euro) nicht mehr zeitgemäß.
An dieser Stelle seid ihr mit Diensten wie NordVPN, VyprVPN oder PrivateVPN zu einem günstigeren Preis deutlicher schneller unterwegs. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem großen VPN-Anbieter Test 2024.
Funktionen (65 v. 100 – befriedigend)
Der Funktionsumfang ist auf allen Geräten mehr als überschaubar: es gibt keinerlei Zusatzfunktionen, die sich um Sicherheit oder ähnliches drehen.
Unter Windows habt ihr in den Einstellungen lediglich die Möglichkeit, die Startparameter des Client sowie die Sprache festzulegen.
Im Client habt ihr schließlich noch in der Ansicht „Server-Liste“ die Möglichkeit, zwischen einer UDP- und einer TCP-Verbindung auszuwählen.
UDP (User Datagram Protocol) ist der Standard, da er mehr Geschwindigkeit bringt, mit TCP (Transmission Control Protocol) könnt ihr eine VPN-Verbindung besser verbergen.
Dies ist beispielsweise dann notwendig, wenn das VPN erkannt wird und der Netzbetreiber keinen VPN-Aufbau erlaubt. Dies kann beispielsweise in regimekritischen Ländern wie der Türkei oder China vorkommen.
Hilfreich sind die Server-Filtermöglichkeiten innerhalb der mobilen Clients. Ihr könnt die Server sowohl nach eurem Abo-Modell, als auch nach dem Auslastungsgrad filtern.
Problemlos funktioniert hat im Übrigen auch das Abspielen von Filmen aus dem US-Netflix. An dieser Stelle habe ich bei mehreren Tests jedes Mal exklusive US-Inhalte abspielen können.
Dagegen unterbindet Shellfire den Download von Daten über das Torrent-Netzwerk. Selbst das Herunterladen einer Linux-Distribution von einer offiziellen Website schlug fehl.
Pro & Contra: Shellfire im Überblick
VORTEILE
- Netflix
- Kostenloser gedrosselter Zugang
- Übersichtliche mobile Clients
NACHTEILE
- Geschwindigkeit bei PremiumPlus
- Kein Torrent
- Wenig Zusatzfunktionen
Kosten und Tarife (60 v. 100 – ausreichend)
Shellfire arbeitet mit einem kostenlosen und zwei Bezahlmodellen. Diese unterscheiden sich nicht, wie bei anderen Anbietern nach der Laufzeit sondern nach dem Leistungsumfang.
Die wesentlichen Unterschiede der beiden Bezahlmodelle sind der Verschlüsselungsgrad, die Download-Geschwindigkeit sowie die Anzahl der Länder, in denen euch Einwahlpunkte zur Verfügung stehen.
4,95 € pro Monat (im 2-Jahres-Abo für 118,90 €)
Die Preise für die beiden Dienste unterscheiden sich dabei um 4,95 Euro pro Monat (im 2-Jahres-Abo für 118,90 Euro), wobei ihr 6,66 Euro pro Monat bei jährlicher Zahlweise bezahlen müsst.
Wenn ihr das Angebot mit alternativen Diensten wie NordVPN oder VyprVPN vergleicht, bekommt ihr deutlich mehr Leistung zu einem gleichen oder sogar noch günstigeren Preis.
Benutzerfreundlichkeit (60 v. 100 – ausreichend)
Shellfire bietet euch sowohl für die beiden Desktop-Betriebssysteme, als auch für Android und iOS einen eigenen Client an. Dieser ist vom Look und Feel sehr unterschiedlich: bei den beiden mobilen Endgeräten sieht er sehr modern aus und ist intuitiv zu bedienen.
Die Einstellmöglichkeiten sind bei allen Geräten allerdings mehr als beschränkt. Beim mobilen Client könnt ihr über die Registerkarte „Verbinden“ mit dem zuvor gewählten Server die Verbindung herstellen.
Bei den „Standorten“ könnt ihr wie bereits vorab beschrieben, den optimalen Serverstandort nach verschiedenen Filterkriterien bestimmen.
