Meine Erfahrung mit dem Mountaintop 65+5L – das tolle Preis-Leistungs-Verhältnis fordert seinen Tribut
Um zu verstehen, wie wichtig ein guter Backpack für einen Reisenden ist, möchte ich einen kleinen Vergleich aufzeigen. Während der „Normalo“ sein gesamtes Leben in einer Wohnung oder einem Haus aufbewahrt, in dem alle Wertgegenstände ausreichend vor äußeren Einflüssen gesichert sind, kann dies der Backpacker nicht von sich behaupten. Auf langen Touren führt ihr als Reisende alles mit euch, von dem ihr denkt, dass es euch weiterhelfen kann.
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Und genau hier kommt der Backpack ins Spiel. Zunächst muss der Rucksack den äußeren Einflüssen ausreichend trotzen. Das Material und die Verarbeitung spielen also eine große Rolle. Doch auch Regen darf beim ersten Schauer nicht gleich in das Innere dringen. Gerade wichtige Papiere könnten in solch einem Fall völlig unbrauchbar werden. Hier hilft entweder ein wasserabweisender oder wasserdichter Stoff oder, wie im Falle des Mountaintop 65+5L, ein im Lieferumfang enthaltenes Regencape.
Mountaintop – der unbekannte Hersteller
Eigentlich gibt es keine Kategorie, die sich in meinem Backpack Test 2024 näher mit dem Hersteller beschäftigt. Im Falle des Mountaintop komme ich um eine kurze Ausführung allerdings nicht herum. Ihr kennt das sicher selbst. Ihr möchtet euch über ein Produkt informieren und nutzt dazu auch die eigene Homepage des Herstellers. So weit, so gut. Den Hersteller Mountaintop gibt es allerdings nicht. Dementsprechend konnte ich also auch keine Homepage finden.
Doch warum wirbt der Hersteller nicht mit seinem Namen? Ich versuche mich kurz zu fassen, um dies zu erläutern.
Den Mountaintop 65+5L Trekkingrucksack könnt ihr ausschließlich auf Amazon erwerben. Nicht ohne Grund, denn hierfür ist ein OEM (Original Equipment Manufacturer), ein sogenannter Erstausrüster, verantwortlich. Dies bedeutet, dass der Rucksack in einer Fabrik produziert, jedoch nicht von diesem Hersteller in den Einzelhandel gebracht wird.
Ein kurzes Beispiel: Amazon bemerkt, dass der Absatz von Trekkingrucksäcken steigt und möchte selbst in den Markt einsteigen – nichts Neues bei gut laufenden Produkten. Nun beauftragt Amazon ein Unternehmen, das die Rucksäcke nach den eigenen Vorgaben produzieren soll. Hier versucht der Online-Gigant natürlich durch die Masse Kosten sowie Preise für den Kunden zu drücken. Die Qualität ist dennoch hoch, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser Erstausrüster auch für große andere Hersteller produziert.
Die Bezeichnung Mountaintop wurde von Amazon einfach als „Markenname“ genutzt, um den Anschein zu erwecken, dass sich ein eigenständiges Unternehmen dahinter verbirgt. So soll Vertrauen aufgebaut werden, denn jeder Interessent würde ein Produkt eines Outdoor-Herstellers wohl einem hauseigenen von Amazon vorziehen.
VORTEILE
- Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Kleine Taschen an den Hüftgurten
- Ergonomisches und höhenverstellbares Tragesystem
NACHTEILE
- Produktionsbedingungen intransparent
- Hersteller produziert in China und bleibt „namenlos“
- Zu leicht verstellbare Zurrgurte
Herstellung & Verarbeitung – keine Qualitätsverluste
Zugegebenermaßen habe ich bei meinem Test aufgrund der Vorgeschichte eher mit einem schwachen Testergebnis gerechnet. Bereits im ersten Test, bei dem ich mir die Verarbeitung der Materialien genauer angesehen habe, wurde diese These widerlegt.
Kleinere Abzüge gibt es letztlich nur bei der Herstellung. Durch die Herstellung in China lassen sich die Arbeitsbedingungen vor Ort nur erahnen. Dass Amazon hier viel Wert auf einen sozialen Arbeitsbetrieb legt, ist auch aufgrund des geringen Preises nicht zu erwarten. Dabei handelt es sich allerdings um eine Vermutung meinerseits. Weder Amazon noch China sind zumindest bisher durch faire Entlohnungen oder soziale Arbeitsbedingungen in Erscheinung getreten.
