Meine Erfahrung mit der Philips Grind & Brew 2025: Wassertank und „falsches“ Mahlwerk trüben die Aussichten
Philips. Kaum ein Name steht mehr für solide Haushaltsgeräte wie die Marke aus Amsterdam. Jeder von euch ist mit Sicherheit schon einmal mit einem Philips-Gerät in Berührung gekommen. Auch ich hatte in diversen Tests schon mit den Niederländern zu tun. Für meinen Test der Kaffeemaschinen mit Mahlwerk habe ich mir die Philips Grind & Brew HD7769/00 ausgesucht.
Inhaltsverzeichnis
VORTEILE
- Einfache Handhabung
- Zwei Bohnenfächer
- Hochwertige Optik
- Schneller Wechsel von Bohnen zu Pulver
NACHTEILE
- Wassertank nicht zugänglich
- Mahlwerk liefert in jeder Einstellung die gleichen Ergebnisse
Erster Eindruck der Philips Grind & Brew: Gelungene Optik
Ausgepackt steht sie vor mir, massiv und schwarz. Bis auf den schmalen Streifen aus Edelstahl am Boden sehe ich nur glänzenden Kunststoff, der hochwertig wirkt.
Nachdem ich die Maschine drehe, gibt es eine farbliche Zweiteilung. Der obere Teil wird von dem schwarzen Kunststoff beherrscht, der untere vom matten Edelstahl.
Dieser Zweiklang gefällt mir sehr gut.
Ich betrachte die Maschine genauer und nehme die Kanne aus ihrer Halterung. Dahinter erwartet mich ein Loch. Ich kann durch die Philips hindurchsehen, denn der untere Teil besteht aus einem Tunnel. Da dieser Effekt offensichtlich gewollt ist, finde ich ihn gut. Allein schon, weil er Abwechslung in die sonst baugleichen Modelle der Konkurrenz bringt.
An der Front ist im oberen Teil ein silbernes Rad angebracht. Rechts davon seht ihr den An-/Aus-Knopf. Ansonsten ist dort nur eine schwarze Fläche, auf der zwei Aufkleber angebracht sind. Diese zeigen an, dass zwei Displays verbaut sind. Die könnt ihr aber erst im eingeschalteten Zustand sehen.
Vor dem Bohnenfach am Dach der Maschine ist eine Klappe. Darunter findet ihr den Zulauf für den Wassertank, die Wasserstandsanzeige und den Pulverschacht. Den Wassertank könnt ihr nur erahnen, denn diesen seht ihr nicht.
Das Bohnenfach ist aufgeteilt in zwei Fächer, ihr könnt also mit zwei verschiedenen Kaffeesorten arbeiten, wenn ihr wollt. Mit einem einfachen Drehen des Schalters geht die Zufuhr vom linken oder vom rechten Fach aus. Auch den Mahlgrad könnt ihr direkt dort einstellen.
Falls ihr noch eine dritte Kaffeesorte nutzen möchtet – zum Beispiel entkoffeinierten Kaffee – könnt ihr das Mahlwerk abschalten und euer fertiges Pulver direkt in den Filter geben.
Den Filter findet ihr an der Front, wenn ihr an der Lasche auf der rechten Seite zieht. Der Filtereinsatz ist komplett abnehmbar, was für die Reinigung später wichtig wird.
Die Grind & Brew HD7769 gibt es in verschiedenen Variationen. Dabei könnt ihr wählen, ob ihr nur ein oder zwei Bohnenfächer benötigt und welche Farbe die Maschine haben soll. Neben Schwarz-Edelstahl steht euch auch noch Schwarz-Champagne zur Verfügung. Alle Edelstahl-Bauteile sind dann in Champagne-Gold gehalten.
Ich bin froh, mich für diese Variante entschieden zu haben.
Benutzerfreundlichkeit: Mit wenigen Handgriffen ist alles geregelt
Ich entferne die Aufkleber an der Front und schalte die Maschine ein. Direkt werde ich aufgefordert, die Uhr zu stellen, was ich gerne mache. Über das Rad in der Mitte geht das einfach.
Vor dem ersten Kaffee spüle ich alle meine Geräte durch. Es können immer letzte Produktionsrückstände vorhanden sein, die das Kaffee-Aroma beeinflussen, denn Plastik schmeckt einfach nicht. Zum Spülen gebe ich zehn Tassen Wasser in den Tank. Das ist leichter gesagt als getan, denn das Einfüllen erfordert viel Gefühl.
