Die LG 2.1 Soundbar SJ4 im Test 2024: Zickiger Kumpel für die Popcorn-Fraktion
Es ist immer ein bisschen unfair, wenn ein bestimmtes Gerät den allerersten Testlauf in einer neuen Kategorie absolvieren muss – in diesem Fall trifft es die LG 2.1 Soundbar SJ4. Schließlich muss ich mir als kritische Lauscherin darüber klar werden, welche Kriterien wichtig sind, wie der normale Käufer damit umgeht und welches Maß an Funktionen und Standards in unserem Soundbar-Test 2024 erfüllt werden muss.
Inhaltsverzeichnis
Denn obwohl sich eine Soundbar und etwa ein Bluetooth-Lautsprecher grundsätzlich ähneln, müsst ihr bei einer Soundbar mehr anschließen, euch länger reinfuchsen und auf mehr Kriterien achten.
Darum war ich mir anfangs auch nicht sicher, ob ich mich bei diesem Modell einfach nur dämlich anstelle oder meine Ohren zu sehr an den Bluetooth-Lautsprecher-Standard angepasst habe.
Der Fairness halber habe ich die LG-Soundbar deshalb nicht nur einem kompakten, durchlaufenden Geräte- und Hörtest unterzogen, sondern sie den ganzen Tag an meinem Fernseher gelassen und bei allem benutzt, was ich sonst so davor tue. Außerdem habe ich meine Ergebnisse nach weiteren Soundbars nochmal überprüft.
Die Frage in diesem Testbericht lautet vor allem, ob ihr die 240,00 Euro bei Amazon investieren solltet. Ich persönlich hätte das Ding zurückgeschickt und stattdessen die Samsung Soundbar HW-M450 behalten.
In diesem Test zeigt sich nämlich ziemlich gut, wie genau ihr bei der Modell-Auswahl vorgehen solltet. Aber lest selbst.
Aufbau, Anschluss, Passgenauigkeit: Messen nicht vergessen!
Im Ratgeberartikel zum Soundbar-Test habe ich mehrfach darauf hingewiesen, dass ihr bei der Auswahl eurer Soundbar dringend auf die Länge und Höhe achten müsst. Denn sonst geht es euch wie mir und ihr packt mit der LG SJ4 ein Modell aus, das länger ist als die Fernsehkommode.
Die Soundbar misst 89 Zentimeter, meine Kommode aber weniger. Der Fernseher hat eine Gesamtbreite von rund 91 Zentimetern. Der Fuß ist dabei auch etwas im Weg. Die Kombination aus Bildschirm, Kommode und Soundbar sieht also in meinem Fall ziemlich schräg aus.
Die Optik ist jedoch nicht das einzige Problem: Die Soundbar sollte stets vollständig auf dem Untergrund aufliegen, um das bestmögliche Sounderlebnis zu erzeugen.
Eine Alternative wäre nur die Wandmontage, die mir aber nicht in die Tüte kommt. Wenigstens die Höhe stimmt und ich hätte den Riegel sogar vollständig unter den Fernseher schieben können.
Ganz wichtig: Mein Setting aus Kommode und TV ist natürlich nicht der Maßstab. Bei einem Soundbar Test geht es zuallererst darum, ob ihr sie einfach mit dem Fernseher verbinden und zum Laufen bringen könnt.
Das beliebte HDMI-Kabel ist bei der LG 2.1 Soundbar SJ4 nicht enthalten, also musste ich mein eigenes nehmen. Das wird einfach am HDMI ARC-Steckplatz der Soundbar und am entsprechenden Slot am Fernseher angeschlossen.
Es ist mir erst nach ein paar Stunden aufgefallen, was ich da getan habe und was das für die LG SJ4 allgemein bedeutet:
Sie kann zwar ARC, aber kein HDMI CEC. Das heißt, dass ihr mit einem handelsüblichen Fernseher keine Chance habt, das Ding über die TV-Fernbedienung zu steuern.
Wollt ihr andere Geräte wie Receiver oder die Playstation dazwischenschalten, sind die entsprechenden Kabel-Steckplätze dafür jedoch vorhanden. Auch der für beste Audiosignale wichtige optische Kanal ist dabei.
