Meine Erfahrung mit dem Osprey Kestrel 48: Hält der Name was er verspricht?
Der Backpack ist das höchste und wichtigste Gut für einen Reisenden. Alle Gegenstände im Rucksack reisen mit euch um die Welt. Nicht ohne Grund, denn meist hat es einen Sinn, warum ihr euch für diese Gegenstände entschieden habt. Aus diesem Grund gilt es alles im Rucksack bestmöglich vor äußeren Einflüssen zu schützen.
Inhaltsverzeichnis
Dieser Wichtigkeit sind sich einige Hersteller seit Jahrzehnten bewusst und versuchen ihre Produkte bestmöglich auf die Bedürfnisse von uns Kunden anzupassen. Neben Tatonka und Deuter zählt ein weiteres Unternehmen zu den Top-Playern im Backpack-Business. Gemeint ist Osprey, dessen Rucksack Kestrel 48 ich ebenfalls getestet habe.
Der Osprey Kestrel 48 gilt als eines der besten Produkte auf dem Markt. Zusammen mit Tatonka und Deuter konkurrieren die drei Unternehmen um die Marktführerschaft in ihrer Branche. Häufig geschieht dies zu Gunsten der Kunden, da die Hersteller mit neuen Innovationen gewillt sind, ihre Produkte weiter zu verbessern.
Ich selbst besitze den Tatonka Yukon 50+10 Liter, also ein ähnliches Produkt in Qualität und Größe. Aus diesem Grund war ich doppelt gespannt auf das Testergebnis. Das Unternehmen Osprey hat seinen Sitz im amerikanischen Colorado. Gegründet wurde Osprey 1974 in Santa Cruz, Kalifornien.
Die wichtigsten Merkmale an einem Backpack sind die Langlebigkeit, das Tragesystem und die Größe. Doch auch „weichere Faktoren”, wie beispielsweise die Produktions- und Arbeitsbedingungen werden für viele Kunden immer wichtiger. Wie der Osprey Kestrel 48 in meinem Trekkingrucksack Test abgeschnitten hat, lest ihr hier.
VORTEILE
- Intelligente Aufteilung der Fächer
- Verstellbares Tragesystem
- Hochwertige Verarbeitung
- Schneller Zugriff auf das Hauptfach
- Integriertes Regencape
NACHTEILE
- Fehlender Reißverschluss am Fach für den Schnellzugriff
- Zu klein für Weltreisende
- Geringe Polsterung an den Schultergurten
Herstellung & Verarbeitung – Licht & Schatten
Die Verarbeitung fließt als wichtiger Faktor wohl am meisten mit in die Beurteilung von einem Backpack ein. Hier, so finde ich, gibt es beim Osprey Kestrel 48 nichts zu bemängeln. Der Rucksack entspricht somit meinen hohen Anforderungen an einen Qualitäts-Backpack.
Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern verzichtet Osprey darauf, die Reißverschlüsse falsch herum zu vernähen. Das ist dennoch kein Nachteil. Die Reißverschlüsse werden beim Kestrel 48 so vernäht, dass sie nicht mit dem Stoff darüber verhaken können. Möglich ist dies, da der überlappende Stoff zu lang ist, als das ihr ihn durch einen Reißverschluss beschädigen könnt.
Ebenfalls positiv daran – ein automatischer Schutz der Reißverschlüsse vor Regen. Dies ist bei den Produkten, bei denen die Reißverschlüsse falsch herum vernäht sind, nicht der Fall. Durch den Stoffschutz bekommen die Reißverschlüsse gar keine Nässe ab, womit automatisch eine höhere Lebensdauer erreicht wird.
Von Bedeutung ist auch das Material. Der Osprey Kestrel 48 wird aus 210D Nylon Double Diamond Ripstop gefertigt. Jede Menge Fremdwörter für eine Bezeichnung, ich weiß. Hier eine kurze Erläuterung zu dem Material – ich hoffe sie hilft euch weiter.
Bei diesem Stoff handelt es sich um ein leichtes Nylongewebe. Dadurch sinkt bereits das Eigengewicht des Backpacks. Durch die sogenannten Ripstop-Fäden werden lange Risse im Stoff verhindert. Sollte also irgendwo mal eine Stelle reißen, verhindern diese Fäden, dass sich der Riss weiter ausbreitet. Zudem besteht eine wasserabweisende Beschichtung, die Regen im Normalfall zuverlässig standhält. Eine Wanderung durch einen Monsun würde ich aber nicht empfehlen.
