Meine Erfahrung mit dem Leefrei Rucksack im Test 2024
Backpack ist nicht gleich Wanderrucksack. Dies wurde mir beim Test vom wasserdichten Leefrei Rucksack mehr als bewusst. Die Unterschiede zwischen Backpack für den Weltreisenden und einem Tagesrucksack sind enorm. Wie enorm, darauf möchte ich in diesem Artikel eingehen. Auch, wenn der Leefrei Wanderrucksack für einige Personen sicher seine Vorzüge hat, so würde ich ihn mir nicht zulegen.
Inhaltsverzeichnis
Während Reisende alle Wertgegenstände und im Prinzip ihren gesamten Kleiderschrank mit sich führen, reicht es beim wasserdichten Leefrei nur für Verpflegung und eine Wechselkleidung. Ihr merkt also, ich stehe diesem Produkt sehr skeptisch gegenüber. Warum, das möchte ich euch jetzt genauer erklären.
Der Hersteller Leefrei – im Internet kaum zu finden
Lange hab ich im Internet recherchiert und konnte leider keine Homepage zum Hersteller finden. Alleine diese Tatsache macht mich sehr stutzig, denn auch ihr wollt vermutlich wissen, wo euer Outdoor-Rucksack herkommt und wie er hergestellt wurde.
Als Outdoor-Marke selbst habe ich zudem bisher nichts von Leefrei gehört. Als ich dann etwas genauer hingesehen habe, wurde mir auch bewusst, warum ich noch nie etwas gehört habe. Leefrei ist schlicht und ergreifend kein Hersteller für Outdoor-Produkte. Über Fußmatten, Uhrenboxen bis hin zum Rucksack bietet Leefrei so ziemlich alles an, was gerade im Trend ist.
Ein weiterer Grund für mich, vorsichtig an die Sache ranzugehen. Ein gutes Zeichen ist dies auf jeden Fall nicht, wenn ihr einen Backpack möchtet, mit dem ihr monate- oder sogar jahrelang durch die Welt reisen möchtet. Wobei beim wasserdichten Leefrei längst nicht mehr die Rede von einem Backpack ist.
Herstellung bleibt verschleiert – Verarbeitung ist okay
Wie erwähnt war meine Suche nach näheren Informationen zum Hersteller Leefrei weitestgehend erfolglos. Auch auf der Suche nach dem Herstellungsort konnte ich leider kaum etwas herausfinden. Es drängt sich jedoch der Verdacht auf, dass Leefrei die Produkte hauptsächlich über Amazon vertreibt und somit eventuell auch eine Art “Eigenmarke” sein könnte.
Insgesamt habe ich daher einfach ein ungutes Gefühl, da so etwas wie Transparenz leider völlig fehlt. Daher kann ich euch leider auch keine Angabe geben, wie die Produktion abläuft. Werden nur hochwertige Materialien verwendet und wie sind die Arbeitsbedingungen? Fragen, die ich euch leider schuldig bleibe. Aber vielleicht finde ich es ja doch noch heraus.
Aus diesem Grund gehe ich recht schnell zur Verarbeitung über. Hierbei fällt zunächst mal nichts sonderlich auf. Das Material, das bei der Produktion genutzt wird, ist Polyester. Die Bezeichnung, dass es sich um einen wasserdichten Wanderrucksack handeln soll, machte mich da schon deutlich neugieriger.
Der Stoff an sich wirkt jedenfalls nicht so, als handele es sich um einen wasserdichten. Leider hat das Wetter in dieser Zeit nicht mitgespielt, um zu testen, ob der Rucksack wirklich keinen Regen durchlässt. Daher habe ich mich kurzerhand selbst an die Arbeit gemacht. Die Duschbrause musste als Ersatz herhalten. Auf einer Fläche von einem Quadratmeter wurde der Rucksack also fünf Minuten unter recht hoher Belastung getestet. Natürlich nur in dem Maße, dass Räumlichkeiten und Rucksack nicht überansprucht wurden. Ich wollte das Ergebnis ja nicht verfälschen. Ca. 85 Liter wurden hierfür verbraucht.
