Meine Erfahrung mit dem Libratone ZIPP Bluetooth Lautsprecher: Gelingt den Dänen erneut der große Wurf?
Wenn ihr schon länger mitlest, wisst ihr, was ich bei einem Bluetooth Lautsprecher Test verlange: einen klasse Sound bei einem möglichst vernünftigen Preisschild. Wir sind uns sicher einig, dass die aktuell 186,98 Euro bei Amazon für den Libratone ZIPP schon hart an der Grenze liegen.
Inhaltsverzeichnis
Allerdings bin ich gerade bei dieser Marke geneigt, den Preis mit einem bestimmten Wert gleichzusetzen: Libratone hat bei uns mit dem Libratone TOO Premiere gefeiert und sich dabei einen Fan fürs Leben gesichert. Denn der „neutrale“ und dennoch wunderbar volle Klang dieses kompakt-stylishen Geräts hat mich sofort begeistert.
Daher war ich direkt skeptisch, warum ich das Doppelte für ein Monster von einem Lautsprecher ausgeben sollte, wenn es die Schnuckelversion doch bereits so gut bringt. Ob sich mein Zwiespalt aufgelöst hat, erfahrt ihr im Testbericht.
VORTEILE
- Sehr hohe Funktionsvielfalt
- Überzeugender Raumklang
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Perfekt als Hauptlautsprecher zu Hause
NACHTEILE
- Schwer und groß
- Wenig unterwegs-tauglich
Libratone Zipp im Überblick: Funktionalität und Einsatzmöglichkeiten
Die Zipp-Reihe von Libratone ist ein bisschen unübersichtlich. Als ich die genauen technischen Werte überprüft habe, brauchte ich eine Weile um zu merken, dass ich gerade den Zipp vor mir habe – nicht den noch einmal rund 100 Euro teureren Zipp 2.
Denn die beiden Versionen sind praktisch identisch. Beim Nachfolger des Zipp gibt es als größtes Kaufargument eine Alexa-Kompatibilität. Seit dem Kicher-Vorfall mache ich um dieses Feature allerdings einen noch größeren Bogen als vorher.
Außerdem gibt es noch einen Mini-Zipp, der etwas leichter, dafür aber größer und genauso teuer ist – zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Ihr seht schon, ich hatte viele Fragezeichen beim Sortieren der Geräte.
Darum habe ich eine kleine Übersicht für euch zusammengestellt. Darin seht ihr den „Unterschied“ zwischen dem Libratone Zipp und dem Zipp 2. Außerdem habe ich einen Vergleich mit dem Libratone Too angestellt. Meine Frage dabei: Würde ich wirklich von Too auf Zipp wechseln? Schauen wir mal:
Modell | ZIPP 2 | ZIPP | TOO |
---|---|---|---|
Akkulaufzeit | 12 h | 10 h | 12 h |
Frequenzbereich | 50 bis 20.000 Hz | 50 bis 20.000 Hz | k.A. |
Treiber (laut Website) | 360°-Reflektor, 4“‑Neodymium-Tieftöner, 1x 1”‑Soft-Dome-Neodymium-Hochtöner, 2x 4”‑Niedrigfrequenzradiatoren | 360°-Reflektor, 4”-Neodymium-Tieftöner, 2x 1“‑SoftDome-Neodymium-Hochtöner, 2x 4‑Niedrigfrequenztreiber | 360°-Reflektor, 4”‑Neodymium-Tieftöner, 2x 1,5”‑Full-Range-Treiber, 1x passiver Radiator |
Konnektivität | AirPlay, Spotify Connect, WLAN, AUX, USB‑Wiedergabe-Eingang, Bluetooth, DLNA (Android, Windows) | AirPlay, Spotify Connect, WLAN, AUX, USB‑Wiedergabe-Eingang, Bluetooth, DLNA (Android, Windows) | AUX, Bluetooth |
Extras | Alexa-kompatibel, Wechselcover, Netzstecker mit Länderadapter, Touch-Steuerung, Playlist-Speicher | Wechselcover, Netzstecker mit Länderadapter, Touch-Steuerung, Playlist-Speicher | Touch-Steuerung, Spritzwasserschutz |
Gewicht | 1500 g | 1500 g | 588 g |
Preis bei Amazon (zum Testzeitpunkt) | 299,99 € | 198,99 € | 99,00 € |
Wenn wir das Ganze runterbrechen, sehen wir zwei Dinge sehr deutlich:
- Der Libratone Zipp ist ein absolutes Zuhause-Gerät
- Der Sprung zwischen dem Zipp und dem Zipp 2 beruht hauptsächlich auf zwei Stunden mehr Akku und der Alexa-Kompatibilität. Und da sage ich: geschenkt!