Und denkt daran – wasserabweisend ist nicht wasserdicht! Wasserabweisend umschreibt lediglich den Zustand, dass kleinere Wassermengen vom Stoff an sich abgewiesen werden. Bei starken Regenfällen nutzt dies leider nichts mehr. Solltet ihr also in ein Land reisen, in dem es häufig stark regnet, ist der Osprey Kestrel 48 nicht die optimale Wahl.
Die Nähte am Rucksack sind gut verarbeitet. Hier konnte ich keine Mängel erkennen. Alles in allem wird Osprey seinem Ruf eines Markenherstellers für Rucksäcke bei der Verarbeitung durchaus gerecht.
Doch wo es Licht gibt, ist auch meist der Schatten nicht weit. Ok, ganz so dramatisch ist es nicht. Jedoch hat auch Osprey sich im Jahr 2003 dazu hinreißen lassen, die Produktion aus Kostengründen ins Ausland zu verlagern – genauer gesagt, nach Vietnam.
Das war aber auch eigentlich schon das einzig Negative, was die Herstellung der Osprey-Rucksäcke betrifft, denn ganze vier Jahre verweilte der Unternehmensgründer Mike Pfotenhauer in Vietnam, ehe er den Abläufen in der Produktion vertraute.
Ansonsten gibt es zu Osprey auch bei der Herstellung und Produktion nur Gutes zu vermelden. Auf der Homepage wirbt das Unternehmen zudem in sechs Punkten für den eigenen Beitrag zur Umwelt. Auch, nachdem ich länger recherchiert habe, konnte ich im Internet nichts finden, was Osprey „belastet”. Aufgrund der hohen Kontrollen in Vietnam konnte ich also auch dafür keine Abzüge erteilen. Doch nun genug der Lobeshymnen.
Die Ergonomie – hier gibt es Verbesserungspotenzial
Ergonomische Produkte finden in unserer Gesellschaft einen immer größeren Anklang. Die eigene Gesundheit wird wieder zu einem Gut, das wir in Deutschland lange nicht mehr zu schätzen wussten. Zu groß war die Gier nach günstigen Produkten. Mittlerweile geht der Trend wieder in eine andere Richtung.
Der Konsument ist wieder bereit, mehr in die eigene Gesundheit zu investieren. Ein wichtiger Punkt, wenn ihr bedenkt, dass ihr mit einem Backpack schnell weit über zehn Kilogramm auf dem Rücken habt – und das nicht selten über mehrere Stunden am Stück.
Also haben sich die Hersteller, wie auch Osprey beim Modell Kestrel 48, etwas einfallen lassen. Eines muss euch dennoch klar sein. So toll sich die Bezeichnungen auch anhören, meist steckt auch viel Marketing dahinter. Die meisten Tragesysteme sind völlig identisch konstruiert und unterscheiden sich nur in Kleinigkeiten von anderen.
Osprey verzichtet allerdings beim Kestrel 48 auf eine hochtrabende Bezeichnung und belässt es bei einem „verstellbaren Rückensystem“. Durch eine Klett-Konstruktion ist es möglich, das Tragesystem in der Höhe zu verstellen. So könnt ihr das System perfekt an eure Körpergröße anpassen.
Zudem versucht Osprey durch ein dünnes Netz, welches sich rund zwei Zentimeter vor der eigentlichen Rückenplatte befindet, einen kleinen Hohlraum zwischen Rücken und Rucksack zu schaffen. So kann die Luft zirkulieren und den Rücken kühlen. Besonders unangenehm empfinde ich es, wenn der Schweiß sich in den Stoff vom Backpack drückt. Dies wird hierbei glücklicherweise vermieden, da der Rücken eben nicht „press“ an der Rückenplatte anliegt.
Doch wie in der Überschrift angekündigt, gibt es auch ein paar Mängel am Osprey Kestrel 48. Einer hiervon ist die Polsterung der Schultergurte. Für mein Empfinden ist die Polsterung zu dünn, um bei einem hohen Gewicht die Schultern ausreichend zu schützen. Als ich mit einem vollgepackten Kestrel 48 einige Stunden unterwegs war, habe ich recht schnell gespürt, dass sich die Gurte in die Schultern „einbrennen“. Ein sehr unangenehmes Gefühl, wie auch beim Test des Leefrei Rucksacks.
