Skip to main content
Author

von Julia

Zuletzt aktualisiert am: 22. Januar 2020

Wie muss ich meinen Kaffee mahlen?

Damit der Kaffee richtig gut wird sind zwei Dinge obligatorisch. Ihr braucht frische und hochwertige Kaffeebohnen und diese müssen vor dem gebrauch gemahlen werden.

Auch ein guter Kaffee hauch sein Aroma, sobald er gemahlen wurde, in wenigen Stunden aus. Deswegen erinnern uns Supermarktregale immer ein wenig an Friedhöfe. Dort stehe viele gemahlene Kaffeebohnen, die ihre beste Zeit schon vor Monaten oder Jahren hatte.

Natürlich spielen auch viele weiter Faktoren eine Rolle. Die Wasserqualität und die Temperatur bei der Zubereitung beeinflussen die Extraktion und das Ergebnis ebenfalls. Auch die Kontaktzeit ist wichtig, aber in diesem Artikel werden wir uns auf den Mahlgrad konzentrieren. Bedenkt aber, dass es zwischen allen benannten Faktoren viele Wechselwirkungen gibt.

Alle Mahlgrade

Wie muss der Kaffee gemahlen werden?

Dieses Foto wurde uns von coffeeness.de freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Warum der richtige Mahlgrad entscheidend ist

Je feiner der Kaffee gemahlen ist, desto mehr Oberfläche hat er. Diese Oberfläche können wir auch als Extraktionsfläche bezeichnen. Der Kaffee extrahiert also bei einem feineren Mahlgrad schneller. Deswegen ist der Kaffee bei Methoden mit einer längeren Kontaktzeit auch relativ grob.  Das findet ihr bei der Frech Press, der Karlsbader Kanne oder Cold Brew Coffee.

Bei kurzen Kontaktzeiten, wie der Espresso Zubereitung wird der Kaffee sehr fein gemahlen.

Die Speciality Coffee Association of Europe (SCAE) empfiehlt eine Extraktion von ca. 18-22 % der Bestandteile aus dem Kaffee. Diese Empfehlung basiert auf einer 50 Jahre alten amerikanischen Studie (Zum Einstieg: Wikipedia), hat sicher aber einigermaßen bewährt. Innerhalb dieser Spanne wird die optimale Menge an Inhaltsstoffen herausgelöst, Aromen und Stärke stehen in einem angenehmen Verhältnis.

Was passiert beim falschen Mahlgrad?

Der falsche Mahlgrad macht also auch aus den besten Kaffeebohnen ein geschmackliches Desaster. Vor allem dann, wenn zum falsch gewählten Mahlgrad noch die falsche Extraktionszeit hinzukommt.

Zur Verdeutlichung haltet euch vor Augen, dass grober Kaffee in der French Press etwa drei bis vier Minuten lang Kontakt mit dem Wasser hat.

French Press

Der richtige Mahlgrad ist wichtig für einen guten Kaffee

Dann wird die Schaumkrone samt Satz abgeschöpft. Und der restliche Kaffeesatz mit dem Pressstempel an den Kannenboden gedrückt. Wählt ihr nun den falschen Mahlgrad bei der eigentlich richtigen Brühzeit von etwa drei Minuten, wird der Kaffe nichts. Entweder er wird bitter (zu fein gemahlen) oder furchtbar dünn (zu grob gemahlen).

Was bedeutet Überextraktion?

Bei einer Überextraktion (laut SCAE wurden dann mehr als 22% der Inhaltsstoffe entzogen) löst das Wasser zu viele unangenehme Bitterstoffe und Gerbsäuren aus dem Kaffee.

Diese überlagern die feinen Nuancen dabei völlig. Das hat zur Folge, dass der Kaffee sehr dunkel aussieht und bitter schmeckt.

So etwas kann zum Beispiel passieren, wenn ein sehr feiner Mahlgrad eine zu lange Kontaktzeit mit dem Wasser hat. Wenn ein Espresso also eine sehr dunkle Crema aufweist, wird er – bedingt durch die dunkle Röstung – sehr intensiv und sogar ein wenig verbrannt.

Was bedeutet Unterextraktion?

Unterextraktion (nach SCAE-Definition weniger als 18% der Inhaltsstoffe) bedeutet, dass sich beim Brühen nicht genügend Aromastoffe und ätherische Öle aus dem Kaffee lösen.

Dadurch ist das Getränk dann zwar nicht bitter oder sauer, weist aber auch sonst kaum bis keine Geschmackskomponenten auf, da zu wenige Bestandteile herausgelöst wurden. Deutlich erkennbar auch an der Farbe des Kaffees, die irgendwo zwischen Hellbraun und Durchsichtig angesiedelt ist.