Der mitgelieferte Subwoofer ist eine erfreulich schlanke und vergleichsweise dezente Angelegenheit. Ich habe ihn entsprechend der LG-Empfehlung rechts unten neben der Kommode platziert und leicht eingedreht, damit er genau auf meinen Lieblings-Fernsehglotz-Sessel zeigt.
Beide Soundkomponenten – also Riegel und Bassbox – benötigen einen eigenen Stromanschluss, finden den Weg zueinander aber problemlos über Bluetooth. Sollte es dabei Probleme geben, drückt ihr einfach den Pairing-Knopf auf der Rückseite der Bassbox.
Dann legt ihr noch die Batterien in die beiliegende Fernbedienung und es kann mit dem Kinosound losgehen. Zumindest in der Theorie.
Bis hierhin ist die LG Soundbar SJ4 eine sehr aufgeräumte, durchdachte und einfach zu handhabende Angelegenheit. Alle Komponenten wirken sehr hochwertig. Das Design der Bar wirkt zwar etwas altbacken, wurde aber perfekt auf die LG-Fernseher-Ästhetik abgestimmt – Überraschung.
Gerade die schlanke Bassbox ist für mich ein Pluspunkt, da ich kein Fan von fetten Kästen bin, die Platz wegnehmen und ständig den Blick auf sich ziehen.
Allerdings wäre die Box für mich persönlich dann doch zu groß, um sie permanent neben dem Fernseher aufzustellen. Doch das ist wieder mein individuelles Problem und keine allgemeingültige Aussage.
Dass der Riegel für mein Setting zu groß ist, war dabei auch von Anfang an klar. Ich mag einfach keine ausladenden TV-Möbel. Wenn es euch ebenso geht, müsst ihr hier also gut aufpassen.
Bedienung und Funktionalität: Frust, Mahlzeit!
Kleiner Tipp an LG: Wenn ihr ein Produkt mit mehr als zwei Anschlüssen, vielen kryptischen Remote-Tasten und einer ebenso kryptischen Abfolge von Leuchtdioden auf der Soundbar verkauft – dann liefert gefälligst eine umfangreiche Betriebsanleitung mit!
Im Paket habe ich nur eine Kurzanleitung in ungefähr 50 Sprachen gefunden, die euch zwar beim Anschließen weiterbringt, aber in Sachen Funktionsweise überhaupt nicht hilft. Eine längere Version gibt es im Support-Bereich von LG auf Deutsch. Doof nur, dass ihr danach suchen müsst. Denn ihr braucht sie.
Für den Test habe ich mich erst einmal nur auf die mitgelieferten Erklärungen verlassen – so wie andere Käufer auch. Deshalb habe ich ewig gebraucht, um die richtige Einstellung zu finden, bei der die LG-Soundbar den Sound aus dem Fernseher wiedergibt.
Die passende Einstellung sucht ihr (je nach Kabelverbindung) über die Taste „F“ auf der Fernbedienung. Bei HDMI müssen die Lämpchen für USB und BT an der Front der Soundbar gleichzeitig leuchten – Ja nee, ist klar.
Außerdem gilt hier in fast jeder Hinsicht: Ihr braucht den passenden LG-Fernseher oder müsst euch mit ein paar Umständen anfreunden! Da lobe ich mir doch die völlig unkomplizierten Testsieger Samsung HW-M450 und Panasonic SC-HTB254.
Ohne LG-Fernseher – und wegen fehlendem CEC – startet die Soundbar nicht automatisch mit dem TV-Gerät, sondern muss von euch per Extrasteuerung zugeschaltet werden. Allerdings könnt ihr die Lautstärke problemlos über eure Standardfernbedienung regeln.
Für alles andere solltet ihr die hauseigene Steuerungseinheit in der Nähe behalten. Wenigstens ist diese klein genug, um euch nicht sonderlich zu nerven. Darauf seht ihr auch, was die LG-Soundbar in funktioneller Hinsicht alles kann:
- ASC – Adaptive Sound Control – automatische Anpassung der Klangverhältnisse an die Szene
- Auto Power – automatisches Einschalten/Abschalten
- Cinema – Bombastsound mit Surround-Effekten (auch ohne Rear-Boxen)
- Nightmodus – alles wird „feiner“, „weicher“ und „sanfter“ gepegelt
- Standard – „normale“ Soundeinstellung der Soundbar
- Woofer Level – Intensität des Bassklangs individuell erhöhen/senken
Schon mal ein kleiner Spoiler: In meinem Setting und mit meinen Geräten hatte die „Auto Power“-Taste keine erkennbare Funktion. Der Rest ist eine Sache, die wir im Soundtest durchspielen müssen.