Im gesamten Test waren dies aber auch die größten Mängel, die mir am Osprey Kestrel 48 aufgefallen sind. Die Kompressionsriemen an den Seiten und über den Tragegurten dienen der Kompression des Inhaltes. So könnt ihr dafür sorgen, dass das Gepäck dicht am Körper sitzt und euch beim Wandern nicht nach hinten zieht.
Fächeraufteilung – intelligent und funktional
Eine gute Fächeraufteilung ist mehr als ein gutes Feature. Stellt euch vor, ihr kauft einen Backpack mit nur einem Fach. Es bleibt euch also nichts anderes übrig, als den Rucksack völlig planlos zu packen. Keine guten Vorboten, denn nicht selten muss man schnell an einen Gegenstand, der unter Umständen ganz unten liegt. Dann heißt es auspacken und wieder einpacken. Ein zeitraubendes und nerviges Unterfangen.
Daher ist auch die Aufteilung der Fächer nicht unwichtig. Beim Osprey Kestrel 48 bleibt mir da nur ein Wort: Chapeau. Beim Kopffach könnt ihr von außen einige Gegenstände unterbringen. Um das Kopffach noch besser nutzen zu können, hat Osprey auch von innen einen Reißverschluss mit einem Netzfach angebracht. In diesem könnt ihr nun bequem eure Reiseapotheke oder anderen wichtigen Kleinkram verstauen.
Die Öffnung von außen würde ich eher für eine dünne Regenjacke nutzen, denn an sie kommt ihr heran, ohne das Kopffach vollständig zu öffnen. Da wäre es eher ungünstig, wenn ihr zuerst den Backpack öffnen müsst, um an eure Regenjacke heranzukommen.
Bei dem großen Fach besinnt sich Osprey auf reine Funktionalität. Anders als beim Lowe Alpine Airzone Pro besitzt der Osprey Kestrel im Hauptfach keine besonderen Features.
Auch auf ein Laptopfach wurde verzichtet. Eine mittlerweile eher untypische Vorgehensweise. Auf den seitlichen Zugriff wurde beim Hauptfach aber nicht verzichtet. Auf der rechten Seite befindet sich ein Reißverschluss, der es ermöglicht, schnell und unkompliziert auf unten platzierte Gegenstände im Backpack zuzugreifen.
Allerdings frage ich mich, warum Osprey einen seltsamen Verschluss für das Hauptfach benutzt. Er ist nicht nur unpraktisch, sondern auch äußerst schwer zu bedienen. Für mich ein Nachteil, wenn es beim Packen mal schnell gehen muss.
Das Bodenfach besitzt, wie bereits beim Kopffach der Fall, zwei separate Fächer. Ein Fach dient der Aufbewahrung des integrierten Regenschutzes. Das eigentliche Bodenfach befindet sich darüber. Hier könnt ihr ein paar Schuhe oder ähnlich sperrige Gegenstände aufbewahren.
Das Fach für den Schnellzugriff finde ich eher ungeeignet. Zwei Gründe kann ich hierfür nennen. Zum einen besteht es aus einem elastischen Mesh-Gewebe ohne Reißverschluss. So schön elastisch das Fach dadurch auch ist, so leicht können Gegenstände auch herausfallen. Nur, wenn das Fach voll geladen ist, entsteht die nötige Spannung, um zu verhindern, dass Gegenstände rausfallen.
Es gibt also auch keinen Reißverschluss, um das Fach abzuschließen. Dies macht es Dieben einfach mal eben etwas mitgehen zu lassen. Zum anderen möchte Osprey mit der Netzoptik verhindern, dass sich Wasser im Fach sammelt. Auch hier gibt es aber einen entscheidenden Nachteil – durch die Netzoptik wird das Fach mehr oder weniger durchsichtig.
Aus demselben Stoff sind auch die beiden seitlich platzierten Trinkfächer gefertigt. Hier mit vielen Vorteilen. Durch den Stoff können auch größere Trinkflaschen im elastischen Netz platziert werden. Hier ist es zudem positiv, dass Wasser abfließen kann. Dass das Trinkfach durch die Spannung der Netzoptik durchsichtig wird, spielt hier für mich eine untergeordnete Rolle.