Der gesamte Produktionsprozess ist also sehr undurchsichtig für den Endverbraucher. Für umweltbewusste Interessenten ist dies nicht selten das erste K.O.-Kriterium.
Entgegen aller Erwartungen kann ich über die Verarbeitung nichts Schlechtes sagen. Im Gegenteil – hier steht das Produkt selbst namhaften Produzenten wie Tatonka oder Deuter in nichts nach.
Dies macht sich schon auf den ersten Blick bemerkbar. Aufgrund des geringen Preises wären nun schlecht verarbeitete Nähte oder ähnliches zu erwarten, doch weit gefehlt. Besonders positiv wirken die Reißverschlüsse. Da sie, wie auch beim Brandit US Cooper, umgekehrt vernäht wurden, lassen sich die Reißverschlüsse besonders gut bedienen. Ein Verhaken im Stoff wird somit vermieden.
Allerdings sind nicht alle Reißverschlüsse am Mountaintop 65+5L auf diese Weise vernäht. An den Hüftgurttaschen oder dem Bodenfach hat man darauf verzichtet. Warum, kann ich nicht beantworten. Sinn ergibt es zumindest keinen, dass an einem Produkt hier variiert wird.
Das Material, in diesem Fall Nylon, hat sich auf einer mehrtägigen Wandertour über Berg und Tal bewiesen. Nicht selten bin ich an Ästen oder Steinen hängen geblieben. Trotzdem hält das Material den Belastungen bis heute zuverlässig Stand.
Wasserdicht ist der Backpack durch das Nylon allerdings nicht. Doch auch hier hat der Hersteller mit einem integrierten Regencape eine Lösung parat. Bei einem schnell aufziehenden Gewitter solltet ihr also lieber vorsorglich das Regencape überspannen, um auch wirklich zu verhindern, dass Nässe nach innen durchdringt.
Die sonstige Verarbeitung der vielen Schnallen und Gurte ließ ebenso kaum Wünsche offen. Lediglich deren Bedienung ist mitunter etwas umständlich, da sich einige Schnallen nur schwierig verstellen lassen.
Gesundheit nicht vernachlässigen – die Ergonomie
Die eigene Gesundheit gewinnt mittlerweile eine immer größere Bedeutung in unserer Gesellschaft. Auch, weil sich der Mensch mittlerweile mit sensiblen Themen wie dem Umweltschutz und der Natur auseinandersetzt. Dies hat zur Folge, dass auch die eigene Gesundheit mehr gefördert wird. Bei einem Backpack macht sich dies am ehesten durch eine gute ergonomische Konzeption bemerkbar.
Genauer gesagt soll der Rücken aufgrund der hohen Belastungen bei einer längeren Tour geschont werden. Dies gelingt auch beim Mountaintop 65+5L mit einem geeigneten Tragesystem. Hier wird dann häufig auch der Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Backpack deutlich.
Während das Tragesystem beim Tatonka Yukon 50 + 10 Liter als „innovatives V2-Tragesystem“ bezeichnet wird, heißt es beim Mountaintop „Bearing System“. Letztlich unterscheiden sich all die guten Tragesysteme nur im Namen und kaum in der Qualität. Generell dienen die hochtrabenden Begriffe eher dem Marketing. Lasst euch also hiervon nicht zu sehr beeinflussen und seht euch die Systeme genauer an. Jeder Rücken benötigt letztlich individuelle Funktionen, um die Last bestmöglich zu verteilen.
Das „Bearing System” beim Mountaintop Trekkingrucksack hat besonders durch die verstellbaren Tragegurte in der Höhe fleißig Punkte gesammelt. Je nachdem wie groß ihr seid, lässt sich das Tragesystem in die Größen S, M oder L verstellen. Besonders für die Lastverteilung ist dies von großer Bedeutung – genau wie die vorhandenen Hüftgurte.
Die Hüftgurte sind dafür da, einen Teil der Last, die normal der Rücken zu tragen hätte, zu übernehmen. So wird das Gewicht, dass bei einer langen Tour gelinde gesagt zu einer Belastung für den Rücken werden kann, auf Hüfte und Rücken verteilt. Der Backpack wirkt somit deutlich leichter als er tatsächlich ist.