Zwischen Zipp und Too gibt es natürlich riesige Unterschiede. Am offensichtlichsten sind dabei die Größe, der Preis, die Kompatibilität und Konnektivität sowie die Treiberauswahl. Und allein auf dem Papier ist der Preissprung daher problemlos gerechtfertigt.
Mit seinem WLAN-Paket und den zahlreichen Streaming-Möglichkeiten ist der Libratone Zipp zumindest in unserem Test eigentlich nur noch mit dem Bose SoundTouch 10 vergleichbar. Der hatte allerdings keinen Akku und musste deswegen immer am Netz hängen.
Das ist beim Zipp nicht nötig. Wenn wir uns das ganze Drumherum und die vielen Funktionsangebote vor Augen führen, will ich sogar an den ziemlich mickrigen 10 Stunden Akkulaufzeit nicht rummeckern. Doch eigentlich ist dieser Wert hoffnungslos veraltet.
Spielereien wie das Wechselcover ignoriere ich schon deswegen, weil ihr euer Libratone-Modell garantiert nicht umziehen werdet wie früher eure Barbie. Ihr sucht euch bei Amazon gleich eure Lieblingsfarbe aus und fertig ist der Lack.
Wir haben „Deep Lagoon“ genommen – einfach, weil es günstiger war.
Kleine Randbemerkung: Mir ist schon öfter aufgefallen, dass Grün in all seinen Schattierungen bei den Herstellern als billigste Farbe gilt. Warum eigentlich?
Davon abgesehen sind der Look und die Ausstattung des Libratone Zipp erwartungsgemäß hochwertig. Hier wurde zum Beispiel auch darauf geachtet, ein anständig robustes, mit Nylon umwickeltes Netzkabel inklusive Länderadapter mitzuliefern. Der Lederriemen zum Tragen gibt dem Ganzen mehr Mobilität und komplettiert den skandinavisch-minimalistischen Look, mit dem sich Libratone von der Konkurrenz abheben will.
Mir persönlich geht zwar der Reißverschluss optisch auf die Nerven. Und das Ding ist für meinen Geschmack einfach zu groß. Aber unter der Hülle stecken nun einmal ein paar ordentliche Sound-Komponenten und ganz viel Technik.
Insgesamt liefert der Libratone Zipp jedenfalls genug Argumente, die seinen Preis rechtfertigen. Für den doppelten Preis eines Libratone Too bekommt ihr (über den Daumen gepeilt) auch das Doppelte an Leistung und Funktion. Von daher keine Einwände.
Nur ist dieser Bluetooth Lautsprecher eben auch ein wenig widersinnig, weil er nicht gerade für den Unterwegs-Einsatz taugt und noch nicht einmal einen Spritzwasserschutz mitbringt.
Die Verbindung herstellen
Über die Reichweite der Bluetooth-Verbindung schweigt sich Libratone komplett aus. Aber wenigstens findet mein Notebook das Gerät praktisch sofort. Der Lautsprecher startet im Suchmodus – was ich gut finde, denn die minimalistische Touch-Bedienung muss man erst einmal durchschauen.
Die Verbindungsqualität des Libratone Zipp liegt im guten Mittelfeld. Kurz vor der Küche, mit drei Wänden zwischen dem Rechner und der Box, ist Schluss mit Sound. Davor gibt es jedoch wenigstens kein Wackeln oder Stocken.
Ihr müsst den Lautsprecher also strategisch günstig in der Wohnung positionieren, um in Ruhe über Bluetooth Musik zu hören. Dieses Problem ist mit WLAN natürlich nicht so groß. Denn diese Funkverbindung ist stabiler und weitreichender. Allerdings nur solange, wie es mit den Störfaktoren in der Wohnung nicht zu schlimm ist.
Da ihr hier aber zwischen mehr als zwei Verbindungstypen (vergessen wir das klassische Kabel nicht!) wählen könnt, gibt es bei der Verbindungsqualität praktisch volle Punktzahl.
