Der Hoberg Vitalini Schnellkochtopf im Test 2024
Am deutlichsten lassen sich die Funktionsweisen, Ergebnisse und Testkriterien für einen Produkttest immer dann ablesen, wenn man einem sehr teuren Gerät ein überaus günstiges Gerät gegenüber stellt.
Oder anders gesagt: Warum sollte jemand rund 189,99 Euro für einen Fissler vitaquick Schnellkochtopf ausgeben, wenn er für gerade einmal auch den Hoberg Vitalini haben kann, um den es in diesem Test geht?
Schließlich kochen beide – wort- und sprichwörtlich – nur mit Wasser und können das grundsätzliche Funktionsprinzip eines Dampfdruckkochtopfs auch nicht neu erfinden. Oder doch? Sagen wir mal so:
Der Hoberg Vitalini macht, was er soll, muss sich aber dennoch dem Fissler geschlagen geben. Und vielen anderen Produkten im Schnellkochtopf Test 2017 ebenfalls.
So funktioniert der Hoberg Vitalini Schnellkochtopf
Da stimmt doch was nicht, oder? Wenn ihr bei Amazon den Hoberg Vitalini bestellt, kommt ein Beem Vitalini ins Haus. Eine kleine Netzrecherche ergibt, dass beide Begriffe synonym verwandt werden beziehungsweise das gleiche Produkt unter beiden Namen angeboten wird.
BEEM ist die Abkürzung für Blitz-Elektro-Erzeugnisse-Manufaktur, die in Rosbach v.d.H sitzt. Unter dem Namen Hoberg gibt es Haushaltsgeräte von sinnvoll bis Quatsch, unter dem Namen Beem eher alles, was mit Kaffee, Kochen und Küche zu tun hat.
Preislich bewegt sich Beem (oder Hoberg) definitiv im Einsteigersegment. Das gilt auch für den Vitalini, der aber ansonsten grundsätzlich wie jeder andere Schnellkochtopf funktioniert:
In einem dicht abgeschlossenen Topf entwickelt sich Dampf, der den Druck erhöht und damit auch die Siedetemperatur des zugegebenen Wassers. Dadurch garen Speisen schneller als im normalen Topf. Und:
- Der Zeitaufwand sinkt um wenigstens 50 Prozent gegenüber normalen Garzeiten
- Dadurch sinkt der Energieverbrauch ebenfalls erheblich
- Die Speisen garen hauptsächlich im Dampf, nicht im Wasser. Das schont die Nährstoffe und hilft dem Geschmack.
Wie das alles genau funktioniert, erfahrt ihr im Ratgeber zum Schnellkochtopf.
Glaubt man übrigens der Betriebsanleitung des Hoberg Vitalini, ist die Bedienung dieses Druckkochtopfs in etwa ebenso gefährlich wie der Betrieb eines Atomreaktors. Denn sie wimmelt nur so vor ACHTUNGs, GEFAHRs und WARNUNGs.
Doch keine Sorge: Wäre es wirklich gefährlich, mit diesen Töpfen zu hantieren, dürften sie in Europa gar nicht verkauft werden. Auch der Vitalini muss mit einem Sicherheitsventil, einem Regelventil und einem genau verschließbaren Deckel aufwarten. Nur sind diese Dinge alle nicht ganz so komfortabel wie beim Fissler.
Der Hoberg Vitalini Schnellkochtopf: Vor- und Nachteile im Überblick
Der Hoberg Vitalini ist nur in einer Größe erhältlich – 3,2 Liter Füllmenge. Und das dürfte für die meisten Haushalte zu wenig sein. Denn jeder Schnellkochtopf darf höchstens zu 2/3 gefüllt werden, damit noch genug Platz für die (sichere) Dampfentwicklung ist.
Ein Riesenbottich Eintopf oder zehn Kilo Kartoffeln sind mit dem Vitalini also definitiv nicht drin, was einen Singlehaushalt vermutlich nicht stören dürfte.
Wo der Fissler mit seinem hohen Gewicht und der schon mit bloßem Auge erkennbaren Dicke der Topfwände punktet, fühlt sich der Hoberg nicht ganz so hochwertig an. Auch hier kommt Edelstahl zum Einsatz, die Wände scheinen ausreichend dick zu sein – aber doch nicht ganz so langlebig.
