Die TaoTronics TV Soundbar TT-SK017 2024: Verspricht nichts, hält das aber
Als oller Audio-Snob zieht es mir immer die Augenbraue hoch, wenn ich auf ein Testmodell treffe, dass a) deutlich weniger kostet als der Rest der Bande, b) abenteuerlich weniger Leistung liefert als der Rest der Bande und c) von einem Unternehmen stammt, das in meinem Soundbar-Test 2024 unter „Funktioniert, aber …“ läuft.
Inhaltsverzeichnis
Die TaoTronics TV Soundbar TT-SK017 fällt schon deswegen aus dem Rahmen, weil sie mit unter 40 Watt weit abgeschlagen hinter der Konkurrenz plärren soll. Trotzdem sollt ihr dafür noch rund 60 Euro (Stand: Oktober 2019) auf den Tisch packen.
Die ähnlich preiswerte Sharp 2.0 Slim Soundbar HT-SB110 hatte auch nur 30 Watt RMS an Bord – dafür aber einen extra Bass-Boost. Sie konnte den TV-Sound deswegen auch halbwegs anständig modulieren – zumindest bei Serien. Was soll ich denn dagegen mit „nackten“ 36 Watt anstellen?
Ich habe mal für euch gecheckt: Mein Samsung-Fernseher liefert 20 Watt Sound. Allerdings werden die nach hinten abgestrahlt.
Die alles übertönende Frage in diesem Test muss also lauten: Kann ich mir all die kostenintensiven Soundbars und Systeme eigentlich sparen und hole mit einem Plus von gerade einmal 18 Watt schon genug aus dem TV-Erlebnis?
Die Antwort: Unter gewissen Umständen ja! Wenn ihr dafür bereit seid, auf wesentliche Komfortpunkte zu verzichten und für Blockbuster nicht so viel übrig habt.
Klingt sehr eingeschränkt? Ist es auch. Aber ich rechne der TaoTronics TV Soundbar hoch an, dass sie euch sowieso nicht mehr verspricht. Ihr bekommt, wofür ihr bezahlt.
VORTEILE
- Einfach zu bedienen
- Kompakt & preiswert
- Schön für Stimmen in Serien
NACHTEILE
- Nichts für Blockbuster
- Kein HDMI
Aufbau, Anschluss, Passgenauigkeit: Bescheidenheit ist eine Zier
Trotz der etwas schiefen Übersetzungen bin ich von der Produktseite der TaoTronics Soundbar TT-SK017 bei Amazon ziemlich begeistert. Denn hier wird – im Gegensatz zu vielen anderen Produkten – nicht ein einziges Mal übertrieben oder ein X für ein U verkauft.
Diese Soundbar ist „kompakt“, für „kleine Umgebungen“ und „leicht zu verwenden und zu betreiben“. Mehr gibt es zu dem Riegel mit erfreulich schmalen Maßen und unauffälligem Design kaum zu wissen.
Dass diese 2.0-Soundbar ohne jeglichen Bass-Boost, ohne Equalizer und ohne viel Gefrickel daherkommt, dürfte alle unter euch freuen, die keinen Bock auf viel Einstellerei haben.
Allerdings muss ich auch dringend erwähnen, was diese Soundbar wegen des reduzierten Umfangs alles nicht kann:
- Es gibt keinen HDMI-Anschluss und dementsprechend auch kein HDMI-Kabel.
Ihr müsst also immer die Soundbar-Fernbedienung benutzen, um die Lautstärke zu regeln oder das Gerät anzusteuern. Das ist ein bisschen umständlich.
- Es gibt keine Presets oder Soundmodi.
Unterschiedliche Soundvoraussetzungen, Szenen oder Aufnahmen könnt ihr also nur – wenn überhaupt – über den Fernseher bzw. das angeschlossene Bluetooth-Gerät einpegeln. Wenn ihr den Klang nicht mögt oder er euch keine Verbesserung bringt, bringt die Box also absolut nichts.
- Es reicht nicht einmal für Batterien für die Fernbedienung.
Nur, damit ihr es wisst.
