Meine Erfahrung im Bosch Athlet Zoo ́o ProAnimal Akkustaubsauger Test: Danke für Nichts!
Natürlich gibt es wesentlich wichtigere Dinge. Doch esrgert mich maßlos, wenn euch Hersteller ein besonderes Produkt für eine bestimmte Aufgabe andrehen wollen, die am Ende nicht überzeugend erledigt wird.
Die angebliche Besonderheit vom Bosch Athlet Zoo ́o ProAnimal Akkusauger erkennt ihr schon im Namen: Er wurde für Haustiereltern konzipiert, die keine Lust auf Fellreste in der Bude und noch weniger Lust auf Staubsauger mit Kabel haben.
Auf dem Papier und im ersten Eindruck liefert Bosch reichlich Kaufargumente: Die Reinigungsleistung und die Akkupower liegen über dem Durchschnitt, ihr erhaltet einen Hygienefilter, eine besondere Bürste für Tierfellreste und grundsätzlich viel Zubehör. Zudem könnt den Stielstaubsauger auf besondere Weise zum Handstaubsauger umfunktionieren.
Doch im Akku-Handstaubsauger-Test 2024 bleibt von diesen Vorteilen nicht viel übrig. Der Bosch Zoo ́o ProAnimal ist allerhöchstens Mittelklasse, im Gegensatz zum Testsieger Proscenic P8 Plus bildet er das Schlusslicht.
Zumindest in einer Hinsicht ist diese vernichtende Bewertung eine gute Nachricht: Wir können detailliert durcharbeiten, was ein Akku-Sauger können sollte!
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck – Warum eigentlich Stielstaubsauger?
Schon beim AEG Ergorapido CX7 habe ich mich laut gefragt, warum man ein Gerät, das kabellos und beutellos durchs ganze Haus turnen soll, als Stielstaubsauger konzipiert. Beim Bosch Athlet Zoo ́o ProAnimal stelle ich diese Frage nochmal so laut.
Der gesamte Korpus inklusive Bodendüse ist um einiges schwerer als das AEG-Modell. Dort könnt ihr wenigstens ein leichtes Handteil als Mini-Version des großen Saugers für Polster oder Autositze nehmen. Bei Bosch müsst ihr den „Ghostbusters“-Modus einschalten:
Nehmt den Handstiel und das Bodenteil ab, knüppert den Handgriff dran, befestigt den Haltegurt und einen Schlauch nebst Adapter. Dann könnt ihr euch den Korpus um die Schulter hängen und mit dem „Rüssel“ gegen Haare und Co. ins Feld ziehen.
Ich bin schon genervt, wenn ich das schreibe! Natürlich profitiert ihr dann von der gleichen durchschlagenden Saugkraft wie in der Version Stielstaubsauger und habt kein Extrateil zu pflegen oder zu laden.
Doch die echten 2in1-Akkusauger wie der Proscenic P8 Plus zeigen, dass man den Zubehörwechsel und den Modus-Switch auch einfacher hinkriegt.
Kompliziert liebt es Bosch übrigens auch bei der Betriebsanleitung: zu einem Thema wird erst einmal alles in allen Sprachen erklärt. Wenn ihr einen bestimmten Punkt sucht, müsst ihr immer wieder die deutschen Seiten im ganzen Heft aufstöbern.
Auf der Haben-Seite kann das Bosch-Modell einen abenteuerlichen Zubehörumfang für sich verbuchen. Ganze 16 Teile in der Version „Zubehörkit“ sind wirklich nicht von schlechten Eltern. Dreh- und Angelpunkt ist natürlich die ProAnimal Düse, die Tierhaaren besonders gründlich den Kampf ansagen soll.
Darüber hinaus wird eine Akkulaufzeit von bis zu 60 Minuten versprochen, auch wenn hier die Angaben immer wieder abweichen. Dritter Pluspunkt ist das Easyclean System. Dahinter verbirgt sich zum einen ein einfaches Entleeren des Staubbehälters, zum anderen könnt ihr die Bürstenrollen einfach aus der Halterung klicken und wieder einsetzen.
Wenn wir bis hierhin lesen, gibt es bis auf den Grenzen der Bauweise als Stielstaubsauger noch nicht allzu viel zu meckern. Die wirklichen Probleme zeigen sich erst im Einsatz.
