Anker SoundCore Boost Test 2024: Neuer Preiskracher im Frack?
Inzwischen bin ich schon so lange im Bluetooth-Lautsprecher-Test unterwegs, dass ich viele Boxen halbwegs beurteilen kann, bevor ich sie überhaupt angehört habe. Das gilt besonders bei einer Marke wie Anker. Denn mit dem Preiskracher Anker SoundCore 2 führt das sleeke Unternehmen aus Shenzhen seit Jahren meine Hitlisten an.
Inhaltsverzeichnis
Ich bin es gewohnt, hier zum hervorragenden Preis einen etwas matschigen Sound zu bekommen, an dem ich wegen des Gesamtpakets weitaus weniger meckere als bei höherpreisigen Boxen.
Immer dann, wenn Anker versucht, einen auf edel zu machen, ist das aber bisher schiefgegangen. So fand ich etwa den Anker Premium, der nicht mehr erhältlich ist, ziemlich enttäuschend.
Dementsprechend skeptisch wurde ich bei meinem Anker SoundCore Boost Test auch, als das Ding auf meinem Tisch landete. Er kostet fast doppelt so viel wie der SoundCore 2 und wirkt wie eine Mischung aus typischer Anker-Ästhetik und hochwertigen Boxen von JBL und Co.
Trotz aller Bedenken ist dieser Bluetooth-Lautsprecher ein gelungenes Stück Technik, auch wenn diese Box im schicken Frack einen Sound abliefert, mit dem ich mich nicht so recht anfreunden kann. Aber ist das gut oder schlecht? Findet es heraus!
VORTEILE
- Hochwertige Verarbeitung
- Hohe Outdoor-Funktionalität
- Powerbank-Funktion
- Lange Akkuleistung
- Extrabass-Taste
NACHTEILE
- Sehr hallender Sound
Funktionen und Bedienung: Hervorragend unaufgeregt
Mit einer Akkulaufzeit von 12 Stunden büßt Anker beim SoundCore Boost etwas von seiner Großartigkeit ein. Denn sonst protzt die Marke mit 24-Stunden-Akku – und damit einer der längsten Laufzeiten im Test.
Dafür können wir davon ausgehen, dass die kürzere Spieldauer auf bessere Soundmodule zurückzuführen ist – wogegen wir natürlich nie etwas haben. Dieses Versprechen wird mit 20 Watt Leistung, doppeltem Treiber und „Passivradiatoren“ für mehr Bass-Wabern theoretisch auch erfüllt.
Besonders schön ist, dass die sehr hochwertig gestaltete Box eine Powerbank-Funktion an Bord hat, auch wenn ihr das bei einem 12-Stunden-Akku nur als Notlösung betrachten solltet. Es sei denn, ihr wollt lieber das Handy aufladen als Musik hören.
Ansonsten gibt sich der Anker Boost mit seinem minimalistischen Bedienpanel gewohnt unaufgeregt. Lauter, leiser, Start/Stop und Pairing erschließen sich von selbst. Die Anschlüsse für Kabel verschwinden unter einer wasserdichten Klappe.
Zwar verfügt die Boost nur über die Schutzklasse IPX5 (7 hat sich inzwischen als Standard etabliert). Aber die wenigsten von uns werfen ihren Bluetooth-Lautsprecher in den Pool und lassen ihn am Grund liegen. Einen Regenguss verkraftet die Box, ohne einen Kurzschluss zu verursachen. Und das reicht völlig aus.
Das Design hat sich auf jeden Fall auch ein Bienchen verdient und legitimiert zu einem gewissen Teil den höheren Preis. Die textile Haptik der Oberfläche ist mindestens so angenehm wie beim kostenintensiveren Libratone TOO, die Form ist aber ganz klar Anker-Klotz. Daraus entsteht eine sehr dezente Box, die problemlos im ganzen Haus stehen kann, ohne euch optisch auf die Nerven zu gehen.