Ansonsten ist der Lieferumfang mit optischem sowie Klinke-auf Cinch-Kabel schon fast üppig. TaoTronics sorgt also dafür, dass ihr die Box auf jeden Fall sofort anschließen könnt. Mangels eines HDMI-Anschlusses habe ich mich dieses Mal für die optische Variante entscheiden müssen.
Diese Übertragungsart sorgt für den stabilsten, saubersten Sound. Und ich denke, dass wir diesen Push hier auch nötig haben.
Das Schöne ist indessen, dass der Anschluss in zwei Sekunden erledigt ist und die Soundbar dezent unter dem Fernseher steht. Bei einer Breite von gerade einmal 75 Zentimetern sollte das für die meisten von euch ebenfalls kein Problem sein.
Bedienung und Funktionalität: Narrensicher
Anders als bei einer passgenauen HDMI-Verbindung müsst ihr dem Fernseher bei der optischen Konnektivität erst einmal sagen, dass der Sound jetzt darüber läuft. Das ist aber nur eine Mini-Hürde. Denn die Fernbedienung und Funktionalität der Soundbar könnten kaum klarer sein:
Auf der Fernbedienung gibt es drei Knöpfe für die Konnektivität (Bluetooth, optisch, AUX), das klassische Ensemble zum Steuern von Lautstärke und Play, ein Einschaltknopf und die Mute-Taste. Jeder Fernbedienungsnutzer weiß also, was er zu tun hat.
Die Soundbar reagiert auch sofort auf den Tastendruck und schaltet ohne Verzögerung um. Die Leuchtdiode auf der Front in unterschiedlichen Farben ist euch schnell vertraut:
- Rot = Stand-by
- Weiß = Betriebsbereitschaft
- Grün = Go
Ich vermisse beim Nutzen dennoch die HDMI-Verbindung, einfach, weil es nervt, ständig die andere Fernbedienung in Griffnähe haben zu müssen. Das mag Gewöhnungssache sein, ist für mich aber immer ein Minuspunkt. Es liegt schon zu viel Kram in der Wohnung rum.
Falls ihr darauf verzichten wollt, könntet ihr die TaoTronics TT-SK017 auch über die Funktionstasten an der rechten Soundbar-Seite bedienen. Doch ganz ehrlich: Das macht sowieso keiner.
Sound: Bass wäre schön gewesen
Ich bin von Natur aus sehr skeptisch, wenn mir ein Audio-Gerät was von digitalem Bass-Boost oder ähnlichem erzählen will. Allerdings muss ich im direkten Vergleich zwischen der TaoTronics-Soundbar und der Sharp 2.0 Slim Soundbar zugeben, dass der Bass-Boost letzterer tatsächlich einen Unterschied macht.
Weil er bei TaoTronics fehlt, ist diese Soundbar nach meinem Verständnis ausschließlich für das besondere Klangbild von Serien oder Arthouse-Filmen geeignet. Alles, wo es um Explosionen, Bombast, Knalleffekte und sehr differenzierte Sounds geht, ist dafür schlicht zu dick. Sie nimmt diesen Klängen jeglichen Eindruck von Fülle.
Da es keine Soundmodi gibt, konnte ich sie auch nicht testen. Aber der Unterschied zwischen der Serie und dem Film war so eklatant, dass ich auf jeden Fall erstaunt war:
1. TV-Serie: „Sherlock“
Staffel 1, Folge 1 – ab Minute 8:30: Sprechszene in einer Pathologie
- Ohne Soundbar:
Unterschiedliche britische Akzente, Sherlock spricht ausnehmend leise und undeutlich, andere Personen lauter, dazwischen Soundeffekte und etwas Hintergrundmusik, die überlaut zu hören ist (im Vergleich zum Dialog) - Mit Soundbar:
Richtig schöne Differenzierung der Stimmen, nicht wirklich voller, aber runder. Selbst bei sehr geringer Lautstärke alles super zu verstehen. Hintergrundmusik nicht zu aggressiv oder dominant.
Zum Zeitpunkt des Tests hatte ich eine Erkältung, die mir auch auf die Ohren ging. Außerdem lief die Waschmaschine bei offener Badtür. Und dennoch habe ich jedes einzelne Wort verstanden. Selbst vom Murmel-Sherlock himself.