Das Drehventil am Topfdeckel sowie der Griff sind kunststoffig im schlechtesten Sinne des Wortes – wirken also billig und nicht gerade robust. Allerdings schließt auch hier der Deckel sehr einfach und sehr sicher mit lautem „Klick“, zum Öffnen verschiebt ihr den Federregler am Griff.
Der hier verwendete Edelstahl-Alu-Mix im Boden (Megatherm Kaspelboden) macht den Vitalini fit für alle Herdarten, auch Induktion.
Im Gegensatz zu höherwertigen Produkten verfügt dieser Schnellkochtopf nur über eine Druck- also Garstufe. Die stellt ihr am Drehregler mit der Bezeichnung „80 KPa“ ein. Und bei dieser Zahl war ich kurz verwirrt:
Denn 80 kPa entsprechen 0,8 bar, was ja bedeuten würde, dass der Topf mit Niederdruck arbeitet (gibt es auch!), während normale Schnellkochtöpfe den Druck über den Normwert von 1 bar erhöhen. Hä?
Des Rätsels Lösung, auf die ich tatsächlich erst nach längerem Suchen und Denken gekommen bin: Die 80 kPa meinen den im Topf entstehenden Überdruck. Und laut Wasserdampftafel beträgt die Siedetemperatur im Hoberg Vitalini damit etwa 117 Grad Celsius.
Das entspricht der Turbo-Stufe bei mehrschichtigen Versionen wie dem Tefal Secure 5 Neo Schnellkochtopf. Das bedeutet aber auch, dass ihr ganz besonders vorsichtig sein müsst, und genau den Zeitpunkt zwischen „fertig“ und „matschig“ abpassen solltet.
Die zwei anderen Beschriftungen des Drehreglers bezeichnen die Einstellung für das Schnellabdampfen sowie eine Position, in der ihr das Regelventil einfach entnehmen könnt.
Zur Topfmitte hin befindet sich der rote Druckanzeiger, der im drucklosen Zustand ziemlich weit unten liegt. Sobald der Druck aufgebaut ist, springt er aber mit Karacho (und Gespritze) nach oben. Ist also wenigstens eindeutig.
Bei Amazon habe ich leider keine Ersatzteile für den Hoberg gefunden, aber ihr könnt Dichtungsringe, den Deckel und das Ventil auch im <a href=“https://www.beem.de/ersatzteilshop bestellen. Da wir alle Fans unseres bequemen Online-Versandhandels sind, ziehe ich für diesen schlechten Service einen Punkt ab.
Leider darf nichts vom Topf in die Spülmaschine (laut Betriebsanleitung), aber wenigstens kommt ihr an alle neuralgischen Punkte des Topfes bequem und gründlich heran. Das ist ein Widerspruch zur Amazon-Beschreibung. Ich neige aber dazu, lieber dem Beipackzettel als dem Schaufenster zu glauben.
Erwähnenswert ist auch die etwas verwirrende Füllskala im Topf. Die ist sowohl fürs Dampfkochen, bei der ihr eine Mindestfüllmenge von ¼ Liter einhalten müsst, als auch für das normale Kochen ohne Deckel gedacht. Was jetzt aber wofür ist, konnte ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hat wer von euch Tipps?
Ihr seht schon, ohne auch nur ein Stückchen gekocht zu haben, präsentiert sich der Hoberg Vitalini ziemlich zweischneidig, was die Vor- und Nachteile betrifft. Hier noch einmal im Schnelldurchlauf:
- sehr günstiger Preis
- Für ALLE Herdarten
- deutliche Füllskala im Topf (wenn auch verwirrend)
- eindeutiges Kochventil
- einfache Deckelverriegelung
- Schnellabdampfen durchaus einfach
- Nur eine Druckstufe
- Laut Betriebsanleitung nicht spülmaschinengeeignet
- ohne Zubehör
- Ersatzteile nicht überall erhältlich
- nur eine (geringe) Topfgröße erhältlich
Nun werden viele sagen, dass man die Nachteile bei einem so geringen Preis durchaus verschmerzen kann.
Aber die volle Sinnhaftigkeit eines Schnellkochtopfs zeigt sich gerade dadurch, dass er von alleine auch schonend druckgart, dass er groß genug und außerdem leicht Instand zu halten ist.
Kochen mit dem Schnellkochtopf Vitalini von Hoberg: Ein paar Tipps
Wer das erste Mal einen Schnellkochtopf kaufen will, bzw. ihn gerade ausgepackt hat, sollte sich zunächst mit dem Kochprinzip, das immer gleich ist, vertraut machen. Dazu „übt“ ihr am besten mit einer günstigen Zutat, die ihr anschließend problemlos noch einmal nachgaren könnt:
- Wenigstens ¼ Liter Wasser (oder Brühe) solltet ihr immer in den Topf geben. Zusammen mit dem Gargut darf der Topf nicht mehr als zu zwei Dritteln gefüllt sein.