Das Ergebnis ist ein heller, sehr dünner und flacher Kaffee. Die Crema bei einem unterextrahierten Espresso ist sehr hell, dünn oder überhaupt nicht vorhanden.

Diese Ergebnisse finden wir sehr oft bei schlecht eingestellten Kaffeevollautomaten. Diese mahlen den Kaffee für einen Espresso-Bezug relativ grob und so läuft der Espresso schell durch und wird unterextrahiert.

Espressomühle

Der richtige Mahlgrad ist wichtig für einen guten Espresso

Der richtige Mahlgrad für jede Zubereitungsmethode

Vorab sei uns also dieser Appell erlaubt: Überlasst es nicht der Kaffeeindustrie, euch die Entscheidung des Mahlgrades abzunehmen!

Denn der richtige Mahlgrad ist essentiell für einen unverfälschten Kaffeegenuss. Was der Handel bei seinem bereits gemahlenem Kaffeepulver als Mahlgrad vorgibt, mag für die altgediente Filtermaschine okay sein. Für einen guten Kaffee aus der French Press oder der Karlsbader Kanne ist er absolut untauglich.

Vom Geschmack, der bei frisch gerösteten, frisch gemahlenen Kaffeebohnen einfach besser ist, einmal ganz abgesehen.

Der Mahlgrad des Kaffees und die Kontaktzeit des Kaffeemehls mit heißem Wasser hängen also eng zusammen. Ein gelungener Espresso dauert nur 25 Sekunden in der Zubereitung, wohingegen eine gute Tasse Filterkaffee in ungefähr 2 Minuten zubereitet ist. Die perfekte Ziehzeit in der French Press sind es um die drei, vier Minuten. Und es gilt: Je kürzer die Kontaktzeit, desto feiner sollte der Kaffee sein.

Der richtige Mahlgrad für die French Press

Bei der French Press hat der Kaffee direkten Kontakt mit dem Wasser. Das sorgt einerseits für ideale Extraxtionsverhältnisse. Bei falscher Handhabung führt das Prinzip aber auch schnell zu Überextraktion. Tatsächlich ist einer der häufigsten Fehler bei der Zubereitung in der French Press genau dieses Spiel mit dem Mahlgrad.

French Press

Mahlgrad für die French Press

Für einen guten Kaffee aus der French Press solltet ihr euren Kaffee grob mahlen. So, dass er eher aussieht wie geschrotet.

Aus den gröberen Kaffeepartikeln kann das Wasser nun gemächlich und gleichmäßig die besten Aromastoffe herausfiltern. Daraus ergibt sich eine Brühzeit von etwa drei bis vier Minuten.

Wenn ihr Probleme habt, die richtige Einstellung an eurer Kaffeemühle zu finden, stellt sie zuerst ganz grob ein. Und dreht dann wieder ein paar Millimeter zurück. Die Homogenität des „Kaffeeschrots“ ist wichtiger, als die 100% exakte Partikelgröße.

Vielleicht fragt ihr euch nun, weshalb nicht einfach fein gemahlenes Pulver nehmen und dafür nur eine Minute ziehen lassen?! Das könnt ihr natürlich tun. Genauso, wie ihr potentiell den gröbsten Mahlgrad auswählen könnt. Und den Kaffee dann sechs statt nur drei, vier Minuten brühen lassen könnt.

Die Sache hat nur einen Haken. Und der liegt im Prinzip der French Press selbst.

French Press Kaffee

Langsam umrühren

Bei zu feinem Pulver werden die Aromen des Kaffees schneller herausgefiltert. Es klingt also erstmal richtig, den Kaffee dann einfach nach nur einer Minute an den Kannenboden zu pressen. Das sollte das gleiche Ergebnis haben, wie die grobe Mahlung nach etwa vier Minuten. Dem ist aber leider nicht so.

Denn erstens ist feines Kaffeepulver für das Sieb im Pressstempel zu fein. Es geht also beim Hinunterdrücken mehr Kaffeesatz verloren, der dann im Kaffee und zum Schluss in eurer Tasse landet. Dort extrahiert er gemütlich weiter und macht euren Kaffee mit jedem Schluck ein bisschen bitterer.

Zweitens bleibt das verstopft das feine Pulver die Siebeinlagen leichter. Die Reinigung wird schwieriger und das Drücken wird zum Kraftakt.

Bei zu grobem Kaffeemehl bestehen zumindest diese Gefahren nicht. Hier müsstet ihr höchstens die etwas längere Extraktionszeit vor dem Herunterdrücken des Pressstempels einrechnen. Allerdings kühlt das Wasser während der Extraktionszeit weiter herunter.

