Meine Erfahrung mit dem Philips Avent SCD630/26 Babyphone 2025: Sehr gut und teuer
Diesmal also das Flagschiff. Von Philips hatte ich bereits das SCD501/00 und das SCD560/00 im großen Babyphone-Test 2025. Das Avent SCD630/26 ist das teuerste Gerät in der Philips-Armada. Jetzt muss es beweisen, ob es sein Geld auch wert ist.
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck: Ein Hingucker
In meinen Händen halte ich das Philips Avent Video-Babyphone SCD630. Es ist in den bekannten lila-weißen Karton gehüllt, der fast alle Produkte der Avent-Serie schmückt.
Die Front ist wie immer beladen mit Bildern von dem Gerät, seinen ganzen Funktionen und einem sehr guten Testurteil. Davon lasse ich mich nicht beeinflussen.
Auch das obligatorische Baby ist zu sehen.
Farblich ein Klassiker
Beim Auspacken muss ich dann schmunzeln. Eigentlich habe ich „nur“ einen Sender und einen Empfänger vor mir stehen. Beide unterscheiden sich aber doch von den anderen Geräten in meinem Test.
Der Sender hat eine deutlich sichtbare Antenne oben abstehen, die mich unweigerlich an die Teletubbies erinnert. Ich bin mir sicher, man hätte die Übertragung auch ohne dieses Monstrum hinbekommen, aber sei es drum.
Das Elternteil ist kein simpler Empfänger, sondern ein Mini-Fernseher. Stolze 3,5 Zoll Bildschirmdiagonale bringt er mit. Mein erstes Handy hatte nicht halb so viel.
Ein tolles Paar
Um dieses Gerät mit einem Bild zu füttern, hat es auf der Rückseite eine ausklappbare Antenne, die der des Senders in nichts nachsteht. Das gute Stück sieht aus wie von einem Satelliten-Telefon geklaut. Oder von Michael Douglas Handy aus Wall Street.
Zusätzlich gibt es auf der Rückseite noch einen Aufsteller, der gleichzeitig als Gürtelclip dient. Falls ihr den Empfänger an den Gürtel schnallt, nehmt noch ein Gegengewicht mit. Mit 211 Gramm ist er doppelt so schwer wie die anderen Empfänger in meinem Test.
Willkommen in den 90ern
Aufsteller und Gürtelclip in einem
Auch preislich schlägt das SCD630 aus dem Rahmen. Rund 155 Euro (Stand: Februar 2019) kostet es bei Amazon und ist damit das mit Abstand teuerste Babyphone in meinem Test. Ich bin gespannt, ob es auch eine entsprechende Leistung bringt.
Ein Akku mehr für das Philips Avent SCD630 wäre gut
Der Sender zieht den Strom aus dem Netzteil, ein Akku ist nicht verbaut. Für 95 Prozent der Einsätze reicht das aus, weil eine Stromquelle vorhanden ist. In den restlichen Fällen müsst ihr improvisieren. Ich hätte mir auf jeden Fall noch einen Akku gewünscht.
Dieser Wunsch wird mir beim Empfänger erfüllt. Ihr könnt ihn über Netzteil oder Akku betreiben. Falls ihr euch für den Akku entscheidet, steht euch das Gerät für gute zehn Stunden zur Verfügung. Je nach Modus mehr oder weniger, dazu komme ich aber später noch. Das Laden geht mit knapp drei Stunden nicht so schnell, wie ich es bei nur zehn Stunden Akkulaufzeit erwartet hätte. Da hatte das GHB Smart Baby Monitor VB603 in meinem Test ein besseres Verhältnis.
Beschaffenheit: Angenehm übersichtlich
Beide Geräte sind sauber verarbeitet und kommen ohne Kanten aus. Die Knöpfe sind alle gut erreichbar und lassen sich angenehm drücken. Vor allem haben sie alle einen Sicherheitsabstand zueinander. So kommt ihr nicht in die Gefahr, mehrere Knöpfe auf einmal zu drücken.
Die kleine LED am Sender zeigt euch den Betrieb an. Die drei LEDs am Empfänger sind für die Anzeige von Empfang, Ladestatus und Eco-Mode gedacht.
Der Sender ist mit drei Knöpfen ausgestattet. An der Front könnt ihr das Nachtlicht anschalten, das sich im unteren Bereich befindet. Mit dem anderen Knopf spielt ihr die fünf Schlaflieder ab. An der Seite gibt es zudem noch einen Knopf für An und Aus.
Wenn ihr den Sender kippt und unter den Sockel seht, findet ihr zwei Löcher. Das sind keine Produktionsfehler, sondern Aussparungen für die Wandbefestigung. Ihr könnt die Kamera also direkt über das Babybett schrauben.
Der Sender lässt sich an der Wand befestigen
Dabei erhaltet ihr tatkräftige Unterstützung von Philips. Auf der letzten Seite der Bedienungsanleitung ist eine Schablone zum Bohren abgedruckt. Zudem gibt es zwei Dübel und Schrauben dazu. Das gefällt mir besonders gut, denn ich suche jedes Mal nach beidem, wenn ich irgendetwas an der Wand befestigen will.
Die Vorlage zum Bohren
Schrauben und Dübel gibt es dazu
Trotzdem bin ich kein Fan dieser Wandbefestigung. Da der Sender nur per Netzteil läuft, muss das Kabel relativ nah am Bett vorbei geführt werden. Das kann gut gehen, ich mag es trotzdem nicht.
Der Empfänger bietet euch insgesamt fünf Knöpfe und ein Steuerfeld. Über diese Tasten könnt ihr alle Funktionen des Babyphones steuern, mit Ausnahme des Nachtlichts. Das lässt sich nur am Sender ein- und ausschalten.
Extras: Darf es ein bisschen mehr sein?
Wie schon beim Avent SCD560, hat Philips auch beim SCD630 nicht mit Extras gegeizt. Einige ergeben mehr Sinn, andere weniger.
Ihr könnt eurem Baby Schlaflieder vorspielen. Dazu drückt ihr entweder am Sender auf die Noten-Taste oder geht über das Menü am Empfänger. Dort könnt ihr auch die Titel einzeln auswählen, insgesamt fünf stehen euch zur Verfügung. Mich freut besonders, dass ich die Lautstärke der Lieder verstellen kann. Das hatte ich noch bei keinem Babyphone im Test.
Das gelbe Licht erhellt das Zimmer, ohne zu stören
Das Nachtlicht schaltet ihr am Sender direkt ein und aus. Es sorgt mit seinem gelben Schein für ein angenehmes Licht im Schlafzimmer und soll das Kind beruhigen.
Dass Babys auf die Stimme der Eltern positiv reagieren, ist bekannt. Einige beruhigen sich auch schon, wenn die Stimme nur aus dem Lautsprecher kommt und die Eltern gar nicht im Raum sind. Dafür ist die Gegensprechanlage ideal.
Das Philips Avent SCD630 bietet euch vier Modi für den Betrieb an: Video, Audio, VOX-Modus und Eco-Modus. Im Video-Modus seht ihr dauerhaft ein Bild und habt einen Ton. Im Audio-Modus bleibt der Bildschirm schwarz und ihr hört euer Kind nur.
Davon unterscheidet sich der Eco-Modus nur geringfügig. Hier arbeitet das Gerät mit einem anderen Verbindungsmodus. Anstatt einer kontinuierlichen Funkverbindung, schickt der Sender alle zwei Sekunden einen Ping, um auf Bewegungen oder Töne im Kinderzimmer zu prüfen. Regt sich etwas, schaltet sich das Gerät komplett ein. Der Eco-Modus verbraucht so deutlich weniger Strom.
Die einzelnen Modi könnt ihr über Schnellwahl an der rechten Seite des Empfängers einstellen. Das finde ich sehr angenehm, weil so das ewige Suchen im Menü entfällt.
Die untere Taste ist für die Schnellwahl der verschiedenen Modi
Die Kamera bietet euch einen Zoom. Das Bild wird dann zwar deutlich pixeliger, aber ihr kommt wirklich nah an das Kind heran.
Wenn ihr nicht von einem Schrei gestört werden möchtet, könnt ihr das SCD630 auch auf Vibrationsalarm stellen. Dieser meldet sich wahlweise immer, nie, oder nur wenn der Ton aus ist. Diese Auswahl kennt ihr wahrscheinlich schon von eurem Handy.
Der Sender misst die Temperatur im Kinderzimmer. Ich bin keiner großer Fan davon, weil ich mir lieber selber einen Eindruck der Gegebenheiten mache. Falls ihr an dieser Stelle lieber auf Technik setzt, bietet euch das SCD630 noch eine zusätzliche Funktion an: den Temperaturalarm. Ihr legt vorher eine Mindest- und Maximaltemperatur fest und aktiviert den Alarm. Er meldet sich dann, wenn die Temperatur außerhalb dieses Korridors liegt.
Handhabung: An die Menüführung müsst ihr euch gewöhnen
Das SCD630 reiht sich nahtlos in die Reihe der Schnell-Verbinder ein. So bezeichne ich die Babyphones, die sich ohne Aufheben direkt miteinander koppeln. Auch dieses Philips schalte ich ein und habe keine fünf Sekunden später eine klare Verbindung.
Die Menüführung ist nicht kompliziert, die Tastenbelegung schon
Die Menüführung ist ebenfalls einfach – wenn man die Tasten einmal verstanden hat. Ihr könnt euch merken: Mit der Menü-Taste kommt ihr immer zurück. Wenn ihr die linke Taste am Steuerkreis dafür nutzt, ist das kein „Zurück“, sondern ein „Ok“.
Das habe ich am Anfang nicht verstanden und hatte auf einmal Schwedisch als Sprache eingestellt.
Zuverlässigkeit: Verbindungswarnung ohne Hysterie
Verbindungs- und Akkustärke werden euch mit den vom Handy bekannten Balken angezeigt. So seht ihr jederzeit, ob ihr den Empfänger laden müsst oder zu weit vom Sender entfernt seid.
Trotz aller Sorgfalt kann es vorkommen, dass die Verbindung zwischen beiden Geräten abbricht. Das will ich sofort merken, denn sonst ist das Babyphone nutzlos. Das SCD630 bricht nicht gleich in Panik aus, wenn der Sender keine Signale mehr schickt. Die Warnung kommt vielmehr stufenweise.
Es beginnt mit einem Umschalten von grün auf rot bei der Verbindungs-LED. Dann springt der Bildschirm um und leuchtet komplett rot. Wenn ihr den Empfänger in eurem Sichtfeld stehen habt, kommt ihr an diesem Signal nicht vorbei. Zur Sicherheit gibt es aber auch noch einen nervtötenden Signalton alle zehn Sekunden.
Reichweite: Einmal Kneipe und zurück
Bis zu 300 Meter weit überträgt das Babyphone das Signal im Außenbereich. Diese Angabe kann eigentlich nur interessant sein, wenn die Kneipe auf der anderen Straßenseite liegt. Ansonsten entferne ich mich selten so weit von meinem schlafenden Kind.
Okay, das mit der Kneipe war ein Scherz.
Im Innenbereich soll die Verbindung bis zu 50 Metern betragen.
Diese Angabe halt ich für zweifelhaft, denn vor allem die Beschaffenheit der Wohnung hat Einfluss auf die Reichweite. Wände und Decken aus Stahlbeton rauben mehr Signalstärke als Holzbalken.
Ich hatte in unserer Wohnung durchgehend drei Balken Empfang. Dabei habe ich die maximale Luftlinie zwischen Sender und Empfänger getestet, was circa 25 Meter waren. Dabei lagen eine Decke und vier Wände zwischen beiden. Der Empfang war trotzdem tadellos.
Übertragungsqualität: Klares Bild, auch bei Dunkelheit
Das Philips Avent SCD630 arbeitet mit FHSS-Digitalfunk. FHSS steht für Frequency Hopping Spread Spectrum. Wie der Name schon vermutet lässt, springt die Frequenz bei dieser Verbindung immer hin und her. Das hört sich nervig an, hat aber keinerlei negativen Einfluss auf die Verbindung. Im Gegenteil, sorgt der häufige Wechsel für einen klareren Empfang, weil Störfaktoren auf einer Frequenz beim nächsten Wechsel wieder wegfallen. Das Abhören wird dadurch ebenfalls fast unmöglich gemacht. Aber wer hört schon Babyphones ab.
Die Qualität ist in der Praxis so gut, wie sie die FHSS-Theorie verspricht. Der Ton ist durchgehend klar und das Bild auch im Dunkeln deutlich zu erkennen.
Klares Bild, auch im Dunkeln
Wertung
Ich bewerte die Babyphones in meinem Test auf zwei Arten. Zuerst beschreibe ich mit einer Prozentzahl, wie zufrieden ich mit der getesteten Eigenschaft bin. Dann vergebe ich eine Note zu dieser Zahl.
- Handhabung
Das Einschalten und Verbinden klappt sehr gut, die Menüführung ist mir allerdings noch zu unklar, vor allem die Tastenbelegung. Die Schnellwahltasten stimmen mich aber wieder milde, so dass ich ein „Sehr gut“ mit 85 Prozent vergebe.
- Zuverlässigkeit
Die Balken zeigen mir an, ob das Babyphone zuverlässig arbeitet. Bei einer Verbindungsunterbrechung werde ich nachdrücklich informiert, ohne dass das Babyphone hysterisch wird. Das ist ganz klar 100-prozentige Zufriedenheit und damit „Exzellent“.
- Reichweite
Volle Verbindung über zwei Etagen: „Exzellent“ (95 Prozent).
- Akku
Beim Akku hätte ich mir eine zusätzliche Stromquelle für den Sender gewünscht. Außerdem finde ich 10 Stunden Akkulaufzeit bei drei Stunden Ladedauer zu wenig. Trotzdem gibt es noch ein „Gut“ mit 80 Prozent.
- Übertragungsqualität
Klarer Ton, klares Bild auch im Dunkeln. Eine „exzellente“ Leistung und 95 Prozent Zufriedenheit.
- Preis-Leistungs-Verhältnis
Rund 155 Euro sind viel Geld. Dafür bietet das Avent SCD630 nicht genügend Besonderheiten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist auf Grund des überragenden Displays aber noch „Befriedigend“ (70 Prozent).
VORTEILE
- Großes Display
- Gute Verbindung
- Hohe Reichweite
- Eco-Modus
- Viele Extras
NACHTEILE
- Lange Ladezeit
- Hoher Preis
Fazit: Ein Mini-Fernseher macht noch kein herausragendes Babyphone
Das Philips Avent Babyphone SCD630/26 sorgt für Aufsehen. Der Teletubbie-Sender und der Mini-Fernseher als Empfang ziehen die Blicke auf sich.
Ein super Gesamtpaket zu einem ziemlich hohen Preis
Preis nicht verfügbar
Der Protz-Faktor ist in meiner Wertung aber nicht enthalten, mir sind andere Dinge wichtiger. Dabei schneidet das SCD630 sehr gut ab. Die Verbindung ist schnell hergestellt und das Signal kommt in einer normalen Wohnung gut an.
Das Bild ist beeindruckend, was vor allem an dem 3,5 Zoll großen Display liegt. Die vier Betriebs-Modi finde ich gut, wobei es den VOX-Modus in dieser Kombination meiner Meinung nach nicht braucht.
Das SCD630 bietet alles, was ein modernes Babyphone können muss. Vom Temperaturalarm über eine Gegensprechanlage und ein Nachtlicht bekommt ihr hier das Gesamtpaket.
Trotzdem bin ich nicht restlos überzeugt, und das liegt am Preis. Das Avent SCD630 ist ein sehr gutes Babyphone, aber eben nicht mehr. Die vorhandenen Funktionen findet ihr auch bei günstigeren Geräten. Das SCD630 bietet zwar eine etwas bessere Technik, den deutlich höheren Verkaufspreis – beispielsweise zum GHB Smart Baby Monitor VB603 – rechtfertigt das aber nicht.
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