Der Soundcheck
Wegen all der Testerei startet mein iTunes neuerdings immer mit eingeschalteter „Eargasm Explosion“-Equalizer-Einstellung. Bei vielen Geräten im Bluetooth Lautsprecher Test kriege ich das erst mit, wenn ich die entsprechende Einstellung aufrufe.
Beim Libratone Zipp war es mir sofort klar. Denn ich habe mich gefragt, warum eine so riesige und hochwertige Box bei einem dicken Bass-Track klirrt und zittert. Die Antwort darauf: weil sie keine Unterstützung braucht, um sauber und dick zu klingen!
Sobald ich den Equalizer im Überblickshören ausgeschaltet hatte, hat das Zuhören richtig Spaß gemacht. Der Bass ist hier eine überaus saubere und präzise Angelegenheit, die den schmalen Grat zwischen hinter- und vordergründig hervorragend beherrscht.
Am besten gefällt mir aber die Klarheit des Klangs, die der Libratone Zipp erzeugt. Insbesonders sehr spitze Töne und helle Noten kommen hier wunderbar zum Tragen. Nur eine Sache hat mich etwas enttäuscht:
Die klangliche Offenbarung, die der Libratone Too geboten hat, fehlt. Der Libratone Zipp macht einen klasse Klang, der perfekt auf viele Sound-Gewohnheiten abgestimmt ist. Nur die ureigene Neutralität und Präzision, die den Too so spannend gemacht haben, findet ihr hier nicht.
Dies ist wohl eher ein Detail für Sound-Nerds. Allerdings fehlt dem Zipp damit ein wenig ein Alleinstellungsmerkmal. Der Klang ist genauso wummsig wie bei Bose, macht genauso viel Druck wie bei JBL und ist in den Mitten und Höhen so sauber und freundlich wie beim Dockin D Fine.
Oder einfacher gesagt: Hatte ich schon, kenne ich schon. Ich schätze aber, dass dieser Eindruck nur deswegen entstanden ist, weil ich den Libratone Too schon vorher getestet habe.
Darum noch einmal mit Nachdruck:
Nur mit der Lautstärke(-regelung) scheint es hier etwas schwierig. Denn der Sprung zwischen „unhörbar“ und „doch recht laut“ ist sehr abrupt. Wo gerade Bose oder auch Anker im sehr leisen Zustand immer noch gut hörbare Klänge produzieren, ist das bei diesem Lautsprecher problematischer.
Das ändert sich auch nicht, wenn ihr die Ausgabe lauter, den Lautsprecher dafür leiser oder alles andersherum auspegelt. Aber: Das ist ebenfalls Meckern auf hohem Niveau.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob unser Spezial-Check mit unseren drei Tracks und dem Equalizer die gleichen Ergebnisse für alle Sounds liefert, wie dies in der Abteilung „dicker Bass“ der Fall ist. Schauen wir einmal hin:
James Blake – „Limit To Your Love“
(Electro; Merkmal: Krasser, dominierender Basslauf)
- Ohne Equalizer: Sehr sauber, sehr klar, sehr präsent und grandios austarierter Basslauf mit schöner Räumlichkeit.
- Mit Equalizer: Nope. Der Bass wird in allen Frequenzbereichen übermächtig und bringt den ganzen Track in Schieflage.
Vivaldi – „Der Frühling“
(Klassik; Merkmal: Besteht gefühlt nur aus Mitten und extremen Höhen)
- Ohne Equalizer: Angenehme Grundfülle, aber Differenzierung gibt es hier kaum.
- Mit Equalizer: Gewinn in der Fülle, aber nicht in der Differenzierung. Eher verschiebt sich der Sound und kreiert ein kleines akustisches Loch in der Mitte. Das „Prüf-Cembalo“ ist immer noch kaum zu hören.
The Bates – „Billie Jean“
(„Pop“-Punk; Merkmal: Schlechtes Mastering, scheppernde Instrumente)
- Ohne Equalizer: Poppig und voll. Klingt moderner, als die Aufnahme normalerweise vermuten lässt.
- Mit Equalizer: Es franst ein bisschen aus, die Höhen werden ungünstig nach vorne gespielt.
Ich muss an dieser Stelle noch einmal auf den Libratone Too verweisen: Der hatte eindrucksvoll bewiesen, dass sich Klangpräzision und Offenheit für die Hilfe durch Equalizer überhaupt nicht ausschließen müssen.