Eine kleine Rutsche führt in den Tank. Gießt ihr hier mit zu viel Schwung, schwappt das Wasser auf der anderen Seite wieder heraus. Langsam und bedächtig geht alles in die Öffnung hinein. Mit geschlossenen Augen am frühen Morgen endet das Ganze wahrscheinlich ziemlich nass.
Auf der linken Seite seht ihr, wie voll der Wassertank schon ist. Die Anzeige füllt sich nicht gleichmäßig, sondern springt immer von einer zur nächsten Stufe.
Als ich zehn Tassen eingefüllt habe, wende ich mich dem Rad an der Front zu. Mit einem leichten Drehen stelle ich die Tassenzahl ein. Wenn ihr dann auf den silbernen Kranz drückt, könnt ihr die Stärke wählen. Mit einem Druck auf das Rad nimmt die Philips ihre Arbeit auf.
Während des Kochens entwickelt sich ein leichter Plastikgeruch. Er ist noch im Rahmen dessen, was ich toleriere. Als die Grind und Brew mit dem Durchlauf fertig ist, teilt sie mir das mit einem Piepen mit.
Ich will die Kanne entnehmen, um das Wasser wegzugießen und ziehe dabei fast die gesamte Maschine von der Küchenplatte. Der Tropfstopp sitzt sehr fest auf der Kanne, sodass ihr hier entweder kräftig oder mit etwas Ruckeln ziehen müsst. Ich empfehle das Ruckeln, sonst brechen am Ende noch Teile ab.
Extras
Die Philips Grind & Brew bietet euch einen Aroma Twister als Extra an. Damit ist der Stiel gemeint, der vom Deckel ins Innere der Kanne ragt. Durch ihn wird der neue Kaffee unter den alten gehoben und so das Aroma vertwistet. Das Ergebnis soll ein besserer Geschmack sein. Klingt logisch, aber das ist bei vielen Begriffen so, die aus dem Marketing und nicht aus der Produktion kommen.
Wirklich sinnvoll ist hingegen der Timer. Mit diesem könnt ihr bis zu 24 Stunden vorher programmieren, wann die Philips ihre Arbeit aufnehmen soll. Damit umgeht ihr auch das mühevolle Einfüllen des Wassers am frühen Morgen. Über die rechte Seite des silbernen Kranzes steuert ihr die Timer-Funktion, mit dem Rad stellt ihr dann die Zeit ein.
Mahlqualität: Der Ansatz stimmt, die Ausführung weniger
Laut Philips ist in der Grind & Brew ein konisches Mahlwerk aus Edelstahl verbaut. Das hört sich natürlich imposanter an als „Kegelmahlwerk“. Dabei wäre es für die Werbung theoretisch interessanter gewesen, die neun Mahlstufen in den Mittelpunkt zu stellen.
Das ist für diese Maschinenkategorie gar nicht schlecht, setzt aber voraus, dass ihr diese Mahlgradstufen auch im fertigen Kaffeemehl erkennt. Hier haben die Produktentwickler entweder gepennt, oder die gesamte Konstruktion ist einfach ein Fehler.
Denn in jedem Mahlgrad von grob bis angeblich fein hat die Maschine das gleiche, viel zu grobe Resultat, ausgespuckt. Vier verschiedene Leute mit Kaffee-Expertise haben alle erdenklichen Tricks angewandt, weil wir zunächst dachten, es liegt an uns.
Am Ergebnis hat das nichts geändert. Damit katapultiert sich die Philips Grind & Brew fast aus dem Testrahmen, denn ein „kaputtes“ Mahlwerk ist rausgeschmissenes Geld. Selbst wenn der Kaffee am Ende trinkbar sein sollte.
Das liegt dann wirklich nur an einem zufällig guten Zusammenspiel aus Qualität und Röstung der Kaffeebohnen sowie der Kaffeestärke.
Der Hersteller kann das aber in den Beschreibungen ziemlich gut überspielen, weil er mit USPs wie den zwei Bohnenfächern arbeiten kann. Aber auch wenn die Philips zwei Bohnenfächer besitzt, bleibt nur ein Mahlwerk.
Ihr könnt also beliebig vor jedem Brühvorgang zwischen den Bohnen wechseln. Dabei werden aber immer noch Reste vom letzten Mahlvorgang im Mahlwerk sein. Einen aromatisch sauberen Wechsel bekommt ihr nur hin, wenn ihr einige Leer-Durchläufe macht. Doch wer macht das schon?