Umso schlechter fiel das Urteil im Blockbuster-Test aus:
2. Blockbuster: „Iron Man 3“
Film mit 5.1 – ab Minute 34:30: Haus fliegt in die Luft, schneller Wechsel zwischen Bombast und Sprechanteilen
- Ohne Soundbar:
Ich muss ständig die Lautstärke regeln, weil Stimmen schwer zu verstehen sind (zu leise) und gleich danach wieder die Hölle losbricht (zu laut) - Mit Soundbar:
Ich muss ständig die Lautstärke regeln, weil Stimmen schwer zu verstehen sind und gleich danach wieder die Hölle losbricht – und das jetzt auch noch mit zwei Fernbedienungen.
Dafür hätte ich mir den Anschluss auch sparen können. Ich finde sogar, dass das Gefälle zwischen ruhigen und Knall-Szenen mit Soundbar noch größer ist also ohne. Die Regelei wird dann also etwas frenetischer.
Doch wenigstens ist der Sound auch in diesem Fall auf allen Sitzpositionen gleich – ob nun brauchbar oder nicht. Ich bin zum Schreiben des Textes an den Schreibtisch gewechselt und habe die Soundbar nebenbei laufen lassen. Der Klang war praktisch identisch.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an einem (nicht beworbenen) Virtual-Surround-Sound oder einfach an meinem kleinen Raum nebst gut positionierter Box lag. So oder so fand ich diesen Aspekt jedenfalls gelungen.
Weitere Funktionen: Schau einer an!
Bei meinem Zusatztest mit Bluetooth-Verbindung und Musik hat sich die TaoTronics TT-SK017 dann doch noch leicht mit Ruhm bekleckert. Nach einem etwas zähen Pairing-Vorgang hat sie nämlich ziemlich angenehme Klänge abgeliefert.
Zwischentöne, Differenzierung oder sonstige auditive Ansprüche an einen guten Bluetooth-Lautsprecher werden hier ganz sicher nicht erfüllt. Aber ich mag den Sound mehr als von Sharp. Das gibt natürlich Zusatzpunkte beim Preis-Leistungs-Verhältnis.
Denn damit kann sich die TaoTronics-Soundbar als kleiner, bescheidener Audio-Allrounder in eurem Zuhause positionieren. Das schaffen wesentlich preisintensivere oder komplizierte Geräte nicht immer!
Fazit zur TaoTronics Soundbar TT-SK017: Die Sinnfrage
Als „Liebhaberstück“ im Soundbar-Test 2024 finde ich, dass sich die TaoTronics TV Soundbar TT-SK017 für euch nur dann lohnt, wenn ihr praktisch ausschließlich Serien oder Sabbel-Filme guckt und ab und zu gern Musik nebenbei hört. Blockbuster sind darüber eine genauso große (oder kleine) Qual wie über die Fernseher-Lautsprecher.
Preis nicht verfügbar
VORTEILE
- Einfach zu bedienen
- Kompakt & preiswert
- Schön für Stimmen in Serien
NACHTEILE
- Nichts für Blockbuster
- Kein HDMI
Sie ist damit so etwas wie der unfreiwillige Gegenentwurf zur LG SJ4, die fast ausschließlich Blockbuster beherrscht.
Da die TaoTronics aber auch niemals behauptet hat, etwas anderes zu sein als eine kleine Ergänzung für kleine Räume, hat sie sich trotzdem eine recht hohe Punktzahl verdient.
Im direkten Vergleich zur Sharp 2.0 Slim Soundbar HT-SB110 muss sie allerdings verlieren, weil sie kein HDMI und auch keine Equalizer-Möglichkeiten bietet. Auch beim Bass hat sie das Nachsehen. Das ist einfach zu wenig Leistungsumfang für diese Kategorie.
Darum müssen wir letztendlich bei der TaoTronics TV-Soundbar die Sinnfrage stellen: Gibt es einen nachvollziehbaren Grund, dass sie existiert? Nicht wirklich. Aber sie macht alles richtig, was sie richtig machen wollte.
Ich freue mich auf eure Fragen und Kommentare! Habt ihr den Sinn entdeckt?
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