Merke: Zudem gibt es in der Beschreibung auf Amazon auch nirgends einen Hinweis darauf, dass ein spezieller Schutz bei der Herstellung benutzt wurde, um den Rucksack tatsächlich wasserdicht zu machen. Nur mit Polyester kann dies auf jeden Fall nicht funktionieren.
Die Beschreibung, dass es sich beim Leefrei Rucksack um einen wasserabweisenden Gegenstand handelt, wäre treffender. Denn zwischen wasserdicht und wasserabweisend gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied.
Bis hin zu 800 Millimeter Wassersäule werden Produkte als wasserabweisend bezeichnet. Die Wassersäule gibt die Dichtheit von Stoff an. 10 Quadratzentimeter werden hierbei unter einer Wassersäule aufgespannt. Nun wird die Säule mit Wasser gefüllt. Und zwar so, dass der Druck des Wassers auf den Stoff jede Sekunde um 10 Millimeter steigt. Für jede Sekunde die der Stoff bis zur Bildungs des dritten Tropfens der durchgeht standhält, steigt die Dichtheit also um 10 Millimeter.
Beispiel: Hält der Stoff bis zur Bildung des dritten Tropfens auf der anderen Seite des Stoffes 100 Sekunden stand, so besitzt der Stoff eine Dichtheit von 1000 Millimeter Wassersäule.
Erst darüber wird der Begriff “wasserdicht” für Outdoor-Produkte genutzt. Da beim angeblich wasserdichten Leefrei Wanderrucksack nirgends mit einer besonders hohen Wassersäule geworben wird, könnt ihr nicht davon ausgehen, dass er es auch ist.
Ein Wort noch zur Lieferung. Ich habe den Rucksack bei Amazon bestellt. Leider erfolgte die Lieferung so, dass der Rucksack in der Mitte geknickt war. Die ohnehin dünne Rückenplatte ist somit bereits vor dem ersten Benutzen stark beschädigt. Ein großer Nachteil für den Rucksack, da es recht lange dauert, bis der Rucksack wieder seine ursprüngliche Form einnimmt.
Auch die Qualität der Reißverschlüsse ist eher mangelhaft. Statt mit langlebigen Schlaufen setzt der Hersteller auf die klassischen Reißverschlüsse aus Plastik. Wahrscheinlich habt ihr es selbst schon erlebt, dass diese nach einiger Zeit abbrechen können. Zudem verhakt sich der Reißverschluss recht häufig mit dem darüber liegenden Stoff.
Ergonomisch durchgefallen
Gerade die Gesundheit von Schultern und Rücken soll beim Tragen von schweren Lasten geschützt werden. Leider erfüllt der Leefrei Wanderrucksack diesen Anspruch nicht. Die Tragegurte sind leider kaum gepolstert, sodass kein angenehmes Tragegefühl entsteht. Zwar werden die verarbeiteten Materialien als atmungsaktiv angepriesen, mit etwas bösem Willen könnte ich allerdings behaupten, dass dies lediglich daran liegt, dass die Gurte sehr dünn sind.
Immerhin sind an den Seiten zwei Kompressionsriemen vorhanden, um das Gewicht im Rucksack gleichmäßig zu verteilen. Wie bereits angekündigt besitzt der Leefrei Rucksack kaum einen Schutz am Rücken. Die dünne Rückenplatte ist weder stabil noch hilfreich. Schutz vor sperrigen Gegenständen, die unangenehm in den Rücken drücken, bietet die Platte nicht.
Der größte Minuspunkt besteht allerdings darin, dass der Rucksack keinen Hüftgurt mit Polsterung besitzt. Auch dies wirkt sich sehr unangenehm auf die Hüfte aus. Druckstellen auf der Haut nach längeren Touren inklusive. Zwar gibt es die Möglichkeit, einen dünnen Gurt mit einer Schnalle um die Hüfte zu befestigen, einen Mehrwert bietet dies aber nicht wirklich.
Hier hätte der Hersteller eine deutlich dickere Polsterung bevorzugen sollen, um zumindest gesundheitlich mit anderen Trekkingrucksäcken Schritt zu halten.
