ESET NOD32 Antivirus Test 2024: Der Unscheinbare
Der ESET NOD32 Virenscanner wurde in den vergangenen Jahren in vielen Testberichten über den Klee gelobt. Mein ausführlicher Test ergibt jedoch, dass das zumindest heute nicht mehr so stimmt.
Inhaltsverzeichnis
Warum ich euch von diesem Anbieter eher abrate und unter welchen Umständen ihr ihn trotzdem nehmen könnt, stelle ich euch ausführlich in meinem Bericht dar.
Wenn ihr keine Lust habt, euch groß mit dem Thema zu beschäftigen, kann ich euch direkt Kaspersky Anti-Virus empfehlen. Wenn ihr euch doch zuerst informieren möchtet, solltet ihr euch meinen umfassenden Antivirus-Test 2024 ansehen.
VORTEILE
- Hohe Geschwindigkeit beim Scannen
- Gute Erkennungsrate
- In vielen Sprachen verfügbar
NACHTEILE
- Teuer
- Teilweise unsinnige Funktionen
- Support nur per Mail erreichbar
Benutzerfreundlichkeit: Kopfschütteln inklusive
Was nützt euch der beste Virenscanner, wenn seine Bedienung so verwirrend ist, dass ihr versehentlich eure Festplatte damit löscht oder wenn euch die Webseite auf Chinesisch begrüßt oder wenn euch die Installation auch im dritten Anlauf nicht gelingen will.
Ganz so dramatisch sieht es bei NOD32 natürlich nicht aus mit der Benutzerfreundlichkeit. Trotzdem ist das ganze schon ein wichtiges Thema für euch. Deswegen habe ich hier genau hingeschaut.
Eine Sorge kann ich euch schon vorab nehmen: Sowohl die Webseite als auch das Programm selbst liegen in deutscher Sprache vor.
Webseite
Die Webseite von ESET ist etwas werbelastig und wirkt überfrachtet.
So habt ihr sowohl am Kopf als auch am Fuß Menüs, mit denen ihr durch die einzelnen Bereiche der Seite navigieren könnt, und wenn euch das immer noch nicht reicht, gibt es auch noch ein Menü zum Aufklappen an der Seite.
Wegen dieses Tohuwabohus müsst ihr schon genau hinsehen, um euch zurechtzufinden. Das Design und die Farben der Seite sind hingegen ansprechend und vermitteln Seriosität und Sicherheit.
Die Suchfunktion der Seite scheint leider nur auf einen eng begrenzten Katalog von Suchbegriffen zu reagieren. Mein Versuch nach einigen der Funktionen von NOD32 zu suchen war jedenfalls erfolglos, eine Suche nach den Produktnamen hingegen, förderte entsprechende Ergebnisse zutage.
Noch unnützer ist nur die Suchfunktion im Supportbereich der Webseite. Wenn ihr dort etwas in die Suchleiste eingebt und auf Fragen klickt, wird euer Suchbegriff mit Google gesucht und es öffnet sich die ganz normale Google-Seite mit den jeweiligen Ergebnissen.
Alles in allem habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Webseite hauptsächlich auf den Absatz der Produkte ausgelegt und weniger als Informationsquelle und Ratgeber für die Nutzer gedacht ist.
Installation
Die Installation gestaltet sich gewohnt unspektakulär. Den Installer könnt ihr schnell herunterladen und die Installation an sich stellt euch auch nicht vor größere Schwierigkeiten. Insgesamt läuft der Prozess kurz und schmerzlos ab.
Allerdings gibt es eine Lizenzvereinbarung, der ihr zustimmen müsst, und ihr müsst euch mit eurer E-Mail-Adresse anmelden, um das Programm zu aktivieren. Beides gilt auch dann, wenn ihr die kostenlose Testversion benutzt.
Programmoberfläche
Die Startseite der Programmoberfläche bietet euch zentrale Schaltflächen für den Zugriff auf einige Grundfunktionen und eine Navigationsleiste an der linken Seite über die ihr auf die einzelnen Bereiche des Programms zugreifen könnt.
Wenn ihr die Testversion nutzt, findet ihr auf der Startseite übrigens nicht nur einen, sondern sogar zwei Buttons, über die ihr eine Lizenz kaufen könnt. Sicher ist sicher!
