Meine Erfahrung mit der AEG KAM400 Kaffeemaschine 2024: Gute Idee schlecht umgesetzt
AEG ist eine etablierte Marke in deutschen Haushalten, von der ich mir schon diverse Geräte in meinen Tests vorgenommen habe. Die KAM400 ist mein Auswahlgerät für den Kaffeemaschinen-Test mit Mahlwerk 2024. Mit rund 180 Euro UVP ist das Gerät das teuerste im Test. Ob das nur am Markennamen oder an seiner Qualität liegt, werde ich für euch herausfinden.
Inhaltsverzeichnis
VORTEILE
- Einfache Handhabung
- Timer-Funktion
NACHTEILE
- Wassertank schwer zugänglich
- Kaffee schmeckt bitter
- Hoher Preis
- Drehkreis als Sockel
- Schlechte Warmhaltefunktion
Erster Eindruck: Hoffentlich ist alles heile
Mein erster Eindruck von der AEG ist negativ. Das liegt weniger an der Maschine selber, denn am Karton. Dieser ist oben und seitlich komplett zerstört. Er sieht aus, als sei der Lieferdienst einmal mit dem Wagen darüber gefahren. Ich hoffe, das hat sich nicht auf die Maschine übertragen.
Hat es nicht, die Kaffeemaschine ist intakt und steht am Ende ausgepackt vor mir. Wenn ich die AEG frontal betrachte, sieht ihre Vorderseite aus wie der Helm eines Wikingers. Die Stelle mit der Markenbezeichnung ist etwas tiefer gezogen als der Rest der Front und wirkt wie der Nasenschutz an eben jenem Helm. Das mag auch an dem Edelstahl-Eindruck liegen, der hier (zumindest als Blende) verbaut wurde.
Oberhalb des Helms sind die Bedienelemente angebracht, insgesamt acht Knöpfe. Mit diesen könnt ihr alle Einstellungen vornehmen, die das Gerät zu bieten hat. Fast alle, denn den Mahlgrad verstellt ihr oben direkt vor dem Bohnenfach.
Das Bohnenfach selber ist mit einem Aromadeckel gesichert, der die Qualität der Bohnen erhalten soll. Insgesamt bis zu 250 Gramm könnt ihr dort einfüllen. Ich rate euch aber, lieber nur kleine Portionen zu nutzen und häufiger frische Bohnen zu kaufen. Kein Aroma-Bewahrer liefert dieselbe Qualität wie eine frische Bohne.
Der kleine Schacht vor dem Bohnenfach ist der Mahlwerkskanal. Hört sich großspurig an, bedeutet aber nur, dass dort der gemahlene Kaffee durchgeht. Den Schacht könnt ihr mit dem unteren Ende des mitgelieferten Mini-Besens öffnen.
Der Wassertank befindet sich auf der Rückseite und ist fest installiert. Ihr könnt ihn nur über die Öffnung oben auf der Maschine befüllen. Seitlich seht ihr, wie viel Wasser bereits im Tank ist.
Ebenfalls auf der rechten Seite findet ihr noch einen Knopf mit der Aufschrift „Open“. Er steht etwas aus der sonst glatten Oberfläche heraus, so wie die Kamera bei einigen Smartphones. Der Knopf hat eine wichtige Funktion: Er öffnet den Filter. Das Visier des Wikingerhelms schwenkt zur Seite und gibt den Filtereinsatz frei, in den ihr dann euren 1×4 Filter einsetzen könnt.
Was mir schon beim ersten Eindruck nicht gefällt: Die Maschine bewegt sich. Sie ist auf einem Ring platziert, den ihr munter drehen könnt. Laut AEG soll so das Befüllen vereinfacht werden, mich nervt es nur. Die Maschine dreht sich bei der leichtesten Berührung und steht permanent quer im Raum.
Benutzerfreundlichkeit der AEG KAM400: Einfach zu bedienen
Ich schalte die Maschine ein und das Bullauge an der Front erwacht mit blauem Licht zum Leben. Wie einst der Zyklop bei Odysseus, starrt es mich erwartungsvoll an. Also gebe ich dem Riesen etwas zu tun.
Bevor ich mich an den eigentlichen Kaffeegenuss wage, reinige ich die Maschine einmal. Das wird auch vom Hersteller empfohlen. Dazu füllt ihr zehn Tassen (oder eine ganze Kanne) klares Wasser in den Tank.
Hier stoße ich an die erste Grenze des Gerätes. Die Öffnung ist so klein geraten, dass ich sie am liebsten mit einer Schnabeltasse befüllen würde. Mit dem deutlich größeren Ausguss der Kaffeekanne landet die Hälfte neben der Maschine. Das ist kein guter Start.
Nach einem kleinen Putz-Stopp und einer Ladung neuen Wassers starte ich den Durchgang – ohne Bohnen. Die AEG verbreitet keinen Plastikgeruch, der sonst von neuen Maschinen häufig ausströmt.
Die Maschine ist nun durchgespült und bereit für ihren Einsatz. Ich stelle noch die Uhr und mache mich dann an den ersten Kaffee.
Vor allem Nutzer von Kaffeevollautomaten sollten an dieser Stelle an den Filter denken. Von einem Vollautomaten bin ich es gewöhnt, dass ich nur die Tasse unterstellen muss. Hier läuft das Wasser aber noch durch das Pulver im Filter. Falls ihr diesen nicht einlegt, gibt es eine kleine Sauerei.
Die Einstellungen für den ersten Kaffee sind schnell gemacht. Mit dem Knopf links oben wählt ihr die Tassenzahl, zwei bis zehn stehen euch zur Verfügung. Darunter stellt ihr die Stärke zwischen eins bis drei ein. Jetzt nur noch auf den Power-Knopf drücken und schon geht es los.
Bei zwei oder vier Tassen könnt ihr zudem die Aroma-Funktion aktivieren. Sie empfängt euch dann mit einem Smiley im Display. Dadurch wird die Brühzeit verlängert und der Kaffee erhält zusätzliches Aroma. In der Theorie klingt das hervorragend, in der Praxis merke ich den Unterschied kaum.
Solltet ihr euch gegen die frisch gemahlenen Bohnen entscheiden, könnt ihr auch direkt das fertige Kaffeepulver in den Filter geben und dann den Knopf mit der durchgestrichenen Kaffeemühle an der Front drücken. Dann bleibt das Mahlwerk ausgeschaltet. Diese Funktion ist sinnvoll, wenn ihr entkoffeinierten Kaffee kochen wollt.
Extras
Die AEG KAM400 verfügt über einen Timer. Besonders für diejenigen unter euch, die morgens vor dem ersten Kaffee nur entfernt menschliche Züge zeigen, ist das interessant. Mit dem Timer könnt ihr bis zu 24 Stunden im Voraus euren Kaffee planen. Ihr gebt alle Details ein – Mahlgrad, Tassenzahl, Stärke – und speichert dann die Startzeit. Schon kann die Maschine euren Kickstarter alleine zubereiten, ihr müsst nur noch die Kanne mit geschlossenen Augen am nächsten Morgen finden.
Mahlqualität: Sehr laut und gleichmäßig gemahlen
Falls ihr den Timer nutzt und die Maschine in der Nähe eures Schlafzimmers steht, könnt ihr euch den Wecker sparen. Die AEG legt in einer Lautstärke los, die mich an eine Kettensäge beim Baumfällen erinnert. Dabei soll sie doch nur ein paar kleine Kaffeebohnen mahlen. Sie nimmt ihre Aufgabe aber offenbar sehr ernst.
Wie fast alle anderen Maschinen im Test hat auch die AEG KAM400 ein Mahlproblem: Wieder wird der Kaffee in jeder Einstellung zu grob, wieder frage ich mich, warum ihr hier mit neun unterschiedlichen Stufen gelockt werdet.
Bei einem Mahlwerk mit neun Stufen (siehe dazu auch die Philips Grind & Brew) möchte man verlangen können, dass es in der feinsten Einstellung für einen optimalen Filter-Mahlgrad sorgt.
Ich fordere noch nicht einmal, dass die anderen Stufen einen wesentlichen Unterschied machen. Doch auch die AEG KAM400 enttäuscht mich in dieser Hinsicht. Zwar lassen sich Abstufungen erkennen, doch reichen sie nicht einmal ansatzweise an den Filterstandard heran.
Die Körnung hat eher das Niveau, wie wir es für das grobmaschige Sieb einer Karlsbader Kanne nehmen würden.
Zwar heißt das am Ende nicht, dass der Kaffee vollkommen ungenießbar wird. Aber es läuft immer auf eine falsche Extraktion hinaus. Und die Frage (die ich mir bei fast allen Maschinen dieser Kategorie stellen muss) lautet: Warum schlampen die Hersteller ausgerechnet bei dem Bauteil, dass die Maschine so besonders macht?
Und die meisten Hersteller liefern auch Kaffeevollautomaten, sind also in der Lage, Mahlwerke zu Ende zu denken. Warum also nicht hier? Es entsteht häufig der Eindruck, dass die Maschinen halbherzig rausgehauen werden, um den Konsumenten etwas Geld aus der Tasche zu ziehen und sie am Ende zum Kauf eines teureren Vollautomaten zu bewegen.
Eines muss man der AEG KAM400 aber lassen: Wenigstens arbeitet das Mahlwerk schön gleichmäßig. Das ist einer der Gründe, warum der Kaffee vielen Menschen dann doch noch halbwegs schmeckt.
Kaffeequalität: Nicht zu stark einstellen
Nachdem der Kaffee mit einem leichten Blubbern in die Kanne geflossen ist, kommt der große Moment. Ich kann endlich das fertige Ergebnis testen.
Ich hatte mich im Vorfeld für einen mittleren Mahlgrad und Stärke drei von drei entschieden. Gespannt führe ich die Tasse zum Mund, nehme den ersten Schluck – und meine Zunge zieht sich zusammen.
Der Kaffee ist extrem bitter. Nicht ungenießbar, aber doch so, dass es mich kurz schüttelt. Natürlich nehme ich noch weitere Schlucke und bin dabei verwundert. Trotz des bitteren Geschmacks ist der Kaffee wässrig. Es wirkt, als seien die Bitterstoffe extrahiert worden, der Rest des Aromas aber auf der Strecke geblieben.
Falls ihr euch morgens schocken wollt, nehmt diese Einstellung für euren Kaffee. Danach seid ihr definitiv wach. Für ein besseres Aroma solltet ihr die Stärke reduzieren. Schon bei Stufe zwei kommen deutlich weniger Bitterstoffe im Kaffee an, er erhält dadurch ein ausgewogeneres Aroma.
Doch ist und bleibt der Kaffee in allen Einstellungen ein Kompromiss, bei dem der normale Kaffeetrinker immer am Genuss vorbeischrammt. Wie soll es auch anders sein, wenn die Körnung zu grob und damit die Oberfläche des Kaffeemehls zu klein für die Extraktion ist?
Außerdem schießt das Wasser bei der stets groben Körnung schneller durch das Mehl und nimmt nur mit, was im Kaffeekorn an der „Oberfläche“ zu haben ist. Und das sind vornehmlich Bitterstoffe und ein paar der flüchtigeren Aromen.
Ihr könnt dies nur regulieren, indem ihr weniger Kontaktfläche in Form von weniger Kaffeepulver nehmt. Aber was taugt eine Maschine, bei der ihr immer gegen die Funktionalität „ankämpfen“ müsst?
Warmhaltefunktion: Nicht den Namen wert
Mit der Warmhaltefunktion teste ich eine Eigenschaft, von der ich eigentlich nichts halte. Ich bevorzuge immer frisch aufgebrühten Kaffee, denn der schmeckt einfach besser. Beim Warmhalteprozess zieht der Kaffee nach, was zu einer erhöhten Bitterkeit führt. Trotzdem gibt es Situationen, wo es sinnvoll ist, mehr Kaffee zu kochen und diesen (kurzfristig) warmzuhalten.
Die AEG KAM400 verfügt über eine Warmhalteplatte, auf der die Kanne steht. Diese schaltet sich automatisch mit Beginn des Kochvorgangs ein und bleibt 40 Minuten aktiv. Wer Kaffee trinken will, der älter als 40 Minuten ist, ist selber Schuld.
Mit 75,6 Grad Celsius kommt der Kaffee in der Kanne an. Zur Probe habe ich vier Tassen gekocht. Nach zehn Minuten messe ich noch einmal nach und komme auf 66,8 Grad Celsius. Damit hat der Kaffee fast zehn Grad Temperatur verloren, was schlicht inakzeptabel ist. Ein bis drei Grad kann ich noch verstehen, aber zehn sind viel zu viel. Dann könnt ihr den Kaffee besser gleich neu kochen.
Reinigung: Gut, bis auf den Wassertank
Auch der größte Spaß geht mal zu Ende und dann muss einer aufräumen. In diesem Fall bin ich das. Also mache ich mich an die Reinigung der KAM400.
Als Erstes spüle ich die Kanne aus, was schnell geht. Mit einem feuchten Lappen wische ich die Kaffeeflecken innen und auch an der Unterseite weg. Diese haben sich gebildet, weil der Tropfstopp nicht optimal funktioniert.
Das Bohnenfach könnt ihr mit einem feuchten (nicht nassen) Lappen auswischen. Verwendet auf keinen Fall Chemikalien oder ähnliches, denn die schmeckt ihr im nächsten Kaffee.
Den Filtereinsatz nehme ich komplett ab und auseinander, dann spüle ich ihn unter fließendem Wasser durch. Die Filtertüte mit dem Kaffeepulver landet im Biomüll. Ihr könnt den Kaffeesatz auch direkt zu den Blumen geben, die freuen sich.
Am Wassertank ist mit der Reinigung aber Schluss. Da der Tank nicht abnehmbar ist, kann ich ihn nicht einfach unter fließendes Wasser halten. Mit meinen Händen komme ich keine fünf Zentimeter in den Tank hinein, dann stecke ich fest. Ich habe also keine Möglichkeit, dieses Bauteil wirklich zu säubern.
Wertung
Ich bewerte die Kaffeemaschinen in meinem Test auf zwei Arten. Zuerst beschreibe ich mit einer Prozentzahl, wie zufrieden ich mit der getesteten Eigenschaft bin. Dann vergebe ich eine Note zu dieser Zahl.
- Benutzerfreundlichkeit
Die AEG KAM400 ist einfach zu bedienen und kommt ohne Bedienungsanleitung aus, auch wenn eine beiliegt. Ich war kurz davor, sie exzellent zu bewerten, dann habe ich den Wassertank befüllt. Das ist viel zu umständlich. Bleibt am Ende noch ein „Sehr gut“ mit 85 Prozent Zufriedenheit.
- Mahlqualität
Die Mahlqualität ist zwar gleichmäßig, erfüllt aber weder die Ansprüche, die die Maschine mit ihren neun Mahlstufen weckt, noch die Ansprüche an Kaffeegenuss. Alles hieran ist Kompromiss. Und mit einer Lautstärke, die Tote weckt, sind 65 Prozent noch freundlich.
- Kaffeequalität
„Ich mach Kaffee, der tote Tanten weckt“, haben Seeed einst gesungen. Genauso fühle ich mich nach der ersten Tasse auch, denn sie ist viel zu kräftig. Mit den richtigen Einstellungen bekommt die AEG aber noch ein „befriedigendes“ Ergebnis hin (65 Prozent).
- Warmhaltefunktion
Zehn Grad Temperaturverlust in zehn Minuten sind schlicht „Mangelhaft“ (50 Prozent). Mehr gibt es da nicht zu sagen.
- Reinigung
Wie schon bei der Benutzerfreundlichkeit scheitert ein sehr gutes Ergebnis am Wassertank. Ich kann diesen nicht reinigen, da hilft mir auch die Einfachheit beim Säubern der anderen Elemente nichts. Ich bin zu 65 Prozent zufrieden, was ein „Befriedigend“ bedeutet.
VORTEILE
- Einfache Handhabung
- Timer-Funktion
NACHTEILE
- Wassertank schwer zugänglich
- Kaffee schmeckt bitter
- Hoher Preis
- Drehkreis als Sockel
- Schlechte Warmhaltefunktion
Fazit zur AEG KAM400: Mehr als ein Aber
Die AEG KAM400 Kaffeemaschine ist „nett“. Das Verwandtschaftsverhältnis von nett zu sch… kennt ihr.
Jede Eigenschaft der AEG hat mich zu Beginn überzeugt, wurde bei genauerem Hinsehen aber höchstens ins Mittelmaß zurückgestuft.
Das begann beim ersten Eindruck, der schon durch den sich permanent drehenden Untersatz zunichtegemacht wurde.
Die sehr gute Benutzerfreundlichkeit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr trotz leichter Einstellungen immer nur mit einem Kompromiss-Kaffee leben müsst: wenigstens trinkbar, mehr aber auch nicht.
Der sinnlose Wassertank, das (wieder mal) fehlkonstruierte Mahlwerk und andere Macken sorgen dafür, dass ihr schon genau zielen müsst, um auf einen brauchbaren Kaffee zu kommen. Liegt ihr nur knapp daneben, habt ihr eine bittere Brühe und eine eingesaute Arbeitsoberfläche.
Die Reinigung geht schnell und einfach, solange ihr den Wassertank nicht anfasst. Dieser lässt sich gar nicht auswischen. Es sei denn, ihr habt Mini-Hände.
Unterm Strich sind die rund 180 Euro UVP von AEG also eine Frechheit. Auch wenn ich die Maschine bei Amazon für knapp 120 Euro bekommen habe, stimmt selbst dann das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.
Ich empfehle euch daher, lieber noch einmal die anderen Kaffeemaschinen mit Mahlwerk zu vergleichen, bevor ihr euch für die AEG KAM400 entscheidet. Die Melitta AromaFresh hat beispielsweise ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Und sie hat nicht so viele Macken, die euch die Lust auf frisch gemahlenen Kaffee nehmen.
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