Es braucht also im Grunde noch einmal etwas länger, um wirklich alle guten Aromen aus dem Kaffee zu filtern. Leider ist der Übergang zur Überextraktion dadurch quasi fließend.

  • Ideal ist weder das eine noch das andere. Für die French Press also am besten einen groben, aber nicht den gröbsten Mahlgrad wählen.
French Press Kaffee

Schnell in die Tasse damit und den tollen Kaffee genießen!

Der richtige Mahlgrad für den Handfilter

Der Handfilter hat Hochkonjunktur. Kein Wunder, macht er doch einen sehr bodenständigen, fein abgestimmten, runden Kaffee. Wenn man weiß, wie man es richtig macht, versteht sich. Hierzu findet ihr bereits eine detaillierte Anleitung mit allen Fallen und Fehlerquellen auf Sonntagmorgen.

Handfilter

Richter Mahlgrad für den Handfilter

Bei der Handfiltermethode hat das Kaffeepulver nur kurze Zeit Kontakt mit dem heißen Wasser. Darum darf euer Röstkaffee hier getrost feiner gemahlen sein, als bei der French Press.

Je nach Kaffeemühle, findet ihr auf eurer im Idealfall eine Markierung für mittelfeine Mahlung.

Weil der Kaffee beim Handfilter komplett von … na ja, Hand eben … gekocht wird, ist eine möglichst gleichmäßige Extraktion ein bisschen aufwändiger. Wenn ihr das Wasser nämlich zu schwungvoll oder nur punktuell an einer Stelle in das Kaffeepulver gießt, wird auch nur das Pulver in diesem Bereich Aromen abgeben.

Darum empfehlen wir kreisende Gießbewegungen, die wie eine Spirale von der Filtermitte zum Rand hin immer größer werden. Wichtig ist hierbei die Gleichmäßigkeit der Bewegung und des Wasserflusses.

Handfilter

Richter Mahlgrad finden und aufgießen

Für noch bessere Extraktion rührt das Kaffeepulver nach dem ersten Aufguss vorsichtig um. So lockert ihr die Oberflächenstruktur auf, die sich durch das absickernde Wasser verdichtet hat. Außerdem kommen dadurch alle Pulverpartikel in Kontakt mit dem Wasser.

Sollte das Wasser sehr langsam fiesen, liegt es meistens an einem zu feinen Mahlgrad. Das erkennt ihr daran, dass das Wasser lange braucht, um durch das Pulver zu fließen. Wird zu feines Kaffeemehl nämlich nass, verdichtet es sich und hindert den Fluss.

Umgekehrt bereitet der Handfilter bei zu grob gemahlenem Kaffee auch Probleme. Der verdichtet nämlich nicht wirklich. Eher hat er eine Drainagefunktion und lässt das Wasser einfach so durchfließen. Die Kontaktzeit mit dem Kaffeepulver ist dann viel zu kurz. Mehr als eine hellbraun-transparente Brühe kriegt ihr da kaum raus.

Klingt nicht so verlockend? Dann stellt eure Kaffeemühle auf einen mittelfeinen Mahlgrad ein. Damit kredenzt ihr einen wunderbaren Handfilterkaffee.

Handfilter

Jetzt könnt ihr einen klasse Kaffee aus dem Handfilter genießen.

Der richtige Mahlgrad für die AeroPress

Die AeroPress dürfte wohl vor allem für Einsiedler ohne häufigen menschlichen Kontakt oder Singles gemacht worden sein. An dieser Kaffeezubereitung scheiden sich schon rein optisch die Geister. Ist halt Plastik. Aber weil ja das, was am Ende dabei herauskommt, das Wichtigste ist, gebührt auch der AeroPress ein Lob.

Denn mit der richtigen Technik, guten Bohnen und dem passenden Mahlgrad zaubert auch die Plastikpresse einen richtig guten Kaffee.

Aeropress

Mahlgrad aus der Aeropress

Wenn ihr nur Bedarf an der tassenweisen Zuführung von Kaffee habt, dann kann die AeroPress euer Mittel der Wahl sein. Dazu legt ihr zuerst einen Papierfilter in den Filteraufsatz. Spült den kurz mit heißem Wasser aus, um Papierpartikel auszuschwemmen, und schraubt ihn dann auf den Zylinder.

Jetzt stellt ihr den zusammengeschraubten Brühzylinder auf die Tasse und gebt das Kaffeepulver hinein. Je nach Mahlgrad, Kaffeesorte und gewünschter zwischen 15 und 25g. Gießt das Pulver nun mit etwa 90°C heißem Wasser auf, aber nur bis zur Markierung in der Mitte.