Der mobile Client hat in meinem Tests auch für die deutschen Standorte deutlich bessere Download-Raten erzielt wie mein Windows-Client.
Der Windows-Client kommt etwas angestaubt daher. Ihr seht hier auf der Einstiegsseite den Verbindungsstatus mit einer Reihe von Informationen, wie eurer IP-Adresse oder der Laufzeit eures Abos.
In der Ansicht „Server Liste“ seht ihr alle zur Verfügung stehenden Einwahlpunkte mit zusätzlichen Informationen zur Sicherheit und Übertragungsrate. Leider könnt ihr die Liste weder filtern noch sortieren, was die Auswahl teils etwas aufwändiger gestaltet.
Die beiden letzten Registerkarten „Karte“ und „Streams aus den USA“ sind mehr oder weniger nutzlos.
Auf der Karte solltet ihr eigentlich die Verschlüsselungsroute sehen. Ich hatte auf meinem Computer allerdings nur einen Ausschnitt von Google Maps mit den Standorten von Shellfire gesehen. Die zur Verfügung stehenden Funktionen konnte ich nicht auswählen. Das Fenster konnte ich auch nicht verkleinern.
Die Streams aus den USA verweisen lediglich auf eine Liste von kostenpflichtigen Websites mit Streaming-Angeboten, wie verschiedene US-Sender oder der Streaming-Dienst Hulu.
Wenn ihr einen OpenVPN-Client nutzen möchtet, bietet euch Shellfire über die Website im geschützten Bereich eine komfortable Möglichkeit, die notwendigen Konfigurations-Dateien zu generieren. Diese könnt ihr anschließend einfach in euren OpenVPN-Client importieren.
Die Entwickler von Shellfire sind gut beraten, die Clients für Windows und macOS an das Look & Feel von Android und iOS anzupassen.
Unterstützte Geräte (70 v. 100 – befriedigend)
Shellfire bietet euch für Windows und macOS sowie für Android und iOS einen nativen Client an. Für die beiden Desktop-Betriebssysteme ladet ihr den Client direkt von der Website herunter.
Die Apps der beiden mobilen Betriebssysteme findet ihr entsprechend in den App Stores von Google und Apple.
Wie bereits im Abschnitt „Benutzerfreundlichkeit“ erwähnt, sind die mobilen Clients deutlich moderner als die Desktop-Versionen, was jedoch für diese Rubrik keinen Ausschlag geben soll.
Falls ihr euer komplettes Netzwerk inklusive eurer Spielekonsolen schützen möchtet, könnt ihr alternativ auch die Shellfire Box nutzen. Diese kostet knapp 120,00 Euro inklusive 2 Jahren PremiumPlus VPN. Zu schützende Geräte verbindet ihr anschließend entweder per LAN oder WLAN mit der Shellfire Box.
Serverstandorte (60 v. 100 – ausreichend)
Shellfire bietet euch in der PremiumPlus-Variante insgesamt Server in 35 Ländern zur Auswahl. Diese umfassen im Wesentlichen Europa und Nord-Amerika. Es sind aber auch ein paar asiatische Standorte sowie aus dem afrikanischen Kontinent (Südafrika) und aus Südamerika (Brasilien) vertreten.
Leider bieten nicht alle Server in allen 35 Ländern auch unlimitierte Download-Volumen an. Viele davon sind lediglich Server mit maximalen Download von 12 Megabit pro Sekunde und einer schwächeren Verschlüsselung von 192 Bit.
Geschwindigkeit (60 v. 100 – ausreichend)
Shellfire arbeitet, wie ihr bereits erfahren habt, mit zwei unterschiedlichen Preismodellen die auch eine unterschiedliche Download-Rate mit sich bringen.
Das kostengünstigere Premium-Paket bietet euch eine Download-Rate von maximal 12 Megabit pro Sekunde. Diese habe ich für euch in einem ersten Test ausprobiert und auch nahezu immer – außer bei den US-amerikanischen Servern – erreicht.
Die exakten Ergebnisse seht ihr in der folgenden Tabelle.