Für meinen ersten Probe-Kaffee wählte ich den mittleren Mahlgrad (nur, weil ich es mal ausprobieren wollte), eine Menge von vier Tassen und die maximale Stärke.
Das Mahlwerk legte direkt los und überraschte mich mit einem angenehmen Ton. Dieser ist nicht leise, aber auch nicht so unangenehm schrill wie bei der BEEM Superior. Das Geräusch ist ein dumpfes Brummen, das aber nicht über die Küche hinaus dringt.
Kaffeequalität: Auf der Suche nach der perfekten Einstellung
Bei den eklatanten Mahlfehlern war es klar, dass der Kaffee am Ende immer seine Macken haben wird. Mit der gewählten maximalen Stärke ist der Kaffee bitter. Beim ersten Schluck verziehe ich das Gesicht. So ein Getränk am frühen Morgen und ich bin wach – aber auch schlecht gelaunt.
Berauschend finde ich den Kaffee aus der Grind & Brew nicht und das nicht nur, weil etwas Hochprozentiges darin fehlt
Beim zweiten Schluck fällt mir dann noch die wässrige Note auf. Trotz der Stärke bleibt ein verwässerter Beigeschmack im Kaffee.
Komischerweise kam der erträglichste Geschmack aus der groben Mahlgradeinstellung und der mittleren Stärke. Es fehlt das volle Aroma, aber dafür war wenigstens der bittere Beigeschmack weg.
Wer nur „Kaffee trinken“ will und bei den Bohnen auf Frische setzt, kann damit zwar gut leben, aber es lohnt sich am Ende doch weniger, auf eine fehlkonstruierte Maschine zu setzen, die ihre Versprechen, die den Preis rechtfertigen sollen, einfach nicht einlösen.
Warmhaltefunktion: Ein treuer Helfer
Trinkt euren Kaffee am besten direkt frisch, warmgehalten wird das Aroma schlechter.
Falls das nicht möglich ist, könnt ihr euch auf die Philips verlassen. Die 83,2 Grad Celsius des Kaffees direkt nach dem Kochen werden nach zehn Minuten auf der Warmhalteplatte zu 82,7 Grad. Damit verliert der Kaffee ein halbes Grad Temperatur, was ein sehr guter Wert ist.
Reinigung: Wo ist der Wassertank?
Die Reinigung der Philips beginnt einfach. Mit einem feuchten Lappen wische ich den geleerten Bohnenbehälter aus und komme hier problemlos in alle Ecken.
Auch die Kanne lässt sich einfach auswischen, wobei ich dem Unterboden besondere Aufmerksamkeit widme. Bei dem kräftezehrenden Herausnehmen unter dem Tropfstopp sind einige Tropfen daneben gelandet.
Den Filtereinsatz kann ich komplett entnehmen und dann unter fließendem Wasser ausspülen.
Auch wenn der Mahlschacht so gebaut ist, dass das Pulver einfach hinunterfällt, klappt das nicht immer. So bleiben Reste im Schacht hängen. Erinnert ihr euch noch an die Klappe zwischen der Öffnung für den Wassertank und der Wasserstandsanzeige?
Diese Klappe wird jetzt zum Hauptdarsteller. Mit der Unterseite des mitgelieferten Besens könnt ihr die Klappe öffnen und dann mit dem Besen putzen.
Bleibt also nur das Entkalken, um die Verunreinigungen zu entfernen. Das solltet ihr sowieso machen, egal, wie gut ihr den Wassertank sonst säubern könnt. Alle zwei bis drei Monate empfehle ich einen Durchlauf mit einer Mischung aus einem Teelöffel Zitronensäure (gibt es im Supermarkt) und einem Liter Wasser.
Wertung
Ich bewerte die Kaffeemaschinen in meinem Test auf zwei Arten. Zuerst beschreibe ich mit einer Prozentzahl, wie zufrieden ich mit der getesteten Eigenschaft bin. Dann vergebe ich eine Note zu dieser Zahl.
- Benutzerfreundlichkeit
Ihr könnt alle notwendigen Einstellungen einfach und schnell vornehmen. Das Befüllen des Wassertanks und der sperrige Tropfstopp geben aber Abzüge im Alltagsgebrauch. Deshalb schafft es die Philips hier nur auf ein „Gut“ mit 78 Prozent.