Jetzt rührt ein paar Sekunden oder auch ein paar Sekunden länger kräftig um. Damit ermöglicht ihr eine gleichmäßige Extraktion, die andernfalls aufgrund der Konstruktion etwas schwierig wäre. Nun noch den Presskolben aufsetzen und schön gleichmäßig langsam herunterdrücken.

Aeropress

Hier könnt ihr auch viel experimentieren

Wem der Kaffee so zu stark ist, kann ihn auf Wunsch mit dem restlichen heißen Wasser aufgießen.

Und nun kommt nämlich die Krux an der Zubereitung mit der AeroPress. Der Mahlgrad ist nämlich mehr oder weniger von der Kaffeesorte abhängig. Grundsätzlich fahrt ihr mit einem mittelfeinen Mahlgrad schon nicht schlecht.

Wenn ihr milde Kaffeesorten bevorzugt, darf es ruhig noch ein wenig feiner sein, als beim Handfilter. Bei säurehaltigen Kaffees mit einem Hang zur Zitrone, empfehlen wir eher einen Mahlgrad etwas gröber als mittelfein. Dann solltet ihr aber die Pulvermenge anpassen, in dem Fall also erhöhen. Auch das ist wieder der zylindrischen Konstruktion geschuldet und verhindert, dass die Extraktionsfläche verringert wird.

Aeropress

Spannend sind direkte vergleiche

Eine zu feine Mahlung wird euch bei der AeroPress vor ähnliche Herausforderungen stellen, wie bei der French Press. Es macht nämlich eine Überextraktion wahrscheinlicher. Und der Kolben lässt sich auch schwieriger nach unten drücken. Hat wieder was mit Dichte und Widerstand zu tun.

Optimal ist bei der AeroPress also ein mittelfeiner bis etwas gröberer Mahlgrad – zumindest als Ausgangsbasis. Genaueres müsst ihr durch Ausprobieren und Variieren herausfinden.

Aeropress

jetzt bleibt nur noch der Genuss des Kaffees

Der richtige Mahlgrad für die Karlsbader Kanne

Die Karlsbader Kanne funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der Handfilter. Ein Porzellanfilter, in den in diesem Fall aber kein extra Filterpapier kommt, sitzt auf einem Kännchen, in das direkt der Kaffee fließt. Und tatsächlich gibt es mittlerweile auch „Karlsbader Tassen“. Für eben eine einzelne Tasse Kaffee.

Bei der Karlsbader Kanne gebt ihr in den Filteraufsatz euer Kaffeepulver hinein, gießt es dann mit Wasser auf und lasst es erst einmal aufquellen. Dieses „Blooming“ sorgt dafür, dass sich das Wasser perfekt im Pulver vermischt. Und die Aromen somit gleichmäßig herauslöst.

Nach etwa einer halben Minute könnt ihr dann das restliche Wasser eingießen.

Der richtige Mahlgrad für die Karlsbader Kanne erschließt sich mehr oder minder aus ihrem Funktionsprinzip. Weil der Porzellanfilter kleine Partikel durchlässt, wäre ein zu feiner Mahlgrad äußerst unpraktisch – um es mal milde auszudrücken. Das Kaffeemehl würde euch nämlich den Filter verstopfen, oder im Kaffee landen.

Für ein aromatisches und fein abgestimmtes Ergebnis wählt also den gröbsten Mahlgrad, den eure Kaffeemühle hergibt. So erhaltet ihr bei der insgesamt langsamen Extraktion einen perfekten Kaffee.

Durch die feinen Poren im Filter fließt nämlich das Wasser nicht so schnell ab, wie etwa bei einem Handfilter. Darum ist die Kontaktzeit länger. Längere Kontaktzeit bedeutet mehr Extraktion. Und diese wird optimal ausgenutzt wenn der Kaffee für den Einsatz in der Karlsbader Kanne so grob wie möglich gemahlen ist.

Der richtige Mahlgrad für die Cold-Brew-Methode

Cold Brew ist besonders im Sommer eine sehr feine Angelegenheit. Durch die lange Extraktionszeit von 12 Stunden filtert ihr aus dem Kaffee auch die feinsten Aromanuancen heraus. Spanend ist, dass andere Teile aus dem Pulver gelöst werden als bei einem heißen Aufbrühen.

Cold Brew

Grober Mahlgrad für kalten Kaffee

Für einen guten Cold-Brew-Kaffee empfehlen wir einen fruchtig Kaffee. Den könnt ihr ganz pragmatisch in einem Einweckglas mit Handfilter aufsetzen. Oder in der French Press, der AeroPress oder im eigens dafür geschaffenen Cold Brew Coffee Pot.