Ohne VPN | Deutschland | Schweiz | GB | USA | Niederlande | |
---|---|---|---|---|---|---|
Server | Server 11 | Server 5 | Server 12 | Server 13 | Server 14 | |
Download | 150 Mbit/s | 11,7 Mbit/s | 11,6 Mbit/s | 11,7 Mbit/s | 3,5 Mbit/s | 12,8 Mbit/s |
Upload | 10 Mbit/s | 9,1 Mbit/s | 9,4 Mbit/s | 9,2 Mbit/s | 8,6 Mbit/s | 9,4 Mbit/s |
Ping | 17 ms | 31 ms | 21 ms | 31 ms | 169 ms | 24 ms |
Gespannt war ich auf die Werte, welche die PremiumPlus-Server bieten. An dieser Stelle verspricht Shellfire unlimitierte Bandbreite.
Ich habe die Tests wie gewohnt auf meinem Windows 7 Computer durchgeführt. Sowohl mit dem Shellfire-Client als auch mit dem originalen OpenVPN-Client habe ich keine höheren Download-Raten als 15 Megabit pro Sekunde zustande gebracht.
Der geschäftsführende Gesellschafter Maximilian Behr sieht die Ursache bei UnityMedia, den Double-Stack-Lite-Anschlüssen und deren MTU-Wert (Maxium Transmission Unit).
Verwunderlich nur, dass es bei keinem meiner bisherigen VPN-Anbieter-Tests bis jetzt Probleme brachte.
Anschließend hatte ich die gleichen Server noch mal mit einem Samsung Galaxy S8 getestet. Die Ergebnisse waren teilweise deutlich besser. In Deutschland hatte ich sehr gute 60 Megabit pro Sekunde erreicht. Die Werte bei den anderen Standorten sind guter Durchschnitt.
Ohne VPN | Deutschland | Schweiz | GB | USA | Niederlande | |
---|---|---|---|---|---|---|
Server | Server 53 | Server 48 | Server 44 | Server 36 | Server 39 | |
Download | 150 Mbit/s | 61,1 Mbit/s | 26,8 Mbit/s | 17,9 Mbit/s | 6,6 Mbit/s | 33,1 Mbit/s |
Upload | 10 Mbit/s | 10,1 Mbit/s | 10,3 Mbit/s | 12,4 Mbit/s | 11 Mbit/s | 10,8 Mbit/s |
Ping | 17 ms | 15 ms | 28 ms | 26 ms | 118 ms | 17 ms |
Meine Empfehlung an Shellfire: „Überarbeiten Sie am besten zeitnah Ihren Windows-Client. Dieser scheint massive Probleme zu haben. Ich glaube auch nicht, dass mein Computer oder mein Internet-Dienstleister mit OpenVPN Probleme hat. In meinem OVPN-Test habe ich deutlich bessere Download-Raten bekommen. Auch hier handelt es sich um einen reinen OpenVPN-Anbieter.“
Sicherheit (75 v. 100 – gut)
Vorab eine persönliche Bemerkung zum Thema Sicherheit: aus meiner Sicht ist es ein falscher Ansatz, diese zum Kriterium bei der Preisgestaltung zu machen, wie Shellfire es praktiziert. Die meisten Anwender nutzen einen VPN-Dienst um sicher im Internet unterwegs zu sein. Shellfire schränkt die Verschlüsselung bei der kostengünstigeren Variante auf 192 Bit ein und bietet nur beim PremiumPlus-Tarif volle 248 Bit.
Natürlich habe ich mir wieder die verschiedenen Schwachpunkte eines VPN-Dienstes vorgenommen. Beim klassischen DNS-Leak-Test habe ich mehrere Einträge erhalten, die auf Google-Server in Belgien verweisen.
Auf meine Anfrage antwortete Maximilian Behr, dass Shellfire „auf den meisten unserer Server den DNS Dienst von Google“ einsetzt.
Der IPv6-Test fand ebenfalls keine Schwachstellen. Shellfire blockt die Übertragung der eigenen IPv6-Adresse und verhindert damit eine Ermittlung der eigenen IPv4-Adresse.