Preis und Leistung: Gelungen wie immer
Rechnen wir zu den ganzen obigen Ansagen noch eine Bluetooth-Reichweite von 20 Metern dazu, dürfte keiner von euch Probleme damit haben, das aktuelle Preisschild des Anker SoundCore Boost in Höhe von 49,99 Euro (Stand: Februar 2020) zu rechtfertigen.
Von Anker weiß ich genau, dass sie bei Amazon oft Rabattaktionen starten, bei denen ihr problemlos 10 Euro und mehr sparen könnt. Sollte euch der Boost zu einem besonders günstigen Preis über den Weg laufen, lohnt sich das Zuschlagen – auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass in dieser Hinsicht keiner an den Anker SoundCore 2 herankommt.
Soundcheck: Verwirrung in Überhallgeschwindigkeit
Ihr wisst sicherlich, wie wütend mich schlechter Sound macht. Und sehr oft denke ich hier in Schwarz und Weiß. Was aus dem SoundCore Boost kommt, hat mich jedoch nicht wütend gemacht, sondern gründlich verwirrt.
Anker ist für einen matschigen Wumms-Klang bekannt, der definitiv nur Durchschnitt ist, diesen Durchschnitt aber mit Qualität anführt. Die Boxen liefern eine gute Querschnittsleistung, die bei vielen Ohren ankommt und zum Nebenbei-Hören hervorragend geeignet ist.
Der SoundCore Boost macht mal eben alles anders und liefert Hall, Hall und noch mehr Hall. Ich habe mein Handy mehrfach ge- und entkoppelt und die Songs in meiner Playlist gewechselt, weil ich dachte, dass es an bestimmten Aufnahmen liegt.
Doch selbst der durchdesignteste Track mit einer Stimme, die normalerweise direkt in meinem Kopf jodelt, klingt aus dieser Box merkwürdig weit weg – von den Hintergrundgeräuschen ganz zu schweigen.
Werden wir mal konkret: Als Zufallssong landete meine Spotify-Liste dieses Mal bei „Hard To See You Happy“ von Fink. Dieses Blues-inspirierte Stück betont die rhythmische Akustikgitarre und gibt der leckeren Fink-Stimme einen bewusst metallischen Klangeffekt. Auf meinen großen Kopfhörern klingt dieser Song trotz Hall und Verzerrungen jedoch immer sehr präsent und nah.
In diesem Fall erzeugt die Boost-Box einen sehr hallenden Gesamteindruck. Fink könnte auch in einer leeren Fabrikhalle singen. Die Hintergrundtöne funktionieren praktisch überhaupt nicht, auch die Background-Vocals sind nicht zu verstehen. Das wird noch schwieriger, wenn die Instrumentierung in die Stromrichtung wechselt und mehr Klangereignisse gleichzeitig abgefeuert werden.
Die „BassUp“-Taste auf der Oberseite der Box, die diesem Lautsprecher auch ein wenig seinen USP verleiht, ist mir hier keine große Hilfe. Ich habe sie erst laufen lassen, dann wieder ausgestellt, anschließend wieder zugeschaltet: Sie gibt dem Bass des SoundCore Boost deutlich mehr Tiefe und schafft es, schlechte bzw. etwas hohle Aufnahmen klarer nach vorne zu holen.
Bei fetten Tracks ist sie allerdings eher ein Hindernis – ob nun aus- oder zugeschaltet. Denn der perfekte Klang wäre definitiv irgendwo dazwischen.
All das klingt nicht gerade gut, oder?
Doch ich finde diesen Hall nicht komplett doof! Ich bin noch ein wenig durch meine Playlist gewandert und habe festgestellt, dass bei einfacher instrumentierten Songs, die sonst etwas platt wirken, der Hall für eine schöne neue Dimension sorgt.
Ich bin mir außerdem hundertpro sicher, dass dieser Anker-Sound bei vielen von euch Anklang finden wird. Insbesondere, weil er sich auf Bass und den Gesamttrack fokussiert.
Andererseits sage ich aber auch deutlich: Jeder, dem Hi-Fi-Sound wichtig ist, wird definitiv enttäuscht und feuert das Ding wütend in die Ecke.