Insgesamt fällt der Leefrei Rucksack daher in meinem Test in puncto Ergonomie leider durch. Nicht nur aufgrund der genannten Nachteile, sondern auch, weil es kaum Möglichkeiten gibt, den Rucksack individuell auf eine Person einzustellen. Normalerweise gibt es bei guten Trekkingrucksäcken einige Funktionen, die dabei helfen sollen, den Rücken zu entlasten.
Der Tatonka Yukon 50+10 Liter ist hierfür ein gutes Beispiel. Bei ihm könnt ihr selbst die Tragehöhe an den Rücken anpassen. Auch auf das Tragegefühl wirkt sich dies enorm aus. Mein Yukon fühlt sich dadurch mit 50 Litern Volumen vollgepackt genau so schwer an wie der Leefrei mit 35 Litern.
Auch die Fächeraufteilung überzeugt mich nicht
Mehr als skeptisch macht mich das angebliche Fassungsvermögen dieses Rucksacks. 35 Liter sollen in den Leefrei hineinpassen. Wenn ich den Rucksack aber beispielsweise mit dem Mardingtop Trekkingrucksack vergleiche, der ebenfalls 35 Liter fasst, kann ich mir das beim Leefrei kaum vorstellen.
Alleine die optischen Dimensionen unterscheiden sich deutlich. Auch das Material ist beim Leefrei viel zu fest, um flexibel möglichst viel im Rucksack unterzubringen. Ich denke, dass ihr nicht mit mehr als maximal 30 Litern Fassungsvermögen bei diesem Rucksack rechnen könnt. Besonders das Packen gestaltet sich durch die mangelhafte Fächeraufteilung recht schwierig. Optisch erinnert der Leefrei eher an einen normalen Freizeitrucksack als einen Trekkingrucksack für große Touren. Aber eines nach dem anderen.
Wie die meisten Rucksäcke besitzt auch der Leefrei ein Hauptfach und ein kleineres Zweitfach davor. Das Hauptfach ist schlicht gehalten und besitzt ein zusätzliches Laptopfach, das ihr aber nicht abschließen könnt. Zudem geht das Fach nur bis zur Hälfte in die Höhe, sodass es sogar passieren kann, dass der Gegenstand herausfällt.
Packt ihr das Hauptfach voll, passt leider kaum mehr etwas in das davor liegende Zweitfach. Durch die fehlende Flexibilität beim Material konnte ich hier schwerlich etwas hineinpacken. Auf das Bodenfach wurde gleich komplett verzichtet. Daher ist auch die Organisation im Rucksack selbst deutlich schwieriger, da einfach ein paar Fächer fehlen.
Immerhin die beiden seitlichen Getränkefächer können punkten. Die Netze sind stabil und sorgen für den nötigen Halt eurer Trinkflaschen. Ein Fach für den Schnellzugriff ist ebenfalls vorhanden. Allerdings ist es sehr offen gehalten und lässt sich nicht verschließen.
Wertgegenstände solltet ihr also darin nicht aufbewahren. Ich denke da eher an eine Wanderkarte oder ähnliches. Allerdings nur, wenn das Wetter mitspielt, denn wenn es regnet kann sich das Wasser durchaus in diesem Fall sammeln. Oft punkten gut durchdachte Rucksäcke durch eine weitere Aufteilung innerhalb der Fächer. Auch hier kann der Leefrei nicht mithalten.
Insgesamt ist der wasserdichte Leefrei Wanderrucksack somit deutlich schwächer im direkten Vergleich mit dem Mardingtop Trekkingrucksack. Beide bewegen sich in etwa auf demselben Preisniveau und besitzen das gleiche Fassungsvermögen. Das ist aber auch schon alles, was diese beiden Produkte miteinander verbindet.
Zusätzliche Features am Leefrei Wanderrucksack
Auch Zusatz-Features gibt es kaum am Leefrei Wanderrucksack. Bis auf die Möglichkeit eine Isomatte unterhalb des Rucksacks mit zwei Schlaufen zu befestigen wird eure Suche nach tollen Features vermutlich ernüchternd ausfallen. Da hilft auch der Kletthalter an der Front nicht mehr viel. Immerhin könnt ihr mit diesem euren Rucksack zumindest etwas individualisieren.