- Mahlqualität
Laut, aber nicht schrill. So klingt das Mahlgeräusch der Grind & Brew. Das daraus resultierende Pulver ist nicht homogen und viel zu grob. Erschwerend kommt hinzu, dass alle neun Stufen das gleiche Ergebnis liefern. Deswegen kann es nur zu einem „Befriedigend“ mit 70 Prozent reichen.
- Kaffeequalität
Es hat einige Probe-Durchgänge gedauert, dann aber habe ich „guten“ Kaffee gefunden, der mir halbwegs gefällt. Er stimmt mich zu 75 Prozent zufrieden.
- Warmhaltefunktion
Ein halbes Grad Celsius verliert der Kaffee nach zehn Minuten auf der Warmhalteplatte an Temperatur. Das ist ein „exzellent(er)“ Wert (95 Prozent).
- Reinigung
Es hätte alles so schön sein können, wenn ich den Wassertank reinigen könnte. Ich kann noch nicht mal in ihn hineinsehen, um mir ein Bild der Gegebenheiten zu machen. Da alles andere aber wirklich einfach zu säubern ist, gibt es noch ein „Gut“ mit 80 Prozent.
VORTEILE
- Einfache Handhabung
- Zwei Bohnenfächer
- Hochwertige Optik
- Schneller Wechsel von Bohnen zu Pulver
NACHTEILE
- Wassertank nicht zugänglich
- Mahlwerk liefert in jeder Einstellung die gleichen Ergebnisse
Fazit zur Philips Grind & Brew: Zu viele Defizite für den Preis
Optisch bereichert die Philips Grind & Brew jede Küche. Der glänzende, schwarze Kunststoff in Kombination mit dem Edelstahl bietet einen hochwertigen Anblick. Der Tunnel im Bauch der Maschine ist eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Einheitsbrei unter den Kaffeemaschinen.
Auch bei der Bedienung kann die Philips punkten. Mit dem Rad an der Front nehmt ihr alle relevanten Einstellungen vor, das zweite Rad oben reguliert dann noch den Mahlgrad.
Von der Grind & Brew hätte ich mir eine weniger umständliche Bedienung und überzeugendere Kaffeequalität gewünscht
Preis nicht verfügbar
Trotz all dieser Vorteile fehlt es der Philips an einigen starken Punkten zum Testsieg. Das erste große Manko ist der Wassertank. Beim Einfüllen des Wassers müsst ihr genau zielen und sehr behutsam vorgehen, sonst läuft euch alles daneben. Eine Reinigung ist gar nicht möglich, da ihr keinen Zugang zum Wassertank habt.
Auch das Zusammenspiel von Kaffeekanne und Tropfstopp ist nicht gut gelöst. Die Beiden hängen aneinander und ihr müsst sie jedes Mal gewaltsam trennen. Klingt gut für einen Kitsch-Roman, ist aber schlecht für eine Kaffeemaschine.
Über die Fehler des Mahlwerks könnte ich stundenlang philosophieren und frage mich immer noch, wo da letztendlich das Problem liegt. Zwar kommt am Ende irgendwann brauchbarer Kaffee raus, aber für meine Ansprüche reicht das nicht.
Am Ende bietet die Philips für ihre rund 130 Euro zu wenig. Da könnt ihr euch lieber die Melitta AromaFresh ansehen. Die ist nicht nur günstiger, sondern schneidet im Test auch besser ab.
Kommentare
Theo Maassen 5. Oktober 2019 um 06:24
Philips kommt nicht aus Amsterdam, sondern aus Eindhoven.
Wiebke 6. Oktober 2019 um 06:26
dort gegründet, sitzt in Amsterdam. Cheers!
Bräutigam, Lutz 25. Januar 2020 um 21:10
Sehr interessanter Bericht zur Kaffeemaschine. Ich kann Ihrem Test nur zustimmen. Ich selbst benutze diese Maschine schon eine ganze Weile. Das Mahlergebnis finde ich auch mehr als schlecht, genauso wie das Entnehmen der Kanne bzw. das Einsetzen. Zum Mahlen von Kaffeebohnen hab ich mir deswegen extra eine Mühle angeschafft. Heiß ist der Kaffee ebenfalls, aber ich finde zu schnell durchgelaufen. Im Übrigen hatte ich davor die von Ihnen getestete Beem und war überrascht wie leise das Mahlwerk ging. Gut, vielleicht war es der Vorläufer von meiner damaligen. Ist leider Defekt gegangen.
Mit freundlichen Grüßen aus Sachsen
Bräutigam