VORTEILE
- Sehr großes Zubehörpaket
- Akku austauschbar
- Gute Saugleistung
- Lange Laufzeit
NACHTEILE
- Sehr schwer und unhandlich
- Bei Tierhaaren kaum herausragend
- Schwieriger Zubehörwechsel
- Als Handgerät nur umständlich nutzbar
Reinigung & Saugleistung: Beutellos. Kabellos. Kraftlos.
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Der Staubsauger heißt „Bosch Zoo ́o ProAnimal Tierhaar-Staubsauger“, verspricht eine „hohe Reinigungsleistung auf allen Bodenarten“ und schimpft sich „ideal für Tierhaare“.
Im Praxistest entpuppen sich diese Versprechen als laues Marketing-Lüftchen. Die Reinigungsleistung ist zwar in Ordnung, der Filter funktioniert, doch ich sehe keinen Sprung im Vergleich zu anderen Modellen im Akkusauger-Test!
Im Gegenteil: Der Stielkollege von AEG hat das mit seinem Mini-Sauger und der speziellen Bürste nebst Filter besser hinbekommen – das 2in1-Modell von Proscenic auch. Beide haben sich Anti-Tierhaar-Einsätze zwar auf die Fahnen geschrieben, tun aber nicht so, als wären sie extra dafür gemacht!
Aber natürlich ist ein solcher Produktname wie bei Bosch eine perfekte Strategie, weil Menschen mit Tieren auf jeden Fall zugreifen, wenn ihnen das besondere Alleinstellungsmerkmal dermaßen mit dem Holzhammer vor die Füße geknallt wird.
Das Problem ist meines Erachtens nicht die Saugkraft an sich. Drei Saugstufen inklusive Turbo im Verhältnis zum geräumigen Lithium-Ionen-Akku und dem Motor bieten ausreichend Power gegen jede Art von Schmutz.
Das Problem ist die gesamte Konstruktion!
Handhabung: Nasser Sack oder Akkustaubsauger?
Es bestätigt sich einmal mehr, dass Staubsauger ohne Kabel oft nicht zu Ende gedacht sind. Es gibt nicht einen Handhabungsaspekt bei Bosch, der mich überzeugt hat!
Neben dem Lösen des Griffs, der mich mehrmals zur Verzweiflung gebracht hat, ist das Gerät in jeder Version unglaublich schwer und klobig.
Wenn ihr es (endlich) zum Handstaubsauger umfunktioniert habt, hängt der Korpus wie ein nasser Sack an eurer Schulter und ist ständig im Weg, wenn ihr mit dem Schlauch und der Special-Düse gegen Tierhaare ins Feld ziehen wollt. Ich hatte damit schon Probleme bei meiner Couch, als Auto-Staubsauger scheint das Ganze noch ungeeigneter.
Auch in der ursprünglichen Form als Bodenmodell macht euch das Teil wahnsinnig. Der an sich recht bewegliche Bürstenkopf wird durch das hohe Gewicht relativ starr. Darunter leidet die Wendigkeit enorm.
Einmal hat sich der Staubsauger in meinem Teppich mit langen Fransen verheddert. Ich konnte ihn kaum wieder befreien. Zumindest nicht ohne Akrobatik und einem intensiven Balanceakt.
Wenn wir dann noch einbeziehen, dass ein gutes Gerät für eine hohe Bewertung auch selbsterklärend sein sollte, muss der Tierhaarsauger vollends die Segel streichen – siehe Ghostbusters-Modus oder Klemm-Macken.
Die Wollmäuse unter euren Schränken werden auch noch eine Weile fröhlich vor sich hintollen, da der Stielstaubsauger zumindest in der Bodenversion nicht darauf ausgelegt ist, Limbo zu tanzen. Der Abstand zwischen dem bauchigen Rumpf und dem Bürstenkopf ist zu kurz, um komfortabel unter den Schrank zu passen.
Warum gibt es für so viel Quark überhaupt noch eine relativ hohe Punktzahl? Das hat Bosch der Tatsache zu verdanken, dass der Sauger trotz allem saugt und sowohl kabellos als auch beutellos durch die Gegend bugsiert werden kann. Verhältnismäßig leise ist er außerdem.