Zusätzliche Features am Kestrel 48
Auf die ganz großen Features hat Osprey beim Kestrel 48 verzichtet. Ein Trinkblasenfach über dem verstellbaren Rückensystem gehört da schon zu den größten. Hier könnt ihr den Schlauch einer Trinkblase durchführen, sodass ihr während eurer Tour nicht immer anhalten müsst, um Flüssigkeit zu euch zu nehmen.
Das integrierte Regencape gehört ebenfalls in diese Kategorie. Als nützliches Extra lässt sich das Regencape bei einem herannahenden Schauer schnell über den Backpack stülpen. An der linken Seite befindet sich zudem ein mit Plastik ummantelter Schlauch. Dieser soll dabei helfen Trekkingstöcke während dem Gehen sicher zu befestigen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis
Beim Preis-Leistungs-Verhältnis landet der Osprey in meinem Test recht weit oben. Im Verhältnis zu anderen Produkten aus dieser Preiskategorie, wie beispielsweise der Tatonka Yukon 50+10 Liter, gibt es nur wenige Unterschiede. Die größten sind sicherlich in der Aufteilung der Fächer zu finden.
Hier legen die Hersteller zum Teil auf unterschiedliche Merkmale ihren Fokus. Während beim Tatonka ein Laptopfach vorhanden ist, glänzt der Osprey mit den Hüftgurttaschen. Preislich liegt der Osprey Kestrel 48 etwas unter dem Tatonka Yukon – auch, weil das Fassungsvermögen etwas niedriger ist.
Qualitativ entspricht der Backpack auf jeden Fall den Erwartungen an den Preis. Abzocke oder ähnliches kann ich Osprey daher nicht unterstellen. Natürlich zahlt ihr auch ein Stück weit die Marke mit. Das sollte es euch aber auch wert sein, denn die Transparenz bei Produktion und Umwelt sprechen letztlich für Hersteller wie Tatonka und Osprey.
VORTEILE
- Intelligente Aufteilung der Fächer
- Verstellbares Tragesystem
- Hochwertige Verarbeitung
- Schneller Zugriff auf das Hauptfach
- Integriertes Regencape
NACHTEILE
- Fehlender Reißverschluss am Fach für den Schnellzugriff
- Zu klein für Weltreisende
- Geringe Polsterung an den Schultergurten
Mein Fazit zum Osprey Kestrel 48
Bliebe noch das Fazit. Ich selbst bin froh darüber, dass ein Hersteller wie Osprey das Vertrauen der Kunden mit Transparenz erreichen möchte. Das Engagement in der Umwelt sowie die ausgelagerte Produktion nach Vietnam werden auf der Homepage erläutert und logisch dargelegt.
Preis nicht verfügbar
Der Kestrel 48 zeichnet sich besonders durch sein widerstandsfähiges Material aus. Das Gewebe ist besonders reißfest und dadurch langlebig. Auch Nähte und Reißverschlüsse sind gut verarbeitet.
Die Ergonomie ist die größte Schwäche des Backpacks. Aus meiner Sicht fehlt es hier an einer ausreichenden Polsterung der Hüft- und Tragegurte. Bei der Fächeraufteilung orientiert sich Osprey nur am Nötigsten. Laptopfach oder einen Reißverschluss beim Fach für den Schnellzugriff sucht ihr vergebens. Die Möglichkeit des seitlichen Zugriffs auf das Hauptfach macht diesen Nachteil aber wieder wett.
Die Trinkblasen-Öffnung und der Regenschutz sorgen dann aber doch noch für den nötigen Komfort. Auch die Befestigungsmöglichkeiten für Trekkingstöcke dienen als nettes Feature. Im Preis-Leistungs-Verhältnis bewegt sich der Kestrel 48 auf einem fairen Niveau.
Ich persönlich kann den Kauf empfehlen – zumindest, wenn ihr an den Schultern eher unempfindlich für Schmerzen seid. Insgesamt ist der Kestrel ein toller Backpack für größere Touren – für eine Weltreise ist der Rucksack aber eher für Frauen geeignet. Für Herren ist das Fassungsvermögen noch einen Tick zu gering.
Kommentare
Max 1. Mai 2023 um 11:43
Der Rucksack sitzt viel zu hoch bei dir!