Das ist beim Libratone Zipp ganz eindeutig nicht der Fall. Am besten klingt er, wenn ihr ihn machen lasst. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass aus einem schlechteren Track nicht mehr viel herauszuholen ist.
Und ich muss noch einmal sagen: Hätte ich den Libratone Too nicht gekannt, wäre es mir vermutlich nicht so ins Auge gefallen und ich würde nicht so intensiv darauf rumreiten. Denn in der allgemeinen Liga der Bluetooth Lautsprecher über 150 Euro behauptet sich der Libratone Zipp mit absolutem Selbstbewusstsein und dürfte 90 Prozent von euch mehr als glücklich machen.
VORTEILE
- Sehr hohe Funktionsvielfalt
- Überzeugender Raumklang
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Perfekt als Hauptlautsprecher zu Hause
NACHTEILE
- Schwer und groß
- Wenig unterwegs-tauglich
Fazit zum Libratone Zipp Bluetooth Lautsprecher
Ich bleibe dabei: Ich bin ein Vertreter der zehn Prozent, die vom Libratone ZIPP New Line Multiroom Lautsprecher etwas enttäuscht sein werden. Mit fehlt es schlichtweg am schlagenden Sound-Argument, das insbesondere der kleinere und günstigere Libratone Too abgeliefert hat.
186,98 Euro
Subtrahieren wir das allerdings, steht mit dem Zipp ein ausnehmend funktionsstarker und klangfreudiger Lautsprecher vor euch, der mühelos die Lücke zwischen variantenreicher Heim-Konnektivität und (eingeschränkter) Mobilität schließt. Das ist zum Beispiel dem etwas veralteten Konkurrenten Bose SoundTouch 10 nicht gelungen.
Für einen gerechtfertigten Preis erhaltet ihr zahllose Zugriffsmöglichkeiten, moderne Touch-Funktionen, einen ansehnlichen Look – und eben einen Sound, der die Wände auf die richtige Art zum Wackeln bringen kann.
Nun müsst ihr euch nur noch fragen, ob ihr auf eine Ultramobilität verzichten könnt/wollt und einen Zuhause-Lautsprecher mit entsprechender Anwendungsbreite sucht. Lautet die Antwort Ja, dann seid ihr beim Libratone Zipp an einer absolut hochwertigen und empfehlenswerten Adresse.
Oder nicht? Oder doch? Wie seht ihr das? Hinterlasst gerne einen Kommentar! Und wenn ihr lieber noch weitersuchen wollt, empfehle ich euch einen Blick in unseren großen Bluetooth Lautsprecher Test und Vergleich 2024, bei dem ihr sicher eine Bluetooth-Box nach eurem Geschmack findet werdet.
Kommentare
M.S. 4. Dezember 2018 um 08:24
Servus!
Habe das Zipp selbst ausprobiert. Seltsam fande ich, dass der Klang mit Kabel besser rüber kam als via Bluetooth….?
Ansonste ein tolles Gerät!
Danke und Grüße
Wiebke 4. Dezember 2018 um 08:42
Servus auch dir! Das ist normal. Bluetooth ist eine Funkfrequenz, an der sich der Sound „vorbeiquetschen“ muss. Beim Kabel musst du nichts übersetzen oder überwinden. Darum höre ich Musik aus Lautsprechern und Kopfhörern auch immer mit Kabel :) Cheers!
Alisée 18. Mai 2020 um 19:03
Hallo, gibt es einen Test für den Soundcore motion + von Anker?Oder ist das Gerät Soundcore 2 identisch und hat nur einen anderen Namen? Vielen Dank.
Alisée
Wiebke 25. Mai 2020 um 06:23
Hi Alisée. Nein, den haben wir noch nicht getestet. Habe für dich mal gecheckt: auf dem Papier ist der Motion+ lauter, leistungsstärker, größer und natürlich wesentlich teurer als der Soundcore 2. Cheers!
Itze 2. Juni 2021 um 21:30
Weshalb wird hier AirPlay nicht weiter erwähnt! Ich spiele doch zuhause keine Musik über Bluetooth ab!
Gisela Weinhold 30. Juni 2022 um 13:55
Hallo, gibt es den Libratone TOO überhaupt noch. Er ist derzeit überall nicht verfügbar.