Durch zwei Zurrgurte oberhalb der Tragegurte könnt ihr den Backpack zusätzlich an den Rücken heranziehen. So wird verhindert, dass die Last zu sehr nach hinten fällt. Auch dies wäre auf Dauer kraftraubend und sehr ungesund.
Bliebe noch die Polsterung. Im Vergleich zu den anderen Produkten im Test wirkt der Schaumstoff trotz der ausreichend dicken Polsterung etwas hart. Dies wirkt sich aber nur minimal auf den Tragekomfort aus. Das sogenannte „Air-Comfort-System“ sorgt hingegen für eine gute Durchlüftung und verhindert die Bildung unschöner Schweißflecken bis zu einem gewissen Grad. Natürlich hat auch das beste System bei einem Berganstieg in der prallen Sonne hier seine Grenzen.
Insgesamt gibt es bei der Ergonomie also kaum etwas zu bemängeln. Die Rückenplatte zwischen Gepäck und Rücken sorgt dafür, dass keine sperrigen Gegenstände an den Rücken drücken und somit Schmerzen verursachen. Alles in allem kann der Mountaintop 65+5L in dieser Kategorie mit dem deutlich teureren Produkten der namhaften Konkurrenz mithalten.
Die Aufteilung der Fächer
Auch die Aufteilung der Fächer hat mich am Ende überzeugt. Hier ist es wichtig, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen großen, kleinen und nützlichen Zusatzfächern herrscht. In meiner Bewertung beginne ich mal von oben.
Das Kopf- oder auch Deckelfach bietet ausreichend Platz um größere Gegenstände zu verstauen, an die ihr eventuell schnell heran müsst. Doch Achtung: Bedenkt, dass das Fach ganz oben bei Regen als erstes betroffen ist. Wichtige Dokumente oder Papiere würde ich also hier nicht verstauen. Eher eine Regenjacke, einen Pullover oder so etwas.
Das große Hauptfach bietet, es wird bei einem Fassungsvermögen von insgesamt 65 Litern nicht verwundern, ausreichend Platz für alles was ihr auf eurer Reise so benötigt. Mit einem Backpack dieser Größe sind selbst längere Weltreisen kein Problem. Im integrierten Laptopfach könnt ihr die wichtigsten Elektrogegenstände ebenfalls unterbringen. Im Gegensatz zu fast allen professionellen Trekkingrucksäcken hat der Mountaintop aber eine Schwäche beim Hauptfach.
Es gibt keine Möglichkeit über einen seitlichen Zugriff an das Hauptfach heranzukommen. Ihr solltet euch also genau überlegen, was unten eingepackt wird. Einmal verstaut kann es unterwegs zu einer wahren Tortur werden, ehe ihr den gewünschten Gegenstand ganz unten findet.
- Tipp: Packt den Backpack so, dass größere Gegenstände unten ihren Platz finden. So könnt ihr schnell auf kleinere Gegenstände, die oben gelagert sind, zugreifen. Achtet aber auch darauf, dass nicht das gesamte Gewicht zu sehr nach unten verlagert wird.
Vorteilhaft ist hingegen das riesige Bodenfach. Hier könnt ihr problemlos zwei paar Schuhe verstauen. Insgesamt wirkt das Bodenfach kaum kleiner als das Hauptfach. Je nach Belieben könnt ihr den Backpack also auch so packen, dass weitaus mehr als nur die Schuhe dort ihren Platz finden.
Bleiben noch die beiden Trinkfächer an den Seiten. Ich persönlich bin ein absoluter Fan von Trinkfächern aus elastischen Netzen – wie auch beim Mountaintop. Dies hat einen ganz einfachen Grund. Wenn es regnet gelangt früher oder später Wasser in die offenen Trinkfächer. Durch die Netze sammelt es sich nicht, sondern läuft hindurch. Für mich ein ganz wichtiger Punkt beim Kauf eines Backpacks, denn ich habe keine Lust mit einer Pfütze im Trinkfach herumzulaufen, die sich auf Dauer ins Innere durchdrückt.