Sound: „Wat hat er gesagt?“
Wie ich oben schon erwähnte, entfaltet die LG 2.1 Soundbar SJ4 ihr Können auf jeden Fall bei allen Bombast-Szenen und Hollywood-Blockbustern. Ich bin aber ein Fan von Sabbel-Serien und wenigen Explosionen. Und da kann die LG wenig punkten.
Das habe ich insbesondere gemerkt, als ich außer Konkurrenz meine aktuelle Workout-Serie laufen ließ. Normalerweise kann ich die Dialoge selbst dann gut verstehen, wenn ich kopfüber auf der Matte turne und mein Atem auf 180 ist. Mit dieser Soundbar habe ich die Hälfte der Handlung einfach nicht mitbekommen. Dann doch lieber ordentliche Sportkopfhörer.
Das Problem zeigte sich in allen vorhandenen Preset-Einstellungen, die die LG-Soundbar möglich macht. An der Tonausgabe im Fernseher konnte ich in meinem Setting natürlich nix regeln, weil die HDMI-Verbindung alles andere „überschreibt“.
Auch im eigentlichen Sound-Test mit viel Konzentration und ohne Sport war das Ergebnis sehr einseitig:
1. TV-Serie: „Sherlock“
Staffel 1, Folge 1 – ab Minute 8:30: Sprechszene in einer Pathologie
- Ohne Soundbar:
Unterschiedliche britische Akzente, Sherlock spricht ausnehmend leise und undeutlich, andere Personen lauter, dazwischen Soundeffekte und etwas Hintergrundmusik, die überlaut zu hören ist (im Vergleich zum Dialog) - Mit Standard-Einstellung:
Sound wird hörbar nach vorne abgestrahlt, was die Unterscheidungsfähigkeit des Ohrs verbessert. Ansonsten keine hörbare Verbesserung - Mit Cinema-Einstellung:
Sehr geniale Fülle, toller Grundton, die Szene wirkt präsenter. Die Stimmen bleiben aber weiterhin mittelmäßig - Mit ASC-Einstellung:
Keine hörbaren Unterschiede zu den anderen Einstellungen. Die Reaktionsfähigkeit der Soundbar scheint zu gering
2. Blockbuster: „Iron Man 3“
Film mit 5.1 – ab Minute 34:30: Haus fliegt in die Luft, schneller Wechsel zwischen Bombast und Sprechanteilen
- Ohne Soundbar:
Ich muss ständig die Lautstärke regeln, weil Stimmen schwer zu verstehen sind (zu leise) und gleich danach wieder die Hölle losbricht (zu laut) - Mit Standard-Einstellung:
Sound wird voller und präsenter, insgesamt aber immer noch recht breiig, Lautstärke muss nachgeregelt werden - Mit Cinema-Einstellung:
Sehr schöne Fülle, schöne Differenzierung, bei optimaler Sitzposition auch fast Surround-Gefühl, Lautstärke kann bleiben, wenn sie runtergeregelt wird - Mit ASC-Einstellung:
Beste Einstellung für diese Szene, Lautstärke-Optimierung funktioniert, die Fernbedienungen könnt ihr wegpacken
Spätestens beim „Iron Man 3“-Test wurde deutlich, dass diese Soundbar perfekt zu Blockbustern und ausgefeiltem Kinoklang passt, der zu Hause ein bisschen Nachhilfe braucht.
Die zwei 60-Watt-Lautsprecher im Riegel sind aber nicht in der Lage, die menschliche Stimme ordentlich zu modulieren. Und es gibt keine Einstellung, in der das perfekt funktioniert.
Extrem gut gefiel mir indessen die Regelbarkeit der Subwoofer-Intensität. Die musste ich zwar etwas senken, weil meine Holzdielen dermaßen schwingen, dass das ganze Haus etwas davon hat.