Cold Brew

Cold Brew mit Eiswürfeln

Egal für welche Methode ihr euch entscheidet, die Extraktionszeit bestimmt auch beim Cold Brew den Mahlgrad. Und weil die bei diesem Verfahren die wohl längste aller Zubereitungsarten ist, empfehlen wir einen groben Mahlgrad.

Auch, weil das Kaffeemehl mindestens 12 Stunden direkten Kontakt mit dem Wasser hat. Und auch wenn das kalt ist, beginnen die Kaffeepartikel sich früher oder später darin aufzulösen. Je nach Röstung wird der Kaffeesatz so fein, dass er ein French-Press-Sieb ihm schon nicht mehr Herr wird.

Bei der Cold-Brew-Technik solltet ihr also, unabhängig vom Behältnis, auf jeden Fall einen groben, Mahlgrad einstellen.

Cold Brew

Cold Brew mit Eiswürfeln und Milch

Der richtige Mahlgrad für die Espressomaschine

Ihr zählt zu den Glücklichen, deren Heim durch eine Siebträgermaschine bereichert wird? Dann herzlichen Glückwunsch.

Egal ob Handhebel, Ein- oder Zweikreiser oder Dualboiler, ein guter Espresso braucht den Druck, den nur diese Espressomaschinen aufbauen können.

Espressomaschine

Der richtige Mahlgrad für den Espresso aus dem Siebträger

Mit einer Espressomaschine müsst euch ein wenig beschäftigen, doch das Resultat ist im besten Fall ein Espresso, wie ihr ihn sonst nur in Spitzencafés serviert bekommt.

Die geringe Menge Wasser hat nur relativ kurze Zeit Kontakt mit dem Pulver. Damit es beim Brühen trotzdem alle Aromen herauslösen kann, braucht ihr 9 Bar Druck und müsst das Kaffeepulver im Sieb leicht anpressen. Das Andrücken erhöht die Dichte des Pulvers im Sieb. Dadurch braucht das Wasser länger, um sich durch das Espressomehl hindurchzuarbeiten. Das kommt dem Extraktionsprozess zugute.

Für die Espressomaschine und den Siebträger eignet sich ein feiner Mahlgrad am besten. Fein genug, damit das Wasser nicht zu schnell durch den Kaffee läuft, sondern Druck aufbauen muss. Aber auch nicht zu fein – sonst kommt das Wasser nicht mehr durch! Für den perfekten Espresso müsst ihr den Mahlgrad schon auch mal an die Frische und Feuchtigkeit des Kaffees anpassen.

Espressomaschine

Der richtige Mahlgrad für den Espresso aus dem Siebträger mit der richtigen Espressomühle.

Fernab der Handarbeit: Mahlgrade beim Kaffeevollautomat

Wozu von Hand Kaffee kochen, wenn es doch so viel praktischer geht. Mit Kaffeevollautomaten. Einmal die Bedienungsanleitung auswendig gelernt und schon kann es losgehen mit Espresso, Cappuccino und Co. aus der vollautomatischen Hi-Tech-Kaffeemaschine.

Es würde an Fahrlässigkeit grenzen, wenn ihr die Default-Mahlgradeinstellungen der Vollautomaten übernehmt. Darum müsst ihr euch beim Kauf eines Vollautomaten zwangsläufig mit der Einstellung auseinandersetzen.

Kaffeevollautomaten

Richtige Einstellung des Mahlgrades mit einem Kaffeevollautomaten.

Bei allen Kaffeevollautomaten aller Preisklassen lassen sich die Mahlgrade einstellen.

Auch bei Kaffeevollautomaten mit Memoryfunktion für verschiedene Personen- bzw. Kaffeeprofile müsst ihr euch auf einen Mahlgrad festlegen. Wir stellen immer eine recht feinen Mahlgrad ein. Ist der gefunden halten wir ihn für alle Getränkearten bei.  Um die richtige Einstellung zu finden ist es am einfachsten mit einem Espresso-Bezug zu testen.

Der Mahlgrad bei Vollautomaten von Siemens / Bosch

Da Bosch und Siemens in Sachen Haushaltsgeräte gemeinsame Sache machen, haben die Vollautomaten „beider“ Hersteller eine Menge Gemeinsamkeiten. Im Grunde genommen unterscheiden sie sich nur in der Optik.

So könnten der Bosch veroAroma 700 und der Siemens EQ6 mindestens mal zweieiige Zwillinge sein. Funktional hat der veroAroma 700 allerdings mit dem EQ9 mehr gemeinsam. Das Mahlwerk, das zusätzliche Pulverfach und die Leistung, auch im feinsten Mahlgrad guten Kaffee zu machen.