Auch an das Fach für den Schnellzugriff hat der Hersteller gedacht. Hier spricht ein entscheidendes Detail für diesen Backpack. Statt das Fach für den Schnellzugriff offen zu halten ist es hier mit einem Reißverschluss versehen. So können auch Wertgegenstände darin aufbewahrt werden. Bei Modellen mit einem offenen Fach für den Schnellzugriff besteht häufig die Gefahr des Diebstahls.
Mein persönliches Highlight: Die Taschen am Hüftgurt. Hier könnt ihr allen Kleinkram verstauen und habt ihn immer Blick und griffbereit. Dieses Feature sucht man bei vielen teureren Rucksäcken vergebens.
Features – zusätzliches Gepäck möglich
Auf zusätzliche Features wurde beim Mountaintop 65+5L Backpack eher verzichtet. Es wird schnell deutlich, dass der Hersteller sich eher auf die funktionalen Eigenschaften beschränkt, statt unnötige Features anzubringen, die eventuell andere Funktionen behindern. Ein paar Extras dürfen dennoch nicht fehlen.
Zum Beispiel die Halter für Wanderstöcke oder die Öffnung für eine Trinkblase. Zudem ist in der Produktbezeichnung „+ 5 Liter” zu lesen. Dies bedeutet letztlich, dass an der Außenseite des Backpacks zusätzlich Gepäck angebracht werden kann. Hierzu sind über dem Deckelfach sowie am Bodenfach zusätzliche Kompression-Schlaufen vorhanden. Hier finden auch Isomatte oder Schlafsack einen sicheren Platz auf eurer Reise durch die Welt.
Auch seitlich sind sogenannte Kompressionsriemen angebracht. Diese haben allerdings nicht den Sinn zusätzliches Gepäck zu befestigen, sondern sollen möglichst eng gezurrt werden. So wird das Gepäck im Inneren zusammengepresst. Dies hat den Vorteil, dass alles sicher und fest sitzt. Ihr werdet diese kleine Funktion zu schätzen wissen, denn es gibt kaum etwas nervigeres, als einen Backpack in dem alles hin und her fliegt.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis – hier ist der Mountaintop nicht zu schlagen
Nun kommen wir zur Königsdisziplin des Mountaintop 65+5L Backpacks. Der Grund für den weiten Vorsprung gegenüber der Konkurrenz liegt natürlich in der Produktion. Beim Mountaintop fallen viele Kosten weg, die ein namhafter Hersteller auf sich nehmen muss, um sein Produkt abzusetzen.
Amazon lässt den Backpack herstellen und bietet ihn im Internet an – fertig. Vertrieb, Marketing oder Verwaltungskosten fallen somit größtenteils weg. Hinzu kommt die Massenproduktion in China, die dafür sorgt, dass der Mountaintop so günstig angeboten wird. Natürlich muss, wie bei vielen großen Herstellern der Fall, auch nicht die Marke mitbezahlt werden. Alles Gründe für ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, denn qualitativ steht der Mountaintop den Top-Produkten auf dem Markt in kaum etwas nach.
VORTEILE
- Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Kleine Taschen an den Hüftgurten
- Ergonomisches und höhenverstellbares Tragesystem
NACHTEILE
- Produktionsbedingungen intransparent
- Hersteller produziert in China und bleibt „namenlos“
- Zu leicht verstellbare Zurrgurte
Mein Fazit
Mein Fazit fällt am Ende eindeutig aus. Der Mountaintop 65+5L ist für mich der heimliche Testsieger. Heimlich deshalb, weil die Herstellungs- und Arbeitsbedingungen total intransparent sind. Alleine aus diesem Grund würde ich selbst auch eher ein Produkt eines namhaften Herstellers bevorzugen und etwas mehr investieren.
65,99 Euro
Trotzdem kann ich nachvollziehen, wenn ihr euch für den Mountaintop entscheidet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist schließlich unschlagbar. Gemessen an der Größe und der Qualität des Backpack gibt es kein Produkt auf dem Markt, das in der Lage ist, dem Mountaintop Paroli zu bieten.
Schwächen gibt es nur wenige. Unter anderem beim Hauptfach, wo ein Zugriff von der Seite nicht möglich ist. Auch die vielen Zurrgurte lassen sich für mein Empfinden etwas zu leicht verstellen.
Ebenfalls Top: Die Taschen am Hüftgurt!
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