Ein wenig irritiert war ich, als ich im Webinterface gesehen hatte, wann ich mich mit dem Dienst verbunden hatte. Im Abschnitt „History“ waren alle Einwahlen sowie alle Serverwechsel protokolliert. Dies widerspricht grundsätzlich der Aussage, dass Shellfire generell keine Verbindungsdaten speichert.
Ich habe in den Einstellungen auch keinen Schalter gefunden, mit dem ich diese Protokollierung deaktivieren kann.
Da der Dienst der deutschen Rechtsprechung unterliegt, schließt Shellfire auch nicht aus, im Zweifelsfall Daten zu speichern, falls der Dienst von einer deutschen Ermittlungsbehörde dazu beauftragt wird.
Support (70 v. 100 – befriedigend)
Dem Support hatte ich während meiner Tests mehrere Fragen gestellt. Zum einen waren mir die DNS-Server von Google während des Leak-Tests aufgefallen, zum anderen hatte ich den Support mit den nicht ganz überzeugenden Download-Raten des PremiumPlus-Dienstes konfrontiert.
Die FAQ waren sehr dürftig und haben mir an dieser Stelle leider auch nicht weitergeholfen.
Beide Male musste ich das Kontaktformular einsetzen, da der Live-Chat jedes Mal nicht besetzt war.
Die Antworten kamen nach rund einem halben Tag, beide Male vom geschäftsführenden Gesellschafter Maximilian Behr. Da Shellfire ein deutscher Dienst ist, wurden meine Fragen selbstverständlich auch auf Deutsch beantwortet.
Die erste Frage hinsichtlich der DNS-Server war schnell geklärt, bei der zweiten hinsichtlich Geschwindigkeit wurde mir noch eine Reihe von Rückfragen gestellt. Nach etwas weniger als 24 Stunden hatte ich eine Antwort im Posteingang.
Die Reaktionsgeschwindigkeit per E-Mail ist somit gut, Abzüge gibt es allerdings für den recht spärlich vorhandenen FAQ-Bereich und den während meines Tests nie besetzten Live-Chat.
VORTEILE
- Netflix
- Kostenloser gedrosselter Zugang
- Übersichtliche mobile Clients
NACHTEILE
- Geschwindigkeit bei PremiumPlus
- Kein Torrent
- Wenig Zusatzfunktionen
Fazit
Shellfire hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Die Leistung, die ich auf meinem Test-Computer erzielt hatte, kam nicht an die Konkurrenten heran, die ich mit gleicher Infrastruktur getestet hatte. ExpressVPN, NordVPN oder PrivateVPN erreichten allesamt Übertragungsraten zwischen 40 und 50 Megabit pro Sekunde.Der Windows-Client ist darüber hinaus auch alles andere als modern und gehört optisch und technisch aktualisiert.
Funktionen wie KillSwitch fehlen leider komplett – Shellfire bietet innerhalb der Einstellungen lediglich die Wahl zwischen TCP und UDP als Transport-Protokoll.
Wenn ihr nach einem Dienst sucht, der rein auf OpenVPN basiert, solltet ihr euch OVPN als Alternative anschauen. Hier stimmt die Performance deutlich besser.
Wenn ihr einen günstigen Dienst sucht, wäre NordVPN meine erste Wahl. Hier bekommt ihr für 3,49 Euro pro Monat (im 2-Jahres-Abo für 83,76 Euro) deutlich mehr Leistung, als für die eingeschränkte Premium-Tarif-Variante von Shellfire.
Kommentare
Holger 29. April 2019 um 12:59
Hallo
Ich benutze seit knapp 2 Jahre VPN Nord. Was mich an diesen Dienst stört, ist das ich nicht all meine Geräte (speziell die keine VPN Zuweisung erhalten können) nicht gesichert sind.
Zum zweiten bekomme ich von Avast, auch bei gesetzter VPN Australien, eine Standortbestimmung in Deutschland. Macht mich stutzig!
Läuft auf Apple Produkten.
Ich dachte Shellfire sei daher eine gute Alternative.
Mit freundlichen Grüßen
Holger