Was passiert, wenn man den Bosch-Vollautomaten und den EQ9 von Siemens miteinander verschmelzen lässt, ist das Luxus-Hybrid-Modell Siemens EQ9 s700 – bei dem sogar zwei Mahlwerke, eines pro Bohnenfach, verbaut sind. Wer also über den Tag verteilt unterschiedliche Kaffeesorten trinkt, hier ist euer neues Must-have! Oder, wenn ihr in einer WG oder Familie lebt, in der eine oder mehr Personen koffeinfreien Kaffee trinken (müssen … die Armen). Auch dann ist der Siemens EQ9 s700 eine Alternative.

Kaffeevollautomaten

Der richtigen Mahlgrad im dem Siemens EQ 9 finden

Was sich von allen hier erwähnten Kaffeevollautomaten aus dem Hause Bosch/Siemens sagen lässt: Auch die niedrigpreisigen Varianten liefern nach ein bisschen gekonnter Mahlgradfrickelei zufriedenstellende Espressoergebnisse.

Alle Modelle haben ein Keramikscheibenmahlwerk, was einerseits ein homogenes Mahlergebnis garantiert. Andererseits auch leiser ist, als Mahlwerke aus Edelstahl.

Den Mahlgrad stellt ihr bei Siemens‘ EQ-Modellen und beim veroAroma 700 direkt am bzw. im Bohnenbehälter ein. Das geht allerdings nur im „laufenden Betrieb“.

Siemens EQ 9

Siemens EQ9 Kaffeesatz in Form eines Kaffee-Pucks

Der Mahlgrad bei Kaffeevollautomaten von Jura

Punktabzug für die Mahlgradmöglichkeiten gibt es für den Impressa-c60-Vollautomaten von Jura. Was schade ist. Denn wie Siemens beweist, geht das auch in dieser mittleren Preisklasse sehr wohl anders und besser.

Anders als die Konkurrenz im preislichen Mittelfeld, hat Jura beim Impressa c60 ein Kegelmahlwerk aus Edelstahl eingesetzt. Das hat zwei Nachteile. Gegenüber einem Scheibenmahlwerk ist das Pulverbild weniger homogen, was eine gleichmäßige Extraktion schwer bis unmöglich macht. Und das Edelstahlmahlwerk ist deutlich lauter, als ein Keramikmahlwerk.

Anders stellt sich die Situation bei dem Jura E8 da. Hier ist der Mahlgrad aber auch alles andere sehr gut ein zu stellen.

Jura E8

Mahlgrad beim Jura E8

DeLonghi und der Mahlgrad

Auch der Traditionshersteller Delonghi hat eine Vielzahl an Kaffeevollautomaten in unterschiedlichen Preisklassen im Sortiment. Leider hält Delonghi nicht bei allen Geräten eine gleichbleibende Mahlwerkqualität.

Bei einigen Modellen, wie etwa dem ESAM 3000.B oder dem ESAM 3200, ist das Mahlwerk stufenlos einstellbar. Und lässt bis zu 14 unterschiedliche Mahlgrade zu.

Der ECAM 23.420.SB und 22.110.B erlauben immerhin noch 13 Abstufungen, bei den letzten zwei, drei feinsten macht aber die Pumpe nicht mehr mit. Allerdings ist es bei der Mahlkraft dieser Delonghis auch nicht zwingend nötig, den Espresso so fitzelfein zu mahlen.

Und last but not least, sind es beim ESAM 5500 immerhin noch sieben verschiedene Abstufungen.

Delonghi

Mahlgrad beim Delonghi

Allen Modellen gemein ist, dass Delonghi bei seinen Mahlwerken auf Edelstahl und Kegelwerke setzt. Das geht leider zulasten der Lautstärke. Auch wenn der ein oder andere Vollautomat im Zuge der Weiterentwicklung leiser ist, als seine Vorgänger, ist das Mahlwerk insgesamt doch deutlich lauter, als beispielsweise den Geräten von Siemens.

Die Mahlgradeinstellung bei Melitta-Vollautomaten

Die uns bekannten Modelle von Melitta kommen alle mit einer etwas merkwürdigen Vorstellung von „optimal eingestelltem“ (O.-Ton Melitta) Mahlgrad daher. Per Default steht der „optimale“ Mahlgrad auf möglichst grob.

Das ist für Fans von braun gefärbtem Wasser vielleicht perfekt. Wer aber einen guten Espresso aus dem Vollautomaten beziehen will, wird damit nicht glücklich.

Gut, dass die Vollautomaten von Melitta immerhin vier- bis fünfstufige Einstellungsmöglichkeiten bieten. Wenn ihr denn die Rädchen und Hebelchen dafür findet. Die befinden sich bei allen Vollautomatenmodellen auf der Rückseite. Mal mehr, mal weniger gut versteckt.