Für unterwegs und zu Hause: Der Anker SoundCore Boost ist überall dabei
Die hohe Wertung in Sachen Funktionen muss ich mit einer hohen Wertung in Sachen Vielseitigkeit ergänzen. Allein schon die Powerbank-Funktion und der brauchbare Akku in wasserfester Hülle sprechen für den Unterwegs-Einsatz.
Der schicke Look und die Möglichkeit, den Lautsprecher auch per Kabel an ein heimisches Gerät anzuschließen, sorgen für ebenso viele Punkte im Zu-Hause-Einsatz.
Fazit: Hall-elujah, Anker kann hochwertig?
Meinen durchwachsenen Eindruck zum Thema Sound muss ich im Nachhinein etwas relativieren. Denn von Anker bin ich schon immer einen Kompromissklang gewohnt. Der Anker SoundCore Boost geht nur einen anderen Weg als der Rest seiner Markenkollegen.
59,99 Euro
VORTEILE
- Hochwertige Verarbeitung
- Hohe Outdoor-Funktionalität
- Powerbank-Funktion
- Lange Akkuleistung
- Extrabass-Taste
NACHTEILE
- Sehr hallender Sound
Dieser Weg ist für feine Ohren auf jeden Fall irritierend. Es mag auch Pech gewesen sein, dass ich direkt vor dem Anker-Test das neue Partymonster JBL Flip 5 untersucht habe. Gegen ihn stinkt der neue Anker-Versuch in klanglicher Hinsicht ab.
Dafür kostet er euch je nach Rabattaktion auch nur etwas mehr als die Hälfte. Und genau dieses Einerseits-andererseits ist am Ende der ausschlaggebende Punkt, warum der Anker SoundCore Boost eine relativ hohe Wertung einfährt: Er kann mehr als das, was er kostet und liefert Qualität, die ihr sonst teurer zahlen müsst.
Das reicht aber nicht aus, um den markeneigenen Klassiker im Bluetooth-Lautsprecher-Test vom Thron zu stoßen. Der Anker SoundCore 2 bleibt ein unangefochtener Preiskracher. Auch wenn der Boost den hübscheren Frack anhat.
Was sagt ihr dazu? Steht ihr auf Extra-Hall? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Kommentare
Daniel 6. Januar 2019 um 21:00
Hallo liebes Sonntagmorgen-Team,
ich bin momentan auf der Suche nach einem Bluetooth Lautsprecher und bin zwischen dem Anker Soundcore Boost, JBL Flip 4 und Libratone Too hängen geblieben, da sie alle 3 schön handlich aussehen und nicht sooo teuer sind. Welchen der 3 würdet ihr am meisten empfehlen? Denn die Testergebnisse fallen bei allen 3 sehr gut aus. Und stimmt es, dass der Libratone Too weniger Bassvolumen hat als die beiden anderen?
Vielen dank schon mal.
Lg. aus Bayern.
Robert David 13. Juli 2019 um 13:23
Hallo,
bekam heute den Anker SoundCore Boost.
Der hat entgegen dem Artikel eine Telefonfreisprechfunktion. Habe diese mit meiner Frau erfolgreich getestet.
Mit freundlichem Gruß
Robert David
Peter 2. Dezember 2019 um 14:22
Nicht Wasserdicht ? Er ist Spritzwassergeschützt und das ist 100% richtig. Ich habe es selber unter der Dusche getestet. Man kann ihn komplett nass machen ohne irgendwelche Folgen oder Schäden.
Als Nachteil „Nicht Wasserdicht“ aufzuführen ist bescheuert. Das ist das gleiche wenn ich sagen würde „Meine Geldtasche ist nicht Wasserdicht. Nachteil“ Wozu brauch ich einen Wasserdichten Lautsprecher ? Was nutzt der mir beim Tauchen ?
Aus meiner Sicht ist das ein tolles Gerät. Sound ist ausgezeichnet und Bluetooth funktioniert einwandfrei mit jedem Gerät. Akku ist für diese Kompaktheit und Leistung perfekt. Würde ich jederzeit nochmal kaufen.