- Verschließt den Deckel ganz genau und stellt den Topf auf den Herd.
- Beim Hoberg dürft ihr nicht vergessen, den Regler vorher auf „80 kPa“ zu stellen.
- Wenn der Deckel gut geschlossen ist und der Topf auf dem Herd steht, stellt diesen auf die maximal möglichste Stufe.
- Wenn gleichmäßig Dampf aus dem Sicherheitsventil austritt und der Druckanzeiger nach oben „ploppt“, regelt ihr die Wärmezufuhr auf etwa halbe Kraft zurück.
- Ab diesem Zeitpunkt gelten die Garzeiten, die in der Gartabelle angegeben sind. Leider ist Hoberg hier sehr sparsam mit Informationen. Die Gartabelle findet ihr auf Seite 8 der Betriebsanleitung im PDF-Format.
- Sollte der Dampf komplett verschwinden oder das Ventil absinken, müsst ihr noch ein wenig Hitze drauflegen. Aber nur stufenweise!
- Irgendwann geht euch diese Regulierung in Fleisch und Blut über, am Anfang solltet ihr beim Topf stehen bleiben.
- Ihr müsst erst den Druck ablassen, bevor ihr den Deckel öffnen könnt (und dürft). Beim Hoberg geht dies über den Dreh-Druckregler auf dem Deckel oder über die Abkühlmethode (das dauert).
Wie ihr die Garzeiten bewerten solltet und worauf ihr achten müsst, erfahrt ihr im Ratgeber zu Garzeiten im Schnellkochtopf. Und wenn ihr das gemeistert habt, könnt ihr verschiedene Rezepte im Schnellkochtopf ausprobieren.
Der Hoberg Vitalini im Einsatz
Wie alle Töpfe im Schnellkochtopf Test musste sich der Hoberg Vitalini dem einfachsten und vermutlich am häufigsten gekochten Gemüse der deutschen Küche stellen – der Kartoffel. Laut Gartabelle soll die Kocherei ungefähr nur 10 Minuten (plus Aufheizzeit) betragen.
Prima, denn beim Fissler habe ich auch zehn Minuten angesetzt, was die Vergleichbarkeit erhöht.
Um die Bedingungen für alle Töpfe gleich zu machen, habe ich immer eine Menge von rund 300 Gramm mit Schale gekocht und die Knollen nur durchgeschnitten, wenn sie viel größer als die anderen Kartoffeln waren.
Auf Salz in der Mindestflüssigkeitsmenge von 250 ml habe ich verzichtet, weil das den Siedepunkt künstlich nach oben hebt und damit das Ergebnis verfälschen würde. Im Einsatz zeigt der Hoberg Vitalini dann seine Grenzen:
- Nach etwa zwei Minuten steigt Dampf auf, nach etwa drei Minuten kommt das Druckanzeigeventil mit Klick und Schwung nach oben. Hier kann ziemlich viel Wasser herausspritzen, ihr solltet also nur am Geräusch überprüfen, ob der Kochtopf soweit ist!
- Auch entwickelt sich gegen Ende der Garzeit ein leichter Brandgeruch, weshalb ich erst einmal panisch wurde. Ich glaube aber, das liegt an der Güte (oder Nichtgüte) der Kunststoffteile im Ventil, Dichtungsring und Deckel. Die Kartoffeln waren unversehrt.
- Mit Stufe 3 (von 8) am Induktionsherd war ich energiezufuhrtechnisch ganz gut dabei, auch wenn der Dampf als alleiniger Anzeiger herhalten musste. Da war mir das hektische Ringventil am Fissler lieber.
- Ich habe den Herd nach insgesamt 13 Minuten ausgestellt.
Auch wenn das Schnellabdampfen für Kartoffeln mit Schale nicht wirklich gedacht ist, weil die Schale dadurch platzen kann, hab ich es trotzdem gemacht. Wir wollen ja wissen, wie einfach und sicher das geht.
Da der Dampfauslass direkt am Drehknopf fürs Abdampfen ist, kann es schon mal ziemlich heiß werden. Nehmt also ein Handtuch!