Zwischenstufen gibt es auch, die sind auf den Reglern aber nicht markiert. Das heißt, auch bei vier Gradstufen sind de facto mindestens sieben möglich.

Anders als bei den Siemensgeräten müsst ihr bei dem Melitta-Mahlwerken den Mahlgrad nicht im laufenden Betrieb einstellen. Außerdem mahlen diese Vollautomaten das Mahlfach immer leer. Das heißt ihr könnt schön sorgfältig Tasse für Tasse einen anderen Mahlgrad austesten. Es landet kein unterschiedlich grobes Pulver im Sieb und ihr habt einen besseren Eindruck von jedem einzelnen Mahlgrad.

Melitta Caffeo CI

Mahlgrad bei Melitta Kaffeevollautomaten

Da macht das Testen gleich noch mehr Spaß – nur von der ab Werk eingestellten „optimalen“ Stufe raten wir euch ausdrücklich ab. Sattelt das Pferd bei Melitta lieber von hinten auf. Und arbeitet euch vom feinsten Mahlgrad nach oben. Das erspart euch wässrige Enttäuschungen und die Verschwendung guten Espressos. Davon abgesehen, dass ihr so herum schneller ans Ziel kommt.

Den Mahlgrad bei Krups-Vollautomaten einstellen

Von den Krups-Vollautomaten sind uns der EA8808 und der EA8108 vertraut. Leider müssen wir die beide ein bisschen abwatschen, wenn es an die Mahlgradeinstellungen geht.

Bei beiden Modellen ist der Mahlgrad per Rädchen im Bohnenbehälter einstellbar. Allerdings nur in drei Stufen. Und damit meinen wir, anders als bei Melitta, tatsächlich Stufen. Die Rädchen rasten bei fein – mittel – grob ein. Spielraum gibt es keinen.

Kurps Mahlgrad

Einstellunge des Mahlgrad bei Kurps

Leider liefert selbst die feinste Einstellung beim EA8108 kein wirklich überzeugendes Ergebnis. Die Geschwindigkeit, mit der das Wasser durch das Pulver läuft, spricht Bände. Selbst bei minimal möglichem Wasserbezug will und will das Ergebnis einfach kein aromatischer Espresso werden.

Auch die deutlich teurere Verwandtschaft weist diese Schwachstelle auf. Der Espresso in der EA8808 ist zu grob, was man bei Krups versucht durch die Pulvermenge zu kompensieren. Klappt aber nicht. Denn hier tritt genau der Fall ein, den wir weiter oben im Zuge der Unterextraktion bereits angesprochen haben: Das grobe Pulver ist zu kurze Zeit mit zu wenig Wasser in Kontakt.

Eine wirklich gelungene Kompensation zu groben Espressopulvers ist im Kaffeevollautomaten schlichtweg nicht möglich. Und auch von Hand, etwa bei einer Hebelmaschine, nur geringfügig.

Nivona und der Mahlgrad

Wo wir gerade von Kompensation sprechen. Bei Nivona wagt man sich mit der steilen These, einen Espresso so gut wie aus dem Siebträger zuzubereiten, auf den Vollautomatenmarkt. Wie das Nürnbergerisch-schweizerische Jointventure das schaffen will?

Nicht etwa durch besonders feine Mahlgrade, die bei all ihren Vollautomaten immerhin stufenlos einstellbar sind. Oder gar durch mehr Druck bzw. besser gepresstes Pulver im Puck.

Bei Nivona spielt man dafür mit dem Wasserdurchlauf. Der Benutzer darf sich aussuchen, auf welche Art und Weise das Wasser durch das Kaffeepulver fließt. Zur Auswahl stehen die Defaulteinstellung, der „dynamische“ Wasserbezug (dynamic), der „konstante“ (constant) und der „intensive“ (intense).

Das heißt nichts anderes, als dass der Wasserdruck mal konstant mittig gehalten wird. Mal von höher zu niedrig und zurück zu mehr Druck wechselt. Oder eben insgesamt höher bleibt, damit das Wasser langsamer durch das Espressopulver sickert.

So richtig überzeugt uns das Konzept trotzdem nicht. Und das nicht nur, weil der Schweizer Hersteller, mit dem sich die Nürnberger zusammengetan haben, auch für die eher mangelhafte Mahlgradkompetenz von Jura verantwortlich zeigt. Sondern schlicht deshalb, weil Espresso aus dem Vollautomaten nie die Qualität von Espresso aus einer Espressomaschine erreicht.

Wenn ihr andere Erfahrungen mit den Nivona-Vollautomaten gemacht habt, lassen wir uns aber gern eines Besseren belehren!