Viel mehr gibt es da leider aber auch nicht mehr zu sagen. Dies spiegelt sich dann auch im Preis wider.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis
Das Preis-Leistungs-Verhältnis gibt nicht selten den Ausschlag für den Kauf eines Produktes. So auch bei einem Trekkingrucksack. Hier ist die Preisspanne aufgrund der individuellen Anforderungen allerdings extrem groß.
Der wasserdichte Leefrei Wanderrucksack kann für unter 30 Euro auf Amazon erworben werden. Damit liegt der Rucksack auf einem Level mit gewöhnlichen Rucksäcken. Mit einem Trekkingrucksack für große Touren hat dies aber weniger zu tun.
Hattet ihr schonmal einen richtigen Backpack auf dem Rücken, dann wird euch der Unterschied erst so richtig bewusst. Beim Leefrei Wanderrucksack wurde hingegen an vielen Ecken und Enden gespart, beim Material über die Verarbeitung bis hin zur Fächeraufteilung. Viel erwarten solltet ihr also nicht.
Lediglich für einen Tagestrip würde ich den Leefrei vermutlich benutzen. Und selbst dafür gibt es deutlich bessere Produkte auf dem Markt. Wenn ihr allerdings nicht direkt 100 Euro oder mehr ausgeben wollt, dann ist der Leefrei zumindest eine günstige Alternative. Ihr solltet aber daran denken, dass dieser niedrige Preis seinen Tribut in Sachen Qualität zollt.
Bereits bei der ersten Nutzung der Reißverschlüsse werdet ihr merken, was ich damit meine. Der Rucksack lässt sich eben nicht nur schwierig bedienen, sondern wirkt auch nicht wie ein Produkt, an dem ihr lange Spaß haben werdet.
VORTEILE
- Größtenteils wasserabweisend
- Geschützte Reißverschlüsse mit Stoffüberzug
- Fach für den Schnellzugriff
- Geringer Preis
NACHTEILE
- Nur für Tagestouren geeignet
- Kein ergonomisches Tragesystem
- Lieferung erfolgt im geklappten Zustand (Rückenplatte ist also geknickt)
- Reißverschlüsse lassen sich nicht gut bedienen
Fazit: Wenig Rucksack für wenig Geld
Wie ihr euch vermutlich denken könnt, fällt mein Fazit zum Leefrei Wanderrucksack alles andere als gut aus. Ich für mich halte es ohnehin damit, dass ich nichts mehr im Internet bestelle, wenn die Herstellung verschleiert ist. Dies ist auch beim Leefrei der Fall. Alleine aus diesem Grund hat der erste Eindruck mich negativ in meiner Beurteilung beeinflusst.
34,99 Euro
Die Verarbeitung ist zwar okay, aber mehr auch nicht. Größere Schwächen bei den Nähten, wie beispielsweise beim Brandit US Cooper, konnte ich zumindest nicht finden. Bei den Reißverschlüssen wurde aber schon deutlich, dass es sich nicht um ein Produkt eines Top-Herstellers handelt.
Ergonomisch ist der Rucksack zudem bei hohem Gewicht ein Reinfall. Euer Rücken wird es euch auf Dauer nicht danken, wenn ihr euch für den Leefrei Wanderrucksack entscheidet. Der fehlende Hüftgurt und eine unzureichende Polsterung bei den Tragegurten lassen den Leefrei auf eine Ebene mit gewöhnlichen Tagesrucksäcken fallen.
Auch die Fächeraufteilung hat mich nicht überzeugt. Die zwei Hauptfächer sind nicht geräumig genug, um mit dem Rucksack auf lange Touren zu gehen. Auch das Fach für den Schnellzugriff hat seine Nachteile, da es sich nicht abschließen lässt. Dass das Bodenfach gleich ganz weggelassen wurde, setzt dem Ganzen die Krone auf. Der Rucksack ist quasi komplett auf knappe Kante genäht.
Zusatz-Features gibt es so gut wie gar keine. Zumindest nicht, wenn es darum geht, den Leefrei gegenüber anderen Produkten abzuheben. Da wundert es nicht, dass ich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis trotz geringem Preis nicht als positiv empfinde. Man erhält letztlich wenig Rucksack für wenig Geld. Und der Komfort bleibt völlig auf der Strecke.
Ich selbst würde den Leefrei daher nicht nutzen.
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