Akkuleistung: Der Staubsauger verschenkt Möglichkeiten
Wie schon erwähnt, ist die Akkupower an sich ziemlich herausragend. In nur sechs Stunden macht ihr den Bosch ProAnimal für bis zu 60 Minuten bereit. In der Realität werden die meisten von euch eher zur höheren Saugstufe oder gar der Turbofunktion greifen, was den Zeitraum einschränkt.
Dennoch hätte sich der ProAnimal damit auf jeden Fall ganz nach vorne katapultieren können. Zumal ihr hier die Möglichkeit zum Akkuwechsel habt und über relativ günstige Ersatzteile doppelt so viel Leistung abrufen könntet.
Flexibilität: Hätte, könnte, sollte
Ich mach’s kurz: Wie in vielen anderen Bereichen des Akkusauger-Tests hätte der Bosch Zoo ́o ProAnimal eine bessere Bewertung bei der Flexibilität erreichen können, wenn er nicht so bescheuert und unhandlich konstruiert wäre.
Vielleicht sollte sich Bosch mal ein Beispiel an den Herstellerkollegen nehmen und die Gesamtkonstruktion zur Version 2.0 überarbeiten. Denn aus dem ursprünglichen Allrounder für Haus, Teppich, Möbel und Auto wird im Praxiseinsatz ganz schnell ein Gerät, das ihr nur herausholt, wenn’s wirklich dringend ist.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Und dennoch …
Wenn Amazon nicht gerade mal wieder Bosch-Wochen hat, kostet der BCH6ZOOO Athlet inklusive Zubehörkit rund 175 Euro (Stand: Aug 2020). Es gibt ihn auch noch in anderen Versionen mit mehr oder minder starkem Akku und weniger Ausstattung.
Als ich diesen Text geschrieben habe, war er gerade für weniger als 140 Euro im Angebot. Das hat mich dazu animiert, den Staubsauger nochmal mit etwas Abstand zu betrachten.
- Kabel- und beutellos saugen können viele, doch die meisten machen schon nach wenigen Minuten schlapp. Bosch hält länger durch.
- Irgendwelche Zubehörteile hat jeder Hersteller im Angebot. Bosch haut richtig einen raus.
- Details wie Hygienefilter für wirklich saubere Ausblasluft und ein durchdachter, geräumiger Staubbehälter werden häufig halbherzig umgesetzt. Bosch hat in dieser Hinsicht beste Funktionalität an Bord.
- Austauschbare Akkus sind keine Selbstverständlichkeit. Günstige Zubehörteile auch nicht. Bosch legt hier vor.
- Manche Sauggeräte schaffen nicht einmal einen Teppich. Bosch schafft alles – nur eben abenteuerlich umständlich.
Für sich genommen ist der normale Verkaufspreis dennoch viel zu kostenintensiv, gerade im Vergleich zum Preis-Leistungs-Giganten und Testsieger Proscenic P8 Plus.
Ist das Bosch-Tier-Modell jedoch wie oben erwähnt günstig, dann ist dieser Betrag nach meiner Ansicht im Verhältnis zur Reinigungsleistung angemessen. Ob er euch zum Kauf verführt, müsst ihr selbst entscheiden.
Fazit zum Bosch Zoo ́o ProAnimal: Nochmal auf Anfang
Als Antisieger im Akku-Handstaubsauger-Test versagt der Bosch Athlet Zoo ́o zwar nicht auf ganzer Linie, aber dort, wo es drauf ankommt.
199,99 Euro
Zwar beseitigt er Tierhaare und jeden Schmutz. Aber nicht so herausragend, dass der Name und das Marketing gerechtfertigt wären. Er ist so klobig, unhandlich und zickig, dass Saugen mit ihm keinen Spaß macht.
Er setzt auf eine Konstruktion, die vorsintflutlich und in der Kategorie Kabel- und Beutellos irgendwie fehl am Platze ist. Er wirkt, als hätte Bosch beim Produktdesign gepennt.
Nahezu jedes 2in1-Modell in meinem Testpool ist dem angeblichen Tierhaarsauger überlegen. Selbst der ähnlich vorsintflutlich konstruierte AEG Ergorapido CX7 weiß seine Nachteile klüger auszugleichen.
Wer bei Bosch kauft, erhält allerdings eine lange und hohe Saugpower und ausgesprochen viel und vielseitiges Zubehör. Ich finde nur, dass diese Vorteile im Vergleich zur Handhabung stark in den Hintergrund treten.
Wie seht ihr das? Ich freue mich auf eure Kommentare!
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