Die Kartoffeln waren, wie bei fast all meinen Test, nicht richtig durch. Aber ein Schnellkochtopf ist kein voll automatisches Präzisionsgerät, sondern eben doch nur ein Kochtopf.
Also müsst ihr erst einmal herausfinden, wie lange ihr für eine bestimmte Menge und Stückchengröße wirklich braucht.
Dabei kann euch helfen, dass ihr nach und nach die perfekte Einstellung für den Herd nach dem Runterschalten findet. Ich würde beim Vitalini also eher zu Induktion 4 von 8 tendieren, wenn die Stücke größer werden.
Aber auch hier habe ich festgestellt, dass die Kartoffeln insgesamt leckerer schmecken und mehr Kartoffel-Aroma haben. Es dürfte also etwas dran sein am Mehr-Aroma-Argument für Schnellkocher.
Die Reinigung und Aufbewahrung
Hier bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich die Sache bewerten soll. Schließlich widersprechen sich viele Quellen darin, ob wenigstens der Topfkorpus in die Spülmaschine darf.
Fest steht aber, dass Dichtungsring, Deckel und Ventil darin nichts zu suchen haben. Wie bei allen Töpfen müsst ihr gerade die Ventile gut reinigen, und das klappt hier sehr gut:
Drehschalter umstellen, Ventil aus dem Griff nehmen, abspülen, fertig. Auch der Dichtungsring lässt sich einfach entnehmen und wieder anbringen. Sollte er braun werden, Löcher oder Risse haben, müsst ihr ihn unbedingt austauschen!
Für die Aufbewahrung gilt, dass der Deckel um andersherum auf dem Topf liegen sollte, damit der Dichtungsring nicht permanent dichten muss und so porös wird. Leider könnt ihr den Stiel nicht abnehmen, weshalb der Platz im Schrank nicht gerade perfekt ausgenutzt wird.
Aber bei rund 30 Euro – was willste machen?
Fazit zum Hoberg Vitalini Schnellkochtopf
Für den Vitalini gilt im umgekehrten Maße, was ich für den Fissler vitaquick geschrieben habe:
Wenn alle anderen Töpfe durch die Bank weg mehr kosten (auch wenn es beim Elo Schnellkochtopf nur etwa 20 Euro mehr sind), sollte man sich das Geld für den Hoberg Vitalini dann nicht lieber sparen? Schließlich lässt das auf eine geringere Qualität schließen.
VORTEILE
- Sehr günstiger Preis
- Für ALLE Herdarten
- Deutliche Füllskala im Topf (wenn auch verwirrend)
- Eindeutiges Kochventil
- Einfache Deckelverriegelung
- Schnellabdampfen durchaus einfach
NACHTEILE
- Nur eine Druckstufe
- Laut Betriebsanleitung nicht spülmaschinengeeignet
- Ohne Zubehör
- Ersatzteile nicht überall erhältlich
- Nur eine (geringe) Topfgröße erhältlich
Sagen wir mal so: Als Einsteigertopf für geringe Kochansprüche und Leute, denen es nur darum geht, schneller zu kochen, ist der Hoberg sicher keine schlechte Wahl. Er ist nicht so komfortabel und vielseitig wie andere Geräte, er ist auch nicht ganz so gut in der Lage, Anfängerfehler auszugleichen.
Außerdem ist er für die meisten Haushalte schlichtweg zu klein und hat auch ein mieses Ersatzteil-Angebot. Dies spielt aber bei Schnellkochern eine große Rolle.
Den komischen Geruch und den Gesamteindruck finde ich fragwürdig und bin mir außerdem fast sicher, dass der Vitalini einem intensiven Dauereinsatz nicht gewachsen ist. Und wenn ihr dauernd irgendwelche Teile austauschen müsst, seid ihr schnell in den Preiskategorien hochwertigerer Produkte.
Als „Schnuppergerät“ in die Welt der Schnellkochtöpfe für kleine Haushalte ist er sicher nicht schlecht. Für richtige Kochfans, die ständig am Herd stehen und tausende Rezepte ausprobieren wollen, würde ich ihn nicht empfehlen.
Wie seht ihr das oder habt ihr noch Fragen? Dann hinterlasst uns einen Kommentar!
Kommentare
Claus 24. Dezember 2019 um 15:22
Der Link zu Amazon führt ins Leere.
Wiebke 27. Dezember 2019 um 10:27
Hi Claus! Danke für den Hinweis, den Topf gibt es wohl auch nicht mehr. Cheers!