Ich habe aber schnell eine Einstellung gefunden, in der der Bass eine sehr leckere, sehr subtile und überaus positive Qualität hatte, die niemanden stört. So konnte er jedem Ton mehr Fülle verleihen.
Der Bass kann beim Stimmproblem zwar ein wenig Abhilfe leisten, sorgt aber bei bestimmten Klangfarben – wie dem Cumberbatch-Gebrummel in „Sherlock“ – nur dafür, dass die Stimme massiger und dunkler wirkt und damit noch weniger für euch zu verstehen ist.
Weitere Funktionen: Bluetooth, bitte melde dich!
Ich hätte an dieser Stelle gern noch über mein Lieblingsthema Musik und den Klang aus der LG SJ4 doziert. Schließlich ist sie, wenn wir sie mit dem Smartphone verbinden, auch als Bluetooth-Lautsprecher gedacht.
Leider kann ich euch damit nicht dienen. Zwar verbinden sich Handy und Soundbar problemlos, aber aus dem Klangriegel kommt einfach nichts raus. Dass die Verbindung steht, zeigt sich schon daran, dass aus dem Handy selbst auch nichts mehr zu hören ist, wenn die Soundbar läuft.
Und ja, ich habe es mehrfach gecheckt, alle F-Tastenkombinationen durchprobiert und am Ende sogar an einem Stecker gerüttelt.
Die behämmerte Betriebsanleitung hilft auch nicht weiter, weil sie im Ernstfall die „Schuld“ immer beim Sendegerät sucht. Da wir aber wissen, dass mein Handy alle Bluetooth-Lautsprecher problemlos akzeptiert, kann ich diese Ausrede auch nicht gelten lassen.
Vielleicht habe ich mich irgendwo vertan und einer von euch kann uns da weiterhelfen?
Fazit zur LG Soundbar SJ4: Für wen, für wen nicht und warum überhaupt?
In Sachen Wumms und Fülle ist die LG 2.1 Soundbar SJ4 ohne Probleme für Räume bis weit über 30 Quadratmeter geeignet. Aber nur, wenn ihr nicht auf allzu viele Dialoge steht. Blockbuster kann diese Soundbar nämlich richtig gut, Quassel-Fernsehen nicht. Das ist schon eine Besonderheit im aktuellen Soundbar-Test.
240,00 Euro
VORTEILE
- Hervorragend modulierbarer Subwoofer
- Relativ kompakt
- Gute Konnektivität
- Brauchbarer Sound für Blockbuster
NACHTEILE
- Bedienung zu kompliziert
- Kein CEC-Standard (Consumer Electronics Control)
Der Bass bzw. der Bass-Booster ist eine sehr gelungene Komponente, die ihr hervorragend regeln könnt. Alle anderen Funktionen sind entweder nicht nutzbar, nur einer Verbindung mit einem LG-Fernseher vorbehalten oder ein bisschen hohl.
Das gilt zum Beispiel für die Standardeinstellung: Sie konnte in meinem Test, trotz Überlänge, einfach keine Punkte sammeln – egal, was ich angeschaut habe.
Damit fällt die LG 2.1 Soundbar für mich persönlich in mehr als einer Hinsicht flach, könnte aber bei LG-Besitzern mit Freude an filmischen Explosionen sehr gut ankommen.
Bleibt noch die Preisfrage: Die Hochwertigkeit und Einstellbarkeit der Komponenten rechtfertigen das Preisschild auf jeden Fall. Der Klang ist auch entsprechend dick. Ich finde nur, dass ihr die begrenzte Differenzierung der zwei Kanäle sehr genau mitbekommt – auch ohne geschultes Ohr.
Für einen ähnlichen Preis erhaltet ihr meinen persönlichen Gesamtsieger. Im Panasonic SC-HTB254 Test erfahrt ihr, warum sie eine Alternative ist, die keinerlei Zicken macht, der ich auch beim Sport gern zugehört habe und die mich von vorne bis hinten begeistert hat.
Ich glaube fest daran, dass es euch auch so gehen würde. Die LG wirkt einfach etwas vorsintflutlich – und keiner weiß, warum. Auf eure Meinungen und Tipps bin ich wie immer sehr gespannt. Hinterlasst mir einen Kommentar!
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