... und die Moral von der Geschicht

Weil Kaffeevollautomaten in Sachen Mahlgrad auch nicht die allgemeingültige Antwort sind (die ist, wie wir alle wissen, sowieso immer 42), lohnt es sich, für richtig guten Kaffee in eine ebenso gute Kaffeemühle zu investieren.

Ob mechanisch, elektrisch oder ganz manuell, Kegel- oder Scheibenmahlwerk und alles andere klären wir demnächst hier auf Sonntagmorgen für euch. Aber jetzt erstmal viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Mahlgrad!

Author

von Julia


Kommentare


Alex 4. Juni 2017 um 09:31

Eine Sache fehlt hier leider, einen Mahlgrad nur mit Worten zu beschreiben bringt wenig, da „grob gemahlen“ viel bedeuten kann und jeder eine andere Interpretation hat.
Zumindest von den drei Stufen, Fein, Mittel und Grob müßte man noch Bilder einfügen, als Orientierung.

Antworten

Arne Preuß 4. Juni 2017 um 09:41

Hallo Alex, das ist natürlich richtig. Wir haben noch nicht damit gerechnet, dass der Artikel so schnell gefunden wird. Wir werden auf jeden Fall Fotos machen von allen Mahlgraden mit einer Münze daneben. Vielen Dank für die Rückmeldung!

Antworten

Henry 23. Oktober 2017 um 12:09

Sorry, aber das ist alles unpräzise! Ich will z.B. wissen, welche Mahlempfehlung es für die CREMA Bohnen gibt (für SAECO Maschine – welcher Mahlunterschied zu ESPRESSO-Bohnen ?

Antworten

Mauricio 25. Oktober 2017 um 13:46

Tut mir leid, dass dich der Artikel nicht ganz zufrieden gestellt hat. Wir können aber unmöglich für alle Einzelfälle Mahlempfehlungen geben ;)

Antworten

Richard 6. November 2017 um 00:14

Schöner Artikel, dennoch vermisse ich den Espressokocher ;)

Antworten

Annemarie Junge 12. November 2017 um 11:06

Ich habe die Kaffeemaschine Russell Hobbs mit Mahlwerk, Welche Mahlstärke zum Filtern ist die richtige?

Antworten

Ute Angelow 4. Mai 2018 um 06:44

Hallo, ich würde gern wissen, wie ich die Kaffeebohnen im Themomix für die Bialetti zubereite. Könnt ihr mir da helfen? LG Ute

Antworten

Melanie 7. August 2018 um 14:14

Hallo könnt ihr mir verraten wie lange und wie viel Gramm Bohnen ich im Thermomix bei der handfilter stellen muss. Vielen Dank schonmal für die Antwort

Antworten

Thomas 8. April 2020 um 10:28

Ich habe eine Frage zu cold brew Kaffee: Wenn ich bereits fein gemahlenen Kaffee zu Hause habe und den mittels dieser Methode zubereiten möchte, führt dann eine kürzere Ziehzeit (zB. 3-4 Stunden) zu einem ähnlichen Ergebnis wie 12-24 Stunden bei grobem Mahlgrad?

Antworten

Arne Preuß 14. April 2020 um 09:46

Hallo Thomas,

danke für deinen Kommentar. Mhh, nach welcher Zeit genau, musst du ausprobieren, jedoch kann es sehr schnell zu einer Überextraktion kommen und der Kaffee schmeckt bitter. Dann ist das auch nicht der Sinn des Cold Brew, da dieser ja wirklich 12-24h ziehen soll und die langsame Extraktion das Ergebnis ausmacht. Auch ein Problem könnte das trennen des Kaffees und des Pulvers später sein, da der Mahlgrad zu fein ist. Probiere es jedoch gerne mal aus, wobei 3-4 h nach Gefühl deutlich zu lange sind! Beste Grüße Arne

Antworten

Heike 29. November 2022 um 17:23

Was für einen Mahlgrad benötige ich den für die Bialetti?
Also die italienische Art die kannte auf dem Herd wo das Wasser von unten hoch gedrückt wird.

Antworten

Team Sonntagmorgen 6. Dezember 2022 um 12:23

Hallo Heike,

vielen Dank für deinen Kommentar. Wir empfehlen einen Mahlgrad zwischen French Press und Handfilter. Also bei deiner Mühle ungefähr auf 1/3 vom feinsten Mahlgrad ausgehend. Im Details musst du je nach Mühle selbst experimentieren.

Viele Grüße Team Sonntagmorgen

Antworten

Habt ihr Fragen oder Anregungen für diesen Artikel? Wir freuen uns von euch zu hören!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Inhaltsverzeichnis