Insgesamt ist das Programm logisch aufgebaut und übersichtlich gestaltet. So findet ihr beispielsweise bei den Einstellungen getrennte Bereiche für die Optionen zum Schutz des Computers und denen, die euch speziell vor Internetbedrohungen bewahren.
Support: Einigermaßen effizient und zeitnah
Wenn ihr Hilfe benötigt, stehen euch zwei Supportmöglichkeiten zur Verfügung. Entweder könnt ihr selbst versuchen, die benötigten Informationen in der Knowledgebase von ESET zu finden oder ihr könnt euch über die Webseite schriftlich an den Support wenden.
Die Knowledgebase ist recht umfangreich und einigermaßen sinnvoll nach Themen sortiert. Allerdings findet ihr dort natürlich nur die Antworten auf häufig gestellte Fragen. Wenn es etwas spezieller wird, hilft euch dies vermutlich nicht weiter.
Supportanfragen per Mail werden nach Aussage von ESET in der Regel innerhalb von 24 Stunden beantwortet. In meinem Fall wurde dieser Zeitraum auch eingehalten und die Antwort, die ich erhielt, war völlig ausreichend.
Preisübersicht der einzelnen Anbieter
In der Tabelle im großen Antivirus-Test 2024 findet ihr die aktuellen Preise der einzelnen Anbieter, die wir getestet haben. In diesem speziellen Fall nimmt NOD32 eine Spitzenposition ein, wie ihr seht.
Ob der hohe Preis bei NOD32 durch eine entsprechende Leistung gerechtfertigt wird, seht ihr in den nächsten Abschnitten dieses Tests.
Funktionsumfang: Viele sinnfreie Zusatzfunktionen
Die wichtigste Funktion eines Virenscanners ist natürlich die Scan-Funktion.
Hier bietet euch NOD32 komfortable Möglichkeiten zur Auswahl.
Ihr könnt entweder alle lokalen Datenträger, einzelne Dateien, Wechseldatenträger oder eine benutzerdefinierte Auswahl an Laufwerken und/oder Verzeichnissen scannen. Außerdem könnt ihr auch einfach den letzten Scan wiederholen.
Neben der normalen Scan-Funktion bietet NOD32 ebenfalls eine Echtzeit-Überwachung für eure Dateien, euren E-Mail-Client sowie von euch aufgerufene Webseiten auf Schadsoftware und Phishing-Versuche.
Hier findet ihr eine zentrale Sammlung aller Log-Dateien, die das Programm erstellt.
Mit diesem Tool könnt ihr euch anschauen, welche Prozesse gerade auf eurem Rechner gestartet sind. Sehr nützlich sind hierbei die zusätzlichen Informationen, die ihr zu jedem Prozess erhaltet.
Dort erfahrt ihr, von welcher Anwendung der jeweilige Prozess gestartet wurde. Außerdem seht ihr dort, wie viele Nutzer von NOD32 Antivirus den Prozess auch verwenden, und eine Einschätzung seiner Reputation.
Wer so wie ich schon einmal dabei zusehen musste, wie sich wie von Geisterhand im Millisekundentakt neue Browserfenster öffnen, oder dass der Rechner so ausgelastet ist, dass selbst die Wiedergabe von MP3s so leiert, wie ein Walkman, dessen Batterien aufgeben, der weiß, was ich damit meine.
Im Sicherheitsbericht findet ihr Informationen zu den Aktivitäten und Funden des Virenscanners. Allerdings wird euch hier leider nur die jeweilige Anzahl der verschiedenen Objekte, die gescannt beziehungsweise gefunden wurden, angezeigt. Der Nutzen dieses Berichtes ist entsprechend gering.
Hier findet ihr zwei Diagramme, die den Umfang der Lese- und Schreibdaten in verschiedenen Zeiträumen als Kurve darstellen.
Der Sinn dieser Funktion erschließt sich mir leider nicht. Natürlich kann es bei einem Befall mit Schadsoftware zu einer Zunahme der Lese- und Schreibaktivitäten eures Systems kommen, aber das passiert ja auch unter allen möglichen anderen Umständen.
Oft wisst ihr als Nutzer auch gar nicht so genau, warum eure Festplatte (wenn ihr noch eine habt) gerade die Schallmauer durchbricht. Manchmal ist es zum Beispiel nur der Virenscanner, der im Hintergrund seine Runden dreht.
Falls ich etwas übersehen haben sollte und ihr in dieser Anzeige doch eine tiefere Bedeutung erkennen könnt, lasst es mich bitte in den Kommentaren wissen.
Mit dem SysInspector könnt ihr einen umfassenden Bericht über euer System erstellen. Ihr könnt euch dann in diesem Bericht beispielsweise Informationen zu Netzwerkverbindungen, Registry-Einträgen und geladenen Diensten anschauen.
Die Ergebnisse sind zwar nach Kategorien geordnet, aber da es in dem ein oder anderen Bereich doch sehr umfangreich wird, könnt ihr die Einträge nach Risikokategorien filtern.
Außerdem könnt ihr unter dem Punkt Details einstellen, wie umfangreich die Anzeige sein soll. Welche Informationen, je nach Einstellung, konkret wegfallen oder hinzukommen, müsst ihr ausprobieren. Es wird ebenso wenig erklärt wie die vorgenannten Risikokategorien.
Insgesamt ist dieses Tool sicherlich „nice to have“, aber ich denke, ihr müsst schon eine Menge Hintergrundwissen mitbringen, um wirklich etwas damit anfangen zu können.
Hier könnt ihr den Zeitplan für verschiedene Aufgaben, wie Updates, Scans und Wartung der Log-Dateien einsehen und gegebenenfalls euren Bedürfnissen anpassen.
Unter diesem Punkt könnt ihr euch eine bootfähige Rettungsdisk auf CD, DVD oder auf einem USB-Stick erstellen. Das solltet ihr auch unbedingt machen.
So eine Rettungsdisk hilft euch nicht nur, wenn der PC gar nicht mehr startet, sondern ihr könnt damit auch die Bereiche eures Systems desinfizieren, die gesperrt sind, wenn ihr das System geladen habt.
Außerdem könnt ihr die Rettungsdisk natürlich auch mit jedem anderen PC verwenden
Damit könnt ihr euer System auf Änderungen untersuchen lassen, die typischerweise von Schadsoftware vorgenommen werden, um ihre Aktivitäten zu verschleiern oder zu ermöglichen.
Wenn solche Änderungen gefunden werden, schlägt euch das Tool vor, die jeweilige Grundeinstellung wiederherzustellen.
Über diese Funktion könnt ihr Dateien oder Webseiten, die euch entweder verdächtig vorkommen und die von NOD32 überhaupt nicht erkannt werden oder solche, bei denen ihr einen Fehlalarm vermutet, bei ESET zur Analyse einreichen.
Leider dürft ihr nicht mit einer Antwort rechnen, diese Funktion dient einzig dazu, die Erkennungsroutinen des Virenscanners zu aktualisieren, sodass die Bedrohung dann zukünftig erkannt werden kann.
Hier findet ihr Dateien, die als infiziert erkannt und gelöscht wurden. Falls ihr der Meinung seid, dass die jeweilige Datei doch keine Schadsoftware enthält, habt ihr hier die Möglichkeit sie wiederherzustellen.
Zuverlässigkeit: Gut aber nicht perfekt
Die allerwichtigste Eigenschaft eines Virenscanners ist seine Zuverlässigkeit. Hierzu gehört nicht nur die Erkennungsrate selbst neuester Bedrohungen, sondern auch die Vermeidung von Fehlalarmen.
Um die Leistungen der getesteten Virenscanner in diesem Bereich zu beurteilen, greife ich normalerweise auf die Ergebnisse der bekannten, unabhängigen Prüflabore AV-Test und AV-Comparatives zurück.
Diese renommierten Spezialisten untersuchen regelmäßig alle relevanten Produkte und die Ergebnisse ihrer Tests setzen Maßstäbe.
Im Falle von ESET gab es dieses Jahr jedoch nur einen Test bei AV-Comparatives.
Im Ergebnis schlägt sich das Antiviren-Programm von ESET relativ gut, wobei ihr jedoch das allgemein hohe Niveau beachten solltet. Insgesamt erzielt ESET mit dem „Standard Award“ auch nur die niedrigste Auszeichnung, die AV-Comparatives vergibt.
Leistung: Positiv, aber nicht herausragend
Es gibt kaum etwas Ärgerlicheres im Leben eines Gamers, als wenn ihr gerade in dem Moment in dem ihr euren Gegner im Fadenkreuz habt, auf den Desktop zurückgeworfen werdet, weil euer Virenscanner euch mitteilen möchte, dass er ein neues Update braucht.
Um solche Dramen zu verhindern, bietet euch NOD32 in den Einstellungen einen speziellen Gamer-Modus. Apropos, wusstet ihr eigentlich, dass wir auch Gaming-Hardware (Mäuse, Tastaturen und Headsets) getestet haben?
Aber auch wenn ihr nicht gerade spielt, verlangsamt ein Virenscanner euer System. Schließlich werden sämtliche Schreibzugriffe sowie eure Online-Aktivitäten in Echtzeit überwacht.
Bei NOD32 war jedoch keine große Beeinträchtigung der Systemleistung zu spüren. Es ruckte nur hin und wieder ganz leicht und das Aufrufen von Webseiten schien einen Moment länger zu dauern.
Dies sind natürlich Eindrücke, die sehr subjektiv sind, zudem hängt das Maß, in dem euer Rechner ausgebremst wird, natürlich auch davon ab, wie leistungsstark er ist.
Den Scan meiner Systemfestplatte, die mit 272 Gigabyte mehr als halb voll ist, absolvierte ESET NOD32 übrigens in schnellen 6 Minuten und 27 Sekunden.
Alles in allem kann ich in puncto Leistung nicht meckern.
Fazit zu ESET NOD32 Antivirus
ESET hat mit NOD32 Antivirus ein Produkt auf den Markt gebracht, das weder Fleisch noch Fisch ist. Egal, auf welchen Bereich meines Tests ihr achtet, es ergibt sich fast immer, dass der Virenscanner nicht ganz schlecht, aber auch nicht ganz gut ist.
VORTEILE
- Hohe Geschwindigkeit beim Scannen
- Gute Erkennungsrate
- In vielen Sprachen verfügbar
NACHTEILE
- Teuer
- Teilweise unsinnige Funktionen
- Support nur per Mail erreichbar
So ist die Benutzerfreundlichkeit mehr oder weniger gegeben, allerdings gibt es deutliches Verbesserungspotential bei der Übersichtlichkeit der Webseite und die Suchfunktion, die über Google realisiert wird, sorgt für ein Kopfschütteln. Ein ernsthaftes Software-Unternehmen müsste das selber können.
Der Support arbeitet einigermaßen effizient und zeitnah, kann aber nur per Mail erreicht werden. Da haben andere Anbieter, die beispielsweise auch einen telefonischen Kontakt oder eine Chat-Funktion anbieten, die Nase vorn.
Beim Preis reiht sich ESET gemeinsam mit Kaspersky, Norton und G Data an der Spitze ein. Hier finde ich zwar, dass die aufgerufenen 29,95 Euro für die Jahreslizenz durchaus leistbar sind, allerdings solltet ihr bedenken, dass ihr bei den anderen Anbietern für das gleiche oder sogar für weniger Geld mehr Leistung bekommt.
Wenn ihr auf den Funktionsumfang schaut, findet ihr dort zwar jede Menge Zusatzfunktionen, aber die meisten davon sind doch nur begrenzt bis gar nicht nützlich.
Ähnlich ist es bei der Zuverlässigkeit. NOD32 schneidet zwar im Grunde genommen gut ab, aber aufgrund des hohen Niveaus der getesteten Anbieter bleibt es doch nur auf den hinteren Plätzen.
Die Leistung fällt zwar positiv auf, herausragend ist sie jedoch nicht.
Alles zusammen genommen ergibt sich ein Bild von „kann man machen, muss man aber nicht“. Ich möchte euch an dieser Stelle den Rat geben, unseren kompletten Antivirus-Test 2024 zu lesen, um einen Anbieter zu finden, der in dem Bereich brilliert, auf den es euch am meisten ankommt.
Falls ihr keine Lust dazu habt, dann nehmt ESET, das ist sicherlich nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig.
Habt ihr noch Fragen, Anmerkungen oder Kommentare? Behaltet sie bitte nicht für euch, sondern postet sie über die Kommentar-Funktion.
Kommentare
yx 3. Juni 2021 um 23:30
Nutzt Kaspersky wenn ihr auf false positives steht. Kaspersky tut häufig nur im Hintergrund so als würde es die krassesten Viren